Lewy-Körper Demenz: Symptome und Behandlungsformen
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Die Lewy-Körper Demenz (oder aus dem Englischen Lewy-Body Demenz) gehört zum Formenkreis der Parkinson-Syndrome. Die Symptome einer Lewy-Körper Demenz sind denen der Alzheimer-Demenz oft sehr ähnlich. Die Diagnosestellung der Lewy-Körper Demenz erfolgt anhand der Symptome. Die Therapie dieser Demenz ist schwierig, da Betroffene auf Medikamente sehr unterschiedlich reagieren.
Neben der Demenz werden Bewegungsstörungen und psychotische Episoden berücksichtigt und deren Ausmaß beurteilt und behandelt. Im Verlauf werden Menschen mit dieser Erkrankung zunehmend pflegebedürftig und bettlägerig.
Wenn Sie eine:n Angehörige:n mit Lewy-Body Demenz pflegen, kann es hilfreich sein, etwas über die Entstehung und den Verlauf der Erkrankung zu wissen. Wir informieren Sie in unserem Ratgeber über die Zusammenhänge mit der Parkinson-Krankheit und über die Symptome sowie die Behandlung der Krankheit.
Lewy-Körper Demenz – Die Herkunft der Bezeichnung
Die Lewy-Körper wurden nach dem Nervenarzt Frederic Henry Lewy, der sie Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte, benannt. Es handelt sich um unter dem Mikroskop sichtbare Ablagerungen im Gehirn. Lewy-Körper sind fehlerhafte Eiweißmoleküle, die nicht abgebaut werden können und sich in bestimmten Hirnarealen ablagern.
Ihre genaue Entstehung und Bedeutung für die Krankheitsentstehung sind bislang nicht ausreichend geklärt.
Grundlegende Informationen zu Definition, Ursachen, Symptomen und Behandlung einer Demenz finden Sie in unserem Übersichtsartikel zum Thema Demenz.
Der Zusammenhang mit der Parkinson-Erkrankung
Die Lewy-Körper Demenz gehört zu den atypischen Parkinson-Syndromen. Die namensgebenden Lewy-Körper kommen nämlich nicht nur bei dieser Demenz, sondern auch beim Morbus Parkinson vor.
Vor Diagnosestellung der klassischen (idiopathischen) Parkinson-Krankheit muss eine Lewy-Körper Demenz ausgeschlossen werden, um die richtige Therapie auszuwählen. Die ersten Symptome der beiden Erkrankungen können sehr ähnlich sein, weshalb die Unterscheidung durch erfahrene Ärzt:innen erfolgt.
Die Häufigkeit der Lewy-Körper Demenz
Die Ähnlichkeit der Lewy-Körper Demenz zur Parkinson-Krankheit kann dazu führen, dass sie fälschlicherweise als Parkinson-Krankheit diagnostiziert wird. Deshalb kommt diese Demenz mit großer Wahrscheinlichkeit häufiger als bislang angenommen vor. Diese Demenzform ist nach der idiopathischen, klassischen Parkinson-Krankheit die zweithäufigste Erkrankung aus dem Parkinson-Formenkreis.
Aktuellen Schätzungen zufolge sind etwa vier von 1.000 über 65-Jährige in Deutschland an einer Lewy-Körper Demenz erkrankt. Außerdem vermuten Forscher, dass bis zu 20 Prozent aller Demenzen aufgrund der Lewy-Körper Ablagerungen entstehen.
Wer ein hohes Risiko für die Entwicklung dieser Demenz hat
Die Entwicklung der Symptome bei Lewy-Körper Demenz beginnt in der Regel ab dem 60. Lebensjahr. Jüngere Menschen erkranken äußerst selten daran. Außerdem sind Männer aus bisher unbekannten Gründen häufiger betroffen als Frauen.
In seltenen Fällen kann eine bestimmte Genmutation zur Ablagerung von Lewy-Körpern und damit zu einer Degeneration von Hirnnervenzellen führen. In diesem Fall entsteht eine Lewy-Körper Demenz oder der Morbus Parkinson. Aufgrund des gleichen Entstehungsmechanismus wird vermutet, dass die Lewy-Körper Demenz eine Verlaufsform des idiopathischen Parkinson-Syndroms mit demenzieller Symptomatik ist.
Meist kann jedoch keine einzelne genetische Mutation nachgewiesen werden. Man geht davon aus, dass die Entstehung der Lewy-Körper Demenz durch verschiedene Risikofaktoren bedingt ist, die jedoch bislang nicht bekannt sind.
In unseren weiteren Artikeln dieser Reihe erfahren Sie alles Wissenswerte über die weiteren Demenzformen:
Lewy-Körper Demenz – Symptome
Bereits die ersten Symptome sind für Betroffene oder Angehörige von Betroffenen wahrnehmbar. Für den Laien ist es dennoch vor allem bei geringen Symptomen schwer zu unterscheiden, ob es sich um normale Alterungsprozesse handelt. Der Hausarzt oder die Hausärztin kann Ihnen hier als erste Anlaufstelle weiterhelfen.
Die ersten Symptome bei Lewy-Körper Demenz ähneln der Parkinson-Krankheit. Typisch ist die Verlangsamung von Bewegungen und insgesamt eine Bewegungsarmut (Akinese). Durch eine unbewusste, dauerhafte Anspannung der Muskulatur (Rigor) kommt es bei vielen Betroffenen zu Schmerzen im Bereich des Nackens, der Schulter und der Wirbelsäule. Auch das veränderte Gangbild mit kleinen Schritten und nach vorn gebeugtem Oberkörper ist für beide Erkrankungen typisch. Weiterhin tritt häufig ein einseitiges Zittern (Tremor), meist an der Hand, auf.
Es treten bei dieser Demenz aber auch weitere Symptome auf. Sogenannte REM-Schlaf Verhaltensstörungen treten bei Parkinson, aber auch bei der Lewy-Körper Demenz besonders häufig auf. Dabei kommt es zu einem Ausleben des Geträumten. Viele Betroffene schlagen um sich oder beginnen, im Schlaf zu wandeln. Das kann insbesondere für die Partnerin oder den Partner sehr belastend sein.
Die Abgrenzung zur idiopathischen Parkinson-Krankheit kann erfolgen, wenn zusätzlich weitere Symptome vorliegen. Dazu zählt insbesondere die demenzielle Symptomatik, die auch schon vor den motorischen Störungen auftreten kann. Die Demenz-Symptome verschlechtern sich oft nicht langsam und kontinuierlich, sondern schwanken im Tagesverlauf stark.
Im Gegensatz zur Alzheimer-Krankheit, bei der zunächst hauptsächlich das Kurzzeitgedächtnis betroffen ist, ist bei einer beginnenden Lewy-Körper Demenz insbesondere die Aufmerksamkeit beeinträchtigt. Auch die Fähigkeit zur Visuokonstruktion, also Gesehenes zu reproduzieren, ist bei dieser Demenz früh betroffen. Der Arzt oder die Ärztin überprüft dies mit dem Uhrentest, der ein wichtiges Instrument in der Demenz-Diagnostik darstellt. Er ist jedoch nicht spezifisch für die Lewy-Body Demenz und kann auch bei anderen Demenzformen auffällig sein.
Typisch für die Lewy-Body Demenz ist auch das zusätzliche Auftreten von Halluzinationen. Diese können optischer oder akustischer Art sein. Sie führen zu einer Entwicklung von komplexen Wahnvorstellungen, die für Angehörige nicht nachvollziehbar sind.
Psychische Begleiterkrankungen, insbesondere Depressionen und Angststörungen, sind bei der Lewy-Körper Demenz ebenso wie bei anderen Demenzformen häufig und dürfen nicht außer Acht gelassen werden.
Das wichtigste körperliche Symptom bei der Lewy-Körper Demenz ist das Abfallen des Blutdrucks beim Aufstehen oder längerem Stehen. Dabei kann es zu Ohnmacht und Stürzen kommen, die unbedingt ärztlich abgeklärt werden müssen, um andere Ursachen auszuschließen. Auch Urin-Inkontinenz tritt bei der Lewy-Körper Demenz früher als bei anderen Demenzen auf.
Die Diagnosestellung bei dieser Form von Demenz
Die Diagnose einer Lewy-Körper Demenz wird hauptsächlich anhand der klinischen Symptome gestellt. Der Arzt oder die Ärztin führt eine ausführliche Anamnese, Demenztests sowie eine körperliche Untersuchung durch. Ein erfahrener Neurologe bzw. Neurologin oder Psychiater:in kann anhand dieser Untersuchungen die Diagnose in der Regel mit hoher Wahrscheinlichkeit stellen.
MRT- oder CT-Untersuchungen des Kopfes sind bei Lewy-Körper Demenz unauffällig. Es gibt weitere spezielle Untersuchungen, die den Verdacht auf eine Lewy-Körper Demenz verstärken und bei Unsicherheit eingesetzt werden. Die endgültige Diagnose kann nur nach dem Tod mit einer mikroskopischen Untersuchung des Gehirns gesichert werden.
Lesen Sie hier, mit welchen Tests Demenzen diagnostiziert werden können:
Die Behandlung der Lewy-Körper Demenz
Die Therapie bei Lewy-Körper Demenz ist rein symptomatisch. Bislang ist sie aufgrund der weitestgehend unbekannten Ursachen nicht heilbar. Die eingesetzten Medikamente sind nicht speziell zugelassen. Sie werden im sogenannten Off-label-use nach einer individuellen Nutzen-Risiko-Einschätzung durch den behandelnden Arzt oder die behandelnde Ärztin, den Betroffenen sowie unter Umständen den Angehörigen eingesetzt.
Für die Behandlung von Parkinson-typischen Bewegungsstörungen bei Lewy-Body Demenz kann ein Therapieversuch mit L-Dopa in niedriger Dosis unternommen werden. Häufig verschlechtern sich darunter jedoch Halluzinationen und Wahnvorstellungen und die Therapie kann nicht fortgesetzt werden. Auch ist die L-Dopa Therapie bei Lewy-Body Demenz in vielen Fällen nicht gut wirksam. Eine andere Behandlung der Bewegungsstörungen ist derzeit nicht möglich.
Die Therapie der demenziellen Symptomatik erfolgt bei Lewy-Body Demenz meist mit Acetylcholinesterase-Hemmern wie Rivastigmin und Donepezil. Deren Wirksamkeit zur Verbesserung von Demenz-Symptomen bei Lewy-Body Demenz ist allerdings umstritten und muss individuell beurteilt werden.
Psychotische Episoden bei der Erkrankung werden mit Clozapin oder seltener Quetiapin behandelt. Die meisten anderen antipsychotisch wirkende Medikamente verschlechtern die Bewegungsstörungen der Betroffenen und dürfen deshalb nicht verschrieben werden. Manchmal kann auch eine Infektion Auslöser für die Psychose sein, so dass die Behandlung des Infekts anstelle der antipsychotischen Therapie wirksamer ist.
Depressive Episoden bei Patient:innen können mit einer Kombination aus spezieller Psychotherapie und Antidepressiva behandelt werden.
Zusätzlich zu den medikamentösen Verfahren gibt es viele verschiedene nicht-medikamentöse Angebote zur Behandlung von Betroffenen mit Demenz. Neben psychotherapeutischen Verfahren wie Gruppengesprächen können körperliche Bewegung, Training der geistigen Fähigkeiten und regelmäßiger Austausch mit nahestehenden Personen die Patient:innen stärken und ihre Lebensqualität verbessern.
Auch für pflegende Angehörige ist der Austausch mit Anderen wichtig, um den Umgang mit der Demenz zu erlernen. Wenn Sie eine:n Angehörige:n mit Demenz pflegen, können Sie in Angehörigengruppen Menschen mit ähnlichen Sorgen, Fragen und Geschichten treffen und Ihre Erfahrungen austauschen.
Hilfreiche Tipps für pflegende Angehörige zum Umgang mit Demenz:
Der Verlauf der Lewy-Körper Demenz
Patient:innen mit Lewy-Körper Demenz zeigen insbesondere zu Beginn eine rasch wechselnde Symptomatik und können von einem Moment auf den nächsten sehr wach oder kaum ansprechbar sein. Betroffene verlieren im Verlauf jedoch schnell die Fähigkeit, im Alltag allein zurecht zu kommen und sind auf Pflege angewiesen. Spätestens in dieser Zeit ist es wichtig, rechtliche Fragen wie die Betreuung und eine Patientenverfügung zu klären.
Neben der relativ früh auftretenden Harninkontinenz haben viele Betroffene Gleichgewichts– und Kreislaufstörungen. Diese nehmen mit länger andauernder Erkrankung zu und führen zu häufigen Stürzen, weshalb die Patient:innen zunehmend immobil und im Verlauf bettlägerig werden. Das Endstadium bei Lewy-Body Demenz ist meist durch eine zunehmende Schluckstörung gekennzeichnet, wodurch die Patient:innen an Gewicht verlieren und unterernährt sind. Das Immunsystem verschlechtert sich und Betroffene sterben meist an Infektionen, insbesondere Lungenentzündungen. Die Lebenserwartung bei Lewy-Body Demenz beträgt nach der Diagnosestellung etwa sieben Jahre.
Wenn Sie als pflegende:r Angehörige:r eines Patienten oder einer Patientin mit Lewy-Körper Demenz merken, dass die Pflege von Ihnen allein nicht durchführbar ist, kann die Organisation eines ambulanten Pflegedienstes eine große Entlastung sein. Dieser unterstützt Sie bei pflegerischen Aufgaben oder bringt beispielsweise warme Mahlzeiten zu Ihnen nach Hause. Sie sollten bei der Pflege eines oder einer demenzkranken Angehörigen darauf achten, das eigene Wohl nicht aus den Augen zu verlieren. Zögern Sie nicht, Hilfsangebote zu suchen und nehmen Sie sich regelmäßige Auszeiten von der Pflege.
Wissen in der Box: Lewy-Körper Demenz
Der Nervenarzt Frederic Henry Lewy entdeckte die Krankheit, bei der es sich um kleinste Ablagerungen von Eiweißmolekülen im Gehirn handelt.
Die Lewy-Körper sind auch Symptome von Morbus Parkinson. Die ersten Symptome der beiden Krankheiten sind sehr ähnlich.
Aktuellen Schätzungen zufolge sind etwa vier von 1.000 über 65-Jährige in Deutschland an dieser Demenzform erkrankt. Jedoch kommt sie höchstwahrscheinlich häufiger als diagnostiziert vor.
Ältere Menschen ab dem 60. Lebensjahr und überwiegend Männer haben ein hohes Risiko für die Entwicklung dieser Demenz.
Depressionen, Angststörungen und das Abfallen des Blutdrucks können Symptome sein. Auch die REM-Schlaf-Verhaltensstörung und demenzielle Symptomatik zählen dazu.
Spezialist:innen können anhand von ausführlicher Anamnese, Demenztests und körperlichen Untersuchungen eine Diagnose stellen.
Alle Behandlungsvorgänge müssen auf den bzw. die Patient:in individuell angepasst werden. Einzelne Symptome können mit Medikamenten und Therapien behandelt werden.
Diese Demenzform verläuft mit rasch wechselnder Symptomatik. Neben der Harninkontinenz werden auch Gleichgewichts- und Kreislaufstörungen mit dem Verlauf der Krankheit häufiger.