Leben mit Herzschrittmacher

Leben mit Herzschrittmacher

Viele Errungenschaften der Herzforschung sind aus unserem Alltag heute nicht mehr wegzudenken. Dazu zählen besonders auch Herzschrittmacher.

Glich 1958 der erste implantierte interne Herzschrittmacher am Karolinska-Institut in Schweden beinahe einer Sensation, ist die Schrittmacheroperation mittlerweile ein Standard- und Routineeingriff. Heutzutage erhalten pro Jahr 100.000 Patient:innen in Deutschland einen Herzschrittmacher.

Inhalt

Herzschrittmacher – Definition

Damit das Herz in einem regelmäßigen Rhythmus schlagen kann, geben am gesunden Herzen elektrische Impulsgeber Signale an das Organ ab und veranlassen, dass sich dieses koordiniert zusammenzieht (kontrahiert). Dabei Sauerstoffreiches Blut wird in den Körper gepumpt. Zum einen ist der sogenannte Sinusknoten im rechten Vorhof hauptverantwortlich für den Takt, aber auch Impulszentren, wie der Vorhof-Kammer-Knoten (AV-Knoten), spielen ebenso eine zentrale Rolle.

Liegt allerdings eine Störung in diesem Reizleitungssystem vor, gerät das Herz aus dem Takt, das heißt Schwindel, Herzrasen oder Bewusstlosigkeit können die Folge sein. Man spricht von einer Herzrhythmusstörung, die den Körper stark belasten kann. In schweren Fällen hat es einen plötzlichen Herztod zur Folge.

Hier kann ein Herzschrittmacher Leben retten, der über elektrische Impulse  den Sinusknoten unterstützt oder ersetzt und auch verschiedene weitere Funktionen erfüllen.

Sind bei Ihnen oder einem Angehörigen bzw. einer Angehörigen Herzrhythmusstörungen  oder andere Krankheiten des Herzens bekannt, bei welchen ein Herzschrittmacher eine Therapieoption ist, finden Sie im Folgenden wichtige Informationen über Herzschrittmacher.

Herzschrittmacher – Aufbau

Ein Herzschrittmacher besteht aus einem Schrittmacheraggregat, das die Größe zweier aufeinander liegender Zwei-Euro-Münzen besitzt und dessen Herzstück eine Lithiumbatterie ist. Außerdem gehören Verbindungskabel und Sonden dazu, die an ausgesuchten Stellen im Herzen fixiert werden. Das kleine Gerät wiegt zwischen 20 und 30 Gramm. Ist die Lithiumbatterie abgelaufen, was meist nach acht bis zwölf Jahren der Fall ist, wird das Aggregat mit Batterie ausgetauscht. Die Elektroden werden meistens übernommen und müssen nicht neu eingesetzt werden.

In unserem Übersichtsartikel Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Arten, Ursachen und Risikofaktoren im Überblick können Sie sich zu den gängigen Herz-Kreislauf-Erkrankungen informieren.

Herzschrittmacher – Einsatz und Komplikationen

Des weiteren erfolgt der Einsatz des Schrittmachers in der Regel ambulant in einer 30 bis 45 minütigen Operation. Weil sich die Chirurgen Zugang zum Herzen über eine herznahe Vene unterhalb des Schlüsselbeins verschaffen, muss nicht in Vollnarkose am offenen Herzen operiert werden. Mit einer örtlichen Betäubung ist der Patient während des Eingriffs wach.

Der eigentliche Schrittmacher mit Batterie wird direkt unter die Haut im Brustbereich implantiert und die Elektroden an den passenden Stellen am Herzen fixiert.

Meistens wird der Eingriff selbst gut bis sehr gut vertragen, wobei Patienten direkt nach dem Einsatz bereits Narben- oder Schulterschmerzen verspürt haben. Wiederum andere nehmen zeitweise ein Fremdkörpergefühl wahr. Nach einer Überwachung von 24 Stunden im Krankenhaus, kann der Patient oder die Patientin meist nach Hause oder in eine Rehaklinik entlassen werden.

In den ersten beiden Wochen sollten Herzschrittmacherpatienten Arm-über-Kopf-Bewegungen vermeiden, damit es nicht zu einem Zug an den Sonden kommt. Besonders beim Duschen sollte am besten nur mit einem Waschlappen um die Wunde herum gesäubert und direkter Wasserkontakt vermieden werden. Nach ungefähr zehn Tagen werden die Fäden gezogen.

Des Weiteren erfolgt die erste Nachsorge in der Regel nach vier Wochen. Dann folgen in regelmäßigen Abständen ärztliche Kontrollen, in welchen der Gesundheitszustand des Patienten oder der Patientin untersucht und der Batteriestatus sowie Funktion des Schrittmachers und Sitz der Elektroden überprüft werden.

Wer einen Herzschrittmacher braucht

Allerdings sind Herzrhythmusstörungen nicht immer gefährlich. Besonders Sportlerherzen haben häufig eine niedrige Herzfrequenz im Ruhemodus. Ebenso können Genussmittel, wie Kaffee und Alkohol sowie Stress, kurzfristig eine Veränderung bzw. Anstieg der Herzfrequenz hervorrufen.

Außerdem beeinflussen der Mineralhaushalt, die Schilddrüse und Medikamente den Rhythmus des Herzschlags. Kurzfristige und leichte Unregelmäßigkeiten kann das Herz meistens gut abfedern.

Ist das Herz jedoch vorbelastet, ist Vorsicht geboten. Liegen nämlich strukturelle Erkrankungen vor, kann das Herz keine regelmäßige Herzaktion produzieren. Deshalb kommt es in folgenden Fällen eine Schrittmachertherapie in Betracht:

  • Erkrankungen des Sinus- oder AV-Knotens
  • Ausgeprägte Herzschwäche
  • Starke Symptome, wie Schwindel und Ohnmacht sowie Leistungseinschränkungen durch eine Herzrhythmusstörung
  • Hohes Risiko für plötzlichen Herztod

Nichtsdestotrotz verschafft Ihnen eine ärztliche Abklärung Klarheit. bereits das Tasten des Pulses ermöglicht eine erste Rhythmuseinschätzung, wobei eine zusätzlich EKG Untersuchung die Reizströme misst und darstellt. Ergänzend kann ein Ultraschall vorgenommen werden, um strukturelle Veränderungen am Herzen zu sehen. Bei milderen Beschwerden bietet sich als Herzschrittmacher-Alternative eine medikamentöse Behandlung an, wie zum Beispiel eine Elektrokardioversion oder Katheterablation. Ob diese Maßnahme für Sie in Frage kommt, besprechen Sie am besten mit Ihrem Kardiologen oder Ihrer Kardiologin.

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Die Funktionen eines Herzschrittmachers

Je nachdem welche Erkrankung bei Ihnen oder bei Ihrem Angehörigen bzw. Ihrer Angehörigen diagnostiziert wird, empfiehlt Ihnen Ihr Arzt oder Ihre Ärztin unterschiedliche Schrittmacher. Liegt eine komplexe Herzerkrankung vor, besteht die Möglichkeit verschiedene Schrittmachertypen und deren Funktionen zu kombinieren.

Implantierte Herzschrittmacher haben neben ihrer Schrittmacherfunktion noch weitere Funktionen, wie zum Beispiel das Aufzeichnen der Herzströme und Herzaktionen. Diese Daten können an Schnittstellen übermittelt werden, um auch außerhalb der Kontrolltermine ein reibungsloses Funktionieren zu gewährleisten und etwaige Störungen sofort zu bemerken.

Folgende Tabelle bietet Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Arten von Herzschrittmachern:

SchrittmachertypFunktionAnwendungsgebiete

Einkammerschrittmacher:

Die Sonde befindet sich im rechten Vorhof oder in der rechten Kammer.

‣   registriert die Aktivität des Sinusknotens und kann dessen Funktion unterstützen oder übernehmen

•  bei zu langsamem Herzrhythmus

•  Symptomatische Bradykardie (bei Synkopen oder Herzinsuffizienz)

•  Sick-Sinus-Syndrom

•  als temporärer Notfallschrittmacher nach Herzinfarkt

Zweikammerschrittmacher:

Es gibt zwei Sonden, zum einen  im rechten Vorhof und zum andern in der rechten Kammer.

‣   überwacht die Herzaktion auf Vorhof- und Kammerebene und kann beiderseits moderieren

•   v.a. bei Reizweiterleitungsstörungen

•   AV-Block II°, Typ Mobitz

•   AV-Block III°

Dreikammerschrittmacher (CRT):

Insgesamt gibt es drei Sonden: im rechten Vorhof, rechter Kammer und linkem Vorhof.

‣   greift koordinierend bei asynchroner Herzaktion ein•  Herzinsuffizienz mit stark reduzierter Blutauswurfleistung

Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD):

Bis zu zwei Metallspiralen statt Sonden an ausgesuchten Stellen am Herzen.

‣   registriert einen zu schnellen Rhythmus und kann einen Stromstoß zur Unterbrechung desselben und damit Rückführung in einen adäquaten Rhythmus abgeben

•  Einsatz bei zu schnellen Rhythmen

•  prophylaktisch nach stattgehabtem Kammerflimmern

•  Herzmuskelerkrankungen mit hohem Risiko für Rhythmusstörungen

•  Herzinsuffizienz mit stark reduzierter Blutauswurfleistung

Das Leben mit einem Herzschrittmacher

Grundsätzlich ist das Leben mit einem Herzschrittmacher kaum irgendwelchen Einschränkungen ausgesetzt. Selten kommt es bei Herzschrittmacherpatienten und -patientinnen zu schweren Komplikationen oder Fehlfunktionen. Eine mit 2 Prozent der Fälle eher seltene Komplikation stellt die sogenannte Schrittmacherinfektion dar. Macht sich über der Brusttasche eine auffällige Rötung oder Überwärmung bemerkbar oder Sie bekommen Fieber, kann eine Schrittmacherinfektion vorliegen und Sie sollten ärztlichen Rat aufsuchen. Mit einer geringen Wahrscheinlichkeit ist es möglich, dass die Sonden verrutscht sind.

Beim ICD-Herzschrittmacher ist für einige Träger und Trägerinnen der Stromstoß wahrnehmbar. Diese Wahrnehmung reicht von Unwohlsein, einem merklichen leichten oder stärkeren Stoß bis zu vorübergehender Bewusstlosigkeit in acht bis zehn Prozent der Fälle. Meistens ist ein Vorgefühl vor Abgabe des Stromstoßes spürbar, sodass Vorsichtsmaßnahmen, wie Hinsetzen oder Hinlegen getroffen werden.

Während Sie im Alltag Ihren gewohnten Tätigkeiten nachgehen, sollten Sie als Herzschrittmacherträger bzw. -trägerin auf folgende weitere Dinge achten:

  • Am Flughafen benötigen Sie den Schrittmacherausweis, der für Sie nach der OP ausgestellt wurde. Damit kann der Sicherheitscheck manuell erfolgen und ein Alarmschlagen der Sicherheitsdetektoren wird verhindert.
  • Diebstahlsicherungen im Kaufhaus schlagen nur noch selten Alarm.
  • Haushaltsgeräte stellen in der Regel kein Problem dar.
  • Für Mobiltelefone gilt die Empfehlung, diese vorwiegend nicht auf der
  • Seite des Herzschrittmachers zu tragen.
  • Vor Industriemaschinen mit starkem Magnetfeld ist Abstand zu halten.
  • Auch die meisten Magnetresonanztomographen (MRT) sind aufgrund ihres starken Magnetfelds nicht schrittmacherkompatibel. Es werden allerdings neue Modelle entwickelt, mit denen eine MR-Untersuchung möglich ist. Diese Information ist in Ihrem Schrittmacherausweis festgehalten.

Herzschrittmacher – Lebenserwartung

Insgesamt kann ein Schrittmacher das Überleben für gefährdete Patienten sicherstellen und verbessern. Gegenüber Personen mit bradykarden Rhythmusstörungen ohne Herzschrittmacher erhöht sich die Lebenserwartung. Vor allem bei diesen Patienten führt der Einsatz eines Herzschrittmachers zu einer höheren Lebenserwartung. In Studien zeigt sich ebenso, dass ein im Vorhof aktiver Herzschrittmacher Vorhofflimmern reduzieren und verhindern kann.

Die Resynchronisationstherapie wirkt sich nachweislich positiv auf Lebensqualität und Belastbarkeit bei Patienten mit Herzinsuffizienz aus. Während ein Schrittmacher den elektrischen Reizstrom am Herzen verbessert und normalisiert, haben außerdem noch andere Erkrankungen Einfluss auf die Lebenserwartung. Eine koronare Herzkrankheit sowie der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten bzw. der Patientin sind zudem entscheidend.

Kostenübernahme eines Herzschrittmachers

Treten bei Ihnen Symptome einer Herzrhythmusstörung auf, ist zuerst eine ärztliche Abklärung indiziert. Lässt sich auch in der Diagnostik ein schwerwiegendes oder belastendes Rhythmusproblem bestätigen, wird Ihr behandelnder Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin eine Schrittmachertherapie mit Ihnen besprechen.

Da es um die Abwendung lebensbedrohlicher Krankheitsverläufe geht, trägt die Krankenkasse die Kosten einer Schrittmacherbehandlung. Dies gilt für sowohl gesetzlich, als auch privat Versicherte.

Quellen:

Qualitätskliniken: Herzschrittmacher

Deutsche Herzstiftung: Herzschrittmacher und Defibrillatoren

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie: Herzschrittmachertherapie

Wissen in der Box: Herzschrittmacher

Der Herzschrittmacher Leben retten unterstützt über elektrische Impulse  den Sinusknoten und ersetzt und auch verschiedene weitere Funktionen, damit das Herz in einem regelmäßigen Rhythmus schlagen kann.

Er besteht aus einem Schrittmacheraggregat dessen Herzstück ist eine Lithiumbatterie. Außerdem gehören Verbindungskabel und Sonden dazu, die an ausgesuchten Stellen im Herzen fixiert werden. Das kleine Gerät wiegt zwischen 20 und 30 Gramm.

Der Einsatz des Schrittmachers erfolgt in der Regel ambulant in einer 30 bis 45 minütigen Operation. Der Eingriff wird dabei meist sehr gut vertragen, wobei Patienten direkt nach dem Einsatz bereits Narben- oder Schulterschmerzen verspüren. 

Besonders Sportlerherzen haben häufig eine niedrige Herzfrequenz im Ruhemodus, aber auch Personen mit strukturellen Erkrankungen können von einer Herzrhythmusstörung betroffen sein. 

Grundsätzlich ist das Leben mit einem Herzschrittmacher kaum irgendwelchen Einschränkungen ausgesetzt. Selten kommt es bei Herzschrittmacherpatienten zu schweren Komplikationen oder Fehlfunktionen.

Ein Schrittmacher kann das Überleben für gefährdete Patienten sicherstellen sowie verbessern und erhöht somit auch die Lebenserwartung gegenüber betroffenen Personen ohne Schrittmacher.

Da es um die Abwendung lebensbedrohlicher Krankheitsverläufe geht, trägt die Krankenkasse die Kosten einer Schrittmacherbehandlung.