Umgang mit Demenz – Tipps für Angehörige von Demenzerkrankten
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Die senile Demenz, auch Altersdemenz genannt, ist eine sehr häufige Erkrankung des hohen Alters. Je nach Alter, Gesundheitszustand und genetischer Veranlagung betrifft sie die Menschen früher oder später, stärker oder leichter. Irgendwann stellt sich die Frage nach dem Umgang mit Demenz.
Bei der Demenzerkrankung spielen die Angehörigen eine sehr wichtige Rolle. Viele Demenzkranke leben im familiären Umfeld und werden von ihren Kindern oder Ehepartner:innen gepflegt. Dies ist mit Herausforderungen für alle Beteiligten verbunden und schürt Unsicherheiten und Fragen.
Dieser Artikel dient dazu, Ihnen als pflegende Angehörige einige Fragen zu beantworten, die beim Umgang mit Demenzkranken aufkommen können.
Die Bedeutung der Diagnose Demenz für Angehörige
Erkrankt die Mutter, der Schwiegervater oder der Ehepartner an einer Demenz, so ist das für die Angehörigen erst einmal eine einschneidende Nachricht. Daher ist es wichtig, dass Sie sich ausreichend Zeit nehmen, die Neuigkeit zu begreifen und zu verarbeiten. Es kann helfen, die Diagnose gemeinsam mit der betroffenen Person und der Ärztin bzw. dem Arzt zu besprechen. Außerdem sind weitere Angehörige, wie Geschwister, aber auch Freund:innen und Ehepartner:innen oftmals ein wichtiger Halt.
Die Diagnose einer Demenzerkrankung bedeutet in vielen Fällen eine große Veränderung für alle Beteiligten. Die oder der Betroffene muss sich damit auseinandersetzen, dass viele Dinge in den nächsten Jahren nicht mehr so klappen werden wie gewohnt. Möglicherweise kann er oder sie auf absehbare Zeit nicht mehr selbstständig und alleine leben.
Angehörige stehen vor der Aufgabe, dass die Mutter oder der Vater bald ihre Hilfe brauchen wird oder sie vielleicht bereits braucht. Diese Umkehr des bisherigen Eltern-Kind-Verhältnisses bringt viele Gefühle und Ängste mit sich. Möglicherweise muss die Erkrankte irgendwann auch zu den Angehörigen nach Hause umziehen oder in ein Pflegeheim.
In unseren weiteren Artikeln dieser Reihe erfahren Sie alles Wissenswerte über die einzelnen Demenzformen:
Worauf man im Umgang mit Demenz achten muss
Ist eine Familienangehörige an Demenz erkrankt, so verändert sich nach und nach immer mehr ihr Verhalten. Demenzkranke können beispielsweise mitten in einem Gespräch den Faden verlieren oder abwesend wirken. Möglicherweise können Alltagstätigkeiten nicht mehr so schnell und problemlos wie früher durchgeführt werden. Auch seelische Veränderungen sind häufig. Betroffene können zum Beispiel an depressiver Verstimmung leiden oder sich aggressiv verhalten.
Achten Sie auf folgendes:
In erster Linie sind von Ihnen als Angehörige:r viel Geduld und Verständnis notwendig.
Der dementen Person sollte so wenig wie möglich abgenommen werden. Die Dinge, die weiterhin funktionieren, darf und soll die Betroffene selbst tun.
Auch, wenn Sie es gerade eilig haben, weil ein Termin ansteht: Behandeln Sie die Betroffene mit Respekt und Einfühlungsvermögen. Übernehmen Sie zum Beispiel nicht das Binden der Schnürsenkel oder das Zuknöpfen des Mantels, auch wenn dies nun länger dauert. Planen Sie stattdessen etwas mehr Zeit ein, bevor Sie das Haus verlassen. Ansonsten passiert es leicht, dass die oder der Demenzkranke sich überflüssig und bevormundet fühlt und ein Gefühl des Versagens entsteht.
Oft besteht Unsicherheit, ob jüngere Kinder, zum Beispiel die Enkelkinder, in den Umgang mit Demenzkranken eingebunden werden sollten oder nicht. Dies ist eine sehr individuelle Entscheidung. In den meisten Fällen sind gerade jüngere Kinder im Umgang mit Demenzkranken jedoch sehr unbefangen und wenig belastet, sofern ihnen erklärt wird, warum sich die Großmutter nun anders verhält.
Ältere Kinder und Jugendliche sollten selbst entscheiden können, wie viel Umgang ihnen angenehm ist. In der Regel ist auch hier wichtig, dass sie eine:n Ansprechpartner:in haben, mit dem oder der sie über die Demenzerkrankung sprechen können. Dies kann, wenn nötig, auch der Kinderarzt oder die Kinderärztin sein. Es ist jedoch darauf zu achten, dass selbst älteren Jugendlichen im Umgang mit der Demenzerkrankten keine Aufgaben übertragen werden, mit denen sie sich überfordert fühlen könnten.
Fühlen Sie sich zeitlich überlastet, so sollten Sie erwachsene, freiwillige Hilfspersonen oder einen professionellen Pflegedienst um Hilfe bitten anstatt Ihre Kinder, auch wenn diese bereits älter sind. Lehnen Verwandte oder auch erwachsene (Enkel-)Kinder die Pflege der Demenzkranken ab, weil sie der Umgang mit der Demenz psychischer zu sehr belastet, so sollte dies respektiert werden.
Auf der Seite der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. finden Sie unter anderem verschiedene Wegweiser zum Umgang mit Demenz.
Umgang mit Demenz – Förderung
Die Demenz ist eine bislang unheilbare, fortschreitende Krankheit. Speziell für die Alzheimer-Demenz gibt es jedoch Medikamente, die ein Fortschreiten verlangsamen können. Auch diese können die Krankheit jedoch nicht vollständig aufhalten oder gar heilen.
Eine Förderung mittels Gedächtnistrainings, Sudokus und Memory-Spielen hat bislang keinen eindeutigen Effekt auf das Fortschreiten einer Demenzerkrankung gezeigt. Nichtsdestotrotz kann dies versucht werden, sofern der oder die Betroffene selbst daran Freude hat. Einen gesunden und aktiven Lebensstil anzustreben, kann nie schaden.
Umgang mit Demenz – Hilfsangebote
Der Umgang mit einem demenzkranken Menschen hat viele schöne Momente. Nichtsdestotrotz kommt es nicht selten zu Unsicherheiten und Fragen bei den Angehörigen. Die psychische und körperliche Belastung, die das Pflegen eines oder einer Demenzkranken mit sich bringt, darf ebenfalls nicht unterschätzt werden.
Für Sie als Angehörige gibt es daher viele verschiedene Hilfsangebote.
Erste Ansprechpartner können zum Beispiel Ihre Hausärztin bzw. Ihr Hausarzt oder die Krankenkasse sein.
Diese haben häufig Informationen zu Selbsthilfegruppen für Angehörige, Seminarreihen und Unterstützungsangeboten von ambulanten Pflegediensten.
Bei den Seminarreihen erfahren Sie beispielsweise mehr über die Demenz als Krankheit und bekommen hilfreiche Hinweise zum Umgang mit Demenz. Bei Selbsthilfegruppen können Sie sich mit ebenfalls pflegenden Angehörigen austauschen, sich gegenseitig Ratschläge geben und bei psychischer Belastung Verständnis erfahren.
Auch spezielle Angebote wie betreute Urlaubsreisen für Demenzkranke oder ehrenamtliche Besuchsdienste können ein schönes Erlebnis für die Betroffenen und eine Entlastung für Angehörige darstellen.
Was man für sich selbst tun kann
Eine:n Demenzkranke:n zu pflegen, ist häufig eine größere Belastung für Angehörige, als diese zugeben möchten. Gerade die Kinder von Demenzkranken sehen das Pflegen der Eltern nicht selten als ihre alleinige Pflicht an. Die tagtägliche Belastung führt bei den Pflegenden jedoch nicht selten zu psychischen und körperlichen Auffälligkeiten.
Damit Sie genug auf sich selbst Acht geben, hilft es, sich regelmäßig die folgenden Fragen zu stellen, wenn Sie eine Demenzpatientin pflegen:
- Haben Sie in letzter Zeit Interesse an Ihren Hobbys verloren oder diese aus Zeitnot eingeschränkt?
- Fühlen Sie sich oft niedergeschlagen, erschöpft, überfordert oder ungewöhnlich reizbar?
- Haben Sie Gewicht verloren oder stark zugenommen?
- Haben Sie weniger Kontakt zu Freund:innen oder Verwandten als früher?
- Nehmen Sie häufiger Medikamente ein, die Ihnen nicht aufgrund einer Krankheit verschrieben worden sind (z.B. Schmerz- oder Schlafmittel)?
- Rauchen Sie vermehrt oder trinken öfter Alkohol als früher?
- Ist Ihnen ungewöhnlich oft kalt, fühlen Sie sich zittrig, schwindelig oder hatten bereits einen Schwächeanfall?
Beantworten Sie eine oder sogar mehrere Fragen mit „ja"?
So sind dies Warnzeichen. Halten Sie in diesem Fall kurz inne und versuchen Sie, Ihren eigenen Zustand objektiv einzuschätzen. Falls Ihnen dies sehr schwerfällt, so bitten Sie Ehepartner:innen, Angehörige oder auch Ihre Hausärztin bzw. Ihren Hausarzt, dies für Sie zu tun.
Viele Menschen, die kranke Angehörige pflegen, widmen sich dieser Aufgabe mit Hingabe, vergessen darüber aber ihre eigene Gesundheit. Es ist jedoch wichtig, Folgendes in Erinnerung zu behalten: Nur, wenn es Ihnen selbst gut geht, können Sie auch jemand anderes pflegen. Ziehen Sie daher rechtzeitig die Notbremse, wenn Sie das Gefühl haben, dass die Pflege Ihnen zu viel abverlangt.
Häufig reichen bereits eine Kur oder ein längerer Urlaub, um sich zu erholen und die Batterien wieder aufzuladen. Selbsthilfegruppen können zudem eine große Hilfe sein, um Erfahrungen mit anderen Betroffenen auszutauschen. Aber auch ein ambulanter Pflegedienst oder, wenn nötig, ein Pflegeheim können in Betracht gezogen werden.
Durch Pflege- und Besuchsdienste können Angehörige stundenweise entlastet werden und haben Zeit für sich. Für Demenzpatienten bietet das den Vorteil, dass sie in ihrem vertrauten Umfeld verbleiben. Verwandte und Freund:innen können ebenso gebeten werden, an der Betreuung mitzuwirken. Aber auch ein Pflegeheim kann eine Entlastung bieten, da die Betroffenen dort körperlich versorgt werden und professionell und sicher betreut sind. Besuche können somit entspannt und ohne Sorge verlaufen.
Ob Sie sich für häusliche Pflege, einen Pflegedienst oder ein Pflegeheim entscheiden:
Diese Entscheidung liegt allein bei der Demenzpatientin oder dem Demenzpatienten und bei Ihnen. Lassen Sie sich nicht zu einer der Möglichkeiten drängen, wenn Sie dabei ein schlechtes Gefühl haben.
Der Umgang mit Angehörigen bei fortgeschrittener Demenzerkrankung
Eine fortgeschrittene Demenzerkrankung ist meist mit massiven Einschränkungen der Alltagsfähigkeit verbunden. Betroffene benötigen oft eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Feste Tagesabläufe, gemeinsame Mahlzeiten, ruhige Spaziergänge und gemeinsame Beschäftigungen sind wichtig.
Orientieren Sie sich daran, was die Betroffenen früher gerne getan haben. Mochten sie zum Beispiel eine bestimmte Musik? Gingen sie gerne im Wald oder am See spazieren? Liebten sie das Meer? Hat sie gerne gemalt? All diese Dinge können mit Demenzkranken ebenso getan werden. Oftmals werden so schöne Erinnerungen und Gefühle geweckt. Auch das Streicheln von Haustieren können der Demenzkranken große Freude bereiten.
Der Umgang mit Demenz im Endstadium
Im Endstadium der Demenz ist die sprachliche Verständigung sehr schwierig. Umso wichtiger sind emotionale Botschaften. Trotz der Erkrankung können Betroffene weiterhin ihre Lieblingsmusik genießen und Berührungen wahrnehmen. Nehmen Sie Ihre:n Angehörige:n in den Arm, halten Sie ihre oder seine Hand und sprechen Sie leise und ruhig mit ihr oder mit ihm. Die Lieblingsblumen, Tannenzweige oder auch vertrautes Parfüm können auf dem Nachttisch stehen und einen angenehmen Duft verströmen.
Besonders während der letzten Tage einer oder eines Demenzkranken können diese vertrauten Sinneseindrücke einen beruhigenden Einfluss haben. Wenn Sie den Eindruck haben, dass die oder der Betroffene unter Schmerzen leidet oder anderweitige Beschwerden hat, so kann eine palliativmedizinische Versorgung diese lindern. Wenden Sie sich hierfür an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin, der oder die Sie beraten kann.
Auch hier gilt weiterhin: Hören Sie auf sich, wenn Sie merken, dass Sie eine Pause brauchen. Lassen Sie sich von Freund:innen oder Verwandten ablösen und gehen Sie an die frische Luft oder zu einer Freundin oder einem Freund.
Auch ein ehrenamtlicher Besuchsdienst kann Sie stundenweise entlasten.
Quellen:
Patienteninformation: Demenz – eine Herausforderung für Angehörige
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.: Erfahrungen von Angehörigen
Bundesgesundheitsministerium: Ratgeber Demenz
Weitere interessante Artikel zum Thema Demenz:
Wissen in der Box: Umgang mit Demenz
Die Diagnose Demenz eines Angehörigen führt zu Veränderungen im Alltag und zu einer Umstellung des Umgangs, manchmal auch der Beziehung zwischen den Familienmitgliedern.
Geduld ist im Umgang mit Demenzpatient:innen wichtig. Außerdem sollten die Erkrankten so viele Tätigkeiten wie möglich selbst ausführen können.
Bislang gilt die Demenz als eine unheilbare Krankheit. Jedoch gibt es für die Alzheimer-Demenz bereits Medikamente, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen können.
Bei Hausärzten oder Krankenkassen kann sich über Selbsthilfegruppen, Seminarreihen und Unterstützungsangebote informiert werden.
Wenn es zu körperlichen/ psychischen Auffälligkeiten kommt, können eine Kur, ein Urlaub oder Selbsthilfegruppen helfen. Die Entscheidung für einen Pflegedienst/ ein Pflegeheim kann entlasten.
Durch einen festen Tagesablauf und gemeinsame Beschäftigungen können schöne Erinnerungen und Gefühle bei der erkrankten Person geweckt werden.
Emotionale Botschaften und Berührungen können von dem oder der Patient:in wahrgenommen werden. Schmerzen können durch eine palliativmedizinische Versorgung gelindert werden.