Basale Stimulation

Basale Stimulation in der Pflege

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Juliane Liebeskind

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Die zwischenmenschliche Kommunikation bietet die Basis nicht nur für das alltägliche Leben, sondern ist auch eine elementare Grundlage der Pflege. Die Kommunikation zwischen Pflegenden und Patient:innen ist die Hauptvoraussetzung für die qualitativ hochwertige Pflege. Wenn die Fähigkeit der verbalen Kommunikation abnimmt, ist es wichtig, weiterhin mit den Pflegebedürftigen in Kontakt zu bleiben. Die basale Stimulation bietet eine Basis für non-verbale Kommunikation durch das Auslösen verschiedener Reize, um alle fünf Sinne anzusprechen. Alles zum Thema basale Stimulation können Sie in diesem Text nachlesen.

Inhalt

Basale Stimulation – Definition

Das Konzept der basalen Stimulation beruht auf dem Auslösen unterschiedlicher Reize. Dadurch können stark beeinträchtigte Menschen in ihren Fähigkeiten (z.B. Wahrnehmung, Kommunikation, Bewegung) gefördert werden. Dadurch hat die basale Stimulation insbesondere in der Pflege von älteren Menschen eine große Bedeutung. Dabei liegt ein spezielles Augenmerk auf der non-verbalen Kommunikation. Somit ist diese Art der Wahrnehmungssteigerung auch für Menschen mit fortgeschrittener Demenz oder in der Palliativpflege von großem Nutzen.

Basale Stimulation – Ziele

Die Ziele der basalen Stimulation liegen in der Verbesserung der Eigenwahrnehmung, sowie der erhöhten Kommunikationsfähigkeit von körperlich und oder geistig eingeschränkten Menschen. Dabei wird der oder die Betroffene unterschiedlichen Reizen ausgesetzt. So soll der eigene Körper besser wahrgenommen werden und auch die Möglichkeit der non-verbalen Kommunikation ausgeschöpft werden. Dadurch kann letztendlich die Lebensqualität verbessert werden und der oder die Patient:in kann gegebenenfalls aktiver am Leben teilnehmen.

Basale Stimulation – Methoden

Die Methoden der basalen Stimulation stützen sich auf das Ansprechen der unterschiedlichen Sinne. Die basale Stimulation sollte dabei individuell auf die Bedürfnisse und Einschränkungen des oder der Betroffenen angepasst werden. Dabei gibt es unterschiedliche Herangehensweisen und Arten der basalen Stimulation, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen möchten.

Somatische Stimulation

Taktil-haptische Stimulation

Bei der somatischen Stimulation, also der Stimulation des Körpers, können einfache und alltägliche Methoden angewendet werden. Bei der Körperpflege kann zum Beispiel Druck unterschiedlich ausgeübt werden oder unterschiedliche Waschlappen, Schwämme oder ähnliches verwendet werden. Auch durch wechselnde Wassertemperaturen kann der Körper stimuliert werden. Dabei ist es besonders wichtig auf die Körpersprache des oder der Patient:in zu achten, um nicht versehentlich Schmerzen zu verursachen.

Die Anregung des Tast- und Greifsinns (taktil-haptische Stimulation) kann zum Beispiel durch das Berühren unterschiedlicher Materialien ausgelöst werden. Ein warmes Kirschkernkissen oder ein Massageball aber auch das Streicheln eines Tieres können dabei angenehme Gefühle auf der Haut auslösen. Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, solange der oder die Patient:in die Berührungen nicht als unangenehm empfindet.

Vestibuläre Stimulation

Visuelle Stimulation

Das Vestibulär- oder auch Gleichgewichtssystem ist wichtig für die Wahrnehmung des eigenen Körpers im Raum, sowie für die eigene Körperhaltung. Für die Stimulation des Vestibulärsystems eignen sich zum Beispiel das Schaukeln im Schaukelstuhl aber auch die Variation der Liege- oder Sitzpositionen.

Die visuelle Stimulation, also die Stimulation des Sehsinns, kann häufig selbst bei körperlich stark eingeschränkten Menschen, sowie bei Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen angewendet werden. Dafür eignen sich je nach Ausmaß der Einschränkung zum Beispiel Lampen mit Farbwechsel, Mobiles oder aber auch das Aufhängen und regelmäßige Auswechseln von Fotos oder Postern.

Orale Stimulation

Olfaktorische Stimulation

Bei der oralen Stimulation geht es hauptsächlich um die bewusste Wahrnehmung des Mundraumes. Dafür können zum Beispiel Wahrnehmungsübungen (mit der Zunge über die Zähne streichen oder ähnliches) in die tägliche Mundpflege mit eingebaut werden. Aber auch die Verwendung von unterschiedlichen Hilfsmitteln (z.B. Wattestäbchen, Zahnbürste etc.) kann die Eigenwahrnehmung im Mundraum verbessern.

Die Stimulation des Geruchssinns (olfaktorische Stimulation) kann eine angenehme Umgebung schaffen oder sogar Erinnerungen wecken. Dabei kommen zum Beispiel vertraute Parfums, Duftkerzen oder ätherische Öle zum Einsatz.

Gustatorische Stimulation

Vibratorische Stimulation

Der Geschmackssinn ist dem Riechsinn sehr ähnlich. Beide Wege der Stimulation können leicht kombiniert werden. Gewürze und variierende Nahrung können ebenso positive Erinnerungen auslösen, wie auch die Eigenwahrnehmung und ein gutes Körpergefühl steigern.

Die basale Stimulation durch Vibration spricht sowohl die Oberflächensensibilität als auch die Tiefensensibilität an. Die Stimulation kann durch vibrierende Gegenstände, Massagematten oder auch Wasserbetten ausgelöst werden und verbessert die Wahrnehmung des eigenen Körpers.

Akustische Stimulation

Die basale Stimulation des Gehörs lässt sich auch bei schwerer körperlicher Beeinträchtigung anwenden. Das Spielen von Musik oder das aktive Sprechen mit dem oder der Betroffenen fördert die Kommunikation und mindert Angstzustände.

Basale Stimulation – Anwendung

Die basale Stimulation findet viele unterschiedliche Anwendungsgebiete. Die unterschiedlichen Sinne können je nach Einschränkung stimuliert werden und so die Kommunikation zwischen Patient:in und der pflegenden Person verbessern und aufrechterhalten. Wenn der oder die Betroffene nach einem Schlaganfall plötzlich stark eingeschränkt sind, kann basale Stimulation dabei helfen neue Wege der Kommunikation zu lernen oder bestimmte Erinnerungen zu provozieren, die bei der Rehabilitation hilfreich sind.

 

Basale Stimulation bei Demenz

Für schwer demente Patient:innen kann basale Stimulation einen Weg aufzeigen mit der Außenwelt in Kontakt zu bleiben. Außerdem können olfaktorische oder gustatorische Stimulationen, sowie akustische und visuelle Reize dabei helfen verloren geglaubte Erinnerungen zu wecken. Dadurch können Demenzpatient:innen in manchen Fällen sogar kurzfristig klare Momente der Erinnerung und oder Wahrnehmung erleben.

Basale Stimulation in der Palliativpflege

In der Palliativpflege geht es um die Begleitung eines Menschen beim Sterben. Wenn alle Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind und eine Heilung nicht mehr in Aussicht ist, geht es darum, den oder die Patient:in ohne Schmerzen und Angst zu begleiten. Dabei kann die basale Stimulation auch in der Palliativpflege von Großem nutzen sein. Zum einen kann durch non-verbale Kommunikation die Verbindung zur Außenwelt aufrechterhalten werden. Zum anderen können sterbende Menschen so angenehme Körpersensationen erfahren, welche ein Gefühl von Geborgenheit geben und Angst nehmen. Durch die ständige Kommunikation auf allen Sinnesebenen, kann der oder die Betroffene länger aktiv am Leben teilnehmen und somit die Lebensqualität so gut es geht aufrechterhalten werden.

 

Quellen:

Internationaler Förderverein Basale Stimulation e.V.: Basale Stimulation

Demenzportal: Basale Stimulation: Was ist das?

Wissen in der Box: Basale Stimulation

Basale Stimulation beruht auf der Stimulation aller Sinne um eine non-verbale Kommunikationsebene aufzubauen.

Die basale Stimulation soll die kommunikative Ebene zwischen Patient:in und Pflegenden ausbauen, wenn die verbale Kommunikation versagt.

Basale Stimulation findet Anwendung in der Pflege und Zuwendung zu Menschen deren verbale Kommunikationsfähigkeit eingeschränkt ist.

Durch basale Stimulation werden alle vorhandenen Sinne je nach Möglichkeit angesprochen. Dabei kann es sich unter anderem um akustische, visuelle oder olfaktorische Stimulation handeln.