Bandscheibenvorfall

Bandscheibenvorfall – Ursachen, Symptome und Therapie

Picture of Juliane Liebeskind
Juliane Liebeskind

Mehr über die Autorin erfahren

Ein Bandscheibenvorfall, oder auch Discushernie oder Discusprolaps genannt, ist keine Seltenheit und kann fast jeden treffen. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung der Wirbelsäule, welche im Bereich der gesamten Wirbelsäule auftreten kann. Besonders im Alter zwischen 40 und 65 Jahren tritt dieses Phänomen vermehrt auf. Im folgenden Artikel können Sie alle wichtigen Informationen zum Thema Bandscheibenvorfall nachlesen. 

Inhalt

Bandscheibenvorfall – Definition

Die Bandscheibe oder auch Zwischenwirbelscheibe befindet sich beim Menschen jeweils zwischen zwei benachbarten Wirbeln und verbindet deren Wirbelkörper miteinander. Die Bandscheiben agieren als elastische Druckpolster und sorgen für die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Doch was passiert bei einem Bandscheibenvorfall? Von einem Bandscheibenvorfall spricht man, wenn Teile der Bandscheibe in den Wirbelkanal vortreten. Die meisten Bandscheibenvorfälle verlaufen symptomlos und werden gar nicht bemerkt. In diesem Fall ist auch keine Behandlung notwendig. In manchen Fällen kann ein Bandscheibenvorfall allerdings extreme Schmerzen und Sensibilitätstörungen verursachen. In diesem Fall muss der Bandscheibenvorfall schnellstmöglich adäquat behandelt werden.

Bandscheibenvorfall – Symptome

Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls charakterisieren sich meist durch plötzlich auftretende Schmerzen im Rücken. Diese werden in der Regel durch Belastung verstärkt und lassen sich kaum durch herkömmliche, frei erhältliche Schmerzmedikamente beseitigen. Oft verkrampft die Muskulatur im Rücken zusätzlich, weshalb ein Bandscheibenvorfall zunächst häufig als gängige Verspannung abgetan wird. In vielen Fällen sind die Anzeichen für einen Bandscheibenvorfall schon einige Tage zuvor spürbar. Bei über mehrere Tage anhaltenden Rückenschmerzen die in Arme oder Beine ausstrahlen, sollten Sie zur Sicherheit eine:n Ärzt:in aufsuchen. Je nachdem in welchem Teil der Wirbelsäule der Bandscheibenvorfall auftritt, können auch die Symptome variieren.

Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule

Die Halswirbelsäule (HWS) bezeichnet den Teil der Wirbelsäule, der zwischen dem Kopf und der Brustwirbelsäule liegt. Dieser Teil ist beim Menschen der beweglichste Teil der Wirbelsäule und besteht aus sieben Halswirbeln. Ein Bandscheibenvorfall der HWS ist wesentlich seltener als ein Bandscheibenvorfall in anderen Teilen der Wirbelsäule. Auch die Symptome eines HWS Bandscheibenvorfalls sind spezifisch für ihre Lokalisation. Ein Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule kann zu Schmerzen im Nacken führen. Diese strahlen nicht selten in die oberen Extremitäten aus und können sowohl dumpf und ziehend als auch scharf und brennend sein.

Bandscheibenvorfall der Brustwirbelsäule

Die Brustwirbelsäule (BWS) besteht bei Menschen aus 12 Wirbelkörpern und befindet sich zwischen der Halswirbelsäule und der Lendenwirbelsäule. Ein Bandscheibenvorfall der Brustwirbelsäule ist extrem selten und zeichnet sich durch eher unspezifische Symptome aus. Daher ist ein Bandscheibenvorfall der BWS schwerer zu diagnostizieren . Auch hier spielt die Lokalisation des Bandscheibenvorfalls eine wichtige Rolle. Die Symptomatik reicht von Schmerzen in den Beinen und Gefühlsstörungen im Bereich des Brustkorbs bis hin zu Störungen der Blasen- und oder Darmentleerung, sowie Übelkeit und Schwindel.

Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule

Die Lendenwirbelsäule (LWS) bezeichnet den unteren Teil der Wirbelsäule. Die Lendenwirbelsäule schließt sich an die Brustwirbelsäule an und besteht aus fünf Wirbelkörpern. Die Lendenwirbelsäule ist die häufigste Lokalisation für einen Bandscheibenvorfall. Ein Bandscheibenvorfall der Lendenwirbel kann starke Schmerzen im unteren Rücken auslösen, die oft mit Verspannungen und Muskelkrämpfen einhergehen. Bei schweren Verläufen kann der Schmerz bis in die Beine und Füße ausstrahlen, sowie Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheit verursachen. Außerdem verstärken sich die Schmerzen in der Regel durch Bewegung, sowie Husten und Niesen.

Bandscheibenvorfall – Ursachen

Die Wirbelsäule bildet einen extrem wichtigen und stark beanspruchten Bewegungsapparat im menschlichen Körper. Die ständige (Über)belastung der Wirbelsäule führt zu einer Schwächung des Bindegewebes und ist Teil des natürlichen Alterungsprozesses. Mit der Zeit lässt die Elastizität der Bandscheiben und des umgebenden Faserrings nach. Dadurch wird die Bandscheibe weniger fest verankert und kann verrutschen. Auch wenn der Bandscheibenvorfall zu den häufigen degenerativen Erscheinungen gehört, gibt es einige Risikofaktoren, die einen Bandscheibenvorfall begünstigen. Zu den auslösenden Faktoren gehören zum Beispiel starkes Übergewicht, schwere körperliche Arbeit, sowie bestimmte Sportarten, beispielsweise Reiten, und auch Verletzungen oder Unfälle. In manchen Fällen kann auch eine angeborene Schwäche des Bindegewebes oder eine Schwangerschaft die Ursache für einen Bandscheibenvorfall sein.

Nervenreizung als Schmerzauslöser

Die meisten Bandscheibenvorfälle bleiben symptomlos und somit unerkannt. Die Schmerzen in Zusammenhang mit einem Bandscheibenvorfall kommen meist durch eine Reizung der Nerven im Rückenmark. Diese können auch schon durch die Vorstufe eines Bandscheibenvorfalls (Bandscheibenvorwölbung oder Protrusio) ausgelöst werden. Nervenreizungen der HWS oder LWS können sehr schmerzhaft sein und sollten unabhängig vom Ausmaß und Vorhandensein anderer Symptome von einem Arzt oder einer Ärztin begutachtet werden.

Bandscheibenvorfall – Behandlung und Selbsthilfe

Bei der Behandlung eines Bandscheibenvorfalls ist es zunächst besonders wichtig die akuten Schmerzen zu lindern. Dabei kann eine Vielzahl von Präparaten in Frage kommen. Dabei richtet sich die Entscheidung hauptsächlich nach Ausmaß und Lokalisation der Schmerzen. Ibuprofen und Paracetamol helfen bei leichteren Schmerzen, wohingegen Opioide und muskelrelaxierende Medikamente in Kombination eher bei stärkeren Schmerzen zum Einsatz kommen. Bei besonders ausgeprägten Schmerzen verabreicht die Ärztin oder der Arzt auch örtliche Betäubungsmittel, sowie Kortison neben das Rückenmark. Die Therapie von Bandscheibenvorfällen ist in den meisten Fällen eine langwierige Angelegenheit. Da ein Bandscheibenvorfall häufig durch eine altersbedingte Degeneration des Bindegewebes verursacht wird, kann Physiotherapie dabei helfen, die Rückenmuskulatur zu stärken und somit die Wirbelsäule langfristig wieder gut zu stützen.

In seltenen Fällen lassen sich die Beschwerden nicht durch Medikamente und Physiotherapie beherrschen. Dann wird eine Operation notwendig. Hierbei wird die beschädigte Bandscheibe entfernt. Damit wird in der Regel sofortige Linderung erreicht. Trotzdem ist danach Physiotherapie notwendig, um die stützende Fähigkeit der fehlenden Bandscheibe durch Muskelkraft zu ersetzen. Egal ob bereits ein Bandscheibenvorfall vorliegt oder Sie einem solchen gern vorbeugen möchten, Bewegung ist das A und O. Durch regelmäßige Bewegung wird die Wirbelsäule abwechselnd be- und entlastet. Dadurch wird sie ausreichend mit Nährstoffen versorgt und bleibt beweglich.

Bandscheibenvorfall – Diagnose

Die Diagnose eines Bandscheibenvorfalls kann in der Regel bereits durch eine körperliche Untersuchung gestellt werden. Neben Fragen zum Charakter der Schmerzen, gibt es außerdem eine körperliche Untersuchung. Dabei wird der Rücken abgetastet und die Arme und Beine auf Sensibilitätsstörungen untersucht. Schon bei der klinischen Untersuchung kann ungefähr eingegrenzt werden in welchem Bereich der Wirbelsäule sich der Vorfall befindet. Zur Sicherung der Diagnose kann die Ärztin oder der Arzt zudem ein MRT oder CT anordnen. Mit Hilfe eines solchen bildgebenden Verfahrens kann die genaue Lokalisation und das Ausmaß des Bandscheibenvorfalls festgestellt werden.

Einem Bandscheibenvorfall vorbeugen

Bei einem Bandscheibenvorfall handelt es sich um einen natürlichen degenerativen Prozess. Diesen kann man leider nicht aufhalten. Dennoch gibt es einige Möglichkeiten einem Bandscheibenvorfall vorzubeugen. Durch regelmäßige Bewegung werden die Bandscheiben be- und entlastet. Dadurch werden sie besser mit Nährstoffen versorgt und bleiben länger beweglich. Außerdem kann die Rückenmuskulatur gezielt durch besondere Übungen gestärkt werden.

Wenn der Faserring um die Bandscheiben herum an Stützkraft abnimmt, kann die Muskulatur des Rückens diese Aufgabe übernehmen. Dabei gilt es ins besondere schonend für den Rücken zu arbeiten. Auch eine zu starke Belastung kann einen Bandscheibenvorfall begünstigen. Deshalb eignen sich z.B. Reiten oder auch Tennis spielen nicht zum Stärken der Rückenmuskulatur. Bewegungen im Wasser (beispielsweise Schwimmen oder Aquagymnastik) schonen Rücken und Gelenke und sorgen zeitgleich für eine Stärkung der Muskulatur.

Auch die Arbeit mit leichten Gewichten kann den Rücken gezielt stärken. Allerdings ist es hier besonders wichtig, die Übungen richtig und gegebenenfalls nur unter Aufsicht auszuführen. Falsch gehobene Gewichte können die Problematik verschlimmern. Auch für ältere Menschen gibt es zahlreiche Angebote, um sich fit zu halten.

Rückenschonung kann auch sehr leicht in den Alltag eingebracht werden. Ein gerader Rücken beim Gehen und Sitzen, sowie beim Heben von schweren Gegenständen hilft einem Bandscheibenvorfall vorzubeugen.

Bandscheibenvorfall – Verlauf und Prognose

Ein Bandscheibenvorfall verläuft in den meisten Fällen komplikationslos. Selbst wenn dieser von Schmerzen begleitet wird, lassen diese häufig innerhalb von wenigen Wochen nach. Die Rehabilitationszeit ist außerdem maßgeblich abhängig von physiotherapeutischer Behandlung und Eigenengagement. Bei Sensibilitätstörungen oder schweren Verläufen verlängert sich die Genesungszeit zum Teil enorm und kann bis zu einem Jahr dauern. Außerdem neigen Menschen, die bereits einen Bandscheibenvorfall hatten, zu weiteren Bandscheibenvorfällen. Deshalb ist es besonders bei Betroffenen wichtig, auch nach Abschluss der ärztlichen Therapie in Bewegung zu bleiben und so einem weiteren Bandscheibenvorfall vorzubeugen.

Quellen:

Die Techniker: Bandscheibenvorfall

Wissen in der Box: Bandscheibenvorfall

Von einem Bandscheibenvorfall spricht man, wenn Teile der Bandscheibe in den Wirbelkanal vortreten. 

Ein Bandscheibenvorfall kann in unterschiedlichen Bereichen der Wirbelsäule auftreten (Hals, Brust und Lenden). Je nach Lokalisation äußern sich andere Symptome mit Schmerzen die in Körpermitte, Arme oder Beine strahlt. Außerdem kann ein Bandscheibenvorfall mit Sensibilitätstörungen einhergehen. 

Bei einem Bandscheibenvorfall wird das umliegende Bindegewebe geschwächt. Dies kann altersbedingt, durch starkes Übergewicht oder dich eine dauerhafte Überbelastung der Wirbelsäule verursacht werden. 

Der Bandscheibenvorfall wird mit Hilfe einer klinischen Untersuchung, sowie CT oder MRT diagnostiziert. 

Meist wird der Bandscheibenvorfall akut mit Schmerzmedikamenten behandelt und später durch Physiotherapie auskuriert. In seltenen Fällen wird eine Operation notwendig.  

Durch regelmäßige Bewegung und Rückensport kann einem Bandscheibenvorfall vorgebeugt werden. 

Bei anhaltenden Rückenschmerzen über mehrere Tage hinweg, sollte eine Ärztin oder ein Arzt hinzugezogen werden.