Polyneuropathie – Symptome, Ursachen und Behandlung

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Finja Berresheim

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Unter einer Polyneuropathie (PNP) versteht man eine Erkrankung, bei der die peripheren Nerven aufgrund verschiedenster Ursachen geschädigt worden sind. Die Nervenschädigung äußert sich durch Sensibilitätsstörungen und Missempfindungen. Je nachdem, welche Ursache der Polyneuropathie zugrunde liegt, variieren die Regionen der geschädigten Nerven.

Die PNP betrifft ungefähr fünf bis acht Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland.

In diesem Artikel möchten wir Ihnen und Ihren Angehörigen einen Überblick über die wichtigsten Symptome und Ursachen der Polyneuropathie sowie deren Behandlung geben.

Inhalt

Polyneuropathie – Definition

Die Polyneuropathie, auch PNP genannt, ist eine Erkrankung, die sich durch eine Schädigung von peripheren Nerven auszeichnet. Die Ursachen der peripheren Neuropathie sind dabei sehr unterschiedlich. Je nach Grunderkrankung unterscheidet sich auch die Lokalisation der geschädigten Nerven und damit auch die jeweilige Symptomatik. Besonders häufig liegt eine Polyneuropathie der Beine vor. In Deutschland sind ungefähr fünf bis acht Prozent der erwachsenen Bevölkerung von einer Neuropathie betroffen. Meist erkranken vor allem ältere Menschen an der peripheren Polyneuropathie. Auch Männer sind etwas häufiger betroffen. Dies erklärt sich vor allem durch die ursächlichen Schädigungsmechanismen.

Polyneuropathie – Ursachen

Die Ursachen für die Nervenschädigung bei einer Polyneuropathie sind sehr unterschiedlich. In den westlichen Ländern gehören vor allem Alkoholkonsum (Alkoholtoxische PNP) sowie eine Diabetes mellitus Erkrankung (Diabetische PNP) zu den Hauptursachen. Alkohol ist die häufigste Ursache der toxischen Polyneuropathie.

Weitere wichtige Polyneuropathie Ursachen können Folgende sein:

  • Toxische Ursachen wie Diabetes mellitus, Alkohol, Medikamente wie Chemotherapeutika, Schwermetalle, Mangelernährung
  • Infektiöse Ursachen wie HIV, Borreliose oder Influenza
  • Entzündliche Ursachen wie Vaskulitiden oder Kollagenosen
  • Im Rahmen einer Krebserkrankung (paraneoplastisch) wie beim Lungenkarzinom

Die Neuropathie Ursache ist für die Behandlung der Erkrankung sehr wichtig, um das Fortschreiten der Nervenschädigung und somit die Beschwerden zu reduzieren. Die Kenntnis der Ursachen der Polyneuropathie sind somit im Therapieverlauf von entscheidender Bedeutung.

Diabetische Neuropathie

Die Diabetische Neuropathie betrifft im Verlauf einer Diabetes mellitus Erkrankung die meisten Patient:innen. Durch die dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerte können im Krankheitsverlauf die peripheren Nerven geschädigt werden. Eine konsequente Blutzuckereinstellung ist somit entscheidend für die Prävention der Erkrankung.

Die Diabetische Polyneuropathie bei Diabetes zeigt sich meist in Form von beidseitigen Sensibilitätsstörungen an den Extremitäten. Dies wird auch als distal-symmetrische PNP bezeichnet. Weitere Symptome der Polyneuropathie bei Diabetes sind brennende Schmerzen vor allem in der Nacht, auch Burning-Feet-Syndrom genannt.

Im Krankheitsverlauf können zusätzlich auch die autonomen Nerven geschädigt werden.

Polyneuropathie durch Alkohol

Die Alkoholische Polyneuropathie macht ungefähr 40 Prozent der Polyneuropathien aus und gehört somit zu einer der häufigsten Ursachen der Erkrankung in Deutschland. Der chronische Konsum führt zu einer Nervenschädigung durch den Alkohol.

Typische Beschwerden der Alkohol Polyneuropathie sind dann symmetrische Sensibilitätsstörungen der Extremitäten (distal-symmetrische PNP), brennende Schmerzen vor allem in der Nacht (Burning-Feet-Syndrom) und Wadenkrämpfe. Des Weiteren kommt es häufig zu einer Rückbildung der Unterschenkelmuskulatur (Atrophie) und Veränderungen der Haut wie eine verstärkte Pigmentierung.

Polyneuropathie bei Krebs

Eine Polyneuropathie kann auch im Rahmen einer Krebserkrankung auftreten. Diese Polyneuropathie bei Krebs wird dann als paraneoplastische Polyneuropathie bezeichnet. Besonders häufig tritt die Erkrankung bei Menschen mit Lungenkrebs, vor allem mit kleinzelligem Bronchialkarzinom, auf.

Neuropathien können aber auch im Rahmen der Behandlung einer Krebserkrankung durch die Chemotherapeutika oder eine Bestrahlung ausgelöst werden. Die verabreichten Medikamente können toxisch auf die Nerven (neurotoxisch) wirken, sodass es zu einer Polyneuropathie nach der Chemo kommt. Dies kann bei Betroffenen zu Schmerzen und Sensibilitätsstörungen führen. Meist bessern sich die Beschwerden nach Monaten oder manchmal auch Jahren. Die Lebensqualität von Betroffenen ist in dieser Zeit jedoch meist eingeschränkt.

Polyneuropathie – Symptome und Krankheitsverlauf

Die Polyneuropathie Symptome können, je nachdem um welche Form es sich handelt, sehr verschieden sein. Die meisten Neuropathie Symptome zeigen sich durch Störungen der Sensibilität. Es können aber neben sensiblen Nerven auch motorische oder autonome Nerven von einer Schädigung betroffen sein. Dies führt dann zu weiteren Symptomen der Polyneuropathie.

Motorische Nerven

Sind bei einer PNP die motorischen Nerven von der Schädigung betroffen, werden die Muskeln nicht mehr adäquat durch die Nerven angesteuert. Dies kann zu Kraftverlust oder sogar Lähmungen (Paresen) der entsprechenden Muskeln führen.

Im Verlauf einer motorischen Neuropathie bildet sich der entsprechende Muskel häufig zurück. Dies wird auch als Muskelatrophie bezeichnet.

Sensorische Nerven

Sensorische Nerven verlaufen von der Haut zum Gehirn. Sie geben Informationen über Berührung, Temperatur, Schmerz Vibration und Druck weiter. Liegen hier Nervenschädigungen vor können folgende Symptome auftreten:

  • Kribbeln und Taubheitsgefühle
  • Missempfindungen
  • Brennende Schmerzen, vor allem nachts (Burning-Feed-Syndrom)
  • Koordinations- und Gleichgewichtsprobleme
  • Störung des Temperatur- und Schmerzempfindens

Sensorische Neuropathien sind besonders häufig.

Aufgrund der Koordinations- und Gleichgewichtsprobleme können bei Betroffenen gehäuft Stürze auftreten. Besondere Vorsicht ist auch bei einem reduzierten Schmerzempfinden gegeben. Hier kann es schnell zu Verletzungen kommen.

Autonome Nerven

Autonome Nerven, auch als vegetative Nerven bezeichnet, bilden die nervale Versorgung der inneren Organe. Bei einer autonomen Neuropathie sind somit die Organfunktionen gestört. Häufig betrifft dies vor allem die Darm- und Blasenfunktion. Je nachdem welche vegetativen Nervenfasern betroffen sind, kommt es dann zu Verstopfungen oder Durchfällen sowie Schwierigkeiten beim Wasserlassen.

In sehr seltenen und schweren Fällen kann eine autonome Polyneuropathie auch das Herz und die Lunge betreffen. Die Folge können dann Herzrhythmusstörungen und ein Atemstillstand sein.

In unserem Übersichtsartikel „Nervenkrankheiten – Arten, Ursachen, Symptome & Therapie“ können Sie sich zu den gängigen Nervenerkrankungen informieren.

Nervenschädigung bei Polyneuropathie

Polyneuropathien sind definiert durch Schädigungen von peripheren Nerven.

Je nachdem wie die Art der Nervenschädigung aussieht, kann man die PNP in axonal oder demyelinisierend unterscheiden.

Demyelinisierende Polyneuropathie

Bei einer demyelinisierenden Schädigung der Nerven ist an einigen Stellen das Myelin geschädigt. Dies umgibt die Nervenfasern und sorgt für eine schnelle Erregungsleitung. Eine Schädigung zeigt sich somit durch eine reduzierte Nervenleitgeschwindigkeit.

Die demyelinisierende Polyneuropathie findet sich unter anderem bei der diabetische PNP.

Axonale Polyneuropathie

Die axonale Neuropathie zeichnet sich durch einen Untergang von Nervenendigungen aus. Die Leitungsgeschwindigkeit der Nerven bleibt dabei normal oder ist nur leicht reduziert. Die axonale Polyneuropathie findet sich bei der alkoholtoxischen oder diabetischen PNP.

Polyneuropathie – Diagnose

Die Diagnose Polyneuropathie wird aus der Kombination der Befunde aus dem Anamnesegespräch, einer ausführlichen körperlichen und neurologischen Untersuchung sowie einer neurophysiologischen Diagnostik gestellt.

In dem Anamnesegespräch wird sich Ihr:e behandelnde:r Arzt oder Ärztin unter anderem nach Ihren Beschwerden erkundigen sowie nach bereits bestehenden Erkrankungen, Ihrer aktuellen Medikation sowie Ihrem Alkoholkonsum.

Anschließend wird eine körperliche und neurologische Untersuchung durchgeführt.

Diese beinhaltet unter anderem:

  • Sensibilitätsprüfung
  • Prüfung der motorischen Funktion
  • Gleichgewichtsprüfung
  • Koordinationsprüfung
  • Prüfung der Reflexe

Zur Polyneuropathie Diagnose erfolgt zudem in der Regel noch eine Laboruntersuchung. Hierbei werden, neben einem Blutbild, Entzündungsparameter und Blutzuckerwerten, bei Bedarf auch Vitamin-Spiegel (wie Vitamin B12 und Folsäure) sowie Giftstoffe bestimmt. Die Laboruntersuchung kann Hinweise auf die Ursache einer möglichen PNP geben.

Ihr:e behandelnde:r Arzt oder Ärztin wird zudem eine neurophysiologische Untersuchung durchführen. Dazu gehört die Elektroneurograhie (ENG) und die Elektromyographie (EMG). Mit Ersterer kann die Nervenleitgeschwindigkeit der peripheren Nerven gemessen werden. Die Elektromyographie gibt hingegen die elektrische Aktivität von Muskeln an.

Je nachdem, ob es sich um eine axonale oder demyelinisierende PNP handelt, kommt es zu unterschiedlichen Untersuchungsergebnissen.

Ihr:e Ärztin oder Arzt wird Sie und Ihr:e Angehörige:n über die Ergebnisse der Untersuchungen aufklären und hinsichtlich der PNP Diagnose beraten. Bei Bedarf können zudem noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden.

Haben Sie oder Ihre Angehörigen Fragen im Hinblick auf die Diagnostik einer Polyneuropathie, wenden Sie sich jederzeit vertrauensvoll an Ihre:n Ärztin oder Arzt. Diese:r berät Sie gerne.

Polyneuropathie – Behandlung

Die Polyneuropathie Behandlung setzt sich aus zwei Komponenten zusammen.

Zum einen erfolgt die Behandlung der Grunderkrankung und zum anderen eine Therapie der Beschwerden (symptomatische Therapie).

Bei der diabetischen Polyneuropathie steht dabei beispielsweise die optimale Einstellung des Blutzuckerspiegels im Vordergrund. Bei der alkoholtoxischen PNP wird der Alkoholverzicht oder zumindest eine Reduktion des Konsums angestrebt.

Zur Linderung der Symptomatik werden bei der Polyneuropathie Therapie meist Schmerzmittel, Antidepressiva (zum Beispiel Amitriptylin) und Antikonvulsiva (Carbamazepin und Pregabalin) gegeben. Diese wirken besonders effektiv bei Schmerzen, die auf Nervenschädigungen zurückzuführen sind.

Zudem können die Schmerzen auch lokal durch Pflaster (wie das Lidocain-Pflaster) gelindert werden.

Trotz der medizinischen Möglichkeiten ist es meist nicht möglich alle Beschwerden und Schmerzen der Betroffenen zu lindern. Meist ist nur eine Reduktion der Symptomatik auf einem erträglichen Schmerzniveau möglich.

Polyneuropathie – Prognose

Eine Polyneuropathie entwickelt sich meist schleichend über Jahre hinweg. Oft werden die Symptome von Betroffenen zunächst unterschätzt. Eine Behandlung der PNP erfolgt somit häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium. Schädigungen der Nerven sind dann meist bereits irreversibel. Die Behandlung kann jedoch das Fortschreiten der Erkrankung verhindern sowie die Beschwerden durch eine symptomatische Therapie lindern. Die Lebensqualität von Betroffenen kann somit deutlich erhöht werden.

Eine Polyneuropathie reduziert die Lebenserwartung selbst nicht. Eine zugrundeliegende Erkrankung wie ein Diabetes mellitus oder ein chronischer Alkoholkonsum kann jedoch Einfluss auf die Lebenserwartung haben.

Quellen:

Amboss: Polyneuropathie

Amboss: Diabetes mellitus

Amboss: Schmerztherapie

Masuhr, K. F., Masuhr, F., & Neumann, M. (2013). Duale Reihe Neurologie. Georg Thieme Verlag.

Wissen in der Box: Polyneuropathie

Unter einer Polyneuropathie versteht man eine Erkrankung, bei der die peripheren Nerven geschädigt sind. Die Ursachen der PNP können dabei sehr unterschiedlich sein.

Die Symptome der PNP sind von den geschädigten Nerven abhängig. Am häufigsten ist eine Schädigung der sensiblen Nerven mit Sensibilitätsstörungen und Missempfindungen.

Die Diagnostik einer PNP umfasst eine Anamnese, eine neurologische und körperliche Untersuchung, eine Blutuntersuchung sowie eine neurophysiologische Diagnostik.

Bei einer PNP erfolgt neben der Therapie der Grunderkrankung auch eine symptomatische Therapie. Dabei werden Schmerzmittel, Antidepressiva und Antikonvulsiva eingesetzt.

Liegen bereits irreversible Nervenschädigungen ist die PNP leider nicht mehr heilbar. Der Verlauf der Erkrankung und die Symptome sind jedoch gut behandelbar.

Es gibt keine wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass bei einer PNP Kaffeekonsum schädlich ist. Ein Alkoholkonsum ist als häufigste Ursache einer toxischen PNP bekannt.

Bei irreversiblen Nervenschädigungen ist eine Rückbildung der Symptome leider nicht möglich. Zu Beginn der Erkrankung können die Symptome jedoch positiv beeinflusst werden.