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Adipositas ist eine extreme Form von Übergewicht, die Menschen in jedem Alter betreffen kann. Die Bedeutung von krankhaftem Übergewicht ist in der heutigen Zeit immens: Etwa ein Viertel der Deutschen ist adipös.
Fettleibigkeit stellt nicht nur die Betroffenen, sondern auch Ärzt:innen und Pflegekräfte vor unterschiedliche Herausforderungen. Neben zahlreichen Folgeerkrankungen von krankhaftem Übergewicht ist die Pflege von adipösen Menschen herausfordernder als bei normalgewichtigen Patient:innen und kann für die oder den Pflegenden eine besondere körperliche Belastung darstellen.
Im folgenden Artikel erklären wir Ihnen die Ursachen und Symptome eines zu hohen Körpergewichts. Auf den weiteren Unterseiten dieser Ratgeber-Reihe erhalten Sie hilfreiche Tipps und Informationen zu weiteren Themen, die mit krankhaftem Übergewicht im Zusammenhang stehen.
Die Definition von Adipositas bezieht sich auf den BMI (Body-Mass-Index). Der BMI gibt das Körpergewicht im Verhältnis zur Körpergröße an. Er wird folgendermaßen berechnet:
Die Einheit des BMI ist deshalb Kilogramm pro Quadratmeter. Ab einem BMI von 25 kg/m² spricht man von Übergewicht. Über 30 kg/m² beginnt starkes Übergewicht, das auch als Fettleibigkeit oder medizinisch korrekt als Adipositas bezeichnet wird. Sie können den BMI auch mit einem BMI-Rechner online berechnen.
Weiterhin gibt es unterschiedliche Verteilungen des Körperfetts bei Adipositas. Mediziner:innen achten dabei insbesondere auf das Bauchfett, das besonders gesundheitsschädlich ist. Zur Diagnose der sogenannten Stammfettsucht misst man den Bauchumfang an der Taille, etwas oberhalb des Hüftknochens.
Die Messung können Sie Zuhause mit einem elastischen Maßband einfach selbst durchführen. Bei einem Umfang von mindestens 88 cm bei Frauen beziehungsweise 102 cm bei Männern sprechen Ärzte von Stammfettsucht.
Die Einteilung von Adipositas erfolgt in drei Grade abhängig vom BMI. Diese Einteilung ist für Ärzt:innen zur Einschätzung der Schwere der Erkrankung wichtig. Abhängig vom Schweregrad der Adipositas erfolgt auch die Therapieentscheidung.
Bei Adipositas ist der oder die Betroffene stark übergewichtig. Bei Frauen kommt es dabei meist zu einer, am ganzen Körper verteilten, Zunahme des Körperfetts. Bei Männern beobachtet man häufig eine besonders starke Zunahme des Bauchfetts.
Nicht selten geht Adipositas mit weiteren Erkrankungen einher. Die Kombination aus hohen Blutfettwerten, Übergewicht und Diabetes Typ II oder Prädiabetes wird als metabolisches Syndrom bezeichnet. Das metabolische Syndrom stellt ein hohes Risiko für Herzinfarkte und viele weitere Erkrankungen dar. Aufgrund des zunehmenden Anteils fettleibiger Menschen in der Bevölkerung nehmen deshalb auch Herzinfarkte und Schlaganfälle als Todesursachen zu.
Auch Gelenkprobleme (Arthrose) sind ein typisches Symptom bei Adipositas, da die Gelenke dauerhaft das hohe Körpergewicht tragen müssen.
Starkes Übergewicht entsteht durch eine übermäßige Zunahme der Fettzellen im Körper. Dafür ist in den meisten Fällen die Zufuhr von mehr Kalorien, als verbraucht werden, verantwortlich. Aufgrund des ständigen Nahrungsangebotes und des zunehmenden Verzehrs von stark verarbeiteten, nährstoffarmen Fertiggerichten leiden immer mehr Menschen unter Übergewicht. Bei krankhaftem Übergewicht aufgrund von Ernährungsfehlern spricht man von der alimentären Adipositas. Auch der Mangel an Bewegung spielt hierbei eine wichtige Rolle.
Nicht selten hat Adipositas – auch als Fettsucht bezeichnet – psychische Ursachen. So führen Stress und Schlafmangel bewusst oder unbewusst zu einem Essen über das Sättigungsgefühl hinaus. Aber auch Essstörungen, vor allem die Binge-Eating-Störung, ist eine häufige Ursache von Adipositas. Bei den meisten Betroffenen entwickelt sich ein Teufelskreis, da das Abnehmen starkem Übergewicht durch ein fehlendes Sättigungsgefühl erschwert sein kann und sie immer weiter zunehmen.
Bei vielen Menschen ist die Veranlagung zu krankhaftem Übergewicht auch zumindest teilweise genetisch bedingt. Wer als Kind von stark übergewichtigen Eltern zur Welt kommt, hat ein deutlich höheres Risiko für die Entwicklung einer Fettsucht als die Kinder schlanker Eltern.
Nicht zuletzt führen verschiedene Medikamente bei langfristiger Einnahme manchmal zu Übergewicht. So können Psychopharmaka, also Medikamente zur Behandlung von Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen, appetitsteigernd wirken.
Auch manche Medikamente gegen Diabetes Typ II fördern als unerwünschte Nebenwirkung eine Gewichtszunahme. Eine langfristige Einnahme von Glucocorticoiden (Cortison und davon abgeleitete Wirkstoffe) führt nicht zu einer Steigerung des Appetits. Es kommt jedoch zu einer Vermehrung des Körperfetts und einer Zunahme insbesondere des Bauchfetts aufgrund der hormonellen Wirkung des Medikaments. Man nennt dies Cushing-Syndrom. Das Cushing-Syndrom entsteht seltener auch aufgrund von körpereigener überschüssiger Cortisol-Bildung.
Seltener sind beispielsweise Testosteronmangel bei Männern, Schilddrüsenunterfunktion und Hirntumore die Ursachen von Adipositas.
Alle therapeutischen Maßnahmen zur Behandlung adipöser Menschen haben das Ziel einer Gewichtsreduktion. Je nach Schweregrad des Übergewichts kommen dabei neben einer reduzierten Kalorienzufuhr auch Medikamente oder Operationen zum Einsatz.
Eine Gewichtsreduktion kann das Risiko der zahlreichen gesundheitlichen Folgen von Adipositas senken und erhöht die Lebenserwartung deutlich.
Die Frage, ob krankhaftes Übergewicht selbst als Krankheit oder nur als Risikofaktor für die Entstehung von anderen Erkrankungen gilt, wird seit Jahrzehnten diskutiert. Mittlerweile ist Adipositas als chronische Krankheit anerkannt. Allerdings ist starkes Übergewicht allein kein Grund für die Ausstellung eines Behinderungsgrades. Eine Schwerbehinderung bei adipösen Menschen kann jedoch vorliegen, wenn weitere Erkrankungen in Kombination mit dem Übergewicht auftreten und den Lebensalltag stark einschränken.
Dies ist insbesondere für pflegebedürftige Personen relevant. Die Pflegebedürftigkeit bei adipösen Menschen ist meist erhöht, da Betroffenen sich aufgrund des hohen Körpergewichts schlechter bewegen können. Auch die Folgeerkrankungen eines zu hohen Körpergewichts führen oft zu einer Abhängigkeit von Anderen.
Wenn Sie eine:n adipöse:n Angehörige:n pflegen, ist es besonders wichtig, dass Sie die Risiken und Folgen von krankhafter Fettleibigkeit kennen. Außerdem kann die Beantragung eines Pflegegrades sowie eines Schwerbehindertenausweises beim zuständigen Versorgungsamt relevant sein.
Quellen:
Gerd Herold. Innere Medizin (2020); Herold Verlag Köln
AWMF: Leitlinie „Prävention und Therapie der Adipositas“
Deutsche Adipositas Gesellschaft e. V.
Deutsche Vereinigung für Rehabilitation: Kann Adipositas eine Behinderung darstellen? Von Eleni Papadopoulou
Deutsches Ärzteblatt: Ist Adipositas eine Krankheit? Interdisziplinäre Perspektiven.
Adipositas ist eine extreme Form des Übergewichts, bei welcher der BMI (Body-Mass-Index) mehr als 30 kg/m² beträgt.
Adipositas wird abhängig vom Schweregrad anhand des BMI in die Grade 1 bis 3 unterteilt.
Die wichtigsten Ursachen von Adipositas sind ein ungesunder Lebensstil, genetische Voraussetzungen, Stress und Essstörungen.
Die Behandlung von krankhaftem Übergewicht erfolgt abhängig vom Schweregrad und hat das Ziel der Gewichtsabnahme und der Verhinderung von Folgeerkrankungen.
Adipositas an sich gilt nicht als Behinderung. Wenn Sie jedoch weitere Erkrankungen haben, kann dies zu einer Erhöhung des Grads der Behinderung (GdB) führen.
Hinweise & Fußnoten:
*Die Bereitstellung von Pflegehilfsmitteln zum Verbrauch erfolgt unter der Voraussetzung eines entsprechenden Bedarfs und der Notwendigkeit im Einzelfall. Die Beurteilung des individuellen Bedarfs und der Notwendigkeit erfolgt durch die Pflegekasse gemäß den gesetzlichen Bestimmungen (§ 40 Abs. 2 SGB XI). Ein Anspruch besteht nur, wenn die Voraussetzungen hierfür erfüllt sind.
Die wichtigsten Informationen zu den Pflegegraden:
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