Kardiomyopathie

Kardiomyopathie – Ursachen, Formen und Behandlung

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Claudia Barredo

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Die meisten Menschen kennen den Begriff des Herzinfarktes, der Herzschwäche und der koronaren Herzkrankheit. Aber was ist eine Kardiomyopathie?

Das sperrige Wort besteht aus den Anteilen „Kardio“, „Myo“ und „-pathie“. Diese bedeuten Herz, Muskel und Erkrankung. Die Kardiomyopathie ist also, unabhängig von der zugrundeliegenden Ursache, eine Erkrankung des Herzmuskels. Unser Herz hat die Hauptaufgabe, unser Leben lang jede Sekunde Blut durch unseren Körper zu pumpen. Dazu bedarf es eines gesunden, starken Herzmuskels, der sich rhythmisch ausdehnen und zusammenziehen kann. Außerdem ist ein perfekt abgestimmtes elektrisches Netzwerk innerhalb des Herzens notwendig, das die Kontraktion steuert. Bei einer Kardiomyopathie ist dies nicht mehr gewährleistet.

Der folgende Artikel gibt Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Formen der Kardiomyopathie, über häufige Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und die Lebenserwartung.

Inhalt

Kardiomyopathie – Definition

Die erste Frage der meisten Menschen lautet: Was ist überhaupt eine Kardiomyopathie?

Eine Kardiomyopathie ist per Definition eine Herzmuskelerkrankung. Allen Kardiomyopathieformen ist gemein, dass die mechanische oder elektrische Funktionsfähigkeit des Herzens eingeschränkt wird, sodass eine Herzschwäche entsteht. Die Ursachen der Herzmuskelerkrankungen sind sehr unterschiedlich. Die Erkrankung kann entweder nur vom Herzmuskel selbst ausgehen (primär), oder im Rahmen einer Allgemeinerkrankung auftreten, die zusätzlich zu anderen Organsystemen das Herz betrifft (sekundär). Häufig ist die Konsequenz entweder ein krankhaft verdickter Herzmuskel, oder eine starke Ausdünnung der Muskelwand.

In unserem Übersichtsartikel Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Arten, Ursachen und Risikofaktoren im Überblick erhalten Sie einen Einblick in das Thema der Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Formen der Kardiomyopathie

In der Folge werden die bekanntesten und häufigsten Kardiomyopathieformen aufgezählt.

Dilatative Kardiomyopathie

Die dilatative Kardiomyopathie ist die häufigste Art der Herzmuskelerkrankungen. Hierbei ist die Muskelwand der linken Herzkammer und des linken Vorhofes überdehnt und kann sich schlechter zusammenziehen. Dadurch kann weniger Blut in den Körper ausgeworfen werden. Die dilatative Kardiomyopathie verursacht häufig typische Symptome wie Atemnot, Schwächegefühl, Ohnmachtsanfälle und Herzstolpern. Die dilatative Kardiomyopathie benötigt eine angemessene Therapie, damit die Lebenserwartung so wenig wie möglich eingeschränkt wird.

Hypertrophe Kardiomyopathie

Bei der hypertrophen Kardiomyopathie handelt es sich um die häufigste Ursache für einen plötzlichen Herztod bei Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Sportlern. Meist liegt eine genetische Ursache zugrunde. Hierbei ist der Herzmuskel krankhaft verdickt und verhärtet und kann sich nicht mehr richtig ausdehnen.

Achtung: Die hypertrophe Kardiomyopathie ist nicht gleichzusetzen mit einem Sportlerherz. Letzteres beschreibt die physiologischen Veränderungen am Herzen bei sportlich sehr aktiven Menschen und ist nicht krankhaft. Allerdings kann eine unerkannte hypertrophe Kardiomyopathie durch hohe sportliche Belastung zu Symptomen bis hin zum plötzlichen Herztod führen. Daher wird empfohlen, besonders bei einer entsprechenden familiären Vorgeschichte vor Beginn einer neuen, anstrengenden Sportart einen kurzen, ärztlichen Check durchführen zu lassen.

Ischämische Kardiomyopathie

Die ischämische Kardiomyopathie entsteht durch Durchblutungsstörungen am Herzmuskel. Die häufigste Ursache hierfür ist die koronare Herzkrankheit, bei der die Herzkranzgefäße durch Arteriosklerose verengt sind. Dadurch wird der Herzmuskel phasenweise mit zu wenig Sauerstoff versorgt. Es kommt zu den typischen Beschwerden der Angina pectoris.

Takotsubo-Kardiomyopathie

Die Tako-Tsubo-Kardiomyopathie ist auch als „Broken-Heart-Syndrom“ (Gebrochenes-Herz-Syndrom) bekannt. Hierbei handelt es sich um die gutartigste der aufgeführten Erkrankungen. Nichtsdestotrotz ist die Erkrankung ernst zu nehmen. Betroffene leiden stark darunter und stehen große Ängste aus, da die Symptome der Takotsubo-Kardiomyopathie denen eines Herzinfarktes gleichen. Auslöser sind meist Situationen mit hoher emotionaler Belastung, weshalb die Erkrankung auch als Stress-Kardiomyopathie bezeichnet wird.

Restriktive Kardiomyopathie

Die restriktive Kardiomyopathie ist eine sehr seltene Herzmuskelerkrankung. Hierbei kommt es durch die Vermehrung von Bindegewebe zu einer verringerten Dehnbarkeit des Herzmuskels. Im Unterschied zu den meisten anderen Kardiomyopathieformen ist hier das Herz nicht vergrößert.

Arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie

Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie ist ebenfalls eine genetisch bedingte Herzmuskelerkrankung und betrifft insbesondere junge Erwachsene. Hierbei dünnt die Wand der rechten Herzkammer krankhaft aus. Die Symptome sind sehr unterschiedlich. Ebenso wie bei der hypertrophen Kardiomyopathie kann es auch hier zum plötzlichen Herztod kommen.

Kardiomyopathie – Symptome

Die Symptome können je nach allgemeinem Gesundheitszustand sehr unterschiedlich sein. Klassischerweise kommt es allerdings bei den meisten Kardiomyopathien zu mehr oder weniger ausgeprägten Anzeichen einer Herzschwäche. Hier kann in Links- und Rechtsherzschwäche unterschieden werden.

Zu den typischen Beschwerden einer Linksherzschwäche zählen:

  • Atemnot und Husten, vor allem bei Belastung
  • Herzrasen, Herzstolpern
  • Ohnmachtsanfälle, „Schwarz-vor-Augen-Werden“
  • Müdigkeit, körperliche Leistungsminderung

Eine Rechtsherzschwäche äußert sich häufig durch:

  • Wassereinlagerungen („dicke Beine“)
  • Atemnot und Husten
  • Häufiges nächtliches Wasserlassen

Die Links- und Rechtsherzschwäche können meist jedoch nicht strikt getrennt werden, sodass sich die Beschwerden überlappen. Häufig kommt es im Verlauf der Erkrankung zu einer Belastung des gesamten Herzens, einer Globalherzschwäche.

Besonders bei der ischämischen und der Tako-Tsubo-Kardiomyopathie kommen außerdem Brustschmerzen in unterschiedlicher Ausprägung hinzu. Besonders Frauen haben anstelle der klassischen Brustschmerzen oft eher Bauch- und/oder Rückenschmerzen, die verkannt werden können.

Kardiomyopathie – Ursachen und Risikofaktoren

Eine Kardiomyopathie kann primärer oder sekundärer Ursache sein.

Ursachen primärer Kardiomyopathien sind zum Beispiel genetische Veränderungen. Betroffene sind häufig Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

Sekundäre Kardiomyopathien haben systemische Erkrankungen im Hintergrund. Dazu zählen zum Beispiel Speicherkrankheiten wie die Hämochromatose, Stoffwechselerkrankungen, aber auch Autoimmunerkrankungen wie Lupus oder Sklerodermie. Auch infolge einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) kann es zu einer Kardiomyopathie kommen. Außerdem zählen Giftstoffe wie Alkohol, Drogen oder bestimmte Medikamente, wie manche Chemotherapeutika, zu möglichen Ursachen.

Die dilatative Kardiomyopathie als häufigste Form hat in bis zu 50 Prozent der Fälle keine feststellbare Ursache. Wichtige mögliche Ursachen sind, zusätzlich zu den oben genannten, die koronare Herzkrankheit und Bluthochdruck.

Kardiomyopathie – Komplikationen

Die Komplikationen aller Kardiomyopathien sind eine Verschlechterung der Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen und der plötzliche Herztod. Um dies zu verhindern, wird Betroffenen einer Kardiomyopathie häufig empfohlen, auf anstrengende körperliche Tätigkeiten zu verzichten und allenfalls sanften, moderaten Sport zu betreiben.

Ihr behandelnder Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin kennt Sie am besten. Fragen Sie daher aktiv nach dem empfohlenen Ausmaß an Bewegung, und worauf Sie bei Ihrer Erkrankung achten sollten.

Kardiomyopathie – Diagnose

Die Diagnose erfolgt in der Regel in einer kardiologischen Praxis. Bei Unsicherheit über bestehende Symptome können Sie jedoch auch erst einmal Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin aufsuchen. Diese:r leitet Sie bei Bedarf an eine spezialisierte Praxis weiter.

Der Arzt bzw. die Ärztin wird Sie genau zu Ihren Beschwerden, Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand sowie Ihrer familiären Vorgeschichte befragen und gründlich körperlich untersuchen. Dazu gehört auch das Abhören des Herzens und das Messen des Blutdrucks. Dadurch können entsprechend geschulte Menschen bereits recht gut einschätzen, ob Ihr Herz eher gesund oder eher krank ist. Bei einem entsprechenden Verdacht wird in der Regel auch ein Elektrokardiogramm (EKG) geschrieben und ein Ultraschall des Herzens (Echokardiographie) durchgeführt. Weitere Untersuchungen sind möglich.

Kardiomyopathie – Therapie

Bei einer primären Kardiomyopathie ist die Therapie oftmals symptomatisch. Bestimmte Medikamente können das Herz unterstützen. Auch das Einsetzen eines Herzschrittmachers kann bei bestimmten Kardiomyopathieformen erwogen werden. Meist werden Betroffene dazu angehalten, schwere körperliche Belastungen zu vermeiden. Ein gesunder Lebensstil mit dem Verzicht auf Rauchen, Alkohol und Drogen, einer gesunden Ernährung und Stressvermeidung gehört ebenfalls dazu.

Bei einer sekundären Kardiomyopathie fokussiert sich die Behandlung meist auf die Grunderkrankung. Zusätzlich werden symptomatische Maßnahmen (siehe oben) ergriffen.

Kardiomyopathie – Lebenserwartung

Eine Kardiomyopathie kann die Lebenserwartung einschränken. Dies muss aber nicht zwingend sein. Die Lebenserwartung hängt von der Art der Kardiomyopathie, vom allgemeinen Gesundheitszustand, dem Alter und vielen weiteren Faktoren ab. Bei der dilatativen Kardiomyopathie, der häufigsten Form, ist die Lebenserwartung im Vergleich zu Gesunden leider meist eingeschränkt. Eine leichte, nicht fortschreitende Form bei ansonsten gesunden Menschen kann hingegen auch symptomlos bleiben.

Quellen:

European Heart Journal: 2014 ESC Guidelines on diagnosis and management of hypertrophic cardiomyopathy: The Task Force for the Diagnosis and Management of Hypertrophic Cardiomyopathy of the European Society of Cardiology (ESC)

Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Kardiologie: Leitlinien LL 28 Leitlinie Pädiatrische Kardiologie: Primäre Kardiomyopathien

MSD Manual: Dilatative Kardiomyopathie

Wissen in der Box: Kardiomyopathie

Eine Kardiomyopathie ist eine Erkrankung des Herzmuskels, unabhängig von der Ursache.

Typische Symptome sind Atemnot, Schwarz-vor-Augen-Werden bis hin zu Ohnmachtsanfällen, körperliche Leistungsminderung, Wassereinlagerungen, nächtliches Wasserlassen und Brustschmerzen.

Zu Beginn erfolgt eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung. Anschließend wird meist ein EKG und ein Herz-Ultraschall durchgeführt. Weitere Untersuchungen, wie zum Beispiel ein MRT des Herzens, sind möglich.

Je nach Ursache kann sie genetisch bedingt oder eine Folge einer anderen Erkrankung sein. So können Herzmuskelentzündungen (Myokarditis), aber auch Autoimmunerkrankungen oder Giftstoffe dazu führen.

Die symptomatische Therapie besteht aus Medikamenten, einem gesunden Lebensstil, dem Verzicht auf anstrengende Tätigkeiten und möglicherweise einem Herzschrittmacher. Wenn möglich wird zudem die Grunderkrankung behandelt.

Dies hängt von der Art der Kardiomyopathie ab. Die Tako-Tsubo-Kardiomyopathie beispielsweise kann durch Stressvermeidung vollständig verschwinden. Diese Frage kann Ihnen abschließend jedoch nur ein erfahrener Arzt bzw. eine Ärztin beantworten.

Bei der hypertrophen Kardiomyopathie handelt es sich um die häufigste Ursache für einen plötzlichen Herztod bei Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Sportlern. Meist liegt eine genetische Ursache zugrunde. Hierbei ist der Herzmuskel krankhaft verdickt und verhärtet und kann sich nicht mehr richtig ausdehnen.

Achtung: Die hypertrophe Kardiomyopathie ist nicht gleichzusetzen mit einem Sportlerherz. Letzteres beschreibt die physiologischen Veränderungen am Herzen bei sportlich sehr aktiven Menschen und ist nicht krankhaft. Allerdings kann eine unerkannte hypertrophe Kardiomyopathie durch hohe sportliche Belastung zu Symptomen bis hin zum plötzlichen Herztod führen. Daher wird empfohlen, besonders bei einer entsprechenden familiären Vorgeschichte vor Beginn einer neuen, anstrengenden Sportart einen kurzen, ärztlichen Check durchführen zu lassen.

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