Adipositas Therapie – Behandlung von starkem Übergewicht
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Übergewicht und Adipositas sind in westlichen Ländern auf dem Vormarsch. Viele Folgeerkrankungen sind mit Adipositas assoziiert, weshalb die Therapie eines starken Übergewichts so wichtig ist. Die Adipositas Therapie ist für Betroffene sowie auch für Behandelnde langwierig und häufig von Rückschlägen geprägt. Bei der Therapie von Fettleibigkeit wird in erster Linie eine Gewichtsabnahme angestrebt. Erst, wenn die Lebensstiländerung nicht erfolgreich ist, kommen Medikamente oder Operationen zum Einsatz. Aber auch die Entstehung von Folgeerkrankungen muss berücksichtigt werden.
Wenn Sie oder eine:r Ihrer Angehörigen unter Adipositas leiden, klären wir für Sie die wichtigsten Fragen rund um die Adipositas Therapie.
Inhalt
Notwendigkeit einer Therapie bei Adipositas
Moderates Übergewicht mit einem BMI (Body-Mass-Index) zwischen 25 und 29,9 kg/m² ist bei Wohlbefinden der/des Betroffenen nicht unbedingt behandlungsbedürftig. Übersteigt jedoch der BMI 30 kg/m², spricht man von krankhaftem Übergewicht, auch Adipositas genannt. Studien zeigen, dass ab diesem Wert das Risiko für Folgen der Fettsucht stark ansteigt und die Lebenserwartung sinkt.
Deshalb betrachten Mediziner:innen den BMI-Wert von 30 als Indiz für den Beginn einer Therapie, wobei hier zwischen drei Adipositas Graden unterschieden wird. Wenn Sie übergewichtig, aber nicht adipös sind, können Sie dennoch einen Leidensdruck haben und sich unwohl fühlen. Auch dann ist es gut und wichtig, dass Sie Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren behandelnden Arzt darauf ansprechen. So können Sie einer weiteren Gewichtszunahme und deren Folgen unter Umständen frühzeitig entgegensteuern.
Weitere Informationen zur Definition, Ursachen, Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten bei Adipositas finden Sie auf unserer Übersichtsseite zu Adipositas.
Übersicht über die Therapiemethoden bei Adipositas
Das wichtigste Ziel der Adipositas Therapie ist die Gewichtsreduktion. In der deutschen Adipositas Leitlinie, also der Behandlungsrichtlinie für Ärzt:innen, ist für alle Betroffenen zunächst der Beginn mit der Basistherapie vorgesehen. Diese besteht grundsätzlich aus drei Säulen:
- Ernährungstherapie: Die Ernährung muss langfristig umgestellt werden. Tipps für das Abnehmen bei Adipositas finden Sie auf einer eigenen Unterseite.
- Bewegungstherapie: Regelmäßige (tägliche) körperliche Aktivität im Alltag und gezieltes Ausdauertraining haben neben allgemeinen positiven gesundheitlichen Effekten auch einen Einfluss auf den Energieumsatz und können so beim Abnehmen helfen.
- Verhaltens- / Gruppentherapie: Erfahrungsgemäß fällt das Überwinden von Problemen beim Abnehmen, von Motivations-Tiefs und Frustrationen leichter, wenn man darüber spricht. Deshalb haben sich Selbsthilfegruppen und/oder eine professionelle Begleitung bei der Adipositas Therapie bewährt.
Zusammen können diese drei Therapiesäulen zu guten Ergebnissen führen. Sie sind jedoch eine Herausforderung für das Durchhaltevermögen der Betroffenen. Viele adipöse Personen halten die Lebensumstellung langfristig nicht durch und fallen aus den unterschiedlichsten Gründen in alte Muster zurück. Wenn es Ihnen auch so geht, sollten Sie dennoch auf keinen Fall aufgeben. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin darüber, denn es gibt weitere Optionen, wie Sie die Adipositas behandeln können.
In Deutschland kommen Medikamente für eine Gewichtsreduktion nur selten zum Einsatz. Die derzeit vorhandenen Medikamente für die Adipositas Therapie sind nämlich oft reich an Nebenwirkungen und im Verhältnis dazu nicht ausreichend wirksam. Wichtig ist außerdem, dass die Maßnahmen zur Lebensumstellung mit gesunder Ernährung und Bewegung immer die Basis jeder Therapie bleiben. Diese können nicht durch Medikamente ersetzt werden.
Das einzige, in der Adipositas Leitlinie empfohlene, verschreibungspflichtige Medikament gegen Adipositas ist Orlistat. Es verringert die Aufnahme von Fett aus der Nahrung. Rezeptfreie Medikamente gegen Adipositas sind im besten Fall wirkungslos und können im schlimmsten Fall zu erheblichen körperlichen Schäden führen. Eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung kann auch natürliche Appetitzügler beinhalten und so zu einer Gewichtsabnahme beitragen.
Als letzter Punkt, wenn keine bisherigen Therapieversuche erfolgreich zu einer Gewichtsreduktion geführt haben, kommen Adipositas OPs in Frage.
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Die Dauer der Adipositas Behandlung
Die Adipositas Therapie ist eine lebenslange Umstellung von schädlichen Gewohnheiten. Das klingt wahrscheinlich erst einmal abschreckend, meistens sind aber die ersten Wochen und Monate die härtesten. Die Phase, in der Sie viele Ihrer alten Gewohnheiten ablegen und neue, gesundheitsfördernde Routinen in Ihren Tag aufnehmen, kann sehr anstrengend sein. Deshalb spielt die Gruppentherapie eine so große Rolle. Im Austausch mit anderen Betroffenen werden Sorgen oft weniger wichtig und man motiviert sich gegenseitig zum Durchhalten.Nebenwirkungen und Komplikationen einer medikamentösen Adipositas Therapie
Im Folgenden finden Sie die wichtigsten Nebenwirkungen der medikamentösen Adipositas Therapie:
- Orlistat: Die Wirkung von Orlistat besteht darin, dass Fette, die mit der Nahrung aufgenommen werden, unverdaut über den Darm ausgeschieden werden. Das führt zu weicherem und häufigerem Stuhlgang. Auch Völlegefühl und Blähungen treten nicht selten auf. Manche Patient:innen entwickeln einen Nährstoffmangel an fettlöslichen Vitaminen, weshalb Ärzt:nnen bei der Einnahme von Orlistat die Blutwerte regelmäßig kontrollieren sollten.
- Liraglutid: Das Antidiabetes-Medikament wird bei Übergewichtigen mit Diabetes Typ 2 zur Blutzuckersenkung eingesetzt. Der erwünschte Nebeneffekt von Liraglutid ist eine Gewichtsreduktion. Häufige unerwünschte Nebenwirkungen sind Übelkeit, Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen sowie eine zu starke Unterzuckerung.
Weitere, nicht zur Gewichtsabnahme empfohlene Medikamente werden dennoch immer wieder eingenommen. Teilweise sind diese Medikamente für die Einnahme bei anderen Erkrankungen zugelassen, nicht jedoch für die Gewichtsreduktion.
- Cathin/Amfepramon: Beide Medikamente gehören zu den sogenannten Appetitzüglern. Es handelt sich hierbei um Amphetamine, die im Gehirn wirken. Sie können kurzzeitig zu einer Gewichtsreduktion führen. In der deutschen Adipositas Leitlinie wird deren Einnahme jedoch aufgrund der zahlreichen, teils lebensgefährlichen Nebenwirkungen nicht empfohlen. Amphetamine, zu denen auch verschiedene illegale Drogen gehören, verursachen neben Mundtrockenheit und Zittern auch Schlafstörungen, Herzrasen und Krampfanfälle.
- Diuretika: Die sogenannten Wassertabletten reduzieren zwar das Gewicht, indem sie die Ausscheidung von Flüssigkeit über die Nieren erhöhen. Sie sind jedoch für die Anwendung bestimmten Erkrankungen wie zum Beispiel Herzinsuffizienz vorgesehen. Bei Menschen, die ohne ärztliche Rücksprache Diuretika einnehmen, kann es zu Dehydrierung, Elektrolytstörungen und Nierenversagen
- Thyroxin: Der Missbrauch des Schilddrüsenhormons L-Thyroxin führt zwar zu einem Gewichtsverlust, kann jedoch auch Schwitzen, Herzrasen und Fieber Es sollte nur von Patient:innen mit Schilddrüsenunterfunktion in der richtigen Dosis eingenommen werden.
- Hormone: In zweifelhaften Foren werden Wachstumshormone und Testosteron manchmal als Abnehmpillen angepriesen. Sie bringen den natürlichen Stoffwechsel jedoch durcheinander und können im schlimmsten Fall zu Blutgerinnseln und Herzstillstand führen.
- HCG: Das humane Choriongonadotropin ist das menschliche Schwangerschaftshormon. Es wird manchmal als sogenannte Stoffwechselkur eingenommen, was medizinisch nicht nur nicht belegt ist, sondern sogar gefährlich sein kann. HCG kann unter anderem zu Thrombosen und lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen führen.
- Abführmittel: Der dauerhafte Gebrauch von Abführmitteln schädigt den Darm und kann im schlimmsten Fall zu Stuhlinkontinenz und lebenslangen Verdauungsproblemen führen. Sie sollten Abführmittel nur bei akuter Verstopfung und in ärztlicher Absprache einnehmen.
Stationäre Behandlung von Adipositas
Hilfe bei Adipositas finden Sie auch im Rahmen einer Kur. Vielen Betroffenen fällt es schwer, innerhalb des Alltags aus eigener Kraft sämtliche Gewohnheiten umzustellen. In einer Adipositas Kur sind Sie für eine gewisse Zeit in einer geschützten, professionellen Umgebung. So können Sie, fern vom Alltag und unterstützt von Adipositas Spezialist:innen aus verschiedenen Fachrichtungen, Ernährungspläne erstellen, Sportarten kennenlernen und sich mit Gleichgesinnten austauschen.
Quellen:
Buch: Gerd Herold. Innere Medizin (2020); Herold Verlag Köln
AWMF: Leitlinie „Prävention und Therapie der Adipositas“