Inkontinenz Therapie
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Inkontinenz ist eine gesellschaftliche Erscheinung, die vor allem ältere Generationen und dort vor allem Frauen betrifft. Durch eine mit zunehmendem Alter schwächer werdende Beckenbodenmuskulatur lässt sich der Harndrang nicht mehr ausreichend kontrollieren und unwillkürlicher Harnabgang ist die Folge. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, dass „Probleme mit der Blase“ und Inkontinenz eine hinzunehmende Tatsache des Älterwerdens ist, gibt es verschiedene Inkontinenz-Therapien und Behandlungsmöglichkeiten, die die Inkontinenz und damit die Lebensqualität deutlich verbessern können. Daher ist es ratsam, dass Betroffene diese auch in Anspruch nehmen.
Wir möchten im Folgenden die verschiedenen Therapiemöglichkeiten für die häufigsten Inkontinenzformen vorstellen.
Inkontinenz – Vorsorge ist die beste Therapie
Erwachsene und vor allem Frauen, die Kinder geboren haben, können durch ein paar leicht umsetzbare Maßnahmen schon viel dafür tun, die Funktionsfähigkeit der Harnblase zu erhalten und einer Harn- und Stuhlinkontinenz im Alter vorzubeugen:
Achten Sie auf Ihren Beckenboden und stärken Sie die Muskulatur bereits durch ein kurzes, aber regelmäßiges Beckenbodentraining. Ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung, Normalgewicht und ausreichend Bewegung wirken sich ebenso positiv aus wie wenn Sie auf Laster wie Nikotin und (zu viel) Alkohol verzichten.
Die Therapien bei eingetretener Inkontinenz
Leiden Sie unter einer leichten Form der Blasenschwäche mit wenig Urinverlust, können Sie zunächst ohne ärztliche Hilfe durch Anwendung verschiedener allgemeiner Maßnahmen versuchen, die Blasenschwäche zu beheben.
- Achten Sie auf eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um den Stuhlgang weich zu halten. Eine Verstopfung im Darm kann eine Harninkontinenz begünstigen.
- Versuchen Sie nicht, durch eine reduzierte Flüssigkeitszufuhr Ihre Blasenschwäche zu „überlisten“. Dies führt im schlimmsten Fall zu Kreislaufbeschwerden und Stürzen. Außerdem „dickt“ das Blut ein und es kann zu Thrombosen, Embolien oder Schlaganfällen führen.
- Vermeiden Sie soweit wie möglich Zigaretten-, Alkohol- und Kaffeekonsum, da sie den Harndrang verstärken.
- Versuchen Sie Übergewicht durch eine gesunde Ernährungsumstellung abzubauen.
- Stärken Sie Ihren Beckenboden durch ein regelmäßiges Beckenbodentraining. Ein solches sollte unbedingt z.B. nach Schwangerschaften und Geburten und verschiedenen Bauchoperationen durchgeführt werden.
- Andere Trainingsformen wie Yoga oder Pilates stärken ebenso den Beckenboden.
Extra Tipp: Nehmen Sie eine leichte Blasenschwäche nicht einfach als gegeben hin. Verfallen Sie aber auf der anderen Seite auch nicht in Panik, denn eine negative psychische Einstellung birgt die Gefahr, dass sich die Inkontinenz verschlimmert.
Inkontinenz Therapie – Die Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie bzw. Behandlungsmöglichkeiten unterscheiden sich stark und orientieren sich an der zugrundeliegenden Inkontinenzform. Liegt bei Ihnen oder einem bzw. einer Angehörigen eine deutlich ausgeprägtere Form der Inkontinenz vor, bei der es sehr oft zum ungewollten Abgang von Urin kommt, sollte die Therapie mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin abgestimmt werden. Diese:r wird unter Umständen den Besuch einer speziellen Inkontinenzsprechstunde empfehlen, in welcher Inkontinenzpatient:innen individuell und umfassend geholfen werden kann.Therapie der Belastungsinkontinenz
Bei der Belastungsinkontinenz kommt dem Beckenbodentraining eine entscheidende Bedeutung zu. Auch eine Elektrostimulation oder Biofeedback der Beckenbodenmuskulatur ist möglich. Wichtig ist hierbei, dass das Training wirklich regelmäßig durchgeführt wird. Das gute ist, dass sich viele Übungen für jedes Alter ganz einfach in den Alltag integrieren lassen. Ob beim Fernsehen, beim Telefonieren oder beim Kartoffelschälen: Es gibt unzählige Übungsvarianten im Sitzen, Stehen oder Liegen und die einzige Schwierigkeit besteht vermutlich oft darin, regelmäßig daran zu denken, ein paar Beckenbodenübungen zu machen.
Ist die Ursache der Belastungsinkontinenz bei Frauen auf die Wechseljahre und den dadurch veränderten Hormonspiegeln und die verminderter Durchblutung der Harnröhre zurückzuführen, kann im Rahmen der Therapie die Einnahme von Hormonpräparate versucht werden.
Als operative Behandlungsform kann die Harnröhre mit einer Schlinge stabilisiert oder die Lage der Blase korrigiert werden. Diese Operation hilft oft, den Harndrang besser kontrollieren zu können.
Außerdem stehen Frauen mit Belastungsinkontinenz einige Hilfsmittel zur Verfügung. So kann mit einem Pessar die Blase angehoben oder mit Hilfe von Vaginalkonen der Beckenboden trainiert werden.
Therapie der Dranginkontinenz
Die Therapie der Dranginkontinenz ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Im Falle einer Harnblaseninfektion oder bei Blasensteinen erfolgt eine spezifische Therapie.
Ist keine fassbare Ursache für eine Dranginkontinenz auffindbar, stehen ebenfalls Beckenbodentraining und Elektrostimulation zur Verfügung. Eine Therapieoption ist, durch ein Blasentraining die Blasenfüllmenge zu trainieren. Dabei wird der Harndrang unterdrückt und der Urin bewusst zurückgehalten und somit der Toilettengang so lange wie möglich hinausgezögert.
Außerdem können bestimmte Medikamente die Blasenmuskulatur beruhigen. Zur Therapie der Dranginkontinenz kann auch eine Botulinum-Injektion (Botox) in die Blasenmuskulatur gegeben werden, welche die Blasenmuskulatur erschlaffen lässt und die Symptomatik verbessert.
Operativ kann außerdem ein Harnblasenschrittmacher implantiert werden.
Therapie bei Überlaufinkontinenz
Die Überlaufinkontinenz ist eine Inkontinenzform, die Männer betrifft. Oft ist eine Prostatavergrößerung ursächlich. Im Frühstadium stehen pflanzliche Heilmittel zur Verfügung (z.B. eignen sich Kürbiskerne und freiverkäufliche Kürbiskernpräparate). In einem weiter fortgeschrittenen Stadium helfen Medikamente oder eine Operation (meistens die Entfernung der Prostata).
Therapie der Reflexinkontinenz und Inkontinenz bei stark Pflegebedürftigen
Eine Reflexinkontinenz steht meistens im Zusammenhang mit einer neurologischen Erkrankung wie die Multiple Sklerose. Bei fortgeschrittenen neurologischen Erkrankungen oder sehr pflegebedürftigen Patient:innen, kann eine Operation nötig werden, bei der über einen Bauchdeckenkatheter die dauerhafte Harnableitung sichergestellt wird. Dadurch fällt in der Folge die Inkontinenz weg.
Hilfsmittel für Inkontinenzpatienten
Kommt es trotz einer eingeleiteten Therapie zu ungewolltem Harnverlust ist es für Betroffene wichtig, dass das keiner um sie herum mitbekommt. Dafür gibt es verschiedene Hilfsmittel, die diskret und unkompliziert angewendet werden können und die die Lebensqualität entscheidend verbessern.
Man unterscheidet aufsaugende Hilfsmittel wie Vorlagen, Windeln, Unterlagen, spezielle Slips oder Tropfenfänger und ableitende Hilfsmittel wie Kondomurinale und Blasenkatheter. Ein konsultierter Arzt oder eine Ärztin kann ein Rezept für Inkontinenzprodukte ausstellen, sodass Betroffenen in vielen Fällen eine finanzielle Unterstützung durch die Krankenkasse zusteht.
Wichtig ist außerdem eine ausreichende Pflege der strapazierten Haut durch geeignete Cremes.
Wie der Beckenboden gestärkt werden kann
Voraussetzung ist es den Beckenboden wahrzunehmen und bewusst anspannen zu können. Anleitungen zum Beckenbodentraining bieten Physiotherapeuten aber auch Hebammen. In einigen Fitnessstudios gibt es spezielle Geräte zum Beckenbodentraining.
Kann man den Beckenboden wahrnehmen, ist jedoch auch ein Eigentraining unkompliziert möglich. Einige Übungen wie der „Beckenbodenlift“ oder der „Katzenbuckel“ sollten täglich mehrfach wiederholt werden. Ist hierfür nicht ausreichend Zeit, kann aber auch an nahezu jedem Ort der Beckenboden mehrmals täglich bewusst angespannt und entspannt werden. Wichtig ist die Regelmäßigkeit. Seien Sie ausdauernd – es lohnt sich.
Quellen:
Robert Koch Institut: Themenheft 39 „Harninkontinenz“
AWMF: S2e-LeitlinieHarninkontinenz bei geriatrischen
Patienten, Diagnostik und Therapie
Fonds Soziales Wien: Inkontinenz Ursachen & Hilfe
Hilfreiche Informationen zum Thema Inkontinenz
Wissen in der Box: Inkontinenz Therapie
Kurze, aber regelmäßige Übungen und ein gesunder Lebensstil können zur Stärkung des Beckenbodens führen und somit Inkontinenz im Alter vorbeugen.
Es wird zu einer ausgewogenen Ernährung und dem Verzicht von Alkohol-, Zigaretten- und Kaffeekonsum geraten. Außerdem helfen Beckenbodenübungen oder Pilates.
Die Therapien unterscheiden sich je nach Inkontinenzform. Bei fortgeschrittener Inkontinenz sollten mit dem Hausarzt mögliche Therapien besprochen werden.
Aufsaugende Hilfsmittel wie Unterlagen, Windeln, etc. und ableitende Hilfsmittel wie z.B. Blasenkatheter sind bei Inkontinenzpatienten zu empfehlen.
Simple Übungen, wie der „Katzenbuckel“, können im Eigentraining durchgeführt werden. Auch bei Physiotherapeuten oder im Fitnessstudio gibt es zahlreiche Angebote.