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Chronische Wunden betreffen einen großen Teil der Menschen im höheren Lebensalter. Die Regenerationsfähigkeit der Haut nimmt ab, sodass Wunden, die früher normal abgeheilt wären, nun lange Zeit offen bleiben und sich dadurch Besonderheiten bei der Wundversorgung ergeben. Verbreitete Krankheiten wie Diabetes mellitus tragen zusätzlich dazu bei, dass Wunden schlechter heilen.
Nicht selten sind Menschen aus Scham der Meinung, sich mit ihrer offenen Wunde abfinden zu müssen. Dies ist gefährlich, da eine offene Wunde ein hohes Risiko für schwere Infektionen darstellt. Weiterhin ist eine Beeinträchtigung der Lebensqualität zu befürchten. Mit der richtigen Wundversorgung kann Ihre Wunde möglicherweise bereits in einigen Wochen wieder verheilt sein.
Dieser Artikel gibt Ihnen einen Überblick darüber, wie eine medizinische Wundversorgung abläuft, wann spezielle Maßnahmen notwendig werden und an wen Sie sich bei Fragen zum Wundmanagement wenden können.
Unter der Wundversorgung versteht man sämtliche Maßnahmen, die direkt zur Heilung einer Wunde beitragen sollen. Dazu zählen zum Beispiel:
Zusätzlich zählen Maßnahmen wie eine Antibiotikatherapie, Schmerztherapie sowie, wenn nötig, eine Tetanusimpfung zur Wundversorgung.
Das Wundmanagement ist ein übergeordneter Begriff, der zusätzlich zur eigentlichen Wundversorgung unter anderem auch die Wundanamnese und die Wunddokumentation beinhaltet. Das Wundmanagement wird in der Regel von einer professionellen Pflegekraft oder einem Arzt bzw. einer Ärztin durchgeführt.
Wie umfangreich die Wundversorgung sein sollte, hängt von der Wunde ab. Bei einem kleinen, sauberen Papierschnitt reicht zum Beispiel ein Pflaster. Bei einem ordentlichen Kratzer durch eine Katze sollte die Wunde bereits desinfiziert werden. Ist man auf der Straße gestürzt und hat sich die Hand aufgeschürft, so ist eine gründliche Reinigung mit Wasser, eine Desinfektion sowie meist ein Pflaster oder ein Verband sinnvoll.
Die Wundversorgung hat das Ziel, eine best- und schnellstmögliche Heilung zu gewährleisten. Je nach Alter, Gesundheitszustand und Ausmaß der Wunde heilen Wunden bedeutend besser oder schlechter. In jüngeren Jahren ist in der Regel bei kleineren Wunden kaum Wundversorgung notwendig. Im höheren Alter und/oder bei bestimmten Vorerkrankungen muss die Wundheilung hingegen häufig unterstützt werden.
Die Phasen der normalen Wundheilung größerer Wunden mit Narbenbildung verdeutlichen dies:
Im höheren Alter und bei bestimmten Vorerkrankungen funktionieren all diese Prozesse nicht mehr so gut. Die Wunde bleibt zum Beispiel in der exsudativen Phase stecken. Sie nässt und entzündet sich, heilt aber nicht ab. Möglicherweise bildet sich auch ein wenig Granulationsgewebe, aber dann entzündet sich die Wunde und die Heilung geht nicht weiter. In dem Fall ist die Wundversorgung notwendig, um die Heilung zu unterstützen.
Es gibt einige Wunden, die besonders gründlich versorgt werden müssen oder die besondere Maßnahmen benötigen. Dazu zählen zum Beispiel:
Bei einer der ersten drei Wundarten sollten Sie stets umgehend die nächste Notaufnahme aufsuchen. Entfernen Sie im Fall einer Messer- oder Gegenstandsstichverletzung den Gegenstand nicht selbstständig, sondern lassen ihn von einem Arzt bzw. einer Ärztin entfernen. Häufig ist eine chirurgische Versorgung notwendig. Im Falle von Bisswunden benötigen Sie bei Tierbissen möglicherweise eine Tollwutprophylaxe. Bei Menschenbissen durch Ihnen unbekannte Menschen muss sichergestellt werden, dass keine Infektionskrankheit wie HIV oder Hepatitis übertragen wurde.
Chronische Wunden und Dekubitus müssen in aller Regel von einem Arzt oder einer Ärztin kontrolliert und betreut werden. Die tägliche Wundversorgung kann, wenn nötig, durch einen ambulanten Wundversorgungsdienst durchgeführt werden. Bei schwereren Infektionen kann auch ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus notwendig werden.
Die Wundversorgung spielt in der Pflege eine große Rolle. Besonders chronische Wunden und Dekubitus sind bei Pflegebedürftigen relevant. Diese Wunden können sowohl bei Betroffenen als auch bei pflegenden Angehörigen viel Unsicherheit auslösen.
Bei der Versorgung dieser Wunden ist maßgeblich, dass Sie als Betroffene:r bzw. als pflegende Person eine ausreichende Anleitung erhalten. Stellen Sie daher sicher, dass der behandelnde Arzt bzw. die Ärztin Sie gründlich darüber informiert hat, wie die Wundversorgung ablaufen muss. Möglicherweise übernimmt diese Anleitung auch eine entsprechend ausgebildete Pflegekraft.
Eine moderne Wundversorgung ist individuell auf den Patienten bzw. die Patientin angepasst und besteht aus folgenden Komponenten:
Alle Wunden müssen regelmäßig gereinigt werden. Meist kann dies beim Verbandswechsel erfolgen. Hier ist Reinlichkeit sehr wichtig: Waschen Sie sich vor Beginn der Wundversorgung gründlich die Hände und nutzen Sie ein Handdesinfektionsmittel. Zur Reinigung wird die Wunde in der Regel mit einer Kochsalzlösung ausgespült. Desinfektionsmittel kommen in aller Regel nur bei einigen frischen oder entzündeten Wunden zum Einsatz und sollten stets von einem Arzt oder einer Ärztin verordnet werden. Verwenden Sie keinesfalls haushaltsüblichen Alkohol, ein beliebiges Desinfektionsmittel oder Seife ohne entsprechende Anordnung zur Wundreinigung. Auch eigene Salben und Cremes sollten nicht benutzt werden.
Bei chronischen Wunden gehört außerdem die erweiterte Wundtoilette (Débridement) zur Versorgung. Hier wird abgestorbenes (nekrotisches) Gewebe mit einem Skalpell, einer Pinzette oder Ähnlichem entfernt. Da dies meist schmerzt, wird Ihre Haut davor betäubt. Die erweiterte Wundtoilette wird normalerweise von einem Arzt, einer Ärztin oder einer entsprechend ausgebildeten Pflegekraft vorgenommen.
Anschließend wird die Wunde durch eine Wundauflage bedeckt. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: Hydrokolloid-Pflaster, Hydrokolloid-Verbände, spezielle Gele, herkömmliche Gaze, etc. Welche Wundauflage bei Ihrer Wunde die geeignete ist, entscheiden in der Regel ausgebildete Wundpflegekräfte, die in diesem Gebiet viel Erfahrung haben. Nehmen Sie die Wundauflage ohne entsprechende Anweisung nicht ab, da dies die Heilung verzögern kann.
Pflegende Angehörige ohne medizinische Vorerfahrung übernehmen dabei häufig die tägliche Reinigung und den Verbandswechsel. Bei schwierigen Verläufen, oder wenn die Versorgung durch Angehörige nicht möglich ist, kann täglich eine ambulante Wundpflegekraft vorbeikommen und die Wundversorgung durchführen. Die erweiterte Wundtoilette (Débridement) wird von einer Fachkraft durchgeführt. In jedem Fall sollte die chronische Wunde in regelmäßigen Abständen von einem Arzt oder einer Ärztin kontrolliert werden.
Weitere Maßnahmen der Wundversorgung beinhalten:
Kompressionsstrümpfe bei entsprechenden Wunden (zum Beispiel Ulcus cruris venosum).
Eine Antibiotikatherapie bei infizierter Wunde.
Vakuumversiegelungstherapie: Hierbei handelt es sich um eine spezielle Wundversorgung, bei der die Wundränder durch Unterdruck beim Zusammenwachsen unterstützt werden sollen. Diese Therapieform kommt häufig im Krankenhaus bei hartnäckigen, tiefen Dekubitus-Wunden zum Einsatz, kann aber unter genauer Anleitung auch zu Hause angewandt werden.
Eine Hauttransplantation, wenn die Wunde so groß ist, dass sie nicht mehr von alleine heilen kann.
Eine ausreichende Schmerztherapie um Alltagsleben, Nachtschlaf, Wundheilung und Psyche zu unterstützen.
Besonders bei bettlägerigen Pflegebedürftigen ist der wichtigste Grundpfeiler bei der Versorgung eines Dekubitus die Vorbeugung. Dekubitus entsteht durch langes Liegen oder Sitzen auf einer Hautstelle. Durch den Druck kann die Haut nicht mehr ausreichend durchblutet werden und es bilden sich schnell große, mitunter tiefe und schlecht heilende Wunden.
Die Versorgung und Heilung eines Dekubitus sind sehr langwierig und kompliziert. Einfacher ist es daher dafür zu sorgen, dass es nicht zu einer solchen Wunde kommt. Dafür sollten Bettlägerige, die sich nicht selbstständig drehen können, alle paar Stunden gedreht und umgelagert werden. Allerdings sollten Sie dies als Pflegeperson nicht alleine, sondern zu zweit tun, um Ihren Rücken zu schonen. Es gibt hierfür spezielle Handgriffe, die Ihnen eine Pflegekraft zeigen kann.
Sie als Betroffene:r können ebenfalls dazu beitragen, dass Ihre Wunde möglichst schnell heilt. Abgesehen von der medizinischen Wundversorgung sollten Sie regelmäßig Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufsuchen, damit die Wunde regelmäßig kontrolliert werden kann. Nehmen Sie Ihre Wunde nicht auf die leichte Schulter, es könnte sich sonst daraus eine schwere Infektion entwickeln. Achten Sie genau auf Ihre Wunde und zögern Sie nicht, Ihren Arzt oder Ihre Ärztin um Rat zu fragen, wenn Ihnen auffällt, dass die Wunde:
Zusätzlich fördert ein guter Allgemeinzustand mit einer gesunden Ernährungsweise die Regenerationsfähigkeit Ihres Körpers. Trinken Sie ausreichend Wasser und essen Sie viel Obst und Gemüse, sofern Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Ihnen keine anderen Anweisungen gibt. Gehen Sie, wenn möglich, täglich an die frische Luft.
Meiden Sie außerdem, soweit möglich, Substanzen, die die Wundheilung verzögern. Dazu gehören zum Beispiel Alkohol und Nikotin, aber auch Mangelernährung und Adipositas. Falls Sie an Krankheiten leiden, die ebenfalls die Wundheilung verzögern, so sollten diese bestmöglich behandelt sein. Dazu gehören zum Beispiel:
Es gibt einige Anlaufstellen, die Sie über die richtige Wundversorgung informieren können.
Bei einer akuten Wunde, die Sie zum Beispiel durch einen Unfall im Haushalt bekommen haben, informiert Sie der Arzt bzw. die Ärztin in der Notaufnahme, wie die Wunde weiter versorgt werden soll. Häufig wird die Nachsorge an den Hausarzt bzw. die Hausärztin übertragen.
Bei chronischen Wunden ist die Hausarztpraxis die Hauptanlaufstelle. In der Regel wird eine chronische Wunde dort zum ersten Mal diagnostiziert. Benötigen Sie Hilfe bei der täglichen Wundpflege, so kann Ihr Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin Sie beraten, welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt.
Auch die Krankenkasse ist ein Ansprechpartner. Viele Krankenkassen bieten Seminare zum Thema Wundversorgung bei Pflegebedürftigen an. Außerdem kann ein ambulanter Wundversorgungsdienst organisiert werden, sodass die Wunde in den eigenen vier Wänden fachgerecht versorgt werden kann.
Wenn Sie bereits durch einen ambulanten Wundversorgungsdienst oder einen Pflegedienst versorgt werden, so sind dessen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen selbstverständlich Ihre erste Anlaufstelle bei Fragen und Unsicherheiten.
Quellen:
BVMed-Portal: Bessere Heilung durch moderne Wundversorgung
Gesundheitsinformation: Wie werden chronische Wunden behandelt?
Die Wundversorgung beinhaltet alle Maßnahmen, die zur Heilung einer Wunde beitragen.
Besonders im höheren Alter läuft die natürliche Wundheilung nicht mehr reibungslos ab. Auch chronische Krankheiten stören die Wundheilung. Die Wundversorgung unterstützt daher die Heilung.
Akute Wunden wie Stich- und Bisswunden, aber auch chronische Wunden und Dekubitus stellen besondere Anforderungen an die Wundversorgung.
Wichtig ist eine ausreichende Anleitung der pflegenden Person. Dekubituswunden kann am besten durch Umlagerungen von Bettlägerigen vorgebeugt werden.
Zusätzlich zur fachgerechten Wundversorgung tragen eine gesunde Ernährung, das Meiden von Alkohol und Nikotin sowie die Behandlung von Allgemeinerkrankungen zur Wundheilung bei.
Ansprechpartner:innen zur Wundversorgung sind Hausärzte und Hausärztinnen, die Krankenkasse, ambulante Wundversorgungsdienste und ambulante Pflegedienste.
Hinweise & Fußnoten:
*Die Bereitstellung von Pflegehilfsmitteln zum Verbrauch erfolgt unter der Voraussetzung eines entsprechenden Bedarfs und der Notwendigkeit im Einzelfall. Die Beurteilung des individuellen Bedarfs und der Notwendigkeit erfolgt durch die Pflegekasse gemäß den gesetzlichen Bestimmungen (§ 40 Abs. 2 SGB XI). Ein Anspruch besteht nur, wenn die Voraussetzungen hierfür erfüllt sind.
Die wichtigsten Informationen zu den Pflegegraden:
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