Herzbeutelentzündung – Ursachen, Symptome und Behandlung
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Entzündungen des Herzens äußern sich auf vielfältige Weise. Manche Menschen bemerken sie gar nicht. Andere erleben massive Symptome. Die Herzmuskelentzündung (Myokarditis) ist die allgemein bekannteste Form der Herzentzündungen. Sie wird häufig durch Zufall bei plötzlichen Todesfällen junger, scheinbar gesunder Menschen entdeckt. Zusätzlich zur Myokarditis gibt es allerdings noch weitere, eher unbekannte Herzentzündungen: die Endokarditis und die Perikarditis (Herzbeutelentzündung).
Dieser Artikel gibt Ihnen einen genaueren Überblick über das Krankheitsbild der Perikarditis. Was ist eine Herzbeutelentzündung? Wodurch wird sie ausgelöst? Wie kann man sie behandeln?
Bei weiteren Fragen hilft Ihnen Ihre hausärztliche oder kardiologische Praxis gerne weiter.
Was ist eine Herzbeutelentzündung?
Eine Perikarditis ist definiert als eine Entzündung des Herzbeutels (Perikard). Der Herzbeutel umschließt das Herz wie ein Säckchen und besteht aus zwei aufeinanderliegenden Schichten, zwischen denen ein Spaltraum ist. Dieser Spaltraum ist normalerweise sehr dünn und mit ein wenig Flüssigkeit gefüllt. Sie dient dem klopfenden Herzen als Gleitmittel innerhalb des Bindegewebssacks. Bei einer Perikarditis kann diese Flüssigkeit entweder vermindert, oder stark vermehrt sein. Beides ist problematisch für eine gesunde Herzbewegung.
Formen der Herzbeutelentzündung
Es gibt unterschiedliche Verlaufsformen einer Perikarditis.
Akute Perikarditis
Die akute Perikarditis ist die klinisch relevanteste Form und betrifft Menschen jeden Alters. Eine akute Herzbeutelentzündung kann zum Beispiel im Rahmen einer Infektion oder nach einem Herzinfarkt entstehen.
Chronische Perikarditis
Heilt die akute Perikarditis nicht innerhalb einiger Wochen aus, kann sie chronifizieren. Die chronische Herzbeutelentzündung verursacht häufig kaum Symptome. Aus diesem Grund ist die Häufigkeit der chronischen Perikarditis nicht klar, da Menschen betroffen sein können, ohne Beschwerden zu haben.
Konstriktive Perikarditis
Heilt die akute Perikarditis nicht innerhalb einiger Wochen aus, kann sie chronifizieren. Die chronische Herzbeutelentzündung verursacht häufig kaum Symptome. Aus diesem Grund ist die Häufigkeit der chronischen Perikarditis nicht klar, da Menschen betroffen sein können, ohne Beschwerden zu haben.
Perimyokarditis
Bei einer Perimyokarditis liegen gleichzeitig eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) und eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis) vor. Allerdings ist bei den meisten Perikarditis-Fällen durch die Entzündung auch die Muskelschicht direkt unterhalb des Herzbeutels gereizt und entzündet. Dadurch sind die meisten Perikarditis-Fälle streng genommen Perimyokarditiden, und reine Perikarditis-Formen sind selten.
In unserem Übersichtsartikel „Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Arten, Ursachen und Risikofaktoren im Überblick“ können Sie sich zu den gängigen Herz-Kreislauf-Erkrankungen informieren.
Herzbeutelentzündung – Symptome
Man unterscheidet zwischen Symptomen einer akuten- und Symptomen einer chronischen Herzbeutelentzündung.
Symptome einer akuten Herzbeutelentzündung
Die Symptome bei Herzbeutelentzündung unterscheiden sich zwischen Betroffenen stark.
Die trockene Perikarditis (Perikarditis sicca), bei der sich keine oder zu wenig Flüssigkeit im Spaltraum zwischen den beiden Perikardschichten befindet, ist oft schmerzhaft. Der stechende Schmerz befindet sich typischerweise hinter dem Brustbein und wird beim tiefen Einatmen, Husten und Liegen verstärkt.
Die feuchte Perikarditis (Perikarditis exsudativa), bei der entzündungsbedingt zu viel Flüssigkeit vorliegt, verursacht meist weniger oder gar keine Schmerzen. Häufig geht die trockene Form in die feuchte Form über. Wenn die Flüssigkeit stark zunimmt und in einen Perikarderguss (siehe unten) übergeht, äußert sich die Herzbeutelentzündung möglicherweise in Symptomen einer Herzschwäche. Deren typische Beschwerden können Sie im Artikel zur Kardiomyopathie nachlesen.
Die Anzeichen einer Herzbeutelentzündung richtig einzuordnen und eine Herzbeutelentzündung zu erkennen ist häufig auch für erfahrene Ärzte und Ärztinnen eine Herausforderung.
Symptome einer chronischen Herzbeutelentzündung
Eine chronische Herzbeutelentzündung verursacht meist keine oder nur dezente Symptome, die von den Betroffenen meist nicht erkannt werden, sofern es zu keinen Komplikationen kommt. Das macht es sehr schwer, eine chronische Herzbeutelentzündung zu erkennen.
Herzbeutelentzündung – Ursachen und Risikofaktoren
Eine Perikarditis, oder Herzbeutelentzündung, kann zahlreiche unterschiedliche Ursachen haben. Dazu gehören:
- Virale oder bakterielle Erreger
- Autoimmunerkrankungen
- Tumorerkrankungen mit Befall des Herzbeutels
- Bestrahlung
- Giftstoffe wie Chemotherapeutika oder Alkohol
- Vorangegangene Herzinfarkte
Risikofaktoren für die Entwicklung einer Perikarditis sind daher unter anderem vorliegende Autoimmun-, Infektions- oder Krebserkrankungen. Ein weiterer möglicher Risikofaktor für eine Herzbeutelentzündung ist der schädliche Gebrauch von Alkohol. Dies ist jedoch nicht eindeutig belegt.
In vielen Fällen kann die Ursache der Perikarditis nicht klar festgestellt werden. In vielen Fällen steckt, ähnlich wie bei der Myokarditis, eine nicht vollständig auskurierte Virusinfektion, zum Beispiel Grippe, dahinter.
Herzbeutelentzündung – Komplikationen
Als Komplikation einer akuten Perikarditis kann es zu einem Perikarderguss kommen. Hierbei befindet sich eine krankhaft vermehrte Menge an Flüssigkeit im Herzbeutel. Die Perikarditis ist nicht die einzige mögliche Ursache eines Perikardergusses. Auch Verletzungen am Herzen, eine Herzschwäche, andere Erkrankungen oder eine fortgeschrittene Magersucht (Anorexia nervosa) können einen Perikarderguss verursachen.
Häufig bleibt ein Perikarderguss symptomlos. Ist er jedoch stärker ausgeprägt, kann es zu einer lebensgefährlichen Komplikation kommen, der sogenannten Perikard- oder Herzbeuteltamponade. Hierbei behindert die zusätzliche Flüssigkeit das Herz in der Ausdehnung. Dadurch wird es eingeengt und kann nicht mehr richtig schlagen. Die Folge ist ein akutes Herzversagen bis hin zum Kreislaufzusammenbruch. Die Behandlung erfolgt durch das Absaugen von Flüssigkeit aus dem Herzbeutel über eine Punktion.
Eine weitere mögliche Komplikation der akuten oder chronischen Perikarditis ist das sogenannte Panzerherz (konstriktive Perikarditis). Hierbei führt die Entzündung zu einer Verkalkung und Verhärtung des Herzbeutels. Die Therapie erfolgt durch die operative Entfernung des Perikards (Perikardektomie).
Herzbeutelentzündung – Diagnose
Die Herzbeutelentzündung- oder Perikarditis-Diagnose erfolgt meist in einer hausärztlichen oder kardiologischen Praxis.
Um eine Perikarditis zu diagnostizieren, wird Ihr behandelnder Arzt oder Ihre Ärztin Sie genau befragen und Sie im Anschluss gründlich körperlich untersuchen. Bestimmte Angaben in der Anamnese helfen dabei, den Verdacht zu erhärten. Teilen Sie dem Arzt bzw. der Ärztin auf jeden Fall mit, wenn Sie kurze Zeit vor den Beschwerden eine Infektion hatten oder anderweitig erkrankt waren. Tun Sie dies auch, wenn die Erkrankung bereits länger zurückliegt und Sie selbst keinen Zusammenhang erkennen. Auch zahnärztliche Behandlungen in der jüngeren Vergangenheit sind relevant.
Bei Verdacht auf eine Perikarditis ist meist weitere Diagnostik erforderlich. Bei einer Herzbeutelentzündung können Blutwerte verändert sein. Sie werden möglicherweise einen Herzultraschall (Echokardiographie) erhalten. Zudem kann eine Herzbeutelentzündung im EKG (Elektrokardiographie) sichtbar sein. Bei weiteren Unsicherheiten ist möglicherweise eine MRT (Magnetresonanztomographie) notwendig.
Herzbeutelentzündung – Behandlung
Die erste Maßnahme bei einer Herzbeutelentzündung ist strenge körperliche Schonung und Bettruhe. Betroffene werden in aller Regel für einige Wochen krankgeschrieben. Sofern die Erkrankung mild ausgeprägt ist und Betroffene anderweitig gesund sind, kann die Perikarditis häufig zu Hause auskuriert werden. Bei schwereren Verläufen sowie beim Vorliegen von Komplikationen ist eine stationäre Aufnahme zur Beobachtung notwendig.
Wenn eine bestimmte Ursache, wie zum Beispiel eine Tuberkuloseerkrankung oder eine anderweitige Infektion, der Perikarditis zugrunde liegt, so steht deren Behandlung im Fokus. Häufig werden zusätzlich zur Behandlung der Herzbeutelentzündung entzündungshemmende Medikamente, wie Ibuprofen und/oder Cortisonpräparate, verschrieben. Auch Colchizin, eine Substanz der Herbstzeitlosen, kommt bei Perikarditis zum Einsatz. Kommt es zu einer Herzbeuteltamponade, so muss schnellstmöglich eine Perikardpunktion erfolgen, um das Herz zu entlasten. Bei der Entstehung eines Panzerherzes wird der Herzbeutel operativ entfernt (Perikardektomie). Das Herz wird hierdurch nicht beeinträchtigt.
Bei einer Herzbeutelentzündung-Behandlung gibt es leider keine etablierten Hausmittel. Allerdings ist die körperliche Schonung einer der wichtigsten Bestandteile der Perikarditis-Therapie, ohne den Betroffene kaum genesen können. Verzichten Sie während der Heilungsphase bestenfalls auf Alkohol und Drogen, um Ihr Herz so gut wie möglich zu entlasten.
Herzbeutelentzündung – Prognose
Eine akute Perikarditis heilt unter rechtzeitiger Therapie und körperlicher Schonung meist folgenlos aus. Erfolgt jedoch keine Behandlung der Herzbeutelentzündung, die für eine Heilung ausreicht, so kann die Entzündung chronisch werden und Komplikationen hervorrufen. Diese führen im ungünstigen Fall zu einer bleibenden Herzschwäche, die die Lebensqualität und auch die Lebenserwartung stark einschränken kann. Dies ist jedoch zum Glück eine eher seltene Folge.
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Quellen:
Ratgeber Herzinsuffizienz: Herzbeutelentzündung: Perikarditis im Überblick
MSD Manuals: Perikarditis
Wissen in der Box: Herzbeutelentzündung
Eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis) beschreibt eine Entzündung des Herzbeutels, der das Herz wie ein Sack aus Bindegewebe umschließt.
Die Symptome können sehr vielfältig sein. Bei einer trockenen Perikarditis kommt es oft zu Schmerzen hinter dem Brustbein. Eine feuchte Perikarditis geht mit weniger oder keinen Schmerzen einher.
Eine Perikarditis tritt häufig im Rahmen von viralen oder bakteriellen Infektionen auf. Aber auch Autoimmunerkrankungen, Herzinfarkte oder Giftstoffe wie Alkohol oder Medikamente können zugrunde liegen.
Eine genaue Anamnese und körperliche Untersuchung können bereits wertvolle Hinweise für den Arzt oder die Ärztin liefern. Ein EKG, eine Echokardiographie und eine MRT stehen zudem zur Verfügung.
Wird eine Perikarditis nicht erkannt, so kann sich durch die feuchte Form ein Perikarderguss bis hin zu einer Herzbeuteltamponade bilden. Letzteres ist ein lebensbedrohliches Krankheitsbild.
Zusätzlich zur zugrundeliegenden Ursache, wie einer Infektion, sollten Betroffene sich unbedingt körperlich schonen. Entzündungshemmende Medikamente helfen häufig zusätzlich, die Erkrankung einzudämmen.
Wird die Perikarditis erkannt, bevor sich Komplikationen wie eine Perikardtamponade bilden, so stehen die Heilungschancen meist gut. Eine persistierende Entzündung kann jedoch auch zur Herzschwäche führen.