Kompressionsstrümpfe

Kompressionsstrümpfe – Wann und wie Sie sie tragen

Picture of Elisabeth Vatareck
Elisabeth Vatareck

Mehr über die Autorin erfahren

Auch im Alter möchten wir uns sorglos bewegen können. Das steigert unser körperliches und geistiges Wohlbefinden. Mit dem Alter steigt jedoch das Risiko für eine Venenschwäche. Die Symptome davon kennen Sie vielleicht – schwere und schmerzende Beine, jede Bewegung ist mühsam. Die gute Nachricht ist: Sie können diese Beschwerden sehr einfach lindern mithilfe von Kompressionsstrümpfen. 

Kompressionsstrümpfe fördern die Blutzirkulation und entlasten den Kreislauf. Sie haben eine nachgewiesene medizinische Wirkung und werden daher als Therapie von Erkrankungen des Venen- und Lymphsystems eingesetzt. Aber wann und wie sollen Sie Kompressionsstrümpfe tragen? Dem wird hier genau nachgegangen.  

Inhalt

Kompressionsstrümpfe – Definition 

Medizinische Kompressionsstrümpfe sind Hilfsmittel, die eingesetzt werden, um von außen kontrolliert Druck auf das Gewebe und das darin liegende Venensystem auszuüben. Dieser Druck fördert die Blutzirkulation. Die Fließgeschwindigkeit des Blutes wird gesteigert und der Blutabfluss Richtung Herz erhöht. Diese sogenannte Kompressionstherapie wird bei vielen verschiedenen Krankheiten wie Venenschwäche und Erkrankungen des Lymphsystems angewendet.  

Kompressionsstrümpfe gibt es in vier unterschiedlichen Kompressionsklassen, die als KKL abgekürzt werden. Sie unterscheiden sich in ihrem sogenannten Ruhedruck. Je höher die Klasse, umso höher ist die Druckstärke der Strümpfe. Sie wird in mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) oder in kPa (Kilopascal) angegeben. Die Strumpfart wird individuell für jede Person entsprechend ihrer Diagnose angepasst. In der folgenden Tabelle finden Sie eine Übersicht über die verschiedenen Kompressionsklassen. 

KKL Intensität Druck in mmHg Druck in kPa 
I Leicht 18-21 2,4 bis 2,8 
II Mittel 23-32 3,1 bis 4,3 
III Kräftig 34-46 4,5 bis 6,1 
IV Sehr kräftig ab 49  ab 6,5  

Diese medizinischen Kompressionsstrümpfe sind keine Stützstrümpfe und sollten daher nicht verwechselt werden. Im Gegensatz zu Kompressionsstrümpfen sind Stützstrümpfe für Menschen mit gesunden Venen konzipiert und sind kein Medizinprodukt. Sie haben lediglich die Eigenschaft, bei gesunden Anwendern schweren Beinen vorzubeugen, zum Beispiel durch langes Sitzen und Stehen.  

In unserem Übersichtsartikel „Durchblutungsstörungen – Ursachen, Symptome und Behandlung“ geben wir Ihnen einen tieferen Einblick in das Thema Durchblutungsstörungen.

Kompressionsstrümpfe – Indikationen 

Kompressionsstrümpfe werden zur Linderung, Vorbeugung und zur beschleunigten Heilung vieler verschiedener Leiden verordnet. Venenärzt:innen, in der Fachsprache als Phlebologen bezeichnet, setzten die sehr wirksame und verträgliche Kompressionstherapie bei fast allen ihrer Patienten ein. Darunter fallen die folgenden Krankheitsbilder: 

Krampfadern

  • bei Krampfaderleiden als symptomatische Therapie 
  • bei Krampfaderleiden während der Schwangerschaft 
  • nach der operativen Entfernung von Krampfadern 

Chronische venöse Insuffizienz

  • als Therapie in allen Stadien chronisch venöser Insuffizienz 
  • zur Prävention eines Unterschenkelgeschwüres 

Ödeme (krankhafte Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe)

  • als Therapie des Lipödems 
  • bei Ödemen während der Schwangerschaft 
  • als Behandlung eines Lymphödems  
  • als Behandlung einer Beinvenenthrombose 
  • zur Vorbeugung bei Patienten mit erhöhtem Thrombose-Risiko 
  • zur Vorbeugung und Therapie eines postthrombischen Syndroms 

Wichtig ist, dass es eine weitere Art spezieller Thrombosestrümpfe gibt, die nichts mit den klassischen Kompressionsstrümpfen zu tun haben. Sie werden im Krankenhaus angewendet, wenn Patient:innen nach einer Operation bettlägerig sind. Thrombosestrümpfe haben deutlich weniger Druck, der für gehende und sitzende Patient:innen nicht ausreicht.  

Kompressionsstrümpfe – Anwendung 

Bei der Anwendung müssen Sie zunächst einmal beachten, dass die Strümpfe für Sie individuell angepasst sein müssen. Sie funktionieren nämlich nicht, wenn sie die falsche Größe haben. Der nächste wichtige Punkt ist, dass Sie die Strümpfe korrekt anlegen müssen. Folgende Schritte sollten Sie dabei beachten: 

  • Ziehen Sie die Kompressionsstrümpfe gleich morgens an, wenn das Bein noch nicht geschwollen ist 
  • Ihre Haut sollte trocken sein, also legen Sie die Strümpfe nicht direkt nach dem Duschen an 
  • Setzen Sie sich stabil und sicher hin 
  • Drehen Sie den oberen Teil des Strumpfes, der den Unterschenkel bedecken soll, auf links 
  • Ziehen sie mit beiden Händen das Fußteil des Strumpfes auseinander  
  • Schlüpfen Sie mit den Zehen in das Fußteil und ziehen den Strumpf zunächst über Fuß, Ferse und schließlich über den Knöchel. Überprüfen Sie den korrekten Sitz ohne Falten 
  • Ziehen Sie den Rest des Strumpfes Stück für Stück über den Unterschenkel, indem Sie ihn immer wieder auf rechts wenden und sich langsam hocharbeiten 

Am Ende sollte der Strumpf ohne Falten anliegen. Die Nähte sollten dabei gerade am Bein hochlaufen. Wenn Sie eine persönliche Anleitung für das Anlegen wünschen, sprechen Sie am besten direkt mit den Verkäufer:innen Ihrer Kompressionsstrümpfe. Sie werden Ihnen dabei helfen, die richtige Technik fürs Anziehen zu erlernen.  

Übrigens sind Kompressionsstrümpfe beim Sport kein Problem. Viele Sportler tragen sie sogar zur Unterstützung. Tragen Sie Ihre Kompressionsstrümpfe im Sommer auch bei wärmeren Temperaturen. Gerade dann weiten sich die Gefäße und benötigen die Unterstützung. Wenn Ihnen in Ihre Strümpfe auf Dauer zu warm werden, können Sie eine atmungsaktive Variante wählen.  

Wo man Kompressionsstrümpfe kaufen kann 

Medizinische Kompressionsstrümpfe werden nach einer entsprechenden Diagnose von einem Arzt oder einer Ärztin verordnet. Das heißt, dass dafür ein Rezept ausgestellt wird und die Kompressionsstrümpfe nicht komplett selbst bezahlt werden müssen. Dieses Rezept kann dann in einem medizinischen Fachhandel wie einem Sanitätshaus eingelöst werden.   

Neben den klassischen Kompressionsstrümpfen gibt es auch die Kompressionsstrumpfhose. Sie wird häufig bei Krampfadern oder nach Venenentzündungen eingesetzt. Außer diesen medizinischen Produkten können Sie sowohl online als auch in Fachgeschäften vor Ort halterlose Stützstrümpfe oder Kompressionssocken erwerben. Diese Produkte sind allerdings nur dann geeignet, wenn Sie gesunde Venen haben und keine medizinische Notwendigkeit für Kompressionsstrümpfe vorliegt.  

Quellen:

Deutsche Gesellschaft für Phlebologie: Kompressionsstrümpfe

Lymphologischer Informationsdienst Rainer H. Kraus:  Alles über das Lipödem

AWMF online: Leitlinie: Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK)

Wissen in der Box: Kompressionsstrümpfe

Eine Therapie mit Kompressionsstrümpfen wird bei der Behandlung vieler verschiedener Erkrankungen der Venen und Lymphbahnen eingesetzt. Dazu gehören Krampfadern, chronische venöse Insuffizienz, Ödeme oder Thrombosen.  

Kompressionsstrümpfe bewirken bei Lipödem, dass weniger Flüssigkeit ins Gewebe gelangt. Sie unterstützen die Funktion der Venen und wirken gegen die Schwerkraft, die sonst zum „Volllaufen“ des Ödems führen kann.  

Zunächst dreht man den Fußteil der Strümpfe auf links. Dann weitet man diesen Teil mit beiden Händen und stülpt ihn über den Fuß. Anschließend arbeitet man sich langsam hoch, indem man den Strumpf immer wieder auf rechts dreht und überstülpt.

Kompressionsstrümpfe kann man praktisch immer tragen, außer in der Nacht. Es ist jedoch wichtig, die Kompressionsstrümpfe häufig zu waschen. Die Empfehlung lautet, die Strümpfe täglich nach dem Tragen zu waschen.  

Kompressionsstrümpfe schaden nicht, außer sie werden falsch angelegt. Wenn sie Falten bilden, könnten Sie dadurch den Blutfluss abschnüren. Ohnehin sind falsch angelegte Kompressionsstrümpfe nutzlos.  

Bei manchen Menschen kommt es durch das Tragen der Strümpfe zu Juckreiz und trockener Haut. Bei Austrocknung der Haut helfen feuchtigkeitsspendende Cremes.

Kompressionsstrümpfe über Nacht zu tragen hat keine positiven Effekte. Im Liegen muss das Venen- und Lymphsystem nämlich nicht gegen die Schwerkraft arbeiten und der Blutabfluss ist erleichtert. Zudem kann sich die Haut in der Nacht regenerieren. 

Die Preise sind abhängig vom Hersteller, von ihrer Klasse und Ausführung. Die Preisschwankung ist sehr stark und liegt zwischen 20 und 150 Euro.  

Die Krankenkasse zahlt die Strümpfe immer dann, wenn sie von einem Arzt oder einer Ärztin aufgrund einer entsprechenden Diagnose verordnet wurden. Der oder die Patient:in hat einen kleinen Eigenanteil von bis zu 10 Euro.