durchblutungsstörungen

Durchblutungsstörungen – Ursachen, Symptome und Behandlung

Charlotte Weidenbach
Charlotte Weidenbach

Mehr über die Autorin erfahren

Durchblutungsstörungen betreffen vor allem Personen ab 50 Jahren, wobei manche Arten von Durchblutungsstörungen eine sofortige Behandlung benötigen. Andere wiederum entwickeln sich über lange Zeit. Sowohl akute als auch chronische Durchblutungsstörungen können schwerwiegende Folgen haben. 

Wenn Sie über 50 sind und häufig blasse, kalte und schmerzhafte Füße oder Hände haben, kann eine Durchblutungsstörung der Grund sein. Bei uns erfahren Sie, welche Arten von Durchblutungsstörungen es gibt und wie Sie der Entstehung entgegenwirken.

Inhalt

Was sind Durchblutungsstörungen? 

Durchblutungsstörungen entstehen, wenn die Arterien, also die Blutgefäße nicht mehr ausreichend Blut befördern. Die Arterien transportieren das sauerstoffreiche Blut vom Herzen in den Körper. Durch Ablagerungen an der Gefäßwand entsteht eine chronische Durchblutungsstörung. Allerdings führt die zunehmende Engstelle im Gefäß zu einem geringeren Blutdurchfluss. So kommt es zu Symptomen insbesondere bei körperlicher Anstrengung und später auch belastungsunabhängig.

Eine plötzliche, akute Durchblutungsstörung entsteht, wenn ein Gefäß akut durch eine andernorts losgelöste Ablagerung verstopft wird. 

Durchblutungsstörungen verursachen abhängig von der betroffenen Arterie viele verschiedene Symptome und werden deshalb von Ärzten je nach Ort der Engstelle unterschiedlich bezeichnet. 

Durchblutungsstörungen – Ursachen

Die wichtigste Ursache für Durchblutungsstörungen ist die Arteriosklerose, also Kalk- und Fettablagerungen in den Blutgefäßen. Dies betrifft etwa vier Millionen Deutsche. Die daraus entstehenden Durchblutungsstörungen werden unterschiedlich eingeteilt.  

Arteriosklerose als Ursache für Durchblutungsstörungen

Arteriosklerose (oder Atherosklerose) ist die häufigste Ursache für Durchblutungsstörungen bei Menschen über 50 Jahre. Bei der Arteriosklerose bilden sich Ablagerungen, sogenannte Plaques, in den Arterien und verengen diese, wodurch das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. 

Das Risiko für die Bildung von Ablagerungen in den Arterien steigt mit zunehmendem Alter, wobei Männer ein höheres Risiko als Frauen haben. Weiterhin gibt es genetisch bedingte Faktoren, die das Risiko für die Bildung von Durchblutungsstörungen erhöhen. 

Wenn Sie also einige Familiengehörige mit Durchblutungsstörungen haben, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Insbesondere wenn Sie oder ein Angehöriger rauchen, unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Bluthochdruck leiden oder Diabetes  und hohe Blutfettwerte haben, steigt das Risiko. Die Wahrscheinlichkeit einer Bildung von arteriosklerotischen Gefäßverengungen ist hierbei sehr hoch. Diese bleibt häufig zunächst unbemerkt. 

Raynaud-Syndrom als Ursache für Durchblutungsstörungen

Eine meist harmlose Ursache für Durchblutungsstörungen ist das sogenannte Raynaud-Syndrom

Im Gegensatz zur Arteriosklerose kann das Raynaud-Syndrom auch schon bei jungen Menschen die Ursache für Durchblutungsstörungen sein. Beim Raynaud-Syndrom kommt es durch äußere Einflüsse wie Kälte oder Stress zu einem Zusammenziehen kleinerer Blutgefäße, insbesondere in den Händen, so dass deren Durchblutung kurzzeitig vermindert ist. 

Wenn Sie unter Raynaud-Symptomatik leiden, wird zuerst eine mögliche zugrundeliegende Erkrankung diagnostiziert. In den meisten Fällen wird für das Raynaud-Syndrom jedoch keine Ursache gefunden und es ist eine unangenehme, aber nicht lebensbedrohliche Diagnose.

Die unterschiedlichen Arten von Durchblutungsstörungen

Liegt den Durchblutungsstörungen eine Arteriosklerose zugrunde, so breitet diese sich meistens von den großen in die kleinen Arterien aus. Die häufigsten Durchblutungsstörungen betreffen deshalb die Gefäße des Bauchs, der Beine, des Herzens und des Halses. 

  • Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) oder auch „Schaufensterkrankheit“ bezeichnet Engstellen der Bein-, seltener auch der Armgefäße. 
  • Die koronare Herzkrankheit (KHK) besteht im Zusammenhang mit der Arteriosklerose und der daraus folgenden Durchblutungsstörung in den Herzkranzgefäßen (Koronarien).
  • Sind eine oder beide Halsschlagadern (Carotiden) von Arteriosklerose betroffen, so spricht man von einer Carotisstenose
  • Bei Arteriosklerose der Bauchgefäße spricht man von Mesenterialischämie, also einer Minderdurchblutung des Darms.

Wenn Durchblutungsstörungen sich langfristig mit zunehmenden Ablagerungen in den Gefäßen entwickeln, bezeichnen Ärzte sie als chronisch. Löst sich eine Kalkablagerung aus einem Gefäß ab und verstopft es an einer anderen Stelle und der komplette Blutflusses wird unterbrochen, spricht man von einer akuten Durchblutungsstörung. 

Akute Durchblutungsstörungen, die durch einen Gefäßverschluss entstehen, nennt man Embolien oder auch Infarkte. Sie sind absolute Notfälle und müssen umgehend ärztlich behandelt werden. 

Durchblutungsstörungen – Symptome

Durchblutungsstörungen äußern sich je nach Ort des Geschehens unterschiedlich. Das wichtigste Allgemeinsymptom vieler Durchblutungsstörungen sind einschießende Schmerzen der betroffenen Region vor allem bei Belastung, also zum Beispiel beim Gehen oder Treppensteigen.

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit mit Durchblutungsstörungen in den Beinen oder Armen verursacht neben Schmerzen oft ein Kältegefühl in der betroffenen Gegend. Hier erfährt der Betroffenen Schwäche sowie eine kurzzeitige Lähmung im Bein oder Arm.

Bei Durchblutungsstörungen der Beine und Füße spricht man auch von Schaufensterkrankheit, da Betroffene aufgrund der krampfartig auftretenden Schmerzen häufig stehen bleiben. Zusätzlich kommt es zu Sensibilitätsstörungen der Füße und Unterschenkel, manchmal breiten sich diese bis zur Hüfte aus.

Das bedeutet, dass zum Beispiel Druck oder Schmerz gar nicht mehr oder deutlich schlechter wahrgenommen werden, was für Betroffene sehr unangenehm ist und Verletzungsrisiken birgt.

Bei Menschen mit Diabetes (Zuckerkrankheit) bilden sich Ablagerungen in den Gefäßen zunächst in den kleinen Arterien, also vor allem in Zehen und Fingern. Sie sind also häufig zunächst von Gefühlsstörungen und erst später von Schmerzen und zunehmendem Kältegefühl betroffen.

Durchblutungsstörungen des Herzens, genauer gesagt der Herzkranzgefäße, äußern sich mit einem Gefühl von Brustenge und Atemnot. Typisch für die koronare Herzkrankheit sind Schmerzen in der Brust, die in den Arm, den Bauch oder den Kiefer ausstrahlen und den Symptomen eines Herzinfarkts ähneln.

Durchblutungsstörungen des Gehirns entstehen durch eine Engstelle in der Halsschlagader (Carotisstenose). Sie werden erst bei ausgeprägter Verengung symptomatisch und äußern sich dann durch Schlaganfall-ähnliche Symptome. Aber auch einseitige Sehstörungen, Sprachprobleme und Lähmungen gehören dazu. Allerdings sind diese Symptome ernst zu nehmen und sind dringend zu behandeln.

Durchblutungsstörungen der Bauchgefäße äußern sich sehr unterschiedlich. Sind die Darmarterien betroffen, kommt es zu Bauchschmerzen, die insbesondere nach dem Essen auftreten und sehr belastend sind. Engstellen der Nierenarterien führen zu Bluthochdruck und Niereninsuffizienz.

Selbsttest für Durchblutungsstörungen

Ein Selbsttest für Durchblutungsstörungen der Füße und Hände ist die Rekapillarisierungszeit. Hierfür können Sie mit zwei Fingern der einen Hand den Nagel eines Fingers der anderen Hand oder eines Zehs andrücken, so dass er kurzzeitig aufgrund der geringeren Durchblutung weiß wird. Wenn die Wiederdurchblutung, sichtbar durch eine zurückkehrende Rotfärbung des Nagelbetts, länger als zwei Sekunden dauert, ist dies ein deutlicher Hinweis auf eine Durchblutungsstörung. Dieser Test ist jedoch nur bei einer sehr ausgeprägten Störung aussagekräftig.

Wenn Sie typische Symptome einer Durchblutungsstörung haben, sollten Sie unbedingt zu einem Arzt gehen. Der Arzt fragt Sie nach Erkrankungen in der Familie und bei Ihnen, nach Ihrem Risikoverhalten sowie nach Ihrer Symptomatik, um das Risiko für die Entstehung einer Durchblutungsstörung einzuschätzen. Die endgültige Diagnosestellung erfolgt mit einem Ultraschallgerät und gegebenenfalls weiteren diagnostischen Maßnahmen. 

Die Folgen von Durchblutungsstörungen

Nichtsdestotrotz ist es möglich schwerwiegende Folgen davonzutragen. Je nach Ort der Minderdurchblutung werden unterschiedliche Folgeerkrankungen unterschieden. 

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit der Beine kann schon in frühen Stadien bei älteren Menschen zu einer Sturzneigung führen, da das Bein beim Gehen für eine kurze Zeit wie gelähmt ist. Bei höhergradigen Verengungen der Beinarterien kommt es bereits in Ruhe zu Schmerzen der Beine. 

Im weiteren Verlauf verschlechtert sich vor allem die Wundheilung. So entstehen chronische Wunden und offene Stellen an den Beinen, die sich möglicherweise infizieren. Im schlimmsten Fall führt dies zu einer Blutvergiftung . Aufgrund der eingeschränkten Nervensensibilität können schon kleine Steine im Schuh derartige Wunden verursachen, die nicht mehr heilen. Da es Betroffenen oft selbst schwerfällt, solche kleinen Verletzungen zu bemerken und zu behandeln, ist das Tragen von speziellem Schuhwerk wichtig. 

Als pflegender Angehöriger können Sie durch regelmäßige Kontrolle der Füße und Unterschenkel Wunden frühzeitig bemerken und behandeln. Für Verbandwechsel und Wundpflege gibt es außerdem spezielle Wundpflegeteams, die bei schweren chronischen Wunden zu Ihnen nach Hause kommen. 

Weitere Folgen

Seltener, aber gefürchtet sind akute Arterienverschlüsse im Bein, wo durch eine abgelöste Plaque der Blutfluss einer Beinarterie komplett unterbrochen ist. Ein akuter Verschluss ist als Notfall zu behandeln, da der Betroffene das Bein ansonsten unter Umständen verliert. Wenn Sie einen Angehörigen pflegen, der über plötzliche Schmerzen in einem Bein klagt und das Bein nicht mehr bewegen kann oder Berührungen nicht mehr wahrnimmt, ist dies ein Hinweis auf einen akuten Arterienverschluss. Hier ist umgehende notfallärztliche Hilf notwendig. 

Die koronare Herzkrankheit kann nicht nur ähnliche Symptome wie ein Herzinfarkt verursachen, sie begünstigt auch die Entstehung von Herzinfarkten mit den typischen Symptomen und seinen teils schwerwiegenden Folgen. 

Eine Carotisstenose birgt ein hohes Risiko für einen ischämischen Schlaganfall. Wenn sich eine Plaque aus der Halsschlagader löst und ins Gehirn gelangt, kommt es zu größeren oder kleineren Infarkten im Gehirn, die schnell behandelt werden müssen. 

Durchblutungsstörungen der Bauchgefäße haben je nach betroffenem Gefäß unterschiedliche Folgen. Sie können beispielsweise zu Niereninsuffizienz oder akuten Lähmungen des Darms führen. 

Durchblutungsstörungen behandeln

Die Behandlung von Durchblutungsstörungen erfolgt meist mit einer Erweiterung des betroffenen Gefäßes. Dazu wird ein Draht in die Arterie geschoben, über den ein Ballon an die Engstelle gebracht und aufgeblasen wird, um das Gefäß zu erweitern. Meist wird zusätzlich ein Stent eingesetzt, damit das Gefäß langfristig weit bleibt und sich keine neuen Ablagerungen bilden. Bei extremen Engstellen wird ein Bypass eingesetzt, der das Blut um die Engstelle herumführt. 

Neben der invasiven Behandlung von Durchblutungsstörungen ist die konsequente Einnahme von Medikamenten essenziell zur Senkung des Arterioskleroserisikos. Hierzu zählen insbesondere Blutdrucksenker, Blutverdünner wie ASS 100 und fettsenkende Medikamente. Achten Sie auch als pflegender Angehöriger auf die regelmäßige Einnahme der verordneten Medikamente, um einen bestmöglichen therapeutischen Effekt zu gewährleisten. 

Ihr Arzt wird Sie zu den unterschiedlichen Therapiemethoden beraten und die für Sie geeigneten Medikamente und Eingriffe erläutern. 

Wie Sie Durchblutungsstörungen vorbeugen können

Mit einem gesunden Lebensstil kann jeder Mensch seine eigene Gesundheit beeinflussen. Insbesondere wenn Sie nicht rauchen, sich ausgewogen und fettarm ernähren und sich viel bewegen, beugen Sie Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes Typ 2 vor. 

Auch wenn Sie bereits von Risikofaktoren betroffen sind, können Sie durch eine gesunde Lebensweise das Risiko für die Entstehung von Durchblutungsstörungen reduzieren.

Quellen:

AWMF online: S3Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit

DocCheck: Atherosklerose

https://next.amboss.com

Wissen in der Box: Durchblutungsstörungen

Durchblutungsstörungen entstehen, wenn die Arterien, also die Blutgefäße nicht mehr ausreichend Blut befördern.

Die wichtigste Ursache ist die Arteriosklerose. Aber auch das Raynaud Syndrom kann Durchblutungsstörungen verursachen.

Die häufigsten Durchblutungsstörungen betreffen die Gefäße des Bauchs, der Beine, des Herzens oder des Halses. 

Die Symptome unterscheiden sich je nach Ort des Geschehens. Einschießende Schmerzen der betroffenen Region gelten als das wichtigste Allgemeinsymptom.

Je nach Ort der Minderdurchblutung werden unterschiedliche Folgeerkrankungen unterschieden. Es kann zu einer Sturzneigung, verschlechterter Wundheilung oder chronischen Wunden kommen.

Durchblutungsstörungen werden meist behandelt, indem eine Erweiterung des betroffenen Gefäßes erfolgt. Auch die Einnahme von Blutdrucksenkern und Blutverdünnern kann hilfreich sein.

Ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung, ausgewogener Ernährung sowie Rauchverzicht kann das Risiko reduzieren.