Chronische Wunden – Ursachen, Formen und Behandlung
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Chronische Wunden betreffen ungefähr vier Millionen Menschen in Deutschland. Besonders häufig sind Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit betroffen. Die Häufigkeit von chronischen Wunden nimmt dabei durch den gesellschaftlichen Wandel mit steigenden Zahlen an Menschen mit Immobilität oder Erkrankungen wie Adipositas und Diabetes immer weiter zu. Chronische Wunden können die Lebensqualität von Betroffenen stark einschränken und erfordern einen sensiblen Umgang sowie einer besonderen Aufmerksamkeit bei Pflege.
Chronische Wunden – Definition
Die Definition einer chronischen Wunde orientiert sich am zeitlichen Verlauf der Heilung. Demnach zeigt eine chronische Wunde innerhalb von vier bis zwölf Wochen keine Heilungstendenz.
Meist handelt es sich dabei um Wunden, die im Rahmen einer Grunderkrankung wie einem Diabetes mellitus oder einer periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) entstehen. Chronische Wunden treten somit vor allem im Alter auf.
Unterschied akute und chronische Wunden
Akute und chronische Wunden können anhand der oben genannten Definition unterschieden werden. Demnach können alle anderen Wunden als akute Wunden bezeichnet werden. Akute Wunden verheilen meist ohne größere Komplikationen nach einer gewissen Zeit im Rahmen der Wundheilungsphasen.
Je nach Entstehungsmechanismus kann man hier mechanisch bedingte, thermische, chemische und Strahlenwunden unterscheiden.
Chronische Wunden – Symptome
Chronische Wunden können sich sehr unterschiedlich präsentieren. Je nachdem wie tief und groß die Wunde ist und welche Grunderkrankungen vorliegen, können verschiedene Beschwerden im Vordergrund stehen. Betroffene können beispielsweise sehr starke oder auch gar keine Schmerzen haben.
Weitere Symptome chronischer Wunden können unter anderem Folgende sein:
- Juckreiz der Wunde
- Unangenehmer Geruch bei länger bestehenden chronischen Wunden
- Nässende Wundoberfläche
- Rötung und bräunliche Verfärbung der Wundränder
- Schmerzen
- Schlafprobleme
- Einschränkung der Mobilität
In einigen Fällen sind Betroffene durch die chronischen Wunden in ihrer sozialen Teilhabe eingeschränkt. Chronische Wunden können somit auch zu Depressionen und Angstzuständen führen. Eine adäquate Versorgung ist gerade auch in diesem Kontext von besonderer Bedeutung.
Leiden Sie oder Ihr:e Angehörige:r an chronischen Wunden, lassen Sie sich ausführlich bezüglich der therapeutischen Möglichkeiten beraten.
Chronische Wunden – Ursachen
Die Ursachen, die zur Entstehung von chronischen Wunden führen, können sehr verschieden sein. Anders als bei akuten Wunden entwickeln sich chronische Wunden meist im Rahmen von Grunderkrankungen.
Als wichtigste Ursachen chronischer Wunden sind dabei Folgende zu benennen:
- Diabetes mellitus
- Immobilität
- Störungen der Durchblutung
- Venöse Insuffizienz (chronische Venenschwäche)
- Geschwächtes Immunsystem
Formen chronischer Wunden
Chronische Wunden sind mit verschiedenen Grunderkrankungen assoziiert und zeichnen sich durch eine erschwerte Abheilung aus.
Zu den chronischen Wunden zählen:
- Ulcus cruris
- Dekubitus
- Diabetisches Fußsyndrom
- Ulzerierende Tumoren
Ulcus cruris („Offenes Bein“)
Ulcus cruris wird umgangssprachlich auch als „Unterschenkelgeschwür“ oder „offenes Bein“ bezeichnet. Hierunter versteht man eine Wunde im Bereich des Unterschenkels. Meist ist diese tief und nässend. Ein „Unterschenkelgeschwür“ tritt im Rahmen von Grunderkrankungen auf und wird somit als chronischer Ulcus bezeichnet. Das Ulcus cruris ist die häufigste chronische Wunde mit ungefähr 1,3 Millionen Betroffenen.
Zu den wichtigsten Erkrankungen, die mit einem Ulcus cruris einhergehen können, gehören:
- Chronisch venöse Insuffizienz (CVI)
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
- Diabetes mellitus (im Rahmen des Diabetischen Fußsyndroms)
Je nach Grunderkrankung unterteilt man den Ulcus cruris in verschiedene Unterformen. Ein venöses Ulcus cruris tritt bei der chronisch venösen Insuffizienz auf und ist meist am Innen- oder Außenknöchel lokalisiert. Das arterielle Ulcus cruris, welches im Rahmen einer pAVK auftritt, entsteht durch einen Verschluss der Arterien im Bein und anschließendem Gewebstod durch die mangelnde Versorgung.
Auch bei einer Diabetes mellitus Erkrankung kann ein Ulcus cruris im Rahmen eines Diabetischen Fußsyndroms auftreten.
Neben der Behandlung der entsprechenden Grunderkrankung steht zudem die Wundversorgung des offenen Beins im Vordergrund der Behandlung.
Diabetischer Fuß
Ein Diabetischer Fuß kann sich als Folge eines langbestehenden oder schlecht eingestellten Diabetes mellitus entwickeln. Das Syndrom ist durch offene Wunden am Fuß gekennzeichnet. Ursächlich für die Entstehung dieser ist meist die Kombination aus einer bestehenden Arteriosklerose und einer diabetischen Polyneuropathie. Durch die Arteriosklerose ist die Durchblutung des Fußes gestört. Hinzu kommt eine eingeschränkte Sensibilität durch die Polyneuropathie mit daraus folgender Fehlbelastung und sich schleichend entwickelnden Wunden. Durch die bestehende Zuckererkrankung ist die Heilung dieser zusätzlich gestört.
Dekubitus
Unter einem Dekubitus versteht man eine nicht oder schwer heilende Wunde, die durch eine mangelnde Durchblutung des Gewebes entsteht. Meist entsteht ein Dekubitus im Rahmen einer Immobilität. Somit sind besonders pflegebedürftige Menschen von diesen chronischen Wunden betroffen. Durch eine hohe Druckbelastung des Gewebes kann es zu einer Mangelversorgung der Gewebeschichten kommen, sodass ein Dekubitus als chronische Wunde entsteht.
Ein Dekubitus kann sich zunächst nur durch eine Rötung des Gewebes zeigen, die sich dann langsam ausbreitet. Im Endstadium ist eine Freilegung bis auf den Knochen möglich.
Eine fachgerechte Lagerung und Umlagerung in festen Intervallen von Betroffenen, die immobil sind, ist somit von entscheidender Bedeutung, um das Gewebe immer wieder zu entlasten.
Chronische Wunden – Diagnose
Die Diagnosestellung einer chronischen Wunde erfolgt aus einem Anamnesegespräch sowie einer körperlichen Untersuchung inklusive Untersuchung der Wunde.
Ihr:e behandelnde:r Ärztin oder Arzt wird Sie zunächst fragen, wie die Wunde entstanden ist und wie lange die Wunde schon besteht. Zusätzlich spielen bei der Beurteilung bestehende Grunderkrankungen, die mit dem Auftreten von chronischen Wunden assoziiert sind, eine wichtige Rolle.
Anschließend wird eine körperliche Untersuchung mit Beurteilung der Wunde durchgeführt.
Hierbei wird Ihr:e behandelnde:r Ärztin oder Arzt auf Folgendes achten:
- Tiefe und Größe der Wunde
- Beschaffenheit der Wundränder
- Entzündungszeichen wie Rötung und Schwellung
- Beläge und Farbe der Wunde
- Geruch der Wunde
- Schlafprobleme
- Schmerzhaftigkeit und Juckreiz
Zusätzlich werden oft noch Abstriche der Wunden genommen, um eine Keimbesiedlung auszuschließen oder aber auch einen Erreger im Rahmen einer Infektion ausfindig zu machen.
Haben Sie oder Ihr:e Angehörige:r Fragen zur Diagnostik und Beurteilung von chronischen Wunden oder sind sich unsicher, ob es sich um eine akute oder chronische Wunde handelt, zögern Sie nicht, sich durch Ihre:n Ärztin oder Arzt beraten zu lassen.
Chronische Wunden – Behandlung
Die Behandlung chronischer Wunden setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen.
Ein wichtiger Bestandteil ist die Wundversorgung der chronischen Wunden. Diese besteht aus einem regelmäßigen Verbandswechsel. Dabei erfolgt zunächst eine fachgerechte Reinigung der Wunde meist mit Kochsalz- oder Elektrolytlösungen. Abgestorbenes Gewebe an den Wundrändern kann dabei zusätzlich entfernt werden. Anschließend wird der Verband erneuert. Hier spielt die passende Wundauflage für die chronische Wunde eine wichtige Rolle. Je nach Beschaffenheit und Zustand der Wunde kommen hier Kompressen, Folien oder auch Hydrogele zum Einsatz.
Zusätzlich zum regelmäßigen Verbandswechsel erfolgt eine medikamentöse Therapie. Diese umfasst vor allem die Behandlung der Grunderkrankung sowie bei Bedarf eine antibiotische Therapie bei Infektionen und eine analgetische Behandlung mit Schmerzmitteln.
Um die Wundheilung zu verbessern, können zudem weitere Therapiemöglichkeiten eingesetzt werden. Dazu zählen:
- Hyperbare Sauerstofftherapie
- Vakuumversiegelungstherapie
- Ultraschalltherapie
- Magnetfeldtherapie
Bei sehr großen Wunden, die keine Heilungstendenz zeigen, können auch Hauttransplantate eine Möglichkeit der Therapie darstellen.
Expertenstandard Chronische Wunden
Zur Versorgung und Pflege von Menschen mit chronischen Wunden liegt seit einigen Jahren ein Expertenstandard für chronische Wunden vor. Dieser soll die Grundlage für eine verbesserte Versorgungsqualität bei chronischen Wunden bilden. Der Expertenstandard umfasst neben Empfehlungen auch Kriterien zur Beurteilung der Wirkung der Maßnahmen.
Ziele des Expertenstandards sind vor allem die Verbesserung der Lebensqualität von Betroffenen.
Quellen:
Dissemond, J., Kröger, K., & Wunden eV, I. C. (Eds.). (2019). Chronische Wunden: Diagnostik–Therapie–Versorgung. Elsevier Health Sciences.
Deutscher Berufverband für Pflegeberufe: Expertenstandard – Pflege von Menschen mit chronischen Wunden
Amboss: Wundbehandlung
Amboss: Diabetes mellitus
Gesundheitsinformation.de: Chronische Wunden
Wissen in der Box: Chronische Wunden
Unter einer chronischen Wunde versteht man Wunden, die innerhalb von vier bis zwölf Wochen nicht abheilen und meist mit einer Grunderkrankung assoziiert sind.
Chronische Wunden können mit Schmerzen, Juckreiz, nässender Wundoberfläche, roten oder bräunlichen Wundrändern sowie unangenehmen Geruch einhergehen.
Chronische Wunden entstehen meist im Rahmen von Grunderkrankungen wie einem Diabetes mellitus oder einer pAVK. Aber auch Immobilität spielt eine wichtige Rolle.
Zu den chronischen Wunden gehören das Ulcus cruris, der Dekubitus, das Diabetische Fußsyndrom und ulzerierende Tumoren.
Die Diagnose einer chronischen Wunde erfolgt über das Anamnesegespräch, eine körperliche Untersuchung sowie die Beurteilung der Wunde nach bestimmten Kriterien.
Zur Behandlung gehören vor allem eine fachgerechte Wundversorgung sowie eine medikamentöse Therapie bei Bedarf.