Enterale Ernährung

Enterale Ernährung – Die Nährstoffzufuhr per Sonde

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Inken Ostendorf

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Zu den Freuden des Lebens gehört zweifellos gutes Essen. Neben dem Genuss, ein schmackhaftes Gericht zu verspeisen, gibt es bei einer richtig guten Mahlzeit auch den sozialen Aspekt. Wir nehmen das Abendessen gemeinsam mit der Familie ein, frühstücken mit dem Partner oder der Partnerin, treffen uns mit Freunden zum Brunch, lernen Kollegen beim Mittagessen kennen. Zu jedem Fest gehört ein besonderes Essen und Getränke.

Umso schwieriger ist es, wenn die Nahrungsaufnahme nicht mehr wie gewohnt funktioniert. Unterschiedliche Erkrankungen können alternative Ernährungsmöglichkeiten notwendig machen. Eine Möglichkeit stellt die enterale Ernährung mit einer Sonde dar. Wie genau diese Ernährungsweise funktioniert, wann sie notwendig werden kann und wie Betroffene und Angehörige damit umgehen können, wird im folgenden Text näher erläutert.

Inhalt

Enterale Ernährung – Definition

Das Wort Enteral leitet sich vom griechischen Enteron ab und bedeutet „den Darm betreffend“. Bei der enteralen Ernährung handelt es sich um künstliche Ernährung mit Sondennahrung. Die Sondennahrung wird häufig über einen Schlauch (die eigentliche Sonde) durch die Nase zugeführt. Der Unterschied zwischen parenteraler und enteraler Ernährung besteht darin, dass bei der enteralen Ernährung per Definition der Darm miteinbezogen wird. Es wird also spezielle Sondenkost in den Verdauungsapparat eingeführt. Bei der parenteralen Ernährung werden Nährstoffe über einen Venenzugang direkt in die Blutbahn gegeben.

Enterale Ernährung – Indikation und Ziele

Eine enterale Ernährung wird immer dann in Betracht gezogen, wenn Patient:innen nicht essen können, dürfen oder wollen. Dies kann zum Beispiel der Fall sein bei:

  • Tumoren
  • HNO – oder Kieferoperationen
  • Neurogenen Schluckstörungen (Schluckmuskellähmungen)
  • Gastroenterologischen Erkrankungen (z.B. Kurzdarmsyndrom)
  • Stoffwechselerkrankungen (z.B. Mukoviszidose)
  • Bewusstseinsgestörten Patienten und Patientinnen

Unter die Kontraindikationen für enterale Ernährung fallen unter anderem Diagnosen wie akutes Abdomen, mechanischer Ileus, Peritonitis und Wandveränderungen des Ösophagus. All diese medizinischen Begriffe zu erklären, würde an dieser Stelle zu weit führen. Eine Erklärung zu den Begriffen finden Sie zum Beispiel in der Onlineversion des Pschyrembel.  Aber auch ethische Aspekte können eine Kontraindikation darstellen. Hierbei geht es häufig um den Wunsch des Patienten oder der Patientin in Hinblick auf lebensverlängernde Maßnahmen.

Die Durchführung enteraler Ernährung

Für die enterale Ernährung eines Patienten oder einer Patientin gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Die Auswahl der am besten geeigneten Sonde hängt von mehreren Kriterien ab: neben der voraussichtlichen Ernährungsdauer spielt zum Beispiel der Allgemein- sowie der Ernährungszustand der Person eine wesentliche Rolle. Wie sieht es mit der Refluxneigung aus? Gibt es anatomische Besonderheiten zum Beispiel nach einer erfolgten OP? Wie ist die Compliance der Person, beziehungsweise wie kann die Akzeptanz der Sonde gefördert werden?

Nasoenterale Sonden beziehen den Magen in den Verdauungsprozess mit ein und sind daher besonders physiologisch. Sie werden durch die Nase gelegt und eignen sich für eine kurz- bis mittelfristige Ernährung von ungefähr vier bis sechs Wochen.

Die perkutane endoskopisch-kontrollierte Gastrostomie wird meist mit PEG abgekürzt und eignet sich für eine Langzeiternährung von mehr als vier Wochen. Der einfache und dauerhafte Zugang zum Magen wird endoskopisch durch die Bauchdecke gelegt. Durch die Umgehung der Mund- und Ösophaguspassage eignet sich diese Variante zum Beispiel bei Ösophagusvarizen oder anderen Verletzungen in diesem Bereich. Diese Option zeichnet sich durch eine geringe Komplikationsrate aus.

Die Feinnadel-Katheter-Jejunostomie wird mit FNKJ abgekürzt und bietet eine Alternative, wenn eine Nasoenterale Sonde oder eine PEG nicht möglich sind, zum Beispiel bei Operationen im Bauchbereich.

Enterale Ernährung – Sondennahrung

Sondenernährung kann per Bolusapplikation, Schwerkraftapplikation oder pumpengesteuerte Applikation verabreicht werden.

Bolusapplikation

Bei der Bolusapplikation wird die Sondennahrung mit einer Spritze relativ zügig in die Sonde verabreicht. Dies sorgt für eine kurze Verweildauer der Sondenkost in den Behältnissen, es werden nur wenige Materialien benötigt, geht mit geringen Kosten einher und ist einfach in der Handhabung. Diese Methode ist allerdings nur für gastrale Ernährung geeignet, zeitaufwändig und geht mit häufigeren Unverträglichkeiten einher. Außerdem kann es bei unsauberem Gebrauch zu Verunreinigungen der Sondennahrung kommen.

Schwerkraftapplikation

Bei der Schwerkraftapplikation wird die Sondennahrung über ein Überleitsystem direkt in die Sonde gegeben. Eine Rollklemme dient zu Kontrolle der Flussgeschwindigkeit. Durch das geschlossene System sinkt das Risiko einer Verunreinigung und die Handhabung ist sehr einfach. Mit dem höheren Materialbedarf gehen allerdings auch höhere Kosten einher. Die Methode macht eine ständige Einlaufkontrolle nötig und die Verabreichungsgeschwindigkeit ist schwer zu steuern.

Schwerkraftapplikation

Bei der pumpengesteuerten Applikation wird eine bestimmte Menge an Sondennahrung über einen festgelegten Zeitraum mittels einer Ernährungspumpe zugeführt. Durch das geschlossene System wird die Keimbelastung verringert. Eine exakte Einstellung der Flussgeschwindigkeit ist möglich, wodurch es zu weniger Unverträglichkeiten kommt. Durch den Akkubetrieb der Pumpe ist die Mobilität des Patienten oder der Patientin weniger beeinträchtigt. Allerdings geht diese Methode mit relativ hohen Materialkosten einher und es ist eine Schulung aller beteiligten Personen notwendig. Außerdem kann nicht jede Form der Sondennahrung mit jeder Pumpe verabreicht werden.

Die Vorteile enteraler Ernährung gegenüber parenteraler Ernährung

Wenn die Möglichkeit besteht, ist die enterale Ernährung der parenteralen Ernährung immer vorzuziehen, da sie den Magen-Darm-Trakt miteinbezieht und somit physiologischer ist. Das bedeutet, dass diese Ernährungsform die Funktion dieses Organsystems erhält. Mit dem Magen-Darmtrakt ist das größte Lymphsystem unseres Körpers verbunden. Störungen in diesem Bereich hätten also weitreichende Konsequenzen für den kompletten Organismus. Die Vorteile enteraler Ernährung bestehen also darin, dass sie so wenig wie möglich in den normalen Stoffwechsel eingreift.

Die Vorteile enteraler Ernährung gegenüber parenteraler Ernährung

Wenn die Möglichkeit besteht, ist die enterale Ernährung der parenteralen Ernährung immer vorzuziehen, da sie den Magen-Darm-Trakt miteinbezieht und somit physiologischer ist. Das bedeutet, dass diese Ernährungsform die Funktion dieses Organsystems erhält. Mit dem Magen-Darmtrakt ist das größte Lymphsystem unseres Körpers verbunden. Störungen in diesem Bereich hätten also weitreichende Konsequenzen für den kompletten Organismus. Die Vorteile enteraler Ernährung bestehen also darin, dass sie so wenig wie möglich in den normalen Stoffwechsel eingreift.

Enterale Ernährung – Nebenwirkungen und Risiken

Bei einer enteralen Ernährung kann es zu technischen Schwierigkeiten und Verdauungsproblemen kommen. Zu den Verdauungsstörungen gehören unter anderem Reflux, Übelkeit, Erbrechen und Flatulenzen, sowie Diarrhoen. Die Ursachen können zum Beispiel bakterielle Verunreinigung oder bakterielle Übersiedelung des Darms sein, eine Fettintoleranz oder Nebenwirkungen der medikamentösen Begleittherapie. Auch die Durchführung der Verabreichungsmethode kann eine Fehlerquelle sein.

Eine enterale Ernährung ist für den Patienten oder die Patientin eine gewaltige Veränderung und ein Eingriff in die Selbstbestimmung. Nach Möglichkeit sollte der Sondenlegung ein ausführliches Aufklärungsgespräch vorangehen, bei dem alle Beteiligten anwesend sind. Nicht nur behandelnde Ärzt:innen, Pfleger:innen, sondern auch Angehörige sollten in dieses Gespräch miteinbezogen werden, damit alle aufkommenden Fragen beantwortet werden können und sich der Patient oder die Patientin sicher fühlen kann. Wenn Sie eine:n Angehörige:n mit einer enteralen Ernährung betreuen, sprechen Sie mit der Person darüber. Hören Sie sich Sorgen und Ängste der Person an und nehmen Sie das Gesagte ernst. Oft hilft es schon, wenn in schwierigen Situationen jemand da ist, der einfach nur zuhört.

Quellen:

Klinikum Uni Heidelberg: Enterale Ernährung über Sonden

Thieme: Enterale Ernährung über Ernährungssonden

A&I Online: Enterale vs. parenterale Ernährung

Digitale Bibliothek Neubrandenburg: „Ablehnung einer parenteralen / heimparenteralen Ernährung“ – eine qualitative Inhaltsanalyse an
klinischem Fachpersonal und Leberzirrhotikern

Wissen in der Box: Enterale Ernährung

Enterale Ernährung ist eine Form der künstlichen Ernährung mittels Sonde und spezieller Sondennahrung.

Sondennahrung kann über eine nasoenterale Sonde, PEG oder FNKJ per Bolusapplikation, Schwerkraftapplikation oder pumpengesteuerte Applikation zugeführt werden.  

Eine enterale Ernährung wird immer dann in Betracht gezogen, wenn Patient:innen nicht essen können, dürfen oder wollen.

Bei der enteralen Ernährung wird der Magen-Darm-Trakt miteinbezogen und somit dessen Funktionalität erhalten.

Es kann zu technischen Problemen sowie zu Verdauungsbeschwerden kommen.