Adipositas OP – Operative Maßnahmen gegen Adipositas

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Charlotte Weidenbach

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In Deutschland steigt die Anzahl an Menschen mit krankhaftem Übergewicht. Nicht immer fällt es ihnen leicht, selbständig das Gewicht auf ein gesundes Maß zu reduzieren. Bei krankhaftem Übergewicht ist Abnehmen aber die einzige Möglichkeit, Folgeerkrankungen zu vermeiden und die Lebenserwartung zu erhöhen. Wenn Sie unter krankhaftem Übergewicht leiden und es trotz Adipositas-Therapie über viele Monate nicht schaffen, abzunehmen, kann für Sie eine Adipositas OP in Frage kommen.

Wir erklären Ihnen, welche Adipositas OP-Methoden es gibt und welche Vor- und Nachteile sie haben.

Inhalt

Übersicht über die Adipositas Operationen

Alle Adipositas OPs werden heutzutage normalerweise minimalinvasiv, also laparoskopisch durchgeführt. Dadurch haben Sie nach der OP nur kleine Narben.

Adipositas OP Schlauchmagen

Schlauchmagen bzw. Magenschlauch

Bei der Schlauchmagen OP (englisch: Sleeve-Gastrektomie, SG) wird ein Großteil des Magens entfernt. Der übriggebliebene Magen ist schlauchförmig und hat ein deutlich geringeres Volumen. Betroffene essen nach der OP weniger. Zudem kommt es nach der OP aufgrund von hormonellen Veränderungen zu einem verringerten Hungergefühl.

Magenbypass

Es gibt verschiedene Magenbypass-OPs. Am häufigsten wird ein sogenannter Roux-en-Y Magenbypass durchgeführt. Dabei bleibt nur ein kleiner Teil des Magens an der Speiseröhre. Er wird mit einem weiter entfernten Teil des Dünndarms verbunden. Der restliche Magen und die Original-Verbindung zum Dünndarm bleiben ohne Verbindung zur Speiseröhre im Körper, so dass keine Nahrung mehr hindurchwandert. Dieser Darmabschnitt hat dennoch eine Funktion: In den jetzt funktionslosen Dünndarm mündet nämlich die Gallenblase mit den produzierten Verdauungssäften. An einem weiter Richtung Dickdarm gelegenen Punkt führt man die beiden Dünndarmteile wieder zusammen und die Verdauungssäfte vermischen sich mit der Nahrung. Durch den verkürzten gemeinsamen Weg ist jedoch die Wirkdauer der Verdauungssäfte vermindert und es kommt zu einer geringeren Nährstoffaufnahme. Da der Magen zusätzlich verkleinert ist, essen Betroffene auch weniger. Beim Magenbypass wirken also zwei Effekte zusammen.

Adipositas OP Roux-en-Y Magenbypass
Adipositas OP Biliopankreatische Diversion

Biliopankreatische Diversion

Bei dieser OP verbleibt wie beim Magenbypass nur ein kleiner Teil des Magens. Dieser wird an einer späteren Stelle wieder mit dem Dünndarm verbunden. Der Restmagen und der Dünndarm, in dem sich die Verdauungssäfte aus der Galle befinden, werden erst kurz vor der Mündung in den Dickdarm wieder an den Nahrung transportierenden Dünndarm angeschlossen. Dadurch werden viele Nährstoffe, wie zum Beispiel ein Großteil des Fetts, aber auch Vitamine, nicht aufgenommen. Das Prinzip ist damit dem Magenbypass sehr ähnlich.

Magenband

Das Magenband wird nur noch selten eingesetzt. Das Ziel dieser OP ist es, den Magen zu verkleinern, ohne ihn dabei irreversibel zu zertrennen. Bei diesem Verfahren befestigen ÄrztInnen ein Band um den oberen Teil des Magens, das nach und nach eng gestellt werden kann. So entsteht ein schnelles Sättigungsgefühl und Betroffene hören früher auf zu essen.

Adipositas OP Magenband

Voraussetzungen für eine Adipositas OP

Wenn Sie unter Adipositas leiden, empfehlen Ärzt:innen fast immer zunächst die Basistherapie aus Ernährungs- und Bewegungstherapie. Erst, wenn Sie diese mindestens ein halbes Jahr lang konsequent durchführen und sich Ihr BMI dennoch nicht deutlich reduziert oder Sie im Anschluss wieder zunehmen, kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Wenn Sie es geschafft haben, Gewicht abzunehmen und die Aussicht besteht, dass bestehende Adipositas Folgen wie ein Diabetes Typ 2 sich nach einer OP weiter verbessern könnten, stellt die Adipositas Chirurgie eine Option dar.

Weiterhin wird die Indikation für eine Adipositas OP abhängig vom Adipositas Grad gestellt. Betroffene mit Adipositas Grad 3, also einem BMI über 40 kg/m² wird die OP meistens empfohlen. Betroffene mit Adipositas Grad 2 und bereits bestehendem Diabetes Typ 2 können ebenfalls von der Therapie profitieren. Bei Adipositas Grad 1 wird die Operation nur in Ausnahmefällen durchgeführt.

Jede Adipositas OP wird nur dann durchgeführt, wenn Sie psychisch stabil sind und nicht unter einer Ess-Brech-Störung, Suchterkrankung oder anderen schwerwiegenden psychischen Erkrankungen leiden. Auch bei anderen Grundleiden, zum Beispiel Krebserkrankungen oder bestimmten Stoffwechselstörungen, können Sie nicht operiert werden. Die Entscheidung für eine OP treffen deshalb Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen mit Ihnen gemeinsam.

Wenn die OP von Ärzt:innen empfohlen wird und Sie nachweisen können, dass Sie auch nach der OP motiviert sind, sich gesund zu ernähren und regelmäßig zu bewegen, übernimmt die Krankenkasse die OP-Kosten.

Auswahl der richtigen Operationsmethode

Für den Magenbypass und den Schlauchmagen konnten Studien gute Langzeitergebnisse zeigen. Eins der beiden Verfahren ist für nahezu alle Adipositas Patient:innen die richtige Option. Oft empfehlen Ärzt:innen zunächst die Schlauchmagen-OP. Diese kann bei unzureichender Wirksamkeit später im Sinne eines Magenbypasses oder einer biliopankreatischen Diversion erweitert werden.

Einen wichtigen Unterschied für die Frage, ob Sie einen Magenbypass oder Schlauchmagen bekommen, macht die Neigung zu Sodbrennen (Refluxkrankheit). In diesem Fall kann ein Magenbypass nämlich nicht nur zu Gewichtsreduktion, sondern auch zu einer Verbesserung des sauren Aufstoßens führen.

Vor- und Nachteile einer Magenverkleinerung

Die Vorteile des Schlauchmagens, des Magenbypasses sowie auch der biliopankreatischen Diversion sind die langfristige Gewichtsabnahme, die Verbesserung der Blutzuckerwerte und die Risikoreduktion für Adipositas Folgen. Beim Magenbypass kommt außerdem die Verbesserung einer Refluxkrankheit als positiver Nebeneffekt hinzu.

Die drei Methoden zur Magenverkleinerung haben zum Teil ähnliche Komplikationen. Bei allen Verfahren außer dem Magenband kann es unter anderem zu Abszessen, Nachblutungen und unzureichendem Halt der zusammengenähten Stellen kommen. Die Komplikationsrate ist bei der biliopankreatischen Diversion am höchsten. Im Vergleich hat der Magenbypass eine geringere Wahrscheinlichkeit für Komplikationen. Von allen drei Magenverkleinerungen hat der Schlauchmagen die geringste Komplikationsrate. Dafür ist der positive Effekt des Schlauchmagens manchmal nach einigen Jahren durch Dehnung des verkleinerten Magens nicht mehr vorhanden.

Die Komplikationen sind deutlich geringer, wenn die Operation in einem zertifizierten Adipositas Zentrum durchgeführt wird. Bevor Sie sich operieren lassen, sollten Sie sich deshalb informieren und Beratungsangebote wahrnehmen.

Das Magenband hat zwar eine sehr geringe Komplikationsrate, jedoch auch den geringsten Langzeiterfolg in der Adipositas Chirurgie und wird deshalb heutzutage kaum noch eingesetzt.

Auswirkungen einer Adipositas OP

Die Langzeitwirkungen für den Gewichtsverlust bei Adipositas OPs werden meist in Prozent des Übergewichtsverlustes (englisch: extended weight loss, EWL) angegeben. So bedeuten zum Beispiel 50 Prozent EWL, dass die Hälfte überschüssigen Gewichts reduziert werden konnte.

Der Schlauchmagen führt nach zwei bis fünf Jahren zu einer Gewichtsreduktion von etwa einem Drittel (36 Prozent) des Übergewichts. Nach mehr als fünf Jahren besteht im Durchschnitt nur noch etwa die Hälfte des überschüssigen Gewichts. Außerdem haben mehr als die Hälfte der Betroffenen nach dieser Zeit keinen Diabetes mehr. Bei der Magenbypass OP sind diese Werte Studien zufolge sogar noch besser. So nehmen Betroffene in den ersten fünf Jahren nach der Magenbypass OP etwa 13 BMI-Punkte ab. Die besten Auswirkungen auf den Diabetes hat die biliopankreatische Diversion: Ein Großteil der Patient:innen zeigt nach der Operation langfristig eine deutliche Verbesserung der Blutzuckerwerte.

Nach der Adipositas Chirurgie sollten Sie (weiterhin) auf eine gesunde Ernährung achten. Wichtig nach dem Magenbypass oder Schlauchmagen Eingriff ist eine ausreichende Vitaminzufuhr. Für die langfristige Gewichtsreduktion und Erhaltung des Zielgewichts sollten Sie Ihren Lebensstil dauerhaft ändern, indem Sie Bewegung in den Alltag einbauen und sich gesünder ernähren. Bei allen Arten der Magenverkleinerung kontrollieren Ärzte außerdem regelmäßig die Vitamine und Mineralstoffe. Durch die verkürzte Darmpassage kann es zu Malabsorption, also einer verminderten Nährstoffaufnahme kommen. Diese ist zwar einerseits erwünscht, wenn es um Fett und Kohlenhydrate geht, kann aber auch zu einem Mangel an lebenswichtigen Stoffen führen. Nach der OP sollten Sie deshalb regelmäßig Ihre Blutwerte kontrollieren lassen. Die meisten Behandler:innen empfehlen eine lebenslange Nachsorge, um Mangelernährung vorzubeugen.

 

Quellen:

Amboss – Wissen für Mediziner 

Buch: Gerd Herold. Innere Medizin (2020); Herold Verlag Köln

AWMF: Leitlinie „Prävention und Therapie der Adipositas“ 

AWMF: Leitlinie „Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen“