Bettlägerigkeit

Bettlägerigkeit – Wenn Patienten großteils im Bett liegen

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Merve Nur Özden

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Der klassische Pflegefall wird häufig mit der Bettlägerigkeit und eingeschränkten Mobilität assoziiert. Beides erschwert das Leben im Alter ungemein, denn der oder die Pflegebedürftige ist stark abhängig von der pflegenden Person. Die starke Abhängigkeit des Pflegebedürftigen bringt auch für die pflegenden Personen eine enorme Verantwortung mit sich. Vor allem, wenn Angehörige bettlägerige Verwandte pflegen. Nicht immer ist die Bettlägerigkeit unausweichlich. Unter günstigen Umständen kann sie vermieden oder sogar wieder rückgängig machen.

Lesen Sie hier mehr über die Bettlägerigkeit, die Phasen der Bettlägerigkeit und wie eine Vermeidung vor Krankheiten schützen kann.

Inhalt

Bettlägerigkeit – Definition

Liegt ihr:e Angehörige:r die meiste Zeit, bei Tag und bei Nacht, im Bett oder auf anderen Liegemöglichkeiten, befindet er oder sie sich im Zustand der Bettlägerigkeit. Dabei werden Personen auch dann als bettlägerig bezeichnet, wenn sie senkrecht oder halb auf ein Kissen gelehnt sitzen können. 

Die Bettlägerigkeit bezeichnet einen langfristigen Zustand. In der Regel kann die bettlägerige Person nicht mehr ohne fremde Hilfe aufstehen, selbst wenn sie es wollen würde.

Im Gegensatz zur Bettlägerigkeit beschreibt die Bettruhe einen befristeten Zustand. In Bettruhe befindliche Personen stehen nach einigen Tagen oder Wochen in der Regel wieder von allein auf.

Die Phasen von Bettlägerigkeit

Bettlägerig werden Menschen meistens nicht über Nacht. Die Bettlägerigkeit verläuft in vielen Fällen über verschiedene Phasen. Erst die letzte Phase wird als Bettlägerigkeit bezeichnet. In den meisten Fällen beginnt die Bettlägerigkeit mit ihrem Verlauf aber bereits viele Jahre früher.

Charakteristisch für die erste Phase ist eine instabile Mobilität. Die Betroffenen können ein verringertes Selbstvertrauen gegenüber ihrer Mobilität entwickeln. Sie fühlen sich häufig unsicher und wackeliger auf den Beinen als früher. Auch mögliche Stürze verschlimmern die Unsicherheit. Um mehr Sicherheit zu erlangen, helfen sich Betroffene häufig in dieser frühen Phase mit Hilfsmitteln, wie einem Gehstock oder einer anderen Gehhilfe. Ansonsten können Betroffene in dieser Phase noch recht normal ihren alltäglichen Aufgaben, wie Einkaufen, Kochen oder Besuchen von Angehörigen und Freunden nachgehen.

Häufig kommt es durch ein einschneidendes Ereignis zu einer weiteren Verunsicherung des Betroffenen und Übergang in die nächste Phase. Mögliche Ursachen können ein Sturz, ein Krankenhausaufenthalt oder der Umzug in ein Altenheim sein. Zu den Mobilitätseinschränkungen kommen häufig auch Ängste hinzu. 

Die Angst sich falsch zu bewegen und dadurch eine Verletzung oder Schmerzen zu erleiden ist hierbei das Problem.

Durch diese Ängste vermeiden betroffene Person zu viel Gehen und sitzen verstärkt. Durch diese Immobilität bauen sich die Muskeln ab (Sarkopenie) und Betroffene werden schwächer. Diese Phase ist durch verringerte eigenständige Mobilität und geringeren selbständigen Ortswechsel geprägt.

Bleibt diese Immobilität über einen längeren Zeitraum bestehen, kann am Ende durch die zunehmende Schwäche des Betroffenen eine Bettlägerigkeit entstehen.

Krankheiten, die zu Bettlägerigkeit führen

Die Größte Gefahr für eine Bettlägerigkeit stellt eine geringe Muskelbewegung zum Muskelabbau führt. Die geringe Mobilität kann letzten Endes durch den zunehmenden Verlust an Kraft zu der Bettlägerigkeit führen. Daher stellen alle Krankheiten, die ein längeres Liegen hervorrufen, ein Risiko für eine Bettlägerigkeit dar. Das können Erkrankungen der Atemwege (COPD), Herzerkrankungen, Multiple Sklerose oder auch psychische Erkrankungen sein.

Die Bettlägerigkeit entwickelt sich recht häufig durch die oben beschriebenen Auslöser langsam über Jahre hinweg. Typisch sind hierbei die Beeinträchtigung der Bewegungsfreiheit durch einen Sturz mit der Folge einer Fraktur der Hüfte. Dadurch wird die Person gezwungen sich auszuruhen. In diesem Fall kann es passieren, dass aus der Bettruhe  eine Bettlägerigkeit wird. Daher ist es für ältere Patienten mit einem Oberschenkelhalsbruch sehr wichtig, dass ihre Mobilität so schnell wie möglich durch eine Operation wiederhergestellt wird.

Es gibt allerdings auch Krankheiten oder Symptome, bei welchen eine Bettlägerigkeit meistens nicht vermieden werden kann:

Es gibt allerdings auch Krankheiten oder Symptome, welche zu einer unweigerlichen Bettlägerigkeit führen:
  • Amyotrophe Lateralsklerose, eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems.
  • Koma
  • Locked-in-Syndrom, ein Zustand, bei dem der Betroffene zwar bei Bewusstsein ist, jedoch körperlich vollständig gelähmt ist.
  • Pick-Krankheit, eine neurodegenerative Erkrankung, welche Stirn- und Schläfenlappen zerstört.

Folgen von Bettlägerigkeit

Mögliche Folgen der Bettlägerigkeit sind der fortschreitende Muskelabbau durch die zu geringe Beanspruchung der Muskeln. Bettlägerige Patient:innen sind ständig auf Hilfe angewiesen. Durch den starken Verlust der Selbständigkeit verlieren die Betroffenen häufig an Selbstvertrauen und fühlen sich nicht mehr vollwertig.

Auch das soziale Leben leidet darunter. Die sozialen Kontakte sind häufig auf einige wenige Besucher und die pflegende Person beschränkt. Dies kann sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken.

Durch das vermehrte Liegen kommt es darüber hinaus auch verstärkt zur Urinausscheidung. Dadurch können wichtige Elektrolyte verloren gehen. Weiterhin kommt es häufig zu einer Abnahme Knochendichte  Versteifung von Gelenken. Es besteht auch die Gefahr, dass sich der Stoffwechsel verlangsamt. Appetitmangel, Gewichtsverlust und Probleme mit hartem Stuhl oder Verstopfung können die Folge sein. 

Außerdem führt das viele Liegen dazu, dass die Betroffenen flacher atmen als in einer aufrechten Position. Dadurch wird die Lunge nicht ausreichend „durchlüftet“. Dies kann zu einer Lungenentzündung führen. Weiterhin kann die Herzleistung abnehmen und durch die fehlende Bewegung steigt das Risiko von Thrombosen. Eine typische Gefahr ist auch die Entwicklung eines Dekubitus. Dekubitus ist eine lokale Schädigung der Haut durch Druckbelastung, die in tiefen Wunden enden kann.

Haben Sie einen bettlägerigen Verwandten, ist es, abgesehen von wenigen Ausnahmen, wichtig, dass sie ihn dazu bringen, sich zu bewegen. Dennoch sollten Betroffene auf die richtige Lagerung achten. Das optimale Pflegebett kann einen entscheidenden Unterschied. Es gibt ausgezeichnete Anbieter, wie beispielweise Pflegebetten von MC Seniorenprodukte, bei denen Sie fündig werden können.

Dinge, auf die man achten sollte

Daher sollten Sie als pflegender Verwandter Ihren bettlägerigen Angehörigen durchaus motivieren sich mit Ihnen als Stütze gemeinsam zu bewegen. Dadurch wird der Muskelschwund aufgehalten. Der Prozess des Bettlägerig kann sogar umgekehrt werden. Dies ist allerdings mit etwas Aufwand verbunden.

Zunächst sollten Ihre Verwandten überzeugen, dass es sich lohnt wieder aufzustehen und mobil zu werden. Zusätzlich sollten Sie ihn außerdem Fragen, was ihn beschäftigt. Vielleicht steckt hinter der Bettlägerigkeit auch nur der Wunsch sich auszuruhen. Wenn allerdings die Bettlägerigkeit durch Angst vor Stürzen hervorgerufen wird, können Sie beispielsweise eine Wohnraumanpassung durchführen und so die Gefahrenquellen soweit wie möglich beseitigen.

Die gefahrlose Bewegung im unmittelbaren Umfeld muss gegeben sein. Zum Beispiel sollte es möglich sein, in wenigen Metern die Toilette zu erreichen. Dadurch wird die Autonomie des Patienten gestärkt. 

Mit dem sogenannten Drei-Schritte-Programm können sie beispielsweise Ihrem betroffenen Verwandten bei jedem gemeinsamen Gang auffordern, drei Schritte ohne Hilfe zu gehen. Meistens werden daraus mit der Zeit fünf oder gar zehn Schritte. Bereits durch diese wenigen eigenständigen Schritte können häufig die schlimmsten Folgen der Bettlägerigkeit vermieden werden.

Anspruch auf Pflege

Haben Sie einen bettlägerigen Verwandten, hat er oder sie in der Regel Anspruch auf einen von fünf Pflegegraden. Dies liegt daran, dass Ihr Verwandter auf eine grundlegende Versorgung und damit auf ein hohes Betreuungsniveau angewiesen ist. Welcher Pflegegrad das ist, hängt von vielen weiteren Komponenten ab. 

Die letztendliche Vergabe des Pflegegrads wird durch ein Gutachten des Mitarbeiters des Medizinischen Dienstes vorgenommen. Das Gutachten wird erstellt, sobald Sie bei der zuständigen Pflegekasse den Antrag auf Pflegegrad stellen.

Quellen: 

https://www.thieme.de

Wissen in der Box: Bettlägerigkeit

Bettlägerigkeit bezeichnet einen langfristigen Zustand, bei dem Betroffene durchgehend liegen und nicht mehr von selbst aufstehen können.

Der Verlauf beginnt mit einer instabilen Mobilität, die über Jahre hinweg zunimmt und schließlich in Bettlägerigkeit endet, wenn dem nicht rechtzeitig entgegengewirkt wird.

Alle Krankheiten, die das Liegen über einen langen Zeitraum erfordern und somit zu einem starken Muskelabbau führen.

Es steigt das Risiko für Thrombosen, Dekubitus, Lungen- und Herzerkrankungen. Aber auch viele weitere körperliche und auch psychische Folgen sind möglich.

Um den Muskelschwund aufzuhalten, ist begleitete Bewegung wichtig. Voraussetzung ist eine sichere Umgebung und ausreichend Kraft bei der stützenden Person.

In aller Regel besteht hier ein Anspruch auf einen von 5 Pflegegraden und damit auf verschiedene Leistungen, wie Pflegegeld, Pflegesachleistungen, Pflegehilfsmittel u.v.a.m.