vaskuläre Demenz

Demenz – Formen, Symptome, Behandlung & Vorbeugung

Claudia Barredo
Claudia Barredo

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Die Demenz ist eine sehr häufige Erkrankung des höheren Lebensalters. Rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland sind aktuell von Demenz betroffen. Es gibt verschiedene Demenzformen. Die Alzheimer-Demenz ist mit einem Anteil von etwa 50 Prozent die häufigste Form.

Fast jedem ist die Demenzerkrankung ein Begriff. Kinder kennen die Krankheit vielleicht von ihren Großeltern. Erwachsene von ihren Eltern, Schwiegereltern, Tanten und Onkeln. Je älter Menschen sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie Verwandte und Bekannte mit einer Demenzerkrankung haben, oder gar selbst an einer Form von Demenz leiden.

 Aber was bedeutet „Demenz“ eigentlich genau? Welche Anzeichen deuten auf eine beginnende Demenz hin? Wie kann man sie behandeln? Diese und weitere Fragen wollen wir Ihnen in diesem Artikel beantworten.

Inhalt

Demenz – Definition

Der Begriff Demenz heißt aus dem Lateinischen übersetzt – „Weg vom Geist“.

Als Demenz bezeichnet man eine fortschreitende Abnahme der geistigen Fähigkeiten, die den Alltag der oder des Betroffenen einschränken. Meistens zeigen sich auch Auffälligkeiten der Emotionen und des Sozialverhaltens. Es handelt sich um eine Erkrankung des Gehirns, das viel komplizierter ist, als beispielsweise das Herz oder die Verdauung. Es ist also nicht verwunderlich, dass es ebenso wie andere Organe erkranken kann. Der Beginn einer Demenzerkrankung liegt typischerweise im höheren Lebensalter.

Je nach Ursache entsteht die Krankheit Demenz auf unterschiedliche Weise. Im Vordergrund stehen strukturelle Schäden der Gehirnzellen. Diese können durch Proteinablagerungen entstehen, wie beispielsweise bei der Alzheimer-Demenz. Sie können aber auch andere Ursachen haben, wie Schlaganfälle, Medikamenten- oder Alkoholmissbrauch.

Primäre Demenz und sekundäre Demenz

Demenzformen unterscheiden sich in erster Linie durch ihre Ursachen.

Primäre Demenzen entstehen von selbst und nicht aufgrund einer vorherigen Krankheit. Die häufigste Form ist die Alzheimer-Demenz. Auch die vaskuläre Demenz, bei der Schäden an den Gefäßen die Nervenzellen beeinträchtigen, gehört dazu.

Sekundäre Demenzen sind Folge einer Krankheit oder eines Unfalls mit einer neurologischen Schädigung des Gehirns. Beispielsweise kann ein Schlaganfall eine Demenz begünstigen oder sogar verursachen. Auch Infektionen des Gehirns können ursächlich für eine Demenz sein.

Demenz – Symptome und Anzeichen

Die typischsten Demenz Symptome sind die Abnahme der Gedächtnisleistung und Verminderung des Denkvermögens. Einhergehen können die Symptome von Demenz mit weiteren Beeinträchtigungen. Diese müssen für die Diagnosestellung so stark ausgeprägt sein, dass sie das alltägliche Leben der betroffenen Person objektiv einschränken.

Mitunter kann es gerade für Angehörige problematisch sein, eine Demenz zu erkennen. Im höheren Alter ist es in gewissem Maße normal, dass zum Beispiel das Gedächtnis etwas nachlässt. Fallen die Symptome jedoch stark auf, oder geschieht gar ein Unfall in der Küche oder im Garten aufgrund der Beeinträchtigungen, so sollte an eine Demenz gedacht werden. In dem Fall kann der Hausarzt oder die Hausärztin mit Informationen weiterhelfen und eine Diagnostik in die Wege leiten.

Die Symptome einer Demenzerkrankung teilen sich in kognitive (auf das Denken bezogene) und nicht-kognitive Symptome.

Die kognitiven Symptome beinhalten beispielsweise:

  • Gedächtnisstörungen: Typischerweise ist erst das Kurzzeitgedächtnis und im späteren Stadium auch das Langzeitgedächtnis betroffen. Betroffene erinnern sich beispielsweise noch an Einzelheiten aus ihrer Kindheit, aber nicht daran, dass sie den ganzen Tag noch nichts gegessen haben.
  • Konzentrationsstörungen: Betroffene schweifen in einem Gespräch schnell ab und können zeitweise gedanklich abwesend wirken.
  • Orientierungsstörungen: Als erstes verlieren Betroffene meist die Fähigkeit der zeitlichen und örtlichen Orientierung. Sie wissen also zum Beispiel nicht mehr, wo sie sind oder welcher Wochentag vorliegt. Erst im späteren Verlauf vergessen sie außerdem, in welcher Situation sie sich befinden oder wer sie selbst oder Angehörige sind.
  • Störungen der Rechenfähigkeit, des Sprachvermögens, des Urteilsvermögens

 

Die nicht-kognitiven Symptome beinhalten:

  • Störungen der Emotionalität: Betroffene können beispielsweise schneller zu weinen anfangen als vor der Erkrankung oder auch dem Kontext entsprechend unpassende Begeisterung zeigen. Auch aggressives Verhalten oder körperliche Angriffe können vorkommen. Zum Beispiel kann die Hand weggeschlagen werden, weil ein:e Angehörige:r beim Aufräumen helfen möchte.
  • Depressives Verhalten: Hier ist besonders wichtig zu beurteilen, ob das Verhalten neu ist, oder ob bereits vorher eine Depression bestand. Dies kann mitunter deshalb wichtig sein, da eine langjährige Depression die Entwicklung einer Demenz im Gegenzug begünstigt. Wichtig ist jedoch, eine Demenz von der sogenannten „depressiven Pseudodemenz“ zu unterscheiden. Diese mitunter schwierige Diagnose sollte am besten ein:e Psychiater:in stellen. Liegt also in erster Linie eine Depression vor, so sollte diese gezielt behandelt werden.
  • Persönlichkeitsveränderungen: Dies ist für viele Angehörige das schmerzlichste Symptom. Doch nicht selten gibt es auch im späten Stadium noch Momente, in denen sich der oder die Betroffene kurzzeitig erinnert und sich „normal“ zeigt.

Die Demenz verläuft in mehreren Stadien. Die Symptome treten nicht immer kontinuierlich auf, sondern können schubweise verlaufen und sich zwischenzeitlich bessern. Selbstverständlich müssen Demenz Symptome immer im Vergleich zu früherem Verhalten und im Kontext betrachtet werden. Gerade zu Beginn der Erkrankung treten bei den Menschen oft nur minuten- oder stundenweise Verwirrtheitsmomente oder Vergesslichkeit auf und sind schnell wieder vorbei.

Die Schäden im Gehirn durch die Demenz sind irreversibel und bislang nicht heilbar. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es durch zunehmenden Verlust der Fähigkeiten meist zu einer Pflegebedürftigkeit.

Häufigkeiten von Demenzen nach Lebensalter

Die meisten Demenzformen beginnen nach dem 65. Lebensjahr. Es handelt sich hierbei um die sogenannte senile Demenz oder auch Altersdemenz, bei der eine genetische Veranlagung einen wichtigen Risikofaktor darstellt.

Demenzen, die früher auftreten, werden als präsenile Demenzen bezeichnet. Ein Beispiel ist die präsenile Alzheimer-Demenz, bei der eine genetische Veranlagung einen wichtigen Risikofaktor darstellt.

Je höher das Lebensalter, desto häufiger tritt die Krankheit Demenz auf. Dabei nimmt die Häufigkeit mit zunehmendem Alter zu, wie folgende Tabelle veranschaulicht: 

AlterAnteil mit Demenz
65-69 Jahre1,2 %
70-74 Jahre2,8 %
75-79 Jahre6,0 %
80-84 Jahre13,3 %
85-89 Jahre23,9 %
über 90 Jahre 34,6 %

Die Zahlen gehen auf die Berliner Altersstudie von 1996 zurück. 

Demenz – Behandlung

Bislang sind die Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt.

Ein allgemeingültiger Ansatz für alle Demenzformen in allen Stadien ist die Aktivierung von Erinnerungen. Es ist wichtig für Demenzpatient:innen, sich regelmäßig an möglichst positive, persönliche Ereignisse aus ihrem Leben zu erinnern. Dies kann gemeinsam mit  Angehörigen oder Freund:innen erfolgen, zum Beispiel beim Durchblättern eines Fotoalbums oder auch durch Tagebuchschreiben.

Auch Bewegung und leichte sportliche Aktivität kann bei einer Demenzerkrankung helfen. Eine ausgewogene Ernährung verhindert Vitamin- und Flüssigkeitsmangel, die ihrerseits die Demenz verschlimmern oder zu einem Delir führen können.

Die Alzheimer-Therapie hat als bisher einzige Demenzform medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten. Diese bieten jedoch keine Heilung, sondern haben das Ziel, den Fortschritt der Erkrankung zu verlangsamen.

Weitere Medikamente zielen auf die Behandlung von Symptomen und Begleiterscheinungen der Demenz ab. Beispielsweise können bei entsprechenden Symptomen Antidepressiva und Schlafmittel Beschwerden lindern. Bei starker Unruhe und aggressivem Verhalten können antipsychotische Medikamente den Zustand beruhigen.

Für die Betroffenen am wichtigsten ist die möglichst lange Selbstständigkeit zu Hause sowie eine Stärkung und Sicherung des Selbstwertgefühls. Meist bietet das vertraute Umfeld vielen Demenzkranken bereits Sicherheit. Durch Merkhilfen, wie Notizzettel an den Türen, mehrere Kalender und Uhren in der Wohnung und zahlreiche Fotos vertrauter Personen an den Wänden kann zusätzlich Orientierung gegeben werden.

Feste Mahlzeiten und Essenszeiten sowie eine festgelegte Trinkmenge sind wichtig. An beides kann, wenn nötig, mit Notizzetteln erinnert werden. Das Engagieren eines ambulanten Pflegedienstes oder einer Nachbarschaftshilfe können sinnvoll sein, um Angehörige und Freunde zu entlasten. So kann die Versorgung des Demenzpatienten in den eigenen vier Wänden so lange wie möglich gewährleistet werden.

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Maßnahmen zur Sicherheit für Demenzkranke

Die meisten Patient:innen verlieren mit der Zeit ihre motorischen Fähigkeiten und ihre Kraft. Eine rechtzeitige Anpassung ihres Zuhauses, wie beispielsweise die Sicherung gefährlicher Gegenstände, ist daher sinnvoll und hilfreich. Knöpfe am Herd können abmontiert und Messer weggeschlossen werden.

Weitere hilfreiche Maßnahmen können folgende sein:

  • Anschaffung eines GPS Trackers für Demenzkranke
  • Notrufnummern an gut sichtbaren Positionen vermerken
  • Checklisten und Infokarten für die Alltagsbewältigung
  • Notfall-Armband oder -Kette mit den persönlichen Daten
  • Installation von Brandmeldern
  • Türschilder für die räumliche Orientierung
  • sicherer Verschluss von Reinigungsmitteln und Medikamenten 
  • Beseitigung von Läufern und Teppichen sowie Kabeln und andere Stolperfallen
  • strukturierten, gleichmäßigen Alltag schaffen
  • Installation von Sicherungen an Türen oder Steckdosen 

Demenz – Vorbeugung

Einer Demenz vorzubeugen ist leider nur sehr eingeschränkt möglich. Die Entstehung primärer Demenzformen, wie der Alzheimer-Demenz, kann nach heutigem Stand nicht verhindert werden. Ist die Demenz Folge eines Morbus Parkinson, so ist die entsprechende Parkinson-Therapie die beste Vorbeugung gegen eine Demenzerkrankung.

Das geistige Gehirn Training, wie zum Beispiel Kreuzworträtsel lösen, Lesen, Buchstabenspiele und Sudokus, hat zwar keinen bisher eindeutig bewiesenen Einfluss auf die Entstehung oder Fortschreitung einer Demenzerkrankung. Dennoch ist bekannt, dass durch die regelmäßige Gehirnaktivität unter anderem die Gedächtnisleistung auch in höherem Alter verbessert wird. Dadurch ist das Gehirn bei einer möglichen Demenzentstehung besser gewappnet. Es schadet also in jedem Fall nicht und ist jedem Menschen zu empfehlen.

Anders ist die Lage bei vaskulären Demenzen. Diese entstehen durch viele kleine Schlaganfälle über mehrere Jahre, die der bzw. die Betroffene möglicherweise nicht oder kaum bemerkt. Daher kann man sich vor einer vaskulären Demenz schützen, indem man die Risikofaktoren eines Schlaganfalls vermeidet. Hierzu gehören beispielsweise:

Demenz Maßnahmen sicherer Alltag

Hinweise für Angehörige

Eine:n demente:n Angehörige:n zu pflegen ist vor allem emotional belastend. Informieren Sie sich daher rechtzeitig über mögliche Hilfsangebote, wie z.B. die Beauftragung von ambulanten Pflegediensten. Als Angehörige:r können Sie darauf achten, die gewohnte Alltagsroutine beizubehalten und diese zu unterstützen.

Demenzerkrankte Menschen sind schnell überfordert und können nicht mehr eindeutig begründen, warum sie etwas gemacht haben. Begegnen Sie der Person mit Verständnis und vermeiden sie „entweder … oder“- Fragen. Fragen wie: Möchtest du Tee oder Kaffee? können eine demenzerkrankte Person überfordern. Formulieren Sie die Frage um in: Möchtest du Kaffee? Vermutlich kennen Sie ihre:n Angehörige:n gut genug, um zu wissen was er oder sie gerne mag. Diese Vorgehensweise bezieht sich auf alle Lebensbereiche, wie z.B. Körperpflege oder Freizeitaktivitäten

Wie bereits erwähnt, helfen gesunde Ernährung, Bewegung und kognitives Training der Demenz etwas entgegenzuwirken. Da es den Betroffenen teilweise schwer fällt, ihren Aktivitäten selbständig nachzugehen, unterstützen Sie sie und gehen spazieren, machen Kreuzworträtsel oder achten Sie auf eine regelmäßige und gesunde Ernährung.

Die Situation ist sowohl für die Betroffenen als auch für die Angehörigen belastend. Versuchen Sie daher geduldig zu sein und Ihre:n Angehörige:n nicht in Diskussionen zu verwickeln. Es kommt vor, dass die Betroffenen ablehnend oder sogar aggressiv reagieren, weil für sie die Erkrankung ebenso belastend und beängstigend ist. Versuchen Sie, das nicht auf sich selbst zu beziehen und gönnen Sie sich eine Auszeit, wenn Sie eine brauchen.

Quellen: 

Bundesgesundheitsministerium: Diagnose Demenz: Krankheitsbild und Verlauf

Netdoktor: Demenz

Statista: Anzahl der Demenzkranken in Deutschland nach Alter und Geschlecht im Jahr 2018

Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V.

Wissen in der Box: Demenz

Demenz ist eine krankhaft fortschreitende Abnahme geistiger Fähigkeiten durch strukturelle Veränderungen im Gehirn, die meist im höheren Lebensalter auftreten.

Man unterscheidet primäre Demenzen, die ohne vorherige Erkrankungen entstehen, sowie sekundäre Demenzen, denen eine unfall- oder krankheitsbedingte neurologische Schädigung zugrunde liegt.

Kognitive Symptome wie Gedächtnis-, Konzentrations- oder Orientierungsstörungen, aber auch ein verändertes Wesen können auf eine Demenz hinweisen.

Die meisten Demenzformen treten nach dem 65. Lebensjahr auf. Bei über 90-Jährigen liegt der Anteil der Demenzkranken bei rund einem Drittel.

Eine medikamentöse Therapie ist lediglich zur Behandlung von Begleitsymptomen möglich, Medikamente zur Heilung von Demenz gibt es bislang nicht.

Eine Demenz Vorbeugung ist leider nur geringfügig möglich. Hilfreich ist in jedem Fall Gedächtnistraining, viel Bewegung und eine gesunde Ernährung.