Multiple Sklerose Verlauf – Aktiv trotz MS
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Die Multiple Sklerose ist eine nicht heilbare neurologische Erkrankung. Obwohl der Multiple Sklerose (MS) Verlauf chronisch ist, können die meisten Personen mit MS über lange Zeit ein in vieler Hinsicht wenig eingeschränktes Leben führen. Sportliche Aktivität wird bei Multipler Sklerose sogar empfohlen und die meisten Betroffenen bleiben viele Jahre oder Jahrzehnte gehfähig und körperlich wie auch geistig belastbar.
Nebenerscheinungen von MS wie eine chronische Müdigkeit und Depressionen sollten immer mitbehandelt werden. So steigt die Lebensqualität von MS Patient:innen erheblich.
Wenn Sie an MS erkrankt sind oder Angehörige mit MS haben, können Sie sich bei uns über den Multiple Sklerose Verlauf und die Konsequenzen der MS Diagnose informieren. Wir erklären Ihnen, welche sportlichen Aktivitäten für MS Patient:innen geeignet sind und welche Verfahren neben der klassischen schulmedizinischen Therapie den MS Verlauf verbessern können.
Verlaufsformen von MS
Bei der RRMS Form kommt es zu MS Schüben mit unterschiedlicher Intensität und Häufigkeit. Zwischen den Schüben bestehen vor allem in den ersten Jahren der Erkrankung keine oder nur geringe Symptome.
Nach ungefähr zwanzig oder mehr Jahren geht die schubförmige MS in den meisten Fällen in eine sekundär progrediente Form über (SPMS). Bei dieser Form bleiben nach einem Schub die Symptome zumindest teilweise bestehen und nehmen kontinuierlich zu. Gelegentlich können auch zusätzlich schubförmige Verschlechterungen der MS Symptome hinzukommen.
Nur etwa jeder zehnte MS Erkrankte ist von Beginn an (primär) von einem chronisch-progredienten Verlauf (PPMS) betroffen. In diesem Fall sind keine klaren Schübe abzugrenzen, sondern es kommt zu einer kontinuierlichen Verschlechterung der Symptome. Gelegentlich können nach einem Schub ähnliche Phasen auftreten. Diese Form ist die einzige MS Form, bei der Frauen und Männer gleich häufig betroffen sind. Alle anderen Formen betreffen deutlich mehr Frauen als Männer.
Multiple Sklerose Verlauf und Lebenserwartung
Obwohl die Lebenserwartung nicht signifikant sinkt, werden viele Betroffene jedoch mit zunehmendem Fortschreiten der Erkrankung zumindest teilweise pflegebedürftig.
Mehr als 60 Prozent der Patient:innen können jedoch auch nach über 25 Jahren mit MS noch selbstständig gehen. Allerdings sind ähnlich viele Betroffene nach so vielen Jahren der Erkrankung nicht mehr arbeitsfähig. Immerhin jede:r zehnte Patient:in erlebt keine oder nur geringe Einschränkungen auch nach langem Krankheitsverlauf.
Bestimmte Faktoren sprechen für einen günstigen Verlauf und eine höhere Lebenserwartung bei MS: Die Prognose ist bei Betroffenen besser, die im Alter unter 35 erstmals MS Symptome entwickeln. Günstig ist auch, wenn die ersten Symptome nur die Sensibilität betreffen und nicht die Motorik. Kurze Schübe, bei denen sich die Symptome vollständig zurückbilden, sind ebenfalls prognostisch günstig. Außerdem konnten Studien zeigen, dass der Verlauf und die Lebenserwartung bei MS besser sind, je später Auffälligkeiten in den MRT Bildern oder der Nervenleitungsgeschwindigkeit sichtbar werden.
Alle diese Angaben sind natürlich statistische Werte und der individuelle Verlauf kann davon abweichen. Jede:r Betroffene erlebt ihre eigene Krankheitsgeschichte und reagiert unterschiedlich auf Therapien. Es kann sehr helfen, wenn sich Betroffene in MS Selbsthilfegruppen zusammentun und ihre Geschichten erzählen. Viele Patientinnen und Patienten erfahren so neue Hoffnung und Strategien im Umgang mit der MS Erkrankung.
Sind Sie selbst oder ein Angehöriger von MS betroffen, empfehlen wir Ihnen, eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe zu kontaktieren.
Verbesserung eines Multiple Sklerose Verlaufs
Bei der MS werden die Schubtherapie und die verlaufsmodifizierende Therapie unterschieden. Die verlaufsmodifizierende Therapie soll die Häufigkeit und Intensität von Schüben reduzieren und damit das Fortschreiten der Erkrankung insgesamt verlangsamen.
Die verlaufsmodifizierende Therapie erfolgt mit Immunmodulatoren oder Immunsuppressiva. Dadurch wird verhindert, dass das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Zellen angreift. Die MS ist zwar nicht heilbar, mit der Verlaufstherapie kann aber in vielen Fällen über längere Zeit eine gute Lebensqualität ermöglicht werden.
Die Therapie bei MS ist kompliziert und es gibt viele unterschiedliche Medikamente, die je nach Schwere der Erkrankung und individuellen Voraussetzungen eingesetzt werden. Es kann sein, dass Sie das erste Medikament nicht gut vertragen und es eine Weile dauert, bis Sie gemeinsam mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt ein für Sie geeignetes Medikament gegen die MS finden. Es lohnt sich meist, dennoch nicht aufzugeben und langfristig die für Sie bestmögliche Therapie zu finden.
Beeinflussung des Multiple Sklerose Verlaufs durch Naturheilmittel
Es gibt verschiedene Verfahren aus der Naturheilkunde, von denen Sie als MS Patient:in profitieren können.
Die physikalische Therapie mit Krankengymnastik, Massage und Bädern kann unterstützend bei vielen verschiedenen MS Symptomen zu einer Verbesserung beitragen.
Weiterhin wirken Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmend und können so das Voranschreiten der MS verlangsamen. Sie kommen beispielsweise in Leinöl und fettigem Fisch vor. Auch Kurkumin und Weihrauch sollen entzündungshemmend wirken, allerdings ist ihr Nutzen wissenschaftlich nicht ausreichend bestätigt.
Gegen Depression bei MS kann das pflanzliche Mittel Johanniskraut helfen. Johanniskraut hat jedoch mit zahlreichen Medikamenten Wechselwirkungen. Die Einnahme muss deshalb unbedingt mit der behandelnden Ärztin abgesprochen werden.
Weiterhin ist es bei MS vermutlich sinnvoll, auf einen normalen Vitamin D Spiegel im Blut zu achten und gegebenenfalls Vitamin D therapeutisch einzunehmen. Vitamin D Mangel ist an der Entstehung verschiedener Erkrankungen, darunter auch Autoimmunerkrankungen wie der MS, beteiligt. Der genaue Mechanismus ist noch nicht geklärt, es scheint jedoch im Rahmen der Entzündung eine Rolle zu spielen.
Da auch pflanzliche Wirkstoffe mit Medikamenten interagieren oder teilweise überdosiert werden können, sollten Sie vor der Einnahme mit einer diesbezüglich ausgebildeten Ärztin sprechen.
Einfluss von Sport auf den Multiple Sklerose Verlauf
Die Vorteile von Sport gelten für nahezu alle Menschen und ebenso für MS Patientinnen. Neben der Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems und des Immunsystems verbessert Sport Koordination und Kraft und kann deshalb auch auf den MS Verlauf positiven Einfluss haben.
Wenn Sie eine Lieblingssportart haben, empfehlen Ärzte und Therapeuten meistens, diese so lange wie möglich weiter zu verfolgen. Auch bei körperlichen Einschränkungen können Sie mit Hilfsmitteln viele Sportarten auch über längere Zeit weiter betreiben. Die meisten Betroffenen üben sportliche Tätigkeiten bevorzugt in Gruppen mit anderen MS Erkrankten aus. So entstehen weniger Frustration, Überforderung und Leistungsdruck beim Sport. Stattdessen steht die Freude an der Bewegung selbst im Vordergrund.
Sport fördert die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden und kann bei der Vorbeugung und Verbesserung von Depressionen helfen. Die häufig auftretende chronische Erschöpfung (Fatigue) bei MS kann bei regelmäßiger sportlicher Aktivität ebenfalls weniger werden.
Lernen Sie, mit MS aktiv zu sein und dabei auf die Signale Ihres Körpers zu hören. Wichtig ist es aber, eine Überanstrengung zu verhindern. Wenn Sie sich überanstrengen, kann dies sogar zu einem MS Schub führen.
Bei fortgeschrittenen Einschränkungen kann Rehasport bei MS sinnvoll sein. Dieser wird bei ärztlicher Verordnung von den Krankenkassen in der Regel übernommen und trainiert gezielt die individuellen Schwachstellen.
Autofahren bei MS Erkrankung
Wenn Sie an MS erkrankt sind, müssen Sie Ihren Führerschein grundsätzlich nicht abgeben. Vielmehr gilt in Deutschland das Prinzip der Eigenverantwortlichkeit. Das heißt, Sie müssen selbst einschätzen, ob Sie fit genug zum Autofahren sind. Sollten Sie sich also einmal nicht so gut fühlen, handeln Sie verantwortungsvoll und entscheiden Sie sich am besten an diesem Tag gegen das Auto. Insbesondere während eines MS Schubs raten Ärzte vom Autofahren ab.
Empfehlenswert ist für MS Patientinnen ein medizinisches Gutachten hinsichtlich der Fahrtüchtigkeit mit MS Erkrankung. So sind Sie auch im Falle eines Unfalls rechtlich abgesichert.
Neben den MS Symptomen können selten auch Nebenwirkungen der MS Medikamente das Autofahren beeinträchtigen. Es empfiehlt sich also, zunächst mit dem Autofahren zu warten, bis Sie sich an die Medikamente gewöhnt haben und mögliche Nebenwirkungen abschätzen können. Im Zweifel sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen und dessen Einschätzung erfragen.
Wenn Sie sich fit fühlen und verkehrstauglich sind, aber unter körperlichen Symptomen leiden, erleichtern verschiedene Autoanpassungen das Fahren.
Einfluss von Schwangerschaften auf den Multiple Sklerose Verlauf
Auch MS Patientinnen können Kinder bekommen, sollten jedoch vorab ausführlich mit dem behandelnden Arzt sprechen. Keines der derzeit eingesetzten verlaufsmodifizierenden Medikamente ist in der Schwangerschaft ausreichend getestet und zugelassen. Die meisten MS Patient:innen haben jedoch während und bis zu sechs Monate nach der Schwangerschaft keine oder eher leichte Schübe. Eine Therapie ist deshalb in den meisten Fällen auch nicht notwendig und wird nach der Stillzeit wieder aufgenommen.
Die Schwangerschaft hat aktuellen Erkenntnissen zufolge keinen negativen Einfluss auf den Verlauf von MS. Wenn Sie unter MS leiden und einen Kinderwunsch haben, sprechen Sie unbedingt mit Ihrer Neurologin und Ihrer Gynäkologin. So können Ärzt:innen beider Fachrichtungen Sie optimal begleiten.
Das Risiko, dass Ihr Kind auch an MS erkrankt, wenn Ihr:e Partner:in gesund ist, beträgt etwa zwei Prozent. Sprechen Sie über Ihre Ängste und Erwartungen auch mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin und überlegen Sie gemeinsam, was das Beste für Sie beide und die gemeinsame Familie ist.
Informieren Sie sich gerne in unseren weiteren Artikeln zu der Erkrankung Multiple Sklerose und deren Therapie:
Quellen:
DGN / KKNMS Leitlinie zur Diagnose und Therapie der MS
Karl Masuhr, Marianne Neumann: Duale Reihe Neurologie, 6. Auflage, Thieme Verlag.
Wissen in der Box: Multiple Sklerose Verlauf
Bei MS werden drei Verlaufsformen unterschieden. Die häufigste Form ist die schubförmige MS (RRMS), mit der die MS bei etwa 90 Prozent der Betroffenen beginnt.
Die Lebenserwartung bei MS ist im Durchschnitt nur etwa um sechs bis sieben Jahre reduziert.
Bei der Erkrankung wird zwischen einer gezielten Schubtherapie und einer verlaufsmodifizierten Therapie unterschieden.
Neben Leinöl, Vitamin D und Kurkumin sollen auch Omega-3-Fettsäuren Betroffenen gut tun.
Sportliche Aktivität wird für Betroffene mit Multipler Sklerose grundsätzlich sehr empfohlen.
Nach aktuellem Forschungsstand haben Schwangerschaften keinen negativen Einfluss auf den Verlauf von MS.