Raynaud-Syndrom – Ursache, Anzeichen und Behandlung

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Claudia Barredo

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Das Raynaud-Syndrom ist in der Allgemeinbevölkerung eines der unbekannteren Krankheitsbilder. Dabei erkranken in Europa bis zu einem Fünftel der Menschen im Laufe ihres Lebens daran. In nordischen Gebieten ist das Raynaud-Syndrom verbreiteter als in Südeuropa. Betroffene sind bereits an etwas kühleren Tagen auf wärmende Handschuhe angewiesen und kommen in nahezu jeder Altersgruppe vor.

In diesem Artikel möchten wir Ihnen erklären, was das Raynaud-Syndrom ist und welche Formen es gibt. Hierbei gehen wir unter anderem auf die Ursachen, Symptome und die wichtigsten Therapiemöglichkeiten ein.

Inhalt

Raynaud-Syndrom – Definition

Das Raynaud-Syndrom (Aussprache: „Ränoh“) wurde nach seinem Erstbeschreiber, dem französischen Arzt Maurice Raynaud, benannt. Synonyme sind die Weißfingerkrankheit, oder das Leichenfinger-Syndrom. Es handelt sich beim Raynaud-Syndrom um eine Durchblutungsstörung der Finger, die anfallsartig auftritt. Beim Raynaud-Syndrom können die Füße und Zehen ebenfalls betroffen sein. Dies ist jedoch etwas seltener.

Raynaud-Syndrom – Formen

Man unterscheidet das primäre und das sekundäre Raynaud-Syndrom.

Das primäre Raynaud-Syndrom (Morbus Raynaud) tritt isoliert, ohne eine auslösende Grunderkrankung, auf und ist die häufigere Variante. Ursächlich sind meist Gefäßkrämpfe (Vasospasmen). Um das primäre Raynaud-Syndrom zu diagnostizieren, müssen sekundäre Ursachen ausgeschlossen werden. Betroffene mit Erstsymptomen sind häufig junge Frauen während oder kurz nach der Pubertät bis zur Menopause. Danach schwächen sich die Symptome häufig ab. Typisch sind auch Häufungen innerhalb von Familien.

Das sekundäre Raynaud-Syndrom ist ein Symptom einer anderen Grunderkrankung oder wird durch äußere Faktoren wie Medikamente oder physikalische Einflüsse ausgelöst.

Ein eigentlich sekundäres Raynaud-Syndrom kann durchaus Jahre oder sogar Jahrzehnte lang isoliert bestehen, bevor die zugrundeliegende rheumatologische Grunderkrankung zu Beschwerden führt und erkannt wird.

In unserem Übersichtsartikel „Durchblutungsstörungen – Ursachen, Symptome und Behandlung“ geben wir Ihnen einen tieferen Einblick in das Thema Durchblutungsstörungen.

Raynaud-Syndrom – Ursachen

Die Ursachen des Morbus Raynaud, oder des primären Raynaud-Syndroms, sind bislang nicht abschließend geklärt.

Ursächlich für das sekundäre Raynaud-Syndrom sind (meist rheumatologische) Vorerkrankungen, Medikamente, Chemikalien oder physikalische Einwirkungen. All diese Einflussfaktoren können zu Veränderungen an den kleinen Fingerarterien führen.

Typische Grunderkrankungen sind Kollagenosen. Zu diesen zählen zum Beispiel der systemische Lupus erythematodes (SLE) und die Sklerodermie. Aber auch Arteriosklerose kann zu einer Leichenfinger-Syndrom-Symptomatik führen.

Medikamente, die mitunter eine Weißfingerkrankheit-Symptomatik verursachen können, sind zum Beispiel Betablocker und Zytostatika (Chemotherapeutika).

Auch die ständige Bedienung vibrierender Werkzeuge, wie Presslufthämmer, können ein sekundäres Raynaud-Syndrom verursachen. Die Symptomatik kann so stark ausgeprägt sein, dass sogar ein Arbeitsplatzwechsel notwendig wird.

Die Symptome der Weißfingerkrankheit

Auslöser für die Raynaud-Anfälle sind charakteristischerweise Kälte und Stress. Die anfallsartige Durchblutungsstörung äußert sich meist in einer typischen Abfolge mit Verfärbungen der Finger:

  • Ischämie: In der ersten Phase blasst die Haut der Finger abrupt stark ab, es zeigen sich die typischen weißen Finger des Syndroms.
  • Zyanose: Anschließend verfärbt sich die Haut durch den Sauerstoffmangel bläulich.
  • Hyperämie: Schließlich lässt der Gefäßkrampf nach, die betroffenen Stellen werden kompensatorisch kräftig durchblutet. Die Haut verfärbt sich rot. Diese Färbung kann allerdings auch fehlen, oder nicht auffallen.

Zusätzlich können Schmerzen, Kribbeln, Brennen, Taubheit, etc. die sichtbaren Symptome begleiten. Diese können ganz unterschiedlich ausgeprägt sein oder ganz fehlen, sodass Betroffene durch die Erkrankung kaum eingeschränkt bis hin zu massiv belastet sein können.

Beim sekundären Raynaud-Syndrom kann es außerdem zu kleinen Wunden, offenen Stellen und Nekrosen an den Fingern kommen. Dies kommt beim primären Raynaud-Syndrom allerdings nur sehr selten vor.

Bei stark ausgeprägten Symptomen kann das Raynaud-Syndrom auch die Psyche stark belasten, was stets ernst genommen werden sollte. Die Vermeidung auslösender Situationen kann so weit gehen, dass Betroffene zum Beispiel Angst haben, im Winter das Haus zu verlassen.

Typischerweise sind die Finger von den Durchblutungsstörungen betroffen. Bei einem Teil der Patient:innen äußern sich die Symptome allerdings auch an den Füßen und Zehen.

Achtung: Ständig kalte Hände und Füße, auch im Zusammenhang mit bläulich verfärbten Finger- und Zehennägeln, sind nicht typisch für die Weißfingerkrankheit. Stattdessen können andere Faktoren, wie niedriger Blutdruck oder eine Herzerkrankung, hineinspielen. Notwendig für die Diagnose eines Leichenfinger-Syndroms ist die Attackendynamik der Beschwerden.

Raynaud-Syndrom – Diagnostik

Bei Verdacht auf die Weißfingerkrankheit wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Sie sehr genau nach den Anfällen befragen. Bei einer gründlichen Anamnese und einer körperlichen Untersuchung durch einen Hausarzt oder eine Hausärztin können die charakteristischen Symptome bereits schnell als wahrscheinliche Weißfingerkrankheit eingeordnet werden. Erfahrene Ärzte und Ärztinnen können in ihrem Verdacht auch ein primäres Raynaud-Syndrom von einem sekundären Raynaud-Syndrom abgrenzen.

Die genaue Ursache herauszufinden ist bereits etwas schwieriger und wird häufig von einer spezialisierten Praxis durchgeführt. Eine Blutuntersuchung kann Hinweise auf eine rheumatologische Grunderkrankung geben. Außerdem können die Blutgefäße der Hände mittels Ultraschalles, Kapillarmikroskopie und weiterer Methoden genauer untersucht werden.

Die Behandlung des Leichenfinger-Syndroms

Das primäre Raynaud-Syndrom ist, abgesehen vom Störfaktor der Symptome, an sich harmlos. Die Therapie ist symptomatisch. Sie beinhaltet in erster Linie die Vermeidung von Anfallsauslösern. Diese sind bei den meisten Betroffenen Kälte und Stress. Betroffenen wird daher empfohlen, die Hände stets warmzuhalten, besonders bei Temperaturwechseln. Bewährt haben sich hier Fäustlinge und spezielle beheizbare Handschuhe. Aber auch der restliche Körper sollte besonders warmgehalten werden.

Außerdem können Trainingsgeräte für die Hände und Finger eingesetzt werden, um die Durchblutung anzuregen. Betroffene können versuchen, eine für sie entspannende Gewohnheit herauszufinden, um Stress nach Möglichkeit etwas zu reduzieren. Dies kann zum Beispiel Meditation oder Yoga, aber auch Lesen, Spazierengehen, Musikhören oder Tagebuchschreiben sein. Zu guter Letzt lohnt sich der Rauchstopp oder -verzicht. Nikotin verschlechtert die Durchblutung und kann die Symptome verschlimmern.

Medikamente sind beim primären Raynaud-Syndrom meist nicht notwendig. Wenn Betroffene sehr unter den Beschwerden leiden und/oder Schmerzen dazukommen, gibt es jedoch medikamentöse Möglichkeiten in Tabletten- oder Salbenform. Hierzu gehören zum Beispiel Calciumantagonisten wie Nifedipin, oder Nitroglycerin als Salbe.

Beim sekundären Raynaud-Syndrom steht die Therapie der Grunderkrankung im Vordergrund. Wird diese effektiv behandelt, so wird in der Regel auch die Raynaud-Symptomatik weniger. Zusätzlich können oben genannte Ratschläge auch bei sekundärem Raynaud-Syndrom ausprobiert werden.

Raynaud-Syndrom – Vorbeugung

Der Weißfingerkrankheit vorzubeugen ist leider kaum möglich. Falls Sie eine familiäre Veranlagung für das primäre Raynaud-Syndrom haben, kann sich der Rauchverzicht lohnen. Auch die Vermeidung von Arteriosklerose-begünstigenden Risikofaktoren kann dazu beitragen, zumindest diese mögliche Ursache der Weißfingerkrankheit zu verhindern.

Andere Ursachen können leider kaum vermieden werden, sodass sich die Vorbeugung von Raynaud-Anfällen bei einer bereits bestehenden Weißfingerkrankheit auf die Vermeidung auslösender Situationen beschränkt. Gesunde Menschen können durch das Vermeiden auslösender Situationen jedoch nicht die Entstehung der Weißfingerkrankheit verhindern, weswegen dies nicht notwendig ist.

Quellen:

DGA: Die Durchblutungsstörung Raynaud-Phänomen

 

Wissen in der Box: Raynaud Syndrom

Die Weißfingerkrankheit ist eine Durchblutungsstörung der Finger (und ggf. der Zehen), die anfallsartig auftritt.

Man unterscheidet je nach Ursache zwischen dem primären und dem sekundären Raynaud-Syndrom.

Die genaue Ursache des primären Raynaud-Syndroms ist bislang nicht geklärt. Beim sekundären Raynaud-Syndrom spielen (rheumatologische) Grunderkrankungen, Medikamente und physikalische Einflüsse eine Rolle.

Bei der anfallsartigen Durchblutungsstörung verfärben sich die betroffenen Finger charakteristisch erst weiß, dann blau, und schließlich rot. Dazu können Schmerzen, Kribbeln, Taubheit etc. kommen.

Beim primären Raynaud-Syndrom steht die Vermeidung von anfallsauslösenden Situationen im Vordergrund. Beim sekundären Raynaud-Syndrom sollten die auslösende Ursache bzw. Grunderkrankung behandelt werden.

Die einzige vorbeugende Maßnahme, besonders bei familiärer Veranlagung, ist der Rauchverzicht. Ansonsten können bei bestehender Erkrankung leider nur auslösende Faktoren vermieden werden.