Präventive Pflege – Tipps und Informationen zur Prävention in der Pflege
Heutzutage sind ältere Menschen oft noch fit und können selbstständig bis ins hohe Alter leben. Dennoch nehmen im Alter die körperlichen und geistigen Fähigkeiten häufig ab, während gesundheitliche Beschwerden zunehmen. Viele Menschen werden dann pflegebedürftig.
Mit zunehmendem Lebensalter nehmen auch Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, Krebserkrankungen, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und Demenzerkrankungen zu. Zudem steigt auch die Wahrscheinlichkeit für das gleichzeitige Auftreten mehrerer Krankheiten (Multimorbidität). Zu wenig Bewegung, ungesunde Ernährung oder Stress sind oftmals begünstigende Faktoren für diese typischen Volkskrankheiten. Solchen Erkrankungen kann man jedoch auch vorbeugen und die Gesundheit der Pflegebedürftigen stabilisieren.
Mit dem Ansteigen chronischer Erkrankungen nimmt auch die Bedeutung von präventiver Pflege zu. Präventive Maßnahmen sind auch für Menschen sinnvoll, die pflegebedürftig sind und von Angehörigen oder durch ambulante Dienste gepflegt werden.
In diesem Artikel geben wir Ihnen einen Überblick über die präventiven Maßnahmen in der Pflege und erklären, wie man einer Pflegebedürftigkeit vorbeugen kann.
Präventive Pflege – Definition
In unserem Übersichtsartikel zum Thema Prävention haben wir bereits erklärt, was man unter Prävention versteht und welche Arten und Maßnahmen es gibt. Aber was bedeutet Prävention in der Pflege?
Unter dem Begriff Präventive Pflege versteht man die Vorbeugung gesundheitlicher Probleme bei pflegebedürftigen Menschen und bei Pflegenden. Aktivitäten, die Körper und Geist fordern, helfen dabei die Gesundheit von Pflegebedürftigen zu schützen und gesundheitliche Risiken zu verhindern. Dementsprechend ist Prävention in der Pflege ein bedeutendes Thema.
Gesundheitsförderung und Prävention in der Pflege
Durch ausreichende körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung oder Vermeidung von Übergewicht können viele chronische Erkrankungen vermieden oder in ihrem weiteren Verlauf beeinflusst werden. Das Ziel ist es, dem Heranschreiten von Pflegebedürftigkeit entgegenzuwirken und den pflegebedürftigen Menschen zu mehr Selbstständigkeit zu verhelfen. Im Kern besteht der Präventionsansatz in der Pflege aus vier Schwerpunkten:- Körperliche Bewegung
- Geistige Aktivität
- Ausgewogene Ernährung
- Soziale Aktivität
Präventive Pflege
Mithilfe von gezielten Maßnahmen wird die Gesundheit pflegebedürftiger Menschen und auch der Pflegenden geschützt. Körperliche Aktivität ist im hohen Alter für die Erhaltung der Gesundheit essenziell. Denn ältere Menschen können dadurch ihre Mobilität fördern und ihr Wohlbefinden steigern.Gesundheitsförderung in der Pflege
Prävention und Gesundheitsförderung sind eng miteinander verknüpft. Bei der Gesundheitsförderung in der Pflege geht es darum, die Pflegebedürftigen über eine gesunde Lebensweise zu informieren, damit sie gesundheitsförderliche Entscheidungen treffen können. Des Weiteren gilt ist hierbei, gesundheitsförderliches Verhalten zu unterstützen, um ein körperliches, geistiges und seelisches Wohlbefinden zu erlangen. Als Beispiel für Gesundheitsförderung in der Pflege ist hier die Gesundheitsberatung zu den Themen gesunde Ernährung, Bewegung oder Stressbewältigung zu nennen.Arten von Präventiver Pflege
Präventive Maßnahmen werden in vier Bereiche eingeteilt: es gibt primäre, sekundäre, tertiäre und quartäre Präventionsmaßnahmen.
Primärprävention in der Pflege
Die Maßnahmen setzen vor der Entstehung von Erkrankungen an, um diese vorzubeugen. Hierzu gehören Impfungen oder gesundheitsförderliche Maßnahmen wie eine ausgewogene Ernährung oder körperliche Bewegung.
Sekundärprävention in der Pflege
Sekundäre Präventionsmaßnahmen werden zu Beginn einer Erkrankung oder bei ersten Anzeichen eingesetzt, um das Fortschreiten des Krankheitsprozesses zu verhindern oder den Krankheitsverlauf zu mildern. Bei Menschen, die die ersten Anzeichen einer Demenz haben, kann ein kognitives Training hilfreich sein, um den Verlauf der Demenz zu verlangsamen.
Tertiärprävention in der Pflege
Bei der tertiären Prävention liegt der Fokus auf der Vermeidung von gesundheitlichen Folgeschäden, wenn eine Erkrankung bereits manifestiert ist. Bei Diabetes-Patient:innen kann es zum Beispiel die konsequente Einhaltung einer Diät sein. Rehabilitätsmaßnahmen gehören ebenso zur Tertiärprävention.
Quartärprävention in der Pflege
Quartäre Präventionsmaßnahmen dienen der Vermeidung gesundheitlicher Schäden durch Überversorgung.
Eine ausführliche Beschreibung der Präventionsarten finden Sie in unserem Artikel „Prävention von Krankheiten“.
Präventive Pflege – Einer Pflegebedürftigkeit vorbeugen
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um den Eintritt in die Pflegebedürftigkeit zu verschieben beziehungsweise das Voranschreiten von Pflegebedürftigkeit zu verzögern. Einige davon sind:
Bewegung fördern
Der menschliche Körper braucht Bewegung. Sportarten wie Spazierengehen oder Radfahren unterstützen das Herz-Kreislauf-System und können zudem einen positiven Einfluss auf die psychische Verfassung haben. Durch Kurze, regelmäßige Übungseinheiten können ältere Menschen ihre Leistungsfähigkeit steigern. In unserem Artikel „Seniorensport“ stellen wir Ihnen einige Übungen vor, die Sie ganz einfach bei sich zu Hause durchführen können.
Ausreichend Trinken
Wer zu wenig trinkt, kann schnell schwere gesundheitliche Probleme bekommen. Flüssigkeitsmangel kann bei älteren Menschen zur Schwäche und Kreislaufproblemen führen. Daher ist es wichtig ausreichendes Trinken zu fördern.
Stürze vermeiden
Mit zunehmendem Alter nimmt auch die Sturzgefahr zu. Verringerte Muskelkraft oder eine Sehschwäche sind Faktoren, die das Sturzrisiko erhöhen. Mögliche Folgen sind Wunden oder Knochenbrüche. Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, möglichst mobil zu bleiben. Zudem sollte die Umgebung der pflegebedürftigen Person sicher und frei von Stolperfallen sein.
Kognitive Fähigkeiten fördern
Im Alter lassen die geistigen Fähigkeiten oftmals nach. Um möglichst lange selbstständig leben zu können und alltägliche Aufgaben zu meistern, empfiehlt es sich, etwas für die geistige Fitness zu tun. Diese kann in Form von gemeinsamen Spielen, bei denen man etwas nachdenken muss, oder auch informative Radio- und Fernsehsendungen gefördert werden.
Diese präventiven Maßnahmen versprechen vielen älteren Menschen einen hohen Nutzen.
Präventive Pflege für Pflegebedürftige
Auch bei bereits vorliegender Pflegebedürftigkeit ist eine gezielte Prävention ein wichtiges Thema. Der Zustand pflegebedürftiger Menschen kann sich nämlich ohne präventive Maßnahmen verschlechtern. Daher ist es wichtig, dass man ihre Gesundheitspotenziale fördert.
Präventive Pflege in der häuslichen Umgebung
Prävention kommt bei der Pflege zu Hause oftmals zu kurz. Entweder fehlt es an Zeit oder an Kenntnissen über Präventionsmaßnahmen in der Pflege. Gesundheitsförderung ist jedoch nicht nur für die Gepflegten, sondern auch für die pflegenden Angehörigen wichtig. Wie diese aussehen kann, erfahren Sie in den folgenden Abschnitten.
Krankheitsprävention in der Pflege
Es gibt zahlreiche Maßnahmen, um Krankheiten in der Pflege zu verhindern. Dazu gehören:
- Sturzprophylaxe
- Schmerzmanagement
- Dekubitusprophylaxe
- Thromboseprophylaxe
Eine Früherkennungsdiagnostik im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen lässt bestimmte Krankheiten frühzeitig erkennen und vorbeugen.
Neben der Prophylaxe oben genannter Krankheiten ist es zudem wichtig auf Infektionsschutz zu achten. Der enge persönliche Kontakt zwischen der pflegebedürftigen und der pflegenden Person begünstigt die Übertragung von Krankheitserregern. Daher ist es ratsam, das eigene Immunsystem zu stärken.
Präventive Pflege – Prävention auch für Pflegende Angehörige
Ein Großteil der Pflegebedürftigen wird ganz oder teilweise von ihren Angehörigen gepflegt. Eine häusliche Pflege verlangt von den pflegenden Angehörigen viel ab. Ihr Alltag ist nicht selten durch hohe psychische und physische Belastungen gekennzeichnet. Oftmals kommt auch Zeitdruck hinzu. Dies kann zu gesundheitlichen Problemen führen und die Lebensqualität massiv einschränken. Darum ist Prävention auch für pflegende Angehörige mindestens genauso wichtig wie für die Pflegebedürftigen.
Hilfsmittel für Pflegende
Für die häusliche Pflege stehen einige nützliche Hilfsmittel zur Verfügung, die das Leben Ihrer Angehörigen vereinfachen können.
Man unterscheidet dabei zwischen:
- technischen Pflegehilfsmitteln, wie beispielsweise einem Pflegebett, Treppenliften oder einem Notrufsystem, sowie
- zum Verbrauch bestimmten Pflegehilfsmitteln, wie zum Beispiel Einmalhandschuhen, Bettschutzeinlagen oder Desinfektionsmittel.
Die Pflegehilfsmittel zum Verbrauch erleichtern die Pflegesituation und schützen sowohl die pflegebedürftige Person als auch die pflegenden Angehörigen vor Krankheitsübertragung. Sie müssen immer wieder neu angeschafft werden. Falls Sie diese Hilfsmittel noch nicht vorrätig haben, können wir Ihnen unsere PflegeBox ans Herz legen.
Technische Pflegehilfsmittel werden in der Regel leihweise überlassen. Zudem ist auch die notwendige Änderung, Instandsetzung, Ersatzbeschaffung sowie die Ausbildung in ihrem Gebrauch enthalten.
Neben den Hilfsmitteln zum Verbrauch und technischen Hilfsmitteln gibt es auch noch einige medizinische Hilfsmittel für die Pflege zu Hause. Dazu gehören:
- Antirutschmatten
- Sie werden überall dort eingesetzt, wo eine Rutschsicherheit benötigt wird. Unter den Füßen der pflegebedürftigen Person platziert, verhindert die Antirutschmatte ein Wegrutschen.
- Gleithilfen
- Diese helfen Ihnen dabei einen Positionswechsel der liegenden oder sitzenden Person durchzuführen und verringern die Kraftanstrengung.
- Rutschbretter
- Sie können beispielsweise zum Umsetzen vom Rollstuhl ins Bett verwendet werden.
- Bettleitern
- Diese ermöglichen der pflegebedürftigen Person ein selbstständiges Aufrichten im Bett.
Entlastungsangebote für pflegende Angehörige
Die eigenen Bedürfnisse und die individuelle Lebenslage sind zu berücksichtigende Faktoren, wenn es um die Entlastung von pflegenden Angehörigen geht. Pflegende haben die Möglichkeit, einen Präventions- oder Pflegekurs wahrzunehmen, in dem bestimmte Pflegetechniken vermittelt werden oder wo man über die Pflegesituation sprechen kann. Im Rahmen einer Pflegeberatung haben pflegende Angehörige zudem die Möglichkeit, sich über die Entlastungsangebote zu informieren.
Weiterhin können pflegende Angehörige, die einen Menschen mit mindestens Pflegegrad 1 pflegen, Leistungen der Pflegekasse, wie zum Beispiel die Kurzzeit– oder Verhinderungspflege in Anspruch nehmen. Wenn Sie als pflegende:r Angehörige:r eine Auszeit benötigen, gibt es die Option der vollstationären Betreuung der pflegebedürftigen Person in einer Pflegeeinrichtung. Dies nennt sich Kurzzeitpflege und wird von der Pflegekasse für bis zu acht Wochen im Jahr bezuschusst. Im Zuge der Pflegereform 2021 wurde dieser Zuschuss zum 1. Januar 2022 von 1.612 Euro auf 1.774 Euro erhöht.
Wünschen Sie sich lieber eine Betreuung der pflegenden Person in der häuslichen Umgebung, haben Sie die Option einen ambulanten Pflegedienst zu beanspruchen. Im Rahmen der Verhinderungspflege bekommen Sie hierfür einen Kostenzuschuss in Höhe von 1.612 Euro pro Jahr für höchstens sechs Wochen.
Auch können sie für Tages- oder Nachtpflege einen Zuschuss von der Pflegekasse erhalten.
Neben den finanziellen Zuschüssen können pflegende Angehörige auch einen Reha-Aufenthalt wahrnehmen. Sie haben dann die Option, die pflegebedürftige Person in einer benachbarten Pflegeeinrichtung unterzubringen.
Quellen:
Bundesgesundheitsministerium: Gesundheitsförderung und Prävention für ältere Menschen
Bundesgesundheitsministerium: Prävention in der Pflege
Unfallkasse NRW: Infobroschüre für pflegende Angehörige
Wissen in der Box: Präventive Pflege
Darunter versteht man die Vorbeugung von gesundheitlichen Problemen bei pflegebedürftigen Menschen.
Hierbei geht es darum, die Pflegebedürftigen über eine gesunde Lebensweise zu informieren, damit sie gesundheitsförderliche Entscheidungen treffen können.
Durch präventive Maßnahmen wie körperliche Bewegung oder gesunde Ernährung kann man eine Pflegebedürftigkeit verschieben oder ihr Voranschreiten verzögern.
Ja, denn der Zustand pflegebedürftiger Menschen kann sich ohne präventive Maßnahmen verschlechtern.
Pflegende Angehörige haben die Möglichkeit, an einem Präventionskurs teilzunehmen oder eine Pflegeberatung wahrzunehmen.