Herzrhythmusstörungen – Symptome, Ursache und Behandlung

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Finja Berresheim

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Herzrhythmusstörungen, auch Arrhythmien genannt, betreffen sehr viele Menschen und können in jedem Alter auftreten. Einige Formen sind harmlos und andere können lebensbedrohlich sein. Insgesamt werden ungefähr 400.000 Menschen jährlich in Deutschland aufgrund einer Herzrhythmusstörung im Krankenhaus behandelt.                    

Neben den typischen Beschwerden wie Herzrasen und Herzstolpern können Arrhythmien auch ohne Beschwerden auftreten oder aber erstmalig durch Komplikationen auffallen.  Um eine frühzeitige kardiale Abklärung vorzunehmen und Komplikationen zu vermeiden, ist das Wissen über Anzeichen von Arrhythmien für Sie und Ihre Angehörige oder Ihren Angehörigen von entscheidender Bedeutung.   

Inhalt

Die Definition von Herzrhythmusstörungen

Normalerweise schlägt das Herz in einer regelmäßigen Abfolge von ungefähr 60 bis 80 Schlägen pro Minute in Ruhe. Dieser Rhythmus wird als normofrequenter Sinusrhythmus bezeichnet.

Weicht die Herzaktion von diesem Rhythmus ab, spricht man von Herzrhythmusstörungen oder Arrhythmien. Diese sind somit definiert als Veränderungen der Herzfrequenz und/oder als Unregelmäßigkeit der Herzschläge.

Arrhythmien können je nach Ursache und Form völlig harmlos oder aber lebensbedrohlich sein.

Grundlegende Informationen rund um das Thema Herz-Kreislauf-Erkrankungen finden Sie in unserem Übersichtsartikel
Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Arten, Ursachen und Risikofaktoren im Überblick.

Die Formen der Arrhythmien

Unterteilt werden Herzrhythmusstörungen zum Einen nach der Herzfrequenz. Arrhythmien mit einer Herzfrequenz über 100 Schlägen pro Minute werden als tachykarde Herzrhythmusstörungen bezeichnet. Liegt die Herzfrequenz unter 60 Schlägen pro Minute, handelt es sich um eine bradykarde Rhythmusstörung.

Zum Anderen kann auch eine Einteilung nach dem Entstehungsort der Herzrhythmusstörung erfolgen. Hier kann zwischen einem Entstehungsort im Vorhof (supraventrikuläre Herzrhythmusstörung) und einem Entstehungsort in der Herzkammer (ventrikuläre Herzrhythmusstörung) unterschieden werden.

Beispiele für supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen

  • Vorhofflimmern- und flattern sind häufige Herzrhythmusstörungen. Es kommt zu einer sehr schnellen, unregelmäßigen Erregung der Herzvorhöfe mit Frequenzen zwischen 250 bis 600 Schlägen pro Minute.

    Bei Vorhofflimmern werden von vielen Bereichen, nicht nur vom Sinusknoten aus, in den Vorhöfen elektrische Impulse ausgelöst. Diese unkontrollierte elektrische Aktivität lässt die Vorhofwände eher zittern als sich zusammenzuziehen. Im Gegensatz zum Vorhofflimmern ist die elektrische Aktivität in den Vorhöfen beim Vorhofflattern koordiniert.

  • Supraventrikuläre Extrasystolen sind Extraschläge, die in den Vorhöfen entstehen. Sie kommen in geringer Anzahl auch bei gesunden Menschen vor und machen sich meist durch Herzstolpern bemerkbar.

  • Sinustachykardie bezeichnet eine erhöhte Herzfrequenz bei regulärer Erregung des Herzens. Dies kann physiologisch bei beispielsweise körperlicher Anstrengung oder Stress auftreten, aber auch andere Ursachen haben.

Beispiele für ventrikuläre Herzrhythmusstörungen

  • Kammerflattern und Kammerflimmern beschreiben eine schnelle, unregelmäßige Kontraktion der Herzkammern mit Frequenzen über 250 Schlägen pro Minute. Meist geht ein Kammerflattern in ein Herzkammerflimmern über. Es ist dann eine sofortige Reanimation mit Defibrillation notwendig, da nicht mehr ausreichend Blut aus dem Herzen ausgeworfen werden kann.
  • Ventrikuläre Extrasystolen sind Extraschläge, die in den Kammern entstehen. Sie können physiologisch oder im Rahmen einer Grunderkrankung auftreten. Extrasystolen können sich durch Herzstolpern zeigen.

Die Symptome von Herzrhythmusstörungen

Arrhythmien können sich auf verschiedene Art und Weise äußern. In vielen Fällen hat der oder die Betroffene jedoch keine Beschwerden.

Mögliche Symptome, die auf eine Herzrhythmusstörung hindeuten können, sind Folgende:

  • Herzstolpern bzw. ein unregelmäßiger Herzschlag
  • plötzliches Herzrasen (Tachykardie) im Ruhezustand
  • Herzklopfen
  • unregelmäßiger Herzschlag bzw. Puls
  • Schwindel und Bewusstlosigkeit
  • Zeichen einer Herzinsuffizienz (Leistungsabfall, Atemnot)
  • Zeichen von stattgehabten Organinfarkten wie einem Schlaganfall

Bemerken Sie bei sich oder Ihrem Angehörigen bzw. Ihrer Angehörigen eines der beschriebenen Symptome, zögern Sie nicht einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen.

Komplikationen von Arrhythmien

Einige Herzrhythmusstörungen können lebensbedrohlich sein und in Kammerflimmern übergehen. Dies kann zu einem plötzlichen Herztod führen.

Aufgrund der unregelmäßigen Herzaktion kann es in einigen Fällen beispielsweise beim Vorhofflimmern zur Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus) kommen. Im Verlauf kann es dann zu schweren, akuten Organinfarkten wie einem Schlaganfall oder einem akuten arteriellen Verschluss in den Beinen kommen.

Des Weiteren kann sich durch das Bestehen einer Herzrhythmusstörung eine Herzinsuffizienz entwickeln. Dies entsteht durch die unregelmäßige Herzaktion und/oder Veränderungen der Herzfrequenz, was in einem reduzierten Auswurf des Herzens resultiert.

Die genannten Komplikationen können lebensbedrohlich sein und bedürfen einer entsprechenden umfassenden medizinischen Versorgung.

Die Diagnose von Herzrhythmusstörungen

Ihr behandelnder Arzt bzw. Ihre behandelnde Ärztin wird zunächst ein ausführliches Anamnesegespräch sowie eine körperliche Untersuchung durchführen.

Die Diagnose einer vorliegenden Arrhythmie wird dann im Rahmen einer EKG-Untersuchung gestellt. Hier wird in den meisten Fällen neben einem Ruhe-EKG auch ein Belastungs- und Langzeit-EKG durchgeführt.

Des Weiteren wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin der Ursache der Herzrhythmusstörung auf den Grund gehen wollen. Um eine mögliche behandelbare Schilddrüsenfunktionsstörung oder Elektrolytstörung auszuschließen, wird meist zunächst eine Blutuntersuchung vorgenommen. Auch ein Herzultraschall (Echokardiographie) wird in der Regel ergänzend durchgeführt, um Grunderkrankungen des Herzens auszuschließen.

Je nach Krankheitsbild können im Verlauf weitere Untersuchungen notwendig sein.

Bei Fragen wenden Sie sich jederzeit vertrauensvoll an Ihren betreuenden Arzt bzw. Ihre betreuende Ärztin.

Die Ursache von Arrhythmien

Das Wissen über die Entstehungsursache ist für die erfolgreiche Behandlung entscheidend.

Zum einen können Arrhythmien durch unterschiedliche Erkrankungen des Herzens entstehen. Diese werden dann als kardiale Ursachen zusammengefasst.

Zum anderen gibt es Ursachen außerhalb des Herzens, welche als extrakardial bezeichnet werden. Darunter fallen beispielsweise Elektrolytstörungen oder Veränderungen der Schilddrüsenfunktion, welche ebenfalls zu Herzrhythmusstörungen führen können.

Auch der Konsum von Alkohol, Koffein und Nikotin sowie Stress kann Arrhythmien begünstigen. Diese können auch bei jungen und ansonsten gesunden Menschen auftreten und sind meist harmlos.

Mögliche kardiale Ursachen von Herzrhythmusstörungen:

  • Koronare Herzerkrankung (KHK)
  • Herzinsuffizienz
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis)

Mögliche extrakardiale Ursachen von Herzrhythmusstörungen:

  • Elektrolytstörungen
  • Schilddrüsenüber- und unterfunktion
  • Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie)
  • Lungenembolien
  • Intoxikationen (Vergiftungen) durch Medikamente
  • Koffein, Nikotin und Alkohol
  • Stress

Die Behandlung von Herzrhythmusstörungen

Bei der Therapie von Arrhythmien kommt vor allem der Behandlung der ursächlichen Grunderkrankung eine wichtige Bedeutung zu. Dies kann beispielsweise die Einstellung von Schilddrüsenfunktionsstörungen, der Ausgleich von Elektrolytstörungen oder die Behandlung einer Herzinsuffizienz und/oder eines Bluthochdrucks sein.

Eine weitere wichtige Säule der Therapie ist die Kardioversion. Darunter versteht man die Wiederherstellung eines Sinusrhythmus und damit der normalen Herzaktion. Dies ist sowohl medikamentös über Antiarrhythmika als auch über eine elektrische Defibrillation möglich.

Die Defibrillation erfolgt beim Auftreten von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen wie dem Kammerflimmern notfallmäßig und ermöglicht durch einen Stromstoß einen Neubeginn der elektrischen Erregungsleitung des Herzens.

Das häufig auftretende Vorhofflimmern kann ebenfalls im Rahmen einer elektrischen Defibrillation unter Sedierung oder medikamentös durch Antiarrhythmika in eine normale Herzaktion überführt werden. Ist es nicht möglich, den Herzrhythmus zu stabilisieren, können auch frequenzsenkende Medikamente wie Beta-ß-Blocker eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern. Bei einem Vorhofflimmern werden außerdem Medikamente verordnet, welche die Gerinnung hemmen. So kann die Bildung eines Blutgerinnsels verhindert werden.

Ist eine medikamentöse oder elektrische Kardioversion nicht möglich, kann in einigen Fällen auch eine Katheterablation vorgenommen werden. Hier wird der Bereich, in dem die Arrhythmie entsteht, verödet.

In einigen Fällen ist bei Arrhythmien auch ein Herzschrittmacher notwendig. Diese können bei zu niedrigen Herzfrequenzen oder Herzaussetzern elektrisch stimulieren oder aber bei zu hohen Herzfrequenzen eine Defibrillation vornehmen.

Einige Herzrhythmusstörungen bedürfen keiner Therapie und können physiologisch sein. Dazu gehören beispielsweise in gewissem Ausmaß das Auftreten von Extrasystolen. Bei Beschwerden sollte aber in jedem Fall eine ärztliche Abklärung erfolgen, um kardiale Grunderkrankungen auszuschließen.

Quellen:

Amboss: Herzrhythmusstörungen (HRST)

Amboss: Vorhofflimmern

Deutsche Herzstiftung: Herzrhythmusstörungen

Herold, G. (2016): Herold Innere Medizin 2018

Wissen in der Box: Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen sind definiert durch Veränderungen der Herzfrequenz und/oder eine Unregelmäßigkeit der Herzschläge.

Arrhythmien werden je nach Entstehungsort in supraventrikuläre und ventrikuläre Herzrhythmusstörungen unterteilt. Des Weiteren wird in tachykarde und bradykarde Rhythmusstörungen unterschieden.

In vielen Fällen gehen Herzrhythmusstörungen ohne Beschwerden einher. Symptome, die auf eine Herzrhythmusstörung hindeuten können, sind beispielsweise Herzrasen und Herzstolpern sein.

Herzrhythmusstörungen können zu schwerwiegenden Komplikationen wie einem plötzlichen Herztod, zur Bildung eines Thrombus mit der Folge arterieller Organinfarkte sowie zur Entwicklung einer Herzinsuffizienz führen.

Zur Diagnostik einer Herzrhythmusstörung gehört neben einem Anamnesegespräch und einer körperlichen Untersuchung, ein EKG sowie bei Bedarf weiterführende Untersuchungen wie ein Herzultraschall und eine Blutuntersuchung.  

Herzrhythmusstörungen können durch verschiedene Herzerkrankungen wie eine KHK (kardiale Ursachen) ausgelöst werden oder durch Ursachen außerhalb des Herzens wie Elektrolytstörungen (extrakardiale Ursachen) entstehen.

Die Therapie der Herzrhythmusstörungen erfolgt ursächlich sowie über eine elektrische oder medikamentöse Kardioversion. Als weitere Therapieoptionen stehen eine Frequenzkontrolle und eine Katheterablation zur Verfügung.