Periphere arterielle Verschlusskrankheit

Periphere arterielle Verschlusskrankheit – Alles Wissenswerte über die pAVK

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Finja Berresheim

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Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) betrifft in Deutschland ungefähr 15 bis 20 Prozent der Menschen über 70 Jahren und gehört zu den unbekannteren Volkserkrankungen.

Dabei geht die pAVK, welche auch als Schaufenstererkrankung bekannt ist, mit Durchblutungsstörungen der Extremitäten einher. Meist sind die Beine betroffen und es zeigen sich belastungsabhängige Schmerzen beim Gehen. Im Verlauf kann es neben einer reduzierten Lebensqualität auch zu schweren Veränderungen der Haut wie dem lokalen Gewebstod kommen.

Der folgende Text soll Ihnen und Ihren Angehörigen einen ersten Überblick über die typischen Risikofaktoren und Beschwerden der Erkrankung geben, sowie ein Leitfaden für die mögliche Vorbeugung und Behandlung sein.

Inhalt

Periphere arterielle Verschlusskrankheit – Definition

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit, kurz pAVK, gehört zu den Gefäßerkrankungen und bezeichnet arterielle Durchblutungsstörungen der Extremitäten. Durch Verengungen, sogenannte Stenosen, der versorgenden Gefäße ist die Durchblutung vermindert. Dieser Sauerstoffmangel kann zu charakteristischen Schmerzen und später auch zu Hautveränderungen wie einem lokalen Gewebstod (Nekrosen) führen.

In den meisten Fällen ist die untere Extremität betroffen.

Die Erkrankung tritt vor allem bei älteren Menschen auf. In Deutschland leiden ungefähr 20 Prozent der über 70-Jährigen an einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. Die Erkrankung gehört damit neben Diabetes mellitus und Bluthochdruck zu einer der eher unbekannten Volkskrankheiten.

Periphere arterielle Verschlusskrankheit – Ursachen

Ursächlich für die Ausbildung der Gefäßverengungen, auch Stenosen genannt, ist in über 95 Prozent der Fälle Arteriosklerose. Dies bezeichnet die Ablagerung von Cholesterin und anderen Fetten an den Gefäßwänden.

Der Entstehung der Arteriosklerose liegen verschiedene Risikofaktoren zugrunde. Diese erhöhen aufgrund dessen somit auch das Risiko für die Entwicklung einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit.

Zu den wichtigsten Risikofaktoren der Arteriosklerose gehören:

Arteriosklerotische Veränderungen sind auch für weitere Erkrankungen verantwortlich. Dazu gehören neben der möglichen Entstehung einer pAVK, vor allem der akute Herzinfarkt und Schlaganfall.

In seltenen Fällen kann der Verschluss einer versorgenden Arterie einer Extremität auch sehr plötzlich auftreten. Dies bezeichnet man dann als akuten arteriellen Verschluss. In diesen Fällen zeigt sich eine akutes Beschwerdebild mit kalter Extremität, starken Schmerzen und fehlendem Puls. Die Ursache ist meist ein Blutgerinnsel aus dem Herzen beispielsweise bei Vorhofflimmern.

Liegen bei Ihnen oder einem bzw. einer Ihrer Angehörigen Risikofaktoren für arteriosklerotische Veränderungen vor, sprechen Sie jederzeit Ihre:n Arzt oder Ärztin an. Diese:r berät Sie und Ihre:n Angehörige:n gerne über Ihre individuellen vorbeugenden Möglichkeiten.

 

Periphere arterielle Verschlusskrankheit – Formen

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit kann anhand ihrer Lokalisation in verschiedene Formen unterteilt werden. Hier erfolgt zunächst die Einteilung in die betroffene untere Extremität oder obere Extremität. Je nachdem in welchem Bereich die Stenosen sich befinden, variieren auch die Schaufenstererkrankung Symptome.

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit kann in folgende Untergruppen eingeteilt werden:

pAVK der unteren Extremität (in 90 Prozent der Fälle)

  • Beckentyp
  • Oberschenkeltyp
  • Unterschenkeltyp
  • Mehrere Lokalisationen (Mehretagentyp)

pAVK der oberen Extremität (in 10 Prozent der Fälle)

  • Schultertyp
  • Digitaler Typ (hierunter versteht man Verengungen im Bereich der versorgenden Fingergefäße)

Die meisten Betroffenen leiden unter einer pAVK der unteren Extremität. Bei Rauchern ist meist der Beckenbereich von Verengungen der Gefäße betroffen. Menschen mit einer Diabetes Erkrankung hingegen leiden oft an einer pAVK vom Unterschenkeltyp.

In unserem Übersichtsartikel „Durchblutungsstörungen – Ursachen, Symptome und Behandlung“ können Sie sich zu weiteren Arten von Durchblutungsstörungen informieren.

Periphere arterielle Verschlusskrankheit – Symptome

In frühen Stadien der Erkrankung liegen meist keine Symptome vor.

Später ist das Beschwerdebild der pAVK der unteren Extremität jedoch durch ein typisches Leitsymptom geprägt. Betroffene berichten meist von belastungsabhängigen Schmerzen in den Regionen unterhalb der Gefäßverengungen. Diese sind als Ausdruck der reduzierten Durchblutung der Region zu verstehen (sog. Ischämieschmerz). Die Schmerzen bessern sich, sobald der oder die Betroffene die Belastung reduziert also beispielsweise stehen bleibt. Dieses Leitsymptom wird auch als Claudicatio intermittens bezeichnet. Die periphere arterielle Verschlusskrankheit wird deshalb auch als Schaufenstererkrankung bezeichnet.

Die Claudicatio intermittens zeigt sich durch folgende Beschwerden:

  • Belastungsabhängige Schmerzen in der Region unterhalb des Gefäßverschlusses
  • Schmerzreduktion bei Pausen und durch Tieflagern der Extremität
  • Kälte- und Schwächegefühl

Weitere mögliche Beschwerden in späteren Stadien:

  • Schmerzen in Ruhe
  • Schmerzhafte Veränderungen der Haut wie Nekrosen (lokaler Gewebstod), Ulcus cruris, Gangrän
  • Kalte und farblose Haut

Anhand der Beschwerden kann die periphere arterielle Verschlusskrankheit in verschiedene pAVK Stadien (Stadien eins bis vier) eingeteilt werden.

Bemerken Sie bei sich oder Ihren Angehörigen eines der beschriebenen pAVK Symptome zögern Sie nicht Ihre Ärztin oder Ihren Arzt anzusprechen. Diese:r kann die vorhandenen Beschwerden einordnen und bei Bedarf die entsprechende Diagnostik und Behandlung einleiten.

Periphere arterielle Verschlusskrankheit – Diagnosestellung

Die Diagnostik einer pAVK setzt sich aus einem Anamnesegespräch, einer körperlichen Untersuchung sowie bildgebender Diagnostik zusammen.

Bei dem Anamnesegespräch wird Ihr:e behandelnde:r Ärzt:in neben dem charakteristischen Beschwerdebild der pAVK, Ihre individuellen Risikofaktoren erfassen und zudem mit Ihnen über Herz-Kreislauf-Erkrankungen sprechen. Bei Vorliegen einer pAVK ist das Risiko für diese stark erhöht, sodass eine Diagnostik auch in diese Richtung erfolgen sollte.

Liegt eine pAVK vor, fallen bei der körperlichen Untersuchung meist eine blasse und kühle Haut, fehlende oder schwache Fußpulse oder auch Hautveränderungen auf.

Um die Diagnose zu stützen sind anschließend häufig weitere bildgebende Verfahren notwendig. Dazu gehört vor allem die Ultraschalluntersuchung der Gefäße. Diese wird auch als farbkodierte Duplexsonographie (FKDS) bezeichnet.

Ist diese nicht ausreichend, kann auch eine Angiografie durchgeführt werden. Hier erfolgt eine Darstellung der Gefäße über Kontrastmittel. Engstellen (Stenosen) der Gefäße zeigen dann ein reduziertes Kontrastmittelsignal.

Zur peripheren arteriellen Verschlusskrankheit Diagnostik gehört somit unter anderem:

  • Ausführliches Anamnesegespräch
  • Körperliche Untersuchung
  • Farbkodierte Duplexsonographie (Ultraschalluntersuchung der Gefäße (Aorta, Becken- und Beinarterien))
  • Angiographie (Darstellung der Gefäße mit Kontrastmittel): verschiedene Formen möglich (MR-Angiografie, CT-Angiografie, Digitale Subtraktionsangiografie (DSA))

Ihr:e betreuende:r Ärztin oder Arzt wird Sie und Ihre Angehörigen über die notwendigen Untersuchungen zur Abklärung einer möglichen Schaufenstererkrankung aufklären. Zögern Sie dabei nicht offene Fragen jederzeit anzusprechen.

Schaufensterkrankheit – Behandlung

Die Behandlung der Schaufenstererkrankung basiert auf einer stadienadaptierten Therapie.

Im Zentrum dieser steht vor allem die Einstellung der arteriosklerotischen Risikofaktoren.

Dazu gehören:

  • optimale Einstellung des Blutdruckes und des Blutzuckers
  • Einnahme eines Cholesterinsenkers (Statin)
  • Alkoholverzicht
  • Nikotinverzicht

Des Weiteren erfolgt eine antithrombotische Therapie. Hier werden in der Regel ASS oder Clopidogrel eingesetzt. Diese verhindern die Thrombozytenaggregation, also die Verklumpung der Blutplättchen.

In späteren Stadien kann zudem eine Schmerztherapie und bei infizierten Hautveränderungen eine antibiotische Therapie notwendig werden.

Abhängig vom Stadium werden auch operative und interventionelle Verfahren eingesetzt. Hierdurch können bereits stark ausgeprägte Verengungen der Gefäße aufgehoben und somit eine verbesserte Durchblutung wiederhergestellt werden. Ein häufiges angewendetes Verfahren ist zum Beispiel die perkutane transluminale Angioplastie (PTA) mit Ballondilatation. Hierbei wird über einen Gefäßzugang ein Draht in das Gefäß geschoben. An der Engstelle (Stenose) erfolgt dann das Aufblasen des Ballons, sodass die entsprechende Stelle geweitet wird. Bei Bedarf kann zusätzlich noch ein Stent zum Offenhalten des Gefäßes eingelegt werden.

Die Schaufensterkrankheit ist mit einer reduzierten Lebenserwartung und Lebensqualität assoziiert. Ersteres ist dabei durch ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall zu erklären.

Da die Erkrankung nicht heilbar ist, kommt vor allem der Prävention arteriosklerotischer Gefäßveränderungen eine wichtige Bedeutung zu. Aber auch eine frühzeitige und effektive pAVK Therapie kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich senken und die Lebensqualität deutlich erhöhen.

Bei Fragen bezüglich einer effektiven Behandlung wenden Sie sich jederzeit vertrauensvoll an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.

Periphere arterielle Verschlusskrankheit – Vorbeugung

In 95 Prozent der Fälle basiert die pAVK auf arteriosklerotischen Veränderungen der Gefäßwände. Aufgrund dessen kommt selbstverständlich der Prävention arteriosklerotischer Plaques eine besondere Bedeutung zu. Durch die Reduktion der wesentlichen Risikofaktoren für arteriosklerotische Veränderungen kann demnach auch das Risiko einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit deutlich gesenkt werden.

Um mögliche Risikofaktoren von Ihnen oder einem Ihrer Angehörigen frühzeitig zu erkennen, werden regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen von Hausarztpraxen angeboten. Diese sind der Grundstein für eine erfolgreiche Prävention von Erkrankungen.

Wichtige Verhaltensweisen zur Selbsthilfe bei einer Schaufenstererkrankung können sein:

  • Reduktion von Nikotinkonsum
  • Reduktion von Alkoholkonsum
  • Ausgewogene und gesunde Ernährung
  • Reduktion von Übergewicht
  • Ausreichende körperliche Bewegung
  • Optimale Einstellung eines möglichen Bluthochdruckes und Diabetes
  • Behandlung möglicher erhöhter Cholesterin- und Fettwerte

Um die oben genannten Verhaltensweisen zu etablieren, ist es oft hilfreich und motivierend diese mit der Familie gemeinsam umzusetzen. So kann man sich gegenseitig unterstützen und einen gesunden Lebensstil verwirklichen. Sie und Ihre Angehörigen können so gemeinsam Ihr Risiko für diverse Erkrankungen reduzieren.

Ihre behandelnde:r Arzt oder Ärztin berät Sie und Ihre:n Angehörige:n gerne zu Ihren individuellen Möglichkeiten der Risikoreduktion.

Quellen:

Herold, G. (2017). Mitarb. Innere Medizin: eine vorlesungsorientierte Darstellung; unter Berücksichtigung des Gegenstandskataloges für die Ärztliche Prüfung

S3-Leitlinie zur Diagnostik: Therapie und Nachsorge der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) – Pocket-Version

Amboss: Periphere arterielle Verschlusskrankheit

PAVK: Durchblutungsstörungen der Beine

Wissen in der Box: Periphere arterielle Verschlusskrankheit

Die pAVK geht mit Durchblutungsstörungen der Extremitäten durch Verengungen der Arterien einher. Meist ist die untere Extremität betroffen.

Ursächlich für die pAVK sind in über 95 Prozent arteriosklerotische Veränderungen. Der akute arterielle Verschluss beruht meist auf einem Gerinnsel aus dem Herzen.

Die pAVK kann anhand der Lokalisation der Gefäßverengungen in verschiedene Formen im Bereich der oberen und unteren Extremität eingeteilt werden. 

Symptome der pAVK sind belastungsabhängige Schmerzen (Claudicatio intermittens) sowie in späteren Stadien Ruheschmerz und Veränderungen der Haut wie Nekrosen und Ulzera. 

Die Diagnosestellung erfolgt über eine Kombination aus Anamnesegespräch, körperlicher Untersuchung und bildgebender Diagnostik wie der Ultraschalluntersuchung der Gefäße.

Die Therapie der pAVK fußt auf einer Einstellung der arteriosklerotischen Risikofaktoren, einer antithrombotischen Therapie sowie auf operativen oder interventionellen Verfahren.

Durch Reduktion von Risikofaktoren zur Entstehung arteriosklerotischer Plaques kann der Entwicklung einer Schaufenstererkrankung vorgebeugt werden.