Angina pectoris – Symptome, Diagnose und Behandlung

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Finja Berresheim

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Angina pectoris ist ein wichtiges Symptom, welches infolge einer Ischämie der Herzmuskelzellen auftreten kann. Es bedeutet „Brustenge“ und äußert sich meist durch plötzlich und anfallsartig auftretende Schmerzen im Bereich des Herzens.

Diese Symptomatik kann bei Ihnen oder Ihrem bzw. Ihrer Angehörigen ein Hinweis auf eine lebensbedrohliche Erkrankung wie ein Herzinfarkt sein. Das Erkennen eines möglichen Notfalls und das Vorgehen ist somit von entscheidender Bedeutung, um eine rechtzeitige Versorgung durch Ihren betreuenden Arzt bzw. Ihre betreuende Ärztin zu gewährleisten.  

Inhalt

Angina pectoris – Definition

Angina pectoris ist definiert als ein Leitsymptom, welches durch eine Sauerstoffunterversorgung (Ischämie) der Herzmuskelzellen auftreten kann. Es äußert sich in erster Linie durch anfallsartig auftretende Schmerzen im Bereich der Brust.

Dabei unterscheidet man anhand der Form eine stabile und eine instabile Angina pectoris.

Die stabile Angina pectoris ist charakterisiert durch ein schnelles Abklingen des Angina pectoris Anfalls, meist innerhalb von 10 Minuten, oder das Nachlassen der Schmerzen nach Gabe von Nitraten. Typische Auslöser für die charakteristische Symptomatik sind beispielsweise körperliche Anstrengungen oder auch seelische Belastungen.

Eine instabile Angina pectoris zeigt sich hingegen durch länger anhaltende Angina pectoris Symptome mit stärksten Schmerzen, welche auf eine ausgeprägte Unterversorgung der Herzmuskelzellen hindeutet. Die Beschwerden lassen sich meist nur geringfügig oder gar nicht durch Nitrate lindern. Zu der instabilen Angina pectoris gehört auch die Symptomatik, die in Ruhe auftritt (sog. Ruhe-Angina).

Die instabile Stenokardie geht bei bis zu 20 Prozent der Patienten bzw. Patientinnen in einen akuten Herzinfarkt über.

Charakteristika der stabilen Angina pectoris

  • schnelles Abklingen der Beschwerden
  • gutes Ansprechen auf die Gabe von Nitraten
  • typische Auslöser wie körperliche Betätigung oder psychische Belastungen

Charakteristika der instabilen Stenokardie

  • langanhaltende, stärkste Schmerzen
  • kein oder nur leichtes Ansprechen auf die Gabe von Nitraten
  • Hinweise auf ausgeprägte Ischämie der Herzmuskelzellen
  • Auftreten auch in Ruhe (Ruhe-Angina)

Angina pectoris – Symptome

Angina pectoris bedeutet „Brustenge“, auch Stenokardie genannt. Sie zeichnet sich durch einen plötzlich und anfallsartig auftretenden Schmerz oder auch Druck im Brustkorb aus. Vielen Menschen nehmen dies auch als Herzenge wahr.

Häufig strahlen die Schmerzen auch in andere Körperregionen aus. Dazu gehören vor allem der linke Arm, der Hals und Unterkiefer. Aber auch eine Ausstrahlung der Beschwerden in den Oberbauch oder Rücken sind möglich.

Zusätzlich bestehen meist begleitende Symptome wie:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Kaltschweißigkeit
  • Angst und Unruhe

Bei älteren Menschen, Frauen und Patienten oder Patientinnen mit einem Diabetes mellitus können die Symptome weniger stark oder atypisch sein.

Angina pectoris – Diagnose

Die Diagnose einer Stenokardie erfolgt durch Ihre behandelnde Ärztin bzw. Ihren behandelnden Arzt. Hier wird zunächst ein ausführliches Anamnesegespräch sowie eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Dabei werden vor allem auch Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie beispielsweise erhöhter Blutdruck, Nikotinkonsum und Übergewicht erfasst.

Ergänzend wird zudem meist eine Blutuntersuchung durchgeführt. Wichtige Parameter sind hier neben einem Blutbild auch die Cholesterin-, Fett- und Zuckerwerte.

 

Ergibt sich anhand der Basisuntersuchungen der Verdacht auf eine Koronare Herzerkrankung mit Angina pectoris Symptomatik, wird Ihr behandelnder Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin weitere spezifische Diagnostik einleiten.

Dazu gehören:

  • Ruhe- und Belastungs-EKG
  • Herzultraschall (Echokardiographie) und Stress-Echokardiographie
  • CT-Untersuchung des Herzens
  • Herzkatheter-Untersuchung (Koronarangiographie)

Grundlegende Informationen rund um das Thema Herz-Kreislauf-Erkrankungen finden Sie in unserem Übersichtsartikel
Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Arten, Ursachen und Risikofaktoren im Überblick.

Die Ursache von Stenokardie

Eine Angina pectoris Symptomatik entsteht durch eine Unterversorgung der Herzmuskelzellen mit Sauerstoff, sodass es zu einer Ischämie der betroffenen Zellen kommt.

In den meisten Fällen ist die Ursache der reduzierten Sauerstoffversorgung eine Koronare Herzkrankheit, auch KHK genannt. Hier liegen Verengungen der versorgenden Gefäße durch lipidhaltige Ablagerungen vor. Dies wird als Arteriosklerose bezeichnet.

Bei einer Stenokardie liegt die Sauerstoffunterversorgung meist nur für eine kurze Zeitspanne vor. Kommt es aber zu einer dauerhaften Unterversorgung der Zellen, kann es zu einer irreversiblen Schädigung des Herzmuskels kommen. Dies äußert sich dann als akuter Herzinfarkt. Eine instabile Angina pectoris geht bei einem von fünf Betroffenen in einen akuten Herzinfarkt über.

Die Behandlung von Stenokardie

Es wird zwischen einer Akut- und einer Dauertherapie unterschieden.

Zur akuten Linderung der Symptomatik werden meist kurzwirksame Nitrate eingesetzt. Die Gabe erfolgt meist sublingual, also unter die Zunge. Die Wirkung tritt dann innerhalb kürzester Zeit ein, hält aber nur einige Minuten an.

Zur Dauertherapie wird Ihr behandelnder Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin Ihnen zudem eine Kombinationstherapie empfehlen.

Diese besteht meist aus einer Kombination zweier Antianginosa. Diese wirken senkend auf die Herzfrequenz sowie gefäßerweiternd. Dadurch wird eine verbesserte Versorgung der Herzmuskelzellen mit Sauerstoff ermöglicht.

Zur Dauertherapie wird meist eine Kombination aus zwei gefäßerweiternden Medikamenten, so genannten Antianginosa, wie Langzeitnitrate und Calciumantagonisten, angewendet. Außerdem erhalten die Patient:innen Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure und/oder Clopidogrel sowie Lipidsenker, meist Statine.

Neben der medikamentösen Einstellung erfolgt auch eine Einstellung von Faktoren, die mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergehen. Dazu gehört unter anderem:

  • Gewichtsreduktion
  • Regelmäßige körperliche Bewegung
  • Gesunde und ausgewogene Ernährung
  • Nikotin- und Alkoholverzicht
  • Einstellung eines erhöhten Blutdruckes (arterielle Hypertonie)
  • Einstellung einer Zuckererkrankung (Diabetes mellitus)
  • Einstellung der Cholesterin- und Blutfettwerte

Je nach Ursache der Angina pectoris Symptomatik erfolgt des Weiteren eine spezifische Therapie der Grunderkrankung.

Das Risiko für einen akuten Herzinfarkt ist bei einer Angina pectoris Symptomatik stark erhöht. Die Lebenserwartung von Patientinnen und Patienten mit Angina pectoris ist somit reduziert. Bei guter medikamentöser Einstellung und Reduktion von Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen kann jedoch eine hohe Lebensqualität und Risikoreduktion erreicht werden.

Zögern Sie nicht, bei Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin Ihre Möglichkeiten einer Risikoreduktion anzusprechen.

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Das Verhalten im Notfall

Bemerken Sie bei sich oder Ihrem Angehörigen bzw. Ihrer Angehörigen erstmalig eine typische Angina pectoris Symptomatik zögern Sie nicht sofort einen Arzt bzw. eine Ärztin aufzusuchen oder den Notarzt anzurufen.

In der Zeit bis zum Eintreffen des Arztes oder der Ärztin sollten Sie den Zustand Ihres Angehörigen bzw. Ihrer Angehörigen fortlaufend überwachen. Ist der Patient oder die Patientin bei Bewusstsein, eignet sich, wenn möglich, eine sitzende Position. Öffnen Sie gegebenenfalls auch die Fenster, befreien Sie den Betroffenen oder die Betroffene aus enger Kleidung und bieten Sie etwas Wasser an. Wird der Patient oder die Patientin bewusstlos, sollten Sie ihn in die stabile Seitenlage bringen sowie die Atmung überwachen. Bemerken Sie keine Atmung mehr, sollte eine sofortige Herzdruckmassage (Reanimation) durchgeführt.

Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin wird neben einer Behandlung der Schmerzen und einer Kreislaufstabilisierung zunächst lebensbedrohliche Erkrankungen, welche mit einem akuten Brustschmerz einhergehen, ausschließen.

Zu den wichtigsten lebensbedrohlichen Erkrankungen, die mit Brustschmerzen einhergehen können, gehören:

  • Akuter Herzinfarkt
  • Lungenembolie: Blutgerinnsel im Blutgefäß der Lunge mit Atemnot und Brustschmerz
  • Perikardtamponade: Ansammlung vom Blut im Herzbeutel mit Kreislaufbeschwerden und Schmerzen
  • Aortendissektion: Einriss der inneren Wand der Hauptschlagader (Aorta) mit stärkstem Brustschmerz, häufig mit Ausstrahlung in den Rücken
  • Pneumothorax: Luft zwischen Lunge und Brustwand und dadurch Einfallen der Lunge mit Luftnot und Schmerzen

Je nach Ursache der Beschwerden wird dann eine weitere Behandlung der Erkrankung erfolgen.

Quellen:

Amboss: Koronare Herzkrankheit

Amboss: Thoraxschmerz

Deutsche Herzstiftung: Was ist eine Angina pectoris?

Lungeninformationsdienst: Pneumothorax

Deutsches Herzcentrum Berlin: Was ist eine Aortendissektion?

Herold, G. (2016): Herold Innere Medizin 2018

Wissen in der Box: Angina pectoris

Darunter versteht man ein wichtigstes Symptom, welches durch eine Sauerstoffunterversorgung der Herzmuskelzellen entsteht. Man unterteilt die Angina pectoris in eine stabile und instabile Form.

In erster Linie zeigt sie sich durch plötzlich auftretende, anfallsartige Brustschmerzen oder ein Druckgefühl mit Ausstrahlung in andere Körperregionen sowie eine vegetative Begleitsymptomatik.

Die Diagnose erfolgt über ein ausführliches Anamnesegespräch, eine körperliche Untersuchung und Blutuntersuchung sowie bei Verdacht auf eine Herzerkrankung mit spezifischer Diagnostik wie EKG und Herzultraschall.

Die Angina pectoris Symptomatik entsteht durch eine reduzierte Sauerstoffversorgung der Herzmuskelzellen. Die häufigste Ursache dafür ist die Koronare Herzkrankheit.

Die Behandlung basiert auf einer Akuttherapie mit kurzwirksamen Nitraten sowie eine Dauertherapie aus einer Kombination aus zwei Antianginosa. Zudem erfolgt eine Einstellung der kardiovaskulären Risikofaktoren.

Bei einer akuten Symptomatik sollte notfallmäßig ein Arzt aufgesucht werden. Hier können lebensbedrohliche Erkrankungen wie ein Herzinfarkt oder eine Lungenembolie, die mit Brustschmerzen einhergehen, ausgeschlossen werden.