Blasenschwäche – Ursachen, Symptome & Behandlungsmöglichkeiten

Elisabeth Vatareck
Elisabeth Vatareck

Mikrobiologin und medizinische Journalistin

Inhaltsverzeichnis

Harninkontinenz bezeichnet den Verlust der Fähigkeit, die Blase kontrolliert in einem passenden Moment und an einem geeigneten Ort zu entleeren. Im Volksmund wird sie häufig als Blasenschwäche bezeichnet. Betroffene verlieren dabei unwillkürlich einige Tropfen bis hin zu größeren Mengen Urin ohne die Möglichkeit zu haben, den Harn halten zu können. Bis zu 10 Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer schwachen Blase.

Betroffene leiden im Alltag sehr unter ihrer Erkrankung und viele meiden Unternehmungen mit Familie und Freunden aus Angst vor einem unangenehmen Missgeschick. Aus Scham über das sehr intime Thema trauen sich viele Betroffene nicht einmal, mit ihrem Arzt über ihr Leiden zu sprechen. Dabei gibt es viele verschiedene Therapiemöglichkeiten, mit denen eine Blasenschwäche wirksam behandelt werden kann.

Blasenschwäche – Symptome

Eine Blasenschwäche äußert sich durch einen unkontrollierbaren und unwillkürlichen Harnverlust. Menschen mit einer Blasenschwäche können daher im Gegensatz zu gesunden Menschen nicht mehr selbst bestimmen, wann und wo es zum Harnabgang kommt. Er tritt typischerweise sehr plötzlich auf und kann von krampfartigen Schmerzen und extrem gesteigertem Harndrang begleitet werden.

Folgende Symptome gehen häufig mit einer Blasenschwäche einher:

  • Häufiger Harndrang (Pollakisurie)
  • Ausscheiden von nur geringen Urinmengen
  • Häufiges Wasserlassen
  • Brennender Schmerz bei der Harnabgabe
  • Blutspuren im Urin
  • Vermehrtes Auftreten von Harnwegsinfektionen und Blasenentzündungen (Cystitis)
  • Pilzbefall

Aufbau und Funktionsweise der Harnblase

In den Nieren wird kontinuierlich Urin produziert, der durch die Harnleiter an die Harnblase abgegeben wird. Die Harnblase, umgangssprachlich als Blase bezeichnet, dient daher nur als Zwischenspeicher von Urin. Sie gibt das Abfallprodukt Urin bei einer günstigen Gelegenheit ab. Ohne die Harnblase würde ständig Urin abgegeben werden, da die Nieren ihn pausenlos produzieren.

Der untere Teil der Blase, der auch als Blasenhals bezeichnet wird, liegt dem Beckenboden auf. Die Harnröhre verläuft durch den Beckenboden und dient der Urinabgabe. Zwei Schließmuskeln an der Harnröhrenmündung verhindern bei einer gesunden Blase, dass Urin aus der Harnblase gelangt. Glatte Muskulatur umhüllt die Außenschicht der Blase und passt sich der Füllmenge an. In einer gesunden Blase können sich bis zu eineinhalb Liter Harn ansammeln. Der Harndrang wird normalerweise bei 200 bis 500 ml angesammeltem Harn ausgelöst, wobei das Blasenvolumen individuell unterschiedlich ist. In der Regel ist das Fassungsvermögen bei Frauen geringer, da auch die Gebärmutter im Unterleib Platz einnimmt.

Bei einer Blasenentleerung zieht sich die Blasenmuskulatur unwillkürlich zusammen. Die Schließmuskeln öffnen sich, die Beckenbodenmuskulatur erschlafft und die Harnröhre wird erweitert. Unterstützt durch die Bauch- und Beckenmuskulatur, die wir selbst steuern können, wird der Harn durch die Harnröhre aus der Blase herausgepresst.

Im Falle einer Inkontinenz ist dieser Prozess jedoch gestört. Dafür kann es viele mögliche Ursachen geben, wie zum Beispiel eine Verletzung oder Schwächung des Beckenbodens.

Unterschied zwischen Blasenschwäche und Inkontinenz

Inkontinenz ist der Fachbegriff für den unwillkürlichen Verlust von Urin. Die Bezeichnung „Blasenschwäche“ ist im umgangssprachlichen Gebrauch verbreitet und beschreibt das gleiche Symptom. 

Blasenschwäche und Inkontinenz sind daher keine unterschiedlichen Krankheitsbilder, sondern können synonym verwendet werden. Der Begriff „Blasenschwäche“ ist genau betrachtet allerdings etwas irreführend, da die Blase an sich in den meisten Fällen nicht für den unkontrollierten Harnverlust verantwortlich ist.

Blasenschwäche bei Frauen

Bei Frauen bildet die Beckenbodenmuskulatur eine natürliche Schwachstelle, da sie während Schwangerschaft, Geburt und anschließendem Tragen des Kindes dauerhaft stark beansprucht wird. Darunter leidet auch die Schließmuskulatur sodass die Fähigkeit, Harn einzuhalten beeinträchtigt wird. Nach und nach kommt es zu einer leichten Blasenschwäche, die sich in vielen Fällen allmählich verschärft.

Ein weiterer Faktor, der bei Frauen zu einer Inkontinenz beitragen kann, ist eine Veränderung des Hormonhaushalts. Solch eine Veränderung tritt insbesondere während der Menopause auf, sodass viele Frauen in den Wechseljahren über Blasenschwäche klagen. Durch eine Östrogentherapie kann diese Form der Blasenschwäche effektiv behandelt werden.

Weitere Risikofaktoren für Harninkontinenz bei Frauen sind schwere körperliche Betätigung, ein erblich oder durch Krankheit geschwächtes Bindegewebe, eine Gebärmutter- oder Scheidensenkung oder ein krankhaftes Übergewicht.

Blasenschwäche bei Männern

Blasenschwäche wird von den meisten Menschen häufig als reines Frauenproblem angesehen, obwohl sie auch bei Männern weit verbreitet ist. Die Ursachen sind natürlicherweise bei Männern andere als bei Frauen.

Operationen im Beckenbereich, zum Beispiel aufgrund einer Prostataerkrankung, können bei Männern zu einer Schädigung der Nerven am Verschlusssystem der Harnröhre führen. Die Kontrolle über den Verschluss der Blase wird dadurch erschwert.

Die Vergrößerung der Prostata, die ein Leben lang wächst, kann ebenso zu einer Blasenschwäche bei Männern beitragen. Wenn sie zu groß geworden ist, drückt sie gegen die Harnröhre und verengt sie. Der Urin kann nicht mehr ungehindert abfließen und es tritt ein tröpfchenweiser Harnverlust auf. Diese Art der Blasenschwäche wird als Überlaufinkontinenz bezeichnet.

Bei jüngeren Männern sind häufig Infektionen im Bereich der Harnwege verantwortlich für eine Blasenschwäche. In der Regel tritt Inkontinenz bei Männern jedoch erst in zunehmendem Alter auf und steht dabei oft in Verbindung mit einer Vergrößerung der Prostata.

Behandlung und Vorbeugung einer schwachen Blase

Zunächst können Sie selbstständig Maßnahmen ergreifen, um die Blasenschwäche zu verbessern und Ihre Alltagseinschränkung zu minimieren. Dazu gehören:

  • Stärkung der Beckenbodenmuskulatur durch Beckenbodentraining
  • Für ausreichend Bewegung sorgen. Gymnastik wie Yoga oder Pilates trägt zur Stärkung des Beckenbodens bei
  • Ausreichend Wasser trinken und harntreibende Getränke wie Tee, Kaffee, Alkohol und kohlensäurehaltige Getränke vermeiden
  • Im Falle von Übergewicht lindert eine Gewichtsabnahme den Druck auf den Beckenboden
  • Ausgewogene Ernährung und Verzicht auf Lebensmittel, die die Blase reizen (zum Beispiel scharfes Essen)
  • Benutzung von hygienische Hilfsmittel in Form von besonders saugfähigen Binden

Helfen die vorgeschlagenen selbstständigen Maßnahmen nicht oder nur geringfügig, empfehlen wir Ihnen auf jeden Fall der Gang zum Hausarzt oder zur Hausärztin. Wenn Sie sich für Ihre Blasenschwäche schämen sollten, hilft Ihnen vielleicht der Gedanke, dass der oder die Ärzt:in täglich mit Patient:innen mit Blasenschwäche zu tun hat und das Thema für ihn oder sie absolut normal ist. Es gibt keinerlei Grund zur Scham.

Abhängig von der Art der Blasenschwäche gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten, die mit Hilfe eines Arztes individuell angepasst werden können:

  • Operative Verfahren zur Straffung der Beckenbodenmuskulatur und Aufrichten der Harnröhre
  • Medikamentöse Behandlung, zum Beispiel mit Östrogen bei menopausalen Beschwerden oder mit Anticholinergika bei einer überaktiven Blase
  • Elektrostimulation zur Anregung der Nerven

Der Hausarzt oder die Hausärztin wird Ihnen eine individuelle Therapie vorschlagen.

Quellen:

https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/chirurgische-klinik-zentrum/urologische-klinik/behandlungsspektrum/erkrankungen/blasenschwaecheinkontinenz

https://www.kontinenz-gesellschaft.de/Infomaterialien.22.0.html?&L=960

Wissen in der Box: Blasenschwäche

Eine Blasenschwäche äußert sich durch einen unkontrollierbaren und unwillkürlichen Harnverlust.  

Die Harnblase fungiert als Zwischenspeicher von Urin, ohne diese würde ständig Urin vom Körper abgegeben werden, da die Nieren ihn pausenlos produzieren.

Blasenschwäche und Inkontinenz zeigen die gleichen Symptome auf und sind daher keine unterschiedlichen Krankheitsbilder.

Zu den häufigsten Ursachen bei Frauen gehören ein veränderter Hormonhaushalt sowie eine schwache Beckenbodenmuskulatur, bspw. infolge einer Schwangerschaft.

Zu den häufigsten Ursachen bei Männern gehören Operationen im Beckenbereich, ein Wachstum der Prostata sowie Infektionen im Bereich der Harnwege.

Am hilfreichsten sind: Beckenbodengymnastik, viel Wasser, eine ausgewogene Ernährung sowie das Vermeiden von Alkohol, Tee, Kaffee und Kohlensäure.