Alzheimer-Demenz – Alles Wissenswerte über diese Demenz-Form

Picture of Charlotte Weidenbach
Charlotte Weidenbach

Mehr über die Autorin erfahren

Die Alzheimer-Demenz ist die häufigste Demenzform. Ihre Ursachen sind bis heute noch nicht ausreichend erforscht. Mit der steigenden Lebenserwartung in unserer modernen Welt nimmt auch die Anzahl der Menschen mit einer Alzheimer Demenz stetig zu. Meist bleibt die Erkrankung über lange Zeit unbemerkt, auch wenn Betroffene selbst erste Symptome wie das Nachlassen des Kurzzeitgedächtnisses und Wortfindungsstörungen bemerken. Zu Beginn können diese in vielen Fällen gut überspielt und verharmlost werden, so dass Angehörige, wenn überhaupt, nur leichte Symptome feststellen.

In unserem Artikel erfahren Sie, wie die Alzheimer-Demenz entsteht und welche Alzheimer Symptome Betroffene im Verlauf entwickeln können. Als pflegende:r Angehörige:r können Sie sich informieren, was im Umgang mit Demenzkranken wichtig ist und welche Therapien bei Alzheimer in Frage kommen.

Inhalt

Häufigkeit der Alzheimer-Demenz in Deutschland

Die Alzheimer-Demenz ist mit ungefähr 60 Prozent aller Demenzen die häufigste Demenzform. Mehr als 700.000 Menschen in Deutschland leiden vermutlich an der Alzheimer Krankheit. Grundsätzlich betrifft jede Art von Demenz vorwiegend Ältere, mit seltenen Ausnahmen. 

Nur etwa 0,1 Prozent der unter 65-Jährigen leiden an Alzheimer-Demenz. In der Altersgruppe über 65 haben bereits sechs Prozent und bei den über 80-Jährigen mehr als 30 Prozent eine Demenz, die meisten davon eine Alzheimer Demenz.

Grundlegende Informationen zu Definition, Ursachen, Symptomen und Behandlung einer Demenz finden Sie in unserem Übersichtsartikel zum Thema Demenz.

Wer ein hohes Risiko hat, an der Alzheimer-Demenz zu erkranken

Die Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer) betrifft vorwiegend Menschen über 65 Jahren und wird dann senile Alzheimer-Krankheit genannt. Selten sind auch Jüngere betroffen, dann spricht man von präsenilem Morbus Alzheimer. 

Insgesamt haben mehr Frauen als Männer eine Alzheimer-Demenz, was unter anderem an der längeren Lebenserwartung des weiblichen Geschlechts liegt. Daneben spielen auch andere Faktoren, wie das Sexualhormon Östrogen, eine Rolle. Die Alzheimer-Erkrankung scheint familiär gehäuft aufzutreten. Menschen mit einem oder einer Verwandten ersten Grades mit Morbus Alzheimer haben also selbst auch ein erhöhtes Risiko, eine Demenz zu entwickeln. Auch andere neurologische Erkrankungen bei nahen Verwandten hängen mit dem eigenen Risiko für die Entwicklung einer Demenz zusammen. 

Die seltene, genetische Alzheimer-Form betrifft nur etwa jeden 100. Erkrankten und geht immer mit einem frühen Symptombeginn unter 65 Jahren einher.

Die Anzeichen einer Alzheimer-Demenz

Die ersten Symptome von Alzheimer-Demenz sind kleinere Vergesslichkeiten, die insbesondere das Kurzzeitgedächtnis betreffen. Betroffene können diese häufig, bewusst oder unbewusst, gut überspielen. Oft werden die ersten Anzeichen von Morbus Alzheimer auch als normale Alterserscheinungen abgetan.  

Typisch für einen beginnenden Morbus Alzheimer sind auch Wortfindungsstörungen und Desorientiertheit. Vor allem zeitliche und örtliche Zusammenhänge können für Alzheimer-Patient:innen zu Beginn der Erkrankung durcheinandergeraten. Manche Betroffenen können sich außerdem schlechter konzentrieren, was beispielsweise mit Müdigkeit erklärt wird.

Die schleichend beginnende Alzheimer-Krankheit ist für Laien sehr schwer vom normalen Alterungsprozess zu unterscheiden. Deshalb sollten Sie, wenn Sie oder ein:e Angehörige:r in Sorge sind, eine Alzheimer-Demenz zu entwickeln, immer bei Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin Rat holen. Meist kennt der Hausarzt oder die Hausärztin Sie schon lange und kann nicht nur die Veränderungen mit beurteilen, sondern auch Tests durchführen und Ihnen wichtige Hinweise für das weitere Vorgehen geben. 

Der Verlauf einer Alzheimer-Demenz

In späteren Stadien der Alzheimer-Demenz verlieren Patient:innen zunehmend auch das Langzeitgedächtnis und erkennen beispielsweise selbst vertraute Gesichter nicht mehr. Sie verlernen Alltagsaktivitäten wie kochen, waschen oder lesen. Oft sind Alzheimer-Erkrankte in späteren Stadien depressiv oder apathisch, seltener auch hyperaktiv. 

Mit zunehmender Pflegebedürftigkeit kann es zu Harn- und Stuhlinkontinenz, einem gestörten Schlaf- Wachrhythmus und Parkinson-ähnlichen Symptomen kommen. Der Verlauf ist individuell sehr unterschiedlich. Die meisten Patient:innen haben keine kontinuierliche Verschlechterung des Zustandes. Vielmehr zeigt sich zwischenzeitlich oft eine Art Plateauphase, in der der Status quo erhalten bleibt, ehe die Erkrankung weiter fortschreitet. 

Die Diagnose der Alzheimer-Demenz

Die Diagnose von Alzheimer-Demenz erfolgt mit bestimmten Tests, die einfach durchzuführen sind und eine erste Einschätzung des Betroffenen ermöglichen. Bei der Durchführung sollte der Patient gegebenenfalls seine Brille sowie ein Hörgerät tragen, der Raum sollte ausreichend beleuchtet und ruhig sein. 

Folgende Tests werden beim Verdacht auf eine Demenz-Erkrankung häufig verwendet:  

  • Mini Mental Status Test (MMST)
  • Demenz Detektion (DemTec)
  • Uhren-Test 

Ein entscheidender Nachteil ist, dass diese Tests einzeln ausgewertet insbesondere bei beginnenden Alzheimer Symptomen nicht sehr aussagekräftig sind. Deshalb werden oft mehrere Tests durchgeführt. 

Wenn Sie sich mit der Durchführung unsicher sind, zögern Sie nicht, sich bei einem Arzt oder Ärztin Ihres Vertrauens einen Termin zu machen. Wenn der Verdacht auf eine Alzheimer sich erhärtet, folgen weitere diagnostische Maßnahmen, die meist von einem Neurologen oder einer Neurologin oder Psychiater:in durchgeführt werden. 

In der Bildgebung des Gehirns mittels Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) kann eine Verkleinerung der Gehirnsubstanz dargestellt werden. Außerdem wird mit einer sogenannten Liquorpunktion aus dem Rücken Gehirnwasser entnommen, um die Diagnose zu sichern. So kann die Alzheimer-Demenz von anderen Demenz-Formen abgegrenzt werden.

Was bei Menschen mit dieser Erkrankung im Gehirn passiert

Das Gehirn von Menschen mit Morbus Alzheimer verändert sich auf verschiedenen Ebenen. In der Bildgebung (mit CT oder MRT) wird ein Verlust der Gehirnmasse sichtbar, insbesondere in den Bereichen, die für Kurzzeitgedächtnis und Orientierung zuständig sind. Außerdem wird ein bestimmter Botenstoff (Acetylcholin), der Merkfähigkeit und Aufmerksamkeit möglich macht, an bestimmten Stellen weniger ausgeschüttet. Die Gründe dafür sind jedoch bis heute unklar.  

Auf zellulärer Ebene gibt es bei der Alzheimer-Krankheit bestimmte Eiweißmoleküle, die sich in und um die Zellen herum ablagern und die Nervenfunktion stören. Diese Moleküle sind ebenfalls Gegenstand der aktuellen Forschung, da sie ein potenzielles Ziel für Alzheimer-Medikamente darstellen. 

Weiterhin spielen immunologische Prozesse eine Rolle bei der Entstehung von Morbus Alzheimer, die bis heute nicht ausreichend verstanden sind. 

Die Forschung zur Alzheimer-Demenz setzt also an vielen verschiedenen Stellen an. So können die Mechanismen der Erkrankung besser verstanden und neue Risikofaktoren entdeckt werden. Außerdem hoffen Forscher:innen, neue Angriffspunkte für Medikamente gegen das Fortschreiten der Alzheimer-Demenz zu finden. 

Die Therapie bei Alzheimer

Bewegung & gesunde Ernährung

Die Therapie bei Alzheimer-Demenz besteht aus mehreren Säulen. In allen Stadien wird körperliche Aktivität empfohlen, solange keine anderen Erkrankungen dagegensprechen. Leichte körperliche Anstrengung scheint die Lebenserwartung bei Alzheimer zu verbessern und das Fortschreiten des Gedächtnisverlustes zu verlangsamen. 

Außerdem können Ergotherapie zur Verbesserung der alltäglichen Fähigkeiten sowie spielerisches Trainieren des Wortschatzes und der Merkfähigkeit schon in frühen Stadien zur Verbesserung der Gehirnleistung beitragen. 

Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass eine gesunde Ernährung in Form mediterraner Kost bei Alzheimer-Krankheit zur Verlangsamung des Gedächtnisverlustes beiträgt.

Medikamente

Außerdem gibt es zwei Gruppen von Medikamenten, die zur Alzheimer-Therapie eingesetzt werden. Der Einsatz von Medikamenten sollte immer mit dem Betroffenen sowie eventuell den engsten Angehörigen und der betreuenden Person besprochen und die Vor- und Nachteile abgewogen werden. 

Wie viele Medikamente haben auch Alzheimer-Medikamente Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. 

In frühen bis mittleren Stadien können sogenannte Acetylcholinesterasehemmer eingesetzt werden. Die verwendeten Wirkstoffe sind Donepezil, Galantamin und Rivastigmin. In mittleren und späten Stadien verschreiben Ärzt:innen ihren Patient:innen häufig Memantin

Die häufigsten Nebenwirkungen der sogenannten Antidementiva sind Kopfschmerzen und Schwindel

Wenn Sie eine:n Angehörige:n mit Alzheimer-Demenz pflegen, der oder die Medikamente bekommen soll, lassen Sie sich vom behandelnden Arzt oder von der behandelnden Ärztin ausführlich beraten. Neben dem medizinischen Aspekt werden der Patientenwunsch sowie der Zustand und die Vorerkrankungen des Patienten oder der Patientin berücksichtigt. 

Zögern Sie nicht, beim Arzt oder der Ärztin Ihre Fragen und Bedenken zu äußern und treffen Sie, wenn möglich, gemeinsam mit dem Arzt oder mit der Ärztin und dem oder der Betroffenen die Entscheidung für oder gegen eine medikamentöse Therapie. 

soziale Kontakte

Nicht zuletzt spielen in der Alzheimer-Therapie Angehörige und Freund:innen eine wichtige Rolle. Sie geben dem Patienten oder der Patientin soziale Kontakte und emotionalen Halt und tragen entscheidend zur Verbesserung der Lebensqualität bei. 

Welche besondere Pflege die Patienten brauchen

Das Leben mit Alzheimer ist nicht nur für Betroffene schwierig. Auch nahe Angehörige und pflegende Personen müssen den Umgang mit Demenz erst lernen. Für Angehörige von Alzheimer-Erkrankten gibt es verschiedene Schulungen mit unterschiedlichen Zielen. 

Zum einen ist es wichtig, die Pflege des Alzheimer-Patienten oder der Alzheimer-Patientin zu optimieren, die körperliche und psychische Aspekte beinhaltet. Dazu gehören beispielsweise eine regelmäßige Körperhygiene, abwechslungsreiche Ernährung und Bewegung, aber auch das Üben von Alltagskompetenzen, Beschäftigung und Gehirntraining. In fortgeschrittenen Erkrankungsstadien steht eher eine intensive körperliche Pflege im Vordergrund, da Betroffene die Selbstständigkeit verlieren und bettlägerig werden können. 

Viele Schulungen thematisieren heutzutage neben patientenorientierten Maßnahmen auch die psychische Gesundheit der pflegenden Angehörigen. Nur, wenn Sie als pflegende:r Angehörige:r auch an Ihr eigenes Wohlbefinden denken, können Sie Ihren Angehörigen langfristig gut versorgen. 

Es gibt neben speziellen Schulungen auch verschiedene Angebote zur Unterstützung pflegender Angehöriger, die Sie zeitweise entlasten können. 

Die Lebenserwartung von Menschen mit Alzheimer-Demenz

Die mittlere Lebenserwartung bei Alzheimer beträgt etwa acht Jahre. Sie ist stark abhängig vom Alter des oder der Betroffenen zu Beginn der Erkrankung. 

Außerdem spielen Vorerkrankungen eine wichtige Rolle für den Verlauf der Alzheimer-Demenz. 

Quellen:

Amboss: Morbus-Alzheimer

PMC: The role of nutrition in Alzheimer’s disease: epidemiological evidence

Karl Masuhr, Marianne Neumann: Duale Reihe Neurologie, 6. Auflage, Thieme Verlag.

Wissen in der Box: Alzheimer-Demenz

Mit rund 60% aller Demenzerkrankungen ist die Alzheimer-Demenz die am häufigsten aufgetretene Demenzform.

Vor allem weibliche Menschen über 65 Jahren sind davon betroffen. Auch bei Personen mit Angehörigen ersten Grades mit derselben Diagnose tritt sie häufiger auf.

Das Kurzzeitgedächtnis ist häufig betroffen. Hinzu kommen Wortfindungsstörungen, Desorientiertheit, schlechte Konzentration und Müdigkeit.

Im Verlauf der Erkrankung kann es (nicht kontinuierlich) zum Verlust des Langzeitgedächtnisses, Schwierigkeiten bei Alltagsaktivitäten kommen. Später kommt u.a. Inkontinenz dazu.

Häufig werden Tests, wie der Uhren-Test, MMST oder DemTec verwendet. Durch CT und MRT kann die Alzheimer-Demenz von anderen Formen der Demenz unterschieden werden.

Es kommt zu einem Verlust von Gehirnmasse. Zudem wird ein für Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit zuständiger Botenstoff weniger ausgeschüttet.

Körperliche Aktivitäten, sowie Ergotherapie und eine gesunde Ernährung sind Bestandteile der Therapie. Medikamente, aber auch soziale Kontakte sind bei der Therapie ebenfalls sehr wichtig.

Regelmäßige Körperhygiene, abwechslungsreiche Ernährung, Bewegung und Gehirntraining gehören zur Pflege von Alzheimer-Patient:innen. Bei Bettlägerigkeit ist Körperpflege essenziell.

Je nach Alter der Patienten bei der Diagnose, und abhängig von eventuellen Vorerkrankungen, beträgt die Lebenserwartung von betroffenen Personen ca. acht Jahre.