Parenterale Ernährung

Parenterale Ernährung – Ziele, Risiken und Durchführung der künstlichen Ernährung

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Inken Ostendorf

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Zu den Grundbedürfnissen des Menschen gehört die Aufnahme von Nahrung. Aber neben der reinen Versorgung mit Nährstoffen und Energie, ist gutes Essen für viele von uns ein Teil Lebensqualität. Wir belohnen uns mit gutem Essen für erbrachte Leistungen. Wir feiern besondere Anlässe mit Leckereien, drücken unsere Zuneigung aus, indem wir für unsere Liebsten kochen oder backen. Wenn wir traurig sind, greifen wir auf Speisen zurück, mit denen wir positive Erinnerungen verbinden. Wenn ein Mensch nicht mehr in der Lage ist, sich selbstständig zu ernähren, geht ein erheblicher Teil an Lebensqualität verloren. In dieser schwierigen Situation ist die Unterstützung durch nahestehende Personen besonders wichtig. Der folgende Text geht auf die parenterale Ernährung ein und soll helfen, betroffenen Personen beizustehen.

Inhalt

Parenterale Ernährung – Definition

Bei der parenteralen Ernährung handelt es sich um eine Form der künstlichen Ernährung, bei der eine Nährstofflösung über einen Venenkatheter direkt in den Blutkreislauf gegeben wird. Parenterale und enterale Ernährung unterscheiden sich darin, dass bei parenteraler Ernährung der Magen-Darm-Trakt nicht in den Verdauungsprozess miteinbezogen wird. Ernährung parenteral zuführen wird daher immer als letzte Option betrachtet, da das Magen-Darm-System hierbei seine Funktionsfähigkeit verlieren würde. Parenterale Therapie kommt daher auch nur in Frage, wenn dieses Organsystem nicht funktionsfähig ist.

Gründe und Ziele der parenteralen Ernährung

Die parenterale Ernährung kommt für Patient:innen infrage, die nicht über einen funktionierenden Gastrointestinaltrakt verfügen, deren Magen-Darm-Trakt Nahrung also nicht oder nicht angemessen verarbeiten kann. Eine parenterale Ernährung kann auch induziert sein, wenn dieses Organsystem aufgrund einer Erkrankung oder Operation vorübergehend komplett geschont werden muss. Zu derartigen Erkrankungen gehören zum Beispiel einige Stadien der Colitis ulcerosa oder ein Darmverschluss.

Parenterale Ernährung – Durchführung

Die parenterale Ernährung über Port ist eine Möglichkeit, diese Variante der künstlichen Ernährung durchzuführen. Dabei wird ein dauerhafter Venenzugang operativ gelegt und in eine Hauttasche eingenäht. Die künstliche Ernährung kann über Port immer wieder in dieselbe Vene injiziert werden, ohne auf lange Sicht zu einer Schädigung der Vene durch mehrfaches Einstechen zu führen. Diese Option bietet sich vor allem dann an, wenn absehbar ist, dass die parenterale Ernährung langfristig nötig sein wird. Kurzfristig kann die intravenöse Ernährung auch über einen gewöhnlichen Venenzugang verabreicht werden. Dieser darf allerdings nur für die künstliche Ernährung über die Vene genutzt werden. Sind andere Venenzugänge – zum Beispiel zur Medikamentengabe – nötig, so muss dafür ein eigener Venenzugang gelegt werden.

Die Gabe der parenteralen Ernährung kann über Pumpe oder Infusion erfolgen. Besonders die Ernährung über eine Infusion gibt den Patient:innen einiges an Freiheit zurück, da die Beutel nach entsprechender Einweisung auch von Familienmitgliedern oder eventuell sogar eigenständig angeschlossen werden können.

Parenterale Ernährung zu Hause

Parenterale Ernährung kann zuhause durchgeführt werden, wenn zuvor eine entsprechende Einweisung erfolgt ist. Die Berechnung der Nährstoffzufuhr gestaltet sich relativ kompliziert und ist abhängig von Stoffwechsel und Körpergewicht, sowie eventuellen Verlusten durch Erbrechen. Das externe System sollte einmal täglich erneuert und der Verband alle 48 Stunden gewechselt werden. Der Patient oder die Patientin muss vor Beginn der ambulanten parenteralen Ernährung darin unterwiesen werden, Infektionszeichen zu erkennen. Eine regelmäßige Kontrolle der Ernährungstherapie durch geschultes Fachpersonal ist unerlässlich. Unter diesen Bedingungen ist eine heimparenterale Ernährung aber durchaus machbar.

Parenterale Ernährung – Kosten

Natürlich verursacht eine parenterale Ernährung Kosten. Das Zubehör nicht mitgerechnet belaufen sich die Kosten für eine vollständige parenterale Ernährung Schätzungen zufolge auf etwa 150 Euro täglich. Wird diese Ernährungsweise von dem oder der behandelnden Ärzt:in verordnet, bleiben die Betroffenen aber nicht komplett auf diesen Kosten sitzen. Wie bei Medikamenten besteht allerdings für gesetzlich Versicherte eine Zuzahlungspflicht.

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Parenterale Ernährung – Nebenwirkungen und Risiken

Auch bei der parenteralen Ernährung kann es zu Nebenwirkungen kommen. Die wahrscheinlichste Komplikation ergibt sich durch eine mögliche bakterielle Besiedelung des Katheters. Deshalb ist es wichtig, dass auf einen hygienischen Umgang mit dem Venenkatheter geachtet wird. Blutabnahmen oder ähnliches sollten nach Möglichkeit nicht über den selben Venenzugang erfolgen und der Patient oder die Patientin, sowie alle beteiligten Personen müssen darin geschult werden, Infektionszeichen so früh wie möglich zu erkennen. Mechanische Komplikationen des Katheters treten bei korrektem Handling nur sehr selten auf. Auch metabolische Beschwerden wie zum Beispiel ein zu hoher Blutzucker oder eine gestörte Leberfunktion sind nicht zu erwarten, wenn die Nahrungszufuhr gut eingestellt ist und korrekt erfolgt. Zur Vermeidung von Risiken und Nebenwirkungen ist dementsprechend eine gute Schulung aller Beteiligten zwingend notwendig.

 

Der Umstieg von einer parenteralen auf eine enterale Ernährung

Grundsätzlich gibt es keine zeitliche Begrenzung, wie lange jemand parenteral ernährt werden kann. Da die parenterale Ernährung in der Regel aber die letzte Option darstellt, sollte die betroffene Person allerdings sobald es geht wieder schrittweise enteral ernährt werden. Besprechen Sie diese Umstellung unbedingt mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt!

Eine parenterale Ernährung ist für den Patienten oder die Patientin eine gewaltige Umstellung. Es ist ein sichtbarer Teil einer Erkrankung. Für viele Menschen bedeutet dies einen Verlust an Autonomie und Selbstsicherheit. Umso wichtiger ist es, dass Angehörige behutsam mit der Thematik umgehen. Wenn Sie eine:n Angehörige:n mit einer parenteralen Ernährung betreuen, sprechen Sie mit der Person darüber. Hören Sie sich Sorgen und Ängste der Person an und nehmen Sie das Gesagte ernst. Oft hilft es schon, wenn in schwierigen Situationen jemand da ist, der einfach nur zuhört.

Quellen:

MSD Manuals: Totale parenterale Ernährung

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Parenterale Ernährung

Stärker gegen Krebs: Pareterale Ernährung

Wissen in der Box: Parenterale Ernährung

Es handelt sich um eine Form der künstlichen Ernährung, die über einen Venenzugang erfolgt und den Magen-Darm-trakt nicht miteinbezieht.

Die Nährstofflösung wird über einen Venenkatheter oder einen Port direkt in den Blutkreislauf injiziert.

Die parenterale Ernährung kommt für Patient:innen infrage, die nicht über einen funktionierenden Gastrointestinaltrakt verfügen.

Ein Port ist nicht zwingend notwendig, hat bei einer langfristigen parenteralen Ernährung aber Vorteile.

Es gibt keine zeitliche Begrenzung für eine parenterale Ernährung, sie sollte aber so schnell wie möglich wieder durch eine enterale Ernährung ersetzt werden.

Die Kosten werden anteilig von der Krankenkasse übernommen, es bleibt aber eine Zuzahlungspflicht wie bei Medikamenten.

Die Umstellung muss zwingend mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin abgesprochen werden.

Das größte Risiko stellt eine bakterielle Infektion des Venenzugangs dar, weshalb alle Beteiligten gut im Umgang geschult werden müssen.