Mit Persönlichkeitsveränderungen bei Parkinson umgehen

Picture of Claudia Barredo
Claudia Barredo

Mehr über die Autorin erfahren

Viele Menschen verbinden mit der Krankheit Morbus Parkinson vor allem Zittern der Gliedmaßen und/oder verlangsamte Bewegungen. Veränderungen der Gefühlswelt, der geistigen Leistungsfähigkeit und des Verhaltens, die bei Parkinson als Persönlichkeitsveränderung bezeichnet werden, sind weniger bekannt. Tatsächlich stellen bei einer Parkinson-Erkrankung diese psychischen Veränderungen für Betroffene und Angehörige allerdings nicht selten die größte Herausforderung dar.

Dieser Artikel versucht daher, Ihnen folgende Fragen zu beantworten: Welche Persönlichkeitsveränderung kann im Rahmen einer Parkinson-Erkrankung typischerweise auftreten? Welche Ursachen gibt es? Und wie können Betroffene und Angehörige mit diesen Veränderungen umgehen?

Zögern Sie als Betroffene:r oder Angehörige:r nicht, Ihre hausärztliche oder behandelnde neurologische Praxis aufzusuchen und sich zu diesem Thema beraten zu lassen.

Inhalt

Persönlichkeitsveränderung bei Parkinson

Die Persönlichkeit eines Menschen beinhaltet viele verschiedene, komplexe Ebenen. Die Gedanken, Gefühle, Reaktionen, Träume, Wünsche und vieles mehr gehören dazu. Im Rahmen der Parkinson-Krankheit kann es krankheitsbedingt zu Veränderungen dieser Ebenen kommen. Dies führt zu Einschränkungen im Sozialverhalten bei Parkinson. Veränderungen beinhalten zum Beispiel:

  • Erschöpfung, Tagesmüdigkeit (Fatigue)
  • Konzentrationsstörungen
  • Depressive Emotionen und Verhaltensweisen, bis hin zu einer manifesten Depression
  • Angstgefühle
  • Vergesslichkeit, Verwirrtheit und Orientierungsstörungen bis hin zu einer Demenz
  • Psychotische Anzeichen wie Halluzinationen oder Wahnvorstellungen, häufig durch Parkinson-Medikamente ausgelöst

Im Zusammenhang mit einer möglichen der Persönlichkeit bei Parkinson muss allerdings auch eines erwähnt werden: Die muskuläre Versteifung und Verlangsamung betrifft auch die Gesichtsmuskulatur. Dies führt häufig zu verminderter Mimik, wodurch Betroffene einen starren, unbeteiligten Gesichtsausdruck zeigen können. Dies kann durch das Umfeld fälschlicherweise als emotionale Starre oder als depressive Stimmungslage fehlgedeutet werden. 

Parkinson Sturheit

Manche Angehörige empfinden sogar bei Erkrankten mit Parkinson eine Sturheit. Im Inneren der Person kann es ganz anders aussehen, weshalb hier besonderes Einfühlungsvermögen gefragt ist.

Tipp: Sprechen Sie bei Zweifeln daher den bzw. die Betroffene:n darauf an und fragen Sie, wie es ihm bzw. ihr gerade geht. Die Antwort kann wesentlich aufschlussreicher sein als die Körpersprache.

Weitere Informationen rund um die Parkinson-Erkrankung finden Sie in unserem Übersichtsartikel Morbus Parkinson – Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten.

Mit Persönlichkeitsveränderung bei Parkinson umgehen

Im Rahmen von Parkinson ist eine Persönlichkeitsveränderung und Stimmungsextreme sowohl für Parkinson-Betroffene als auch für Angehörige häufig bedrohlich. Sind die Veränderungen stark ausgeprägt, können sie sogar als emotional belastender wahrgenommen werden als rein körperliche Symptome.

Fallen Ihnen als Betroffene:r oder Angehörige:r eine Wesensveränderung bei Parkinson auf, so ist wichtig, dass Sie den behandelnden Arzt bzw. die Ärztin darüber informieren. Im besten Fall hat er bzw. sie Ihnen bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Behandlung mitgeteilt, dass Persönlichkeitsveränderungen im Laufe der Zeit vorkommen können. Besonders bei psychotischen Veränderungen müssen möglicherweise die Medikamente gewechselt werden.

Auch bei anderen Persönlichkeitsveränderungen kann eine Anpassung der Parkinson-Therapie die Stimmungslage verbessern. Gefährdet sich der oder die Betroffene selbst oder andere, so kann eine stationäre Behandlung zwingend notwendig sein. Dies kann bei psychotischen Symptomen im Rahmen einer Parkinson-Erkrankung, aber auch bei starker Verwirrtheit durch Parkinson der Fall sein.

Betroffene und Angehörige können bereits zu einem frühen Zeitpunkt offen miteinander besprechen, welche Persönlichkeitsveränderung auf sie zukommen kann. Dies kann auch in Anwesenheit des Hausarztes oder der Hausärztin erfolgen. Möglicherweise hat der oder die Parkinson-Betroffene spezielle Wünsche, was beim Auftreten von geistiger Verwirrtheit, depressiven oder demenziellen Veränderungen zu tun ist. Gemeinsam kann eine Art Notfallplan erarbeitet werden, was zu tun ist, wenn eine manifeste Depression oder eine Psychose auftreten. Auch eine Patientenverfügung für den Fall einer späteren Demenz ist meist sinnvoll.

Es kann helfen, wenn Betroffene und Angehörige offen miteinander über belastende Persönlichkeitsveränderungen sprechen. Ist dies nicht möglich, so kann getrennt mit Freunden oder Verwandten darüber gesprochen werden. Häufig bietet dies bereits Entlastung. Auch mit dem Hausarzt oder der Hausärztin können Angehörige ein Gespräch führen, wenn Veränderungen des:r Betroffenen schwer einzuordnen sind.

Die Gründe für Persönlichkeitsveränderung bei Parkinson

Persönlichkeitsveränderungen im Rahmen einer Parkinson-Erkrankung haben im Grunde drei mögliche Ursachen.

Die Parkinson-Krankheit selbst führt zu einem Ungleichgewicht der Neurotransmitter des Gehirns. In erster Linie ist Dopamin betroffen, aber auch Serotonin, Noradrenalin, Acetylcholin und weitere Substanzen gehören dazu. Dieses Ungleichgewicht kann in bestimmten Hirnarealen zu den oben genannten psychischen Auffälligkeiten führen, wie zum Beispiel einer depressiven Verstimmung. Ähnliches gilt für demenzielle Beschwerden bis hin zu einer manifesten Demenz.

Viele Parkinson-Medikamente können psychiatrische Nebenwirkungen haben. Typisch sind psychotische Symptome, wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Hierzu können zum Beispiel Stimmenhören oder Verfolgungswahn gehören. Diese Nebenwirkungen kommen unter anderem dadurch zustande, dass Parkinson-Medikamente in den Dopamin-Stoffwechsel eingreifen.

Zusätzlich zu den beiden genannten Ursachen kommt auch die mentale Belastung durch die unheilbare, fortschreitende Erkrankung hinzu. Wie bei anderen chronischen Erkrankungen kann es zu Belastungsreaktionen, Depression, Angststörungen und weiteren psychischen Beschwerden kommen. Das Risiko hierfür ist individuell sehr unterschiedlich. Ein stabiles soziales Netz, wie gute Familienverhältnisse und Freundschaften, ebenso wie Hobbys können bewirken, dass die emotionale Belastung besser ausgehalten wird

Hilfe bei negativ empfundenen Persönlichkeitsveränderungen

Wenn Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen bei Parkinson Patienten neu auftreten und Betroffene oder Angehörige belasten, so ist als erstes der Gang zur behandelnden Arztpraxis sinnvoll. Möglicherweise sind ein Wechsel der Medikamente oder Ähnliches notwendig. Dies kann bereits zur Linderung der Beschwerden führen.

Kann die belastende Veränderung nicht durch andere Parkinson-Medikamente verbessert werden, so stehen einige zusätzliche Optionen offen. Je nach Art der Veränderung gibt es verschiedene Ansprechpartner. Stehen zum Beispiel depressive oder psychotische Symptome im Vordergrund, so kann ein:e Psychiater:in um Hilfe gebeten werden, der bzw. die sich im Idealfall auch mit der Parkinson-Krankheit gut auskennt. Besonders bei depressiver Verstimmung mit oder ohne Demenz können Musik- und Kunsttherapie oder auch der Kontakt zu Tieren, Betroffenen helfen. Der bzw. die behandelnde Neurolog:in kann Ihnen dabei helfen, den oder die richtige:n Ansprechpartner:in zu finden und Behandlungen zu koordinieren.

Sowohl als Angehörige:r als auch als Betroffene:r kann auch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe ein guter Schritt sein. Dort können Sie Unterstützung erhalten und sich mit Menschen in derselben Situation austauschen. Bei starker emotionaler Belastung kann auch ein:e Psycholog:in oder ein:e Psychotherapeut:in helfen. Häufig können auch bereits ein langer Spaziergang und ein ausgiebiges Gespräch mit einer Freundin oder einem Freund Entlastung bieten.

Versuchen Sie trotz der schwierigen Situation als Betroffene:r oder Angehörige:r Ihren Hobbys nachzugehen. Gestehen Sie sich aber auch unbedingt ein, falls professionelle Hilfe notwendig ist. Eine stundenweise Tagespflege, ein Pflegedienst oder ein ehrenamtlicher Besuchsdienst können Angehörige zeitweise entlasten.

Quellen:

Parkinson’s Foundation: Depression

Thieme Connect: Psychotische Störungen bei Patienten mit Morbus Parkinson

Wissen in der Box: Persönlichkeitsveränderungen bei Parkinson

Typische Charakterveränderungen durch Parkinson sind z.B. Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmung, Konzentrationsschwierigkeiten und Vergesslichkeit.

Bei neuen Persönlichkeitsveränderungen sollten Betroffene dazu angehalten werden, ihre behandelnde Arztpraxis aufzusuchen.

Entweder die Krankheit selbst oder Medikamente können zu Persönlichkeitsveränderungen führen. Außerdem kann die psychische Belastung durch die Erkrankung Beschwerden hervorrufen.

Betroffene können ihren Arzt oder ihre Ärztin aufsuchen. Möglicherweise muss die Therapie angepasst werden. Angehörigen kann zum Beispiel eine Selbsthilfegruppe Unterstützung bieten.