Mesenterialinfarkt

Mesenterialinfarkt – Ursachen, Symptome und Behandlung

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Claudia Barredo

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Der Mesenterialinfarkt ist ein Synonym zum Darminfarkt. Er stellt ein lebensbedrohliches Krankheitsbild des meist mittleren bis höheren Lebensabschnittes dar, ist allerdings in der Bevölkerung ein eher unbekannter Infarkttyp. Der bedeutsamste Risikofaktor für einen Mesenterialinfarkt ist das Vorliegen einer Arteriosklerose in den Arterien des Bauchraumes. Bei der Arteriosklerose handelt es sich um eines der häufigsten, meist jedoch vermeidbaren Leiden in der westlichen Bevölkerung, weswegen intensive Aufklärung über den Mesenterialinfarkt als gefährliche Folgeerkrankung der Arteriosklerose maßgeblich ist.

Dieser Artikel dient dazu, Ihnen einen Überblick über das Krankheitsbild des Mesenterialinfarktes zu geben. Bei weiteren Fragen steht Ihnen Ihre behandelnde Hausarztpraxis zur Verfügung.

Inhalt

Mesenterialinfarkt – Definition

Der Mesenterialinfarkt beschreibt per Definition den akuten Verschluss einer der großen Arterien, die die Bauchorgane versorgen (Mesenterialarterien) und wird auch Darminfarkt genannt. Am häufigsten ist die obere Mesenterialarterie betroffen, die vor allem Dünndarm, Bauchspeicheldrüse und Teile des Dickdarms versorgt.

Der Gefäßverschluss wird meist durch eine Embolie oder eine Thrombose hervorgerufen. In der Regel bestand vor dem Infarkt bereits über längere Zeit eine abdominelle arterielle Verschlusskrankheit im Rahmen einer Arteriosklerose (siehe unten).

Mesenterialinfarkt – Ursachen

In der Regel liegt bei Betroffenen eines Mesenterialinfarktes eine Arteriosklerose zugrunde. Ebenso wie die Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit), die Halsschlagadern (Carotisstenose) und Bein- und Beckengefäße (periphere arterielle Verschlusskrankheit) können auch die Arterien des Bauchraums von dieser Erkrankung betroffen sein. Dann spricht man von einer chronischen abdominellen Verschlusskrankheit oder Angina abdominalis.

Der Gefäßverschluss kann lokal allein durch die voranschreitende Gefäßeinengung entstehen. Häufiger ist allerdings, dass das Gefäß durch die Arteriosklerose bereits eingeengt ist und sich nun zusätzlich akut eine Thrombose oder Embolie bildet, die das Gefäß endgültig verschließt.

Ein Thrombus für eine Embolie kann zum Beispiel im Herzvorhof bei bestehendem Vorhofflimmern oder anderen Herzrhythmusstörungen entstehen. Aber auch künstliche Herzklappen erhöhen das Risiko für die Entstehung von Blutgerinnseln.

Ein Mesenterialinfarkt kann noch weitere, seltenere Ursachen, wie autoimmune Gefäßveränderungen, haben, auf die hier allerdings nicht näher eingegangen wird. Ihr behandelnder Arzt oder Ihre Ärztin stehen Ihnen gerne beratend zur Seite.

Mesenterialinfarkt – Symptome

Der akute Darminfarkt äußert sich typischerweise in drei Stadien:

  • Initialstadium (bis zu ca. sechs Stunden nach Beginn): Sehr starke krampfartige Bauchschmerzen, die meist unspezifisch über den ganzen Bauch verteilt sind. Zusätzlich möglicherweise Übelkeit, Erbrechen und/oder Durchfall.
  • Latenzstadium (ca. sechs bis zwölf Stunden nach Beginn): Die Schmerzen lassen nach und es kommt zum sogenannten „faulen Frieden“.
  • Spätstadium (ca. zwölf Stunden nach Beginn): Extrem starke Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, blutige Durchfälle, brettharter Bauch, Kreislaufzusammenbruch bis hin zum Tod.

Die stärksten Bauchschmerzen, gefolgt von einer Schmerzfreiheit, nach der die Schmerzen schließlich in unerträglicher Stärke wiederkehren, sind sehr charakteristisch für einen Mesenterialinfarkt und seine Symptome. Die Phase der Schmerzfreiheit kommt durch das Absterben von Darmanteilen zustande. Gerade diese Phase ist tückisch, da Betroffene oft fälschlicherweise glauben, es ginge ihnen besser, und entgegen ärztlichen Rats wieder nach Hause gehen wollen. Dadurch trifft sie das Spätstadium zu Hause oder auf der Straße – außerhalb medizinischer Hilfe.

Beachten Sie daher: Wenn Sie über einige Stunden stärkste Bauchschmerzen haben, die plötzlich nachlassen und verschwinden, verlassen Sie das Krankenhaus nicht gegen ärztlichen Rat. Falls tatsächlich ein Darminfarkt vorliegt, begeben Sie sich dadurch in Lebensgefahr! Warten Sie unbedingt alle Untersuchungen ab, bevor Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin Entwarnung gibt.

Die chronische abdominelle Verschlusskrankheit, die einem Mesenterialinfarkt lange vorausgehen kann, äußert sich erst in dumpfen, wiederkehrenden Bauchschmerzen nach dem Essen. Im weiteren Verlauf kommt es zu dumpfem Dauerschmerz.

Achtung: Besonders bei Diabetiker:innen ist die Schmerzwahrnehmung häufig verändert und Betroffene können durchaus weniger Schmerzen wahrnehmen als erwartet. Achten Sie daher als Diabetiker:in besonders auf zusätzliche Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Blut im Stuhl, hartem Bauch und Kreislaufbeschwerden und suchen Sie bei Unsicherheit einen Arzt oder eine Ärztin auf.

Mesenterialinfarkt – Behandlung

Ein Darminfarkt ist ein lebensbedrohliches Krankheitsbild, das so schnell wie möglich medizinisch behandelt werden muss. Ohne Behandlung verläuft er so gut wie immer tödlich. Auch mit Behandlung liegt die Sterberate des akuten Darminfarktes je nach Quelle bei bis zu 80 Prozent. Ähnlich wie bei anderen arteriellen Verschlüssen wie dem Herzinfarkt spielt Zeit eine entscheidende Rolle. Die Notfallversorgung erfolgt bestenfalls innerhalb von sechs Stunden nach Symptombeginn, da der Darm danach unwiederbringlich abzusterben beginnt.

Die Therapie des akuten Mesenterialinfarktes erfolgt in aller Regel operativ. Je nach Lage des Thrombus und Dauer des Infarktes gibt es verschiedene Verfahren. Möglicherweise kann das verschlossene Gefäß wiedereröffnet und die Blutversorgung wiederhergestellt werden. Je nach Dauer des Infarktes müssen bereits abgestorbene Darmanteile sorgfältig entfernt werden. Dabei versuchen die Ärzte und Ärztinnen, so viel gesunden Darm wie möglich zu erhalten, um die Ernährung des bzw. der Betroffenen weitestgehend zu ermöglichen.

Die chronische abdominale Verschlusskrankheit, oder Angina abdominalis, wird in der Regel durch eine medikamentöse Blutverdünnung, die Reduzierung von Arteriosklerose-Risikofaktoren (siehe unten) sowie eine elektive operative Gefäßerweiterung behandelt. Dies hat das Ziel, die Entstehung eines Darminfarktes zu vermeiden.

Mesenterialinfarkt – Das Leben danach

Sofern Betroffene überleben, haben sie nach der Behandlung häufig ein sogenanntes Kurzdarmsyndrom, da Teile des Dünn- und/oder Dickdarmes entfernt werden mussten. Das Kurzdarmsyndrom erfordert eine ganz bestimmte Ernährungsweise, Medikamente und möglicherweise mindestens zeitweise eine parenterale Ernährung (Ernährung über eine Infusion oder eine Sonde). Auch ein Stoma, ein künstlicher Darmausgang, kann nötig sein. Die genaue Lebenserwartung nach einem Darminfarkt kann nicht pauschal festgelegt werden, sondern hängt stark von der Schwere und Dauer des Infarktes sowie von der Menge entnommenen Darmes ab.

Die einschneidenden Erlebnisse in der Akutsituation sowie die möglicherweise massiven Veränderungen im Leben nach einem Darminfarkt belasten Betroffene und Angehörige häufig auch psychisch sehr. Es kann zu einer akuten Belastungsreaktion, einer Anpassungsstörung, aber auch zu depressiven Störungen und Ängsten bei den Betroffenen kommen. Auch eine posttraumatische Belastungsstörung ist möglich. All diese psychischen Folgen bedürfen ebenso Beratung und Behandlung wie die körperlichen Beschwerden.

Direkt nach einem solchen Erlebnis, verbunden mit gravierenden gesundheitlichen Veränderungen für das weitere Leben, profitieren viele Betroffene von einer schnellen Einbindung in Selbsthilfenetzwerke. Dort können sie sich mit ebenfalls Betroffenen eines Mesenterialinfarktes und/oder eines Kurzdarmsyndroms über durchlebte Erfahrungen austauschen. Ein solcher Austausch kann Mut für die weiteren Schritte machen und Zuversicht spenden, dass sich die Situation wieder bessern kann.

Mesenterialinfarkt – Vorbeugung

Um einen Darminfarkt zu vermeiden, können Sie sich am besten auf die Vermeidung von Arteriosklerose begünstigenden Risikofaktoren fokussieren. Zu diesen zählen zum Beispiel:

  • Rauchen
  • Übergewicht bis hin zu Adipositas
  • Fett- und zuckerlastige Ernährungsweise, einschließlich Soft Drinks, Alkohol sowie verarbeiteter Lebensmittel
  • Bewegungsmangel
  • Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen („Zu hohes Cholesterin“)

Liegen bereits begünstigende Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck vor, so sollten diese bestmöglich behandelt werden. So können Folgeerkrankungen wie ein Herz- oder Darminfarkt bestenfalls verhindert werden. Falls Sie aufgrund weiterer Erkrankungen, wie einem Vorhofflimmern, regelmäßig einen Blutverdünner einnehmen müssen, so sollten Sie dies ebenfalls gewissenhaft tun, da so die Entstehung von Thromben verhindert werden kann.

Quellen:

aerzteblatt.de: Acute Mesenteric Ischemia

Rettungsdienst: Mesenterialinfarkt: Lebensgefahr bei Darminfarkt

Gesundheitslexikon: Darminfarkt-Mesenterialinfarkt

Koordination Kurzdarmsyndrom: Kurzdarmsyndrom – was ist das? Von Prof. Dr. med. Georg Lamprecht

Wissen in der Box: Mesenterialinfarkt

Bei einem Mesenterialinfarkt handelt es sich um einen akuten Verschluss einer den Bauchraum versorgenden, großen Arterie mit nachfolgendem Durchblutungsstopp der entsprechenden Organe.

Dem Darminfarkt liegt meist bereits eine Verengung der Arterie, zum Beispiel durch Arteriosklerose, zugrunde. Eine Thrombose oder Embolie verschließt das Gefäß akut.

Typischerweise kommt es zu drei Stadien: Dem Initialstadium mit sehr starkem Schmerz, dem Latenzstadium mit dem sogenannten „faulen Frieden“, sowie dem Spätstadium, das bis zum Tod führen kann.

Meist ist eine operative Versorgung notwendig, bei der das Gefäß wenn möglich wiedereröffnet und abgestorbener Darm entfernt wird. Häufig kommt es dadurch zu einem Kurzdarmsyndrom.

Die effektivste Vorbeugung des Mesenterialinfarktes liegt in der Vermeidung von Risikofaktoren für Arteriosklerose.