Pflege bei Parkinson – Wissen für pflegende Angehörige

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Claudia Barredo

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Ein Großteil pflegebedürftiger Parkinson-Patientinnen und -Patienten werden durch Angehörige und/oder einen Pflegedienst zu Hause versorgt. Die richtige Pflege bei Parkinson ist daher vor allem für Angehörige ein wichtiges Thema. Denn Pflegemaßnahmen bei Parkinson weisen einige Besonderheiten im Vergleich zu anderen Erkrankungen auf. Angehörige haben häufig keinen in der Pflege professionellen Hintergrund und müssen sich grundlegend ins Thema der Parkinson-spezifischen pflegerischen Maßnahmen einarbeiten, was mit Herausforderungen und Unsicherheiten verbunden ist.

Dieser Artikel bietet Ihnen die wichtigsten Informationen und Besonderheiten bei der Morbus-Parkinson-spezifischen Pflege durch Angehörige. Weitere Informationen zur Pflege finden Sie auf weiteren Seiten der Pflegebox.de, bei Ihrer Krankenkasse oder bei Ihrem örtlichen Pflegestützpunkt.

Inhalt

Die Herausforderungen der Pflege bei Parkinson-Patienten

Die Pflegemaßnahmen bei Morbus Parkinson unterscheidet sich in einigen Punkten von der Pflege bei anderen Krankheiten und die Pflege ist mit besonderen Herausforderungen verbunden. Weil der Parkinson Verlauf sehr unterschiedlich sein kann, ist eine Vorhersage über die pflegerischen Anforderungen schwierig zu treffen:

  • Betroffene sind häufig jünger als andere Pflegebedürftige. Zwar tritt die Parkinson-Krankheit typischerweise eher im höheren Lebensalter auf, dies ist jedoch nicht zwingend der Fall. Zudem sind Betroffene, abgesehen von Konzentrationsschwierigkeiten oder teilweise einer Demenz, geistig nicht eingeschränkt. Daher muss in besonderem Maße auf die Selbstbestimmung der Betroffenen geachtet werden.
  • Die Ausprägung der Symptome kann schwanken. Pflegende Personen müssen sich daher immer wieder daran anpassen, was der oder die Betroffene am entsprechenden Tag alleine schafft und was nicht. Außerdem können mit der Zeit weitere Symptome hinzukommen.
  • Bei einem Teil der Parkinson-Betroffenen kommt zu den Bewegungsstörungen eine Demenz und/oder eine Depression Dies erfordert möglicherweise andere pflegerische Tätigkeiten, sowie psychische Belastungen bei den Pflegenden.
  • Es kann immer wieder notwendig werden, dass die Parkinson Therapie angepasst werden muss. Hier ist von pflegenden Angehörigen zeitliche Flexibilität erforderlich, um die verschiedenen Therapiemaßnahmen wahrzunehmen.
  • Die im Moment gängigen Medikamente gegen die Parkinson-Symptome haben mitunter beträchtliche Nebenwirkungen. Sie verlieren mit den Jahren an Wirksamkeit und/oder haben zusätzlich eigene Auswirkungen auf die Bewegungsfähigkeit. Pflegende Personen müssen hier besonders aufmerksam sein und bei Verdacht dem oder der Betroffenen raten, die behandelnde Arztpraxis aufzusuchen. Eine zwar nicht übermäßig häufige, aber dennoch typische Nebenwirkung sind außerdem psychotische oder wahnhafte Zustände. Bemerken Sie Anzeichen hierfür bei einem bzw. einer Pflegebedürftigen, so sollten Sie stets den Notruf 112 kontaktieren.
  • Auch wenn die körperlichen Beschwerden in Ihren Augen sehr ausgeprägt sind: Achten Sie auf aktivierende Pflege bei Morbus Parkinson („Hilfe zur Selbsthilfe“). Das bedeutet, dass Betroffene möglichst alles, was noch selbst funktioniert, auch selbst tun sollen, und Ihnen diese Tätigkeiten nicht abgenommen werden. Dies unterstützt das Selbstbewusstsein und das Gefühl der Selbstwirksamkeit.

Grundlegende Informationen über Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Parkinson-Krankheit finden Sie in unserem Übersichtsartikel zu Morbus Parkinson.

Die Einstufung des Pflegegrads bei Parkinson

Auch wenn der Verlauf der Parkinson Erkrankung bei einzelnen Betroffenen ganz unterschiedlich verlaufen kann, sind die meisten Patienten früher oder später auf fremde Hilfe bzw. Pflege angewiesen. Dies können Angehörige übernehmen, ein Pflegedienst oder auch ein Pflegeheim. In der Regel sind Umbauten in Haus oder Wohnung notwendig, damit der oder die Erkrankte so lange und so selbstständig wie möglich dort leben kann.

Für diese finanzielle Unterstützung ist für Parkinson-Betroffene ein Pflegegrad (früher Pflegestufe) nötig. Die Erteilung eines Pflegegrades erfolgt nicht automatisch durch die Parkinson-Diagnose. Stattdessen müssen Sie als Betroffene:r oder Angehörige:r einen Antrag bei der Pflegeversicherung einreichen. Anschließend wird ein Gutachter des MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen) beauftragt, die Pflegebedürftigkeit festzustellen.

Die Voraussetzungen, um zu Hause Angehörige mit Parkinson zu pflegen

Die Frage, ob Parkinson-Patient:innen die Pflege zu Hause durch Angehörige erhalten können, ist sehr individuell und kann nur von allen Involvierten gemeinsam beantwortet werden. Es ist sinnvoll, einige Voraussetzungen im Vorfeld abzuklären:

Die Wohnung oder das Haus müssen an die Bewegungseinschränkungen von Parkinson-Betroffenen angepasst sein oder umgebaut werden können. Je nach Ausmaß und Stadium der Erkrankung können die Bedürfnisse ganz unterschiedlich sein. Betroffene sollten genug Platz zum Gehen haben, dabei aber auch ausreichend Möglichkeiten zum Abstützen und Festhalten. Viele steile Treppen im Haus sind eher ungeeignet. Bei einer Diagnose wie Parkinson kann es manchmal sinnvoll sein, sich bereits frühzeitig nach einer barrierefreien Wohnung umzusehen, um im späteren Krankheitsverlauf nicht umziehen zu müssen.

Natürlich müssen alle Beteiligten einverstanden und die Wohnverhältnisse geklärt sein. So kann zum Beispiel ein bzw. eine Parkinson-Betroffene:r im früheren Stadium evtl. selbstständig in einer nahe gelegenen Wohnung wohnen, in der einmal am Tag ein Familienmitglied vorbeischaut, putzt und einkauft. Im späteren Stadium kann es notwendig werden, dass Betroffene und pflegende Angehörige zusammenziehen.

Wann Parkinson-Patienten lieber von professionellen Pflegekräften gepflegt werden sollten

Es gibt viele Gründe, bei denen die Pflege bei Parkinson lieber von professionellen Pflegekräften übernommen werden sollte. Einige davon können sein:

  • Es kann vorkommen, dass pflegende Angehörige oder Pflegebedürftige selbst eine professionelle Pflege bevorzugen. Gründe können sein, dass kein gutes Verhältnis zwischen den einzelnen Personen herrscht, Angehörige sich der Pflege nicht gewachsen fühlen oder Betroffenen die Konstellation unangenehm ist.
  • Angehörige können zu weit entfernt wohnen oder nicht genug Zeit haben, um regelmäßig vorbeikommen zu können.
  • Angehörige haben bereits eine Zeit lang die Pflege übernommen, geraten aber an ihre eigenen psychischen oder körperlichen Belastungsgrenzen.
  • Betroffene können möglicherweise nicht mehr in ihrer eigenen Wohnung oder ihrem Haus leben, da dies zum Beispiel nicht barrierefrei ist, zu viele Treppen hat oder sehr arbeitsintensiv ist. Der oder die Betroffene möchte allerdings in der Heimatstadt wohnen bleiben, und zieht lieber in ein örtliches Pflegeheim, als in eine andere Stadt oder gar ein anderes Land.

Egal, aus welchen Gründen Sie eine professionelle Pflege in Betracht ziehen: Die Entscheidung liegt allein bei Ihnen und dem bzw. der Betroffenen. Bestenfalls besprechen Sie bereits frühzeitig im Krankheitsverlauf die zukünftige Möglichkeit einer professionellen Betreuung, sodass alle Wünsche des bzw. der Betroffenen berücksichtigt werden können.

Wie Sie sich auf die Pflege eines Parkinson-Patienten vorbereiten können

Wenn Sie demnächst eine oder einen Parkinson-Patienten zu Hause pflegen werden, so können Sie einige Vorbereitungen treffen.

  • Stellen Sie sicher, dass der bzw. die Betroffene sich möglichst unkompliziert und sicher im Wohnraum bewegen kann. Bauen Sie stabile Treppengeländer ein. Entfernen oder überdecken Sie Stolperfallen wie Teppichkanten, Türschwellen oder lose Gegenstände auf dem Boden. Räumen Sie Alltagsgegenstände um, sodass Betroffene sie gut erreichen können ohne auf zum Beispiel auf einen Tritt steigen zu müssen.
  • Falls Sie in einem mehrstöckigen Haus wohnen, kann es sinnvoll sein, das Erdgeschoss so umzuräumen, dass der bzw. die Parkinson-Betroffene auf diesem Geschoss alles Notwendige, wie Bad, Schlafzimmer und Essmöglichkeit, hat. Ist dies nicht möglich, so kann ein Treppenlift eingebaut werden. Beim Vorliegen eines Pflegegrades bei Parkinson bezuschusst oder übernimmt die Krankenkasse viele Kosten für Umbaumaßnahmen auf Antrag.
  • Bereiten Sie jüngere Kinder auf die anstehende Veränderung vor. Erklären Sie, dass der oder die Betroffene unsicher auf den Beinen ist und zum Beispiel beim Toben Vorsicht geboten ist.
  • Falls Sie Haustiere besitzen, kann es notwendig sein, einen Bereich für diese unzugänglich zu machen. Dies verhindert, dass der bzw. die Pflegebedürftige durch einen hochspringenden Hund das Gleichgewicht verliert und stürzt. Liegt die Person im Bett oder sitzt im Sessel, so können Tiere wieder gefahrlos herausgelassen werden.
  • Die Krankenkassen bieten häufig Pflegekurse für Angehörige an, in denen Sie die wichtigsten Handgriffe lernen und Informationen erhalten können.
  • Erzählen Sie mindestens einer Vertrauensperson von der anstehenden Veränderung und bitten Sie diese Person, ein Auge auf Sie selbst zu haben und anzusprechen, falls Anzeichen psychischer oder körperlicher Überlastung bei Ihnen auffallen.

Quellen:

PfiFf: Pflege bei Parkinson

Uni Graz: Morbus Parkinson – Welche Therapie- und Pflegemöglichkeiten gibt es?

Wissen in der Box: Pflege bei Parkinson

Es muss eine passende Balance zwischen Pflege und Selbstständigkeit erhalten werden, zum Beispiel durch aktivierende Pflege. Zudem sind die Symptome sehr vielseitig und individuell unterschiedlich.

Der Pflegegrad wird, wie bei allen anderen Krankheiten, durch die individuellen Einschränkungen der Betroffenen im Alltag bestimmt. Über den Grad entscheidet ein Gutachter bzw. eine Gutachterin.

Alle Beteiligten müssen einverstanden sein. Außerdem muss die Wohnung oder das Haus dazu geeignet sein, dass Betroffene sich selbstständig und sicher darin bewegen können.

Die Pflege durch professionelle Pflegekräfte ist zum Beispiel sinnvoll, wenn Betroffene und/oder Angehörige dies wünschen oder wenn Angehörige die Pflege nicht leisten können.

Zur Vorbereitung können Sie sicherstellen, dass das Wohnumfeld an die Bewegungseinschränkungen des bzw. der Betroffenen angepasst ist. Außerdem bieten Krankenkassen häufig Pflegekurse an.