Private Pflegeversicherung – Pflicht für Privatversicherte

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Elisabeth Vatareck

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Die Pflegebedürftigkeit kann uns alle eines Tages treffen, besonders im Alter. Aus diesem Grund ist in Deutschland jeder Mensch per Gesetz dazu verpflichtet, eine Pflegeversicherung abzuschließen. Diese Versicherungspflicht besteht, egal ob man gesetzlich oder privat krankenversichert ist. Gesetzlich Versicherte werden automatisch in die Pflegeversicherung einbezogen. Ist man privat versichert, benötigt man eine private Pflegeversicherung. Privat Krankenversicherte sollten einmal in ihren Versicherungsvertrag hineinschauen, denn viele privaten Anbieter bieten direkt die Pflegeversicherung gemeinsam mit der Krankenversicherung an.

Inhalt

Private Pflegeversicherung – Definition

Die gesetzliche Pflegeversicherung besteht seit 1995. Sie unterteilt sich in die soziale Pflegeversicherung für gesetzlich Krankenversicherte, sowie die private Pflegepflichtversicherung für privat Krankenversicherte. In beiden Fällen ist die Versicherung Pflicht. Mit dieser gesetzlichen Maßnahme soll die Pflege für jeden Menschen gesichert und das finanzielle Risiko der Pflegebedürftigkeit abgefedert werden.

Die private Pflegeversicherung ist dem Leistungsumfang der sozialen Pflegeversicherung gleichgestellt. Das heißt, dass beiderlei Versicherungsnehmer bei gleichem Pflegebedarf auch die gleichen Leistungen erhalten. Das bedeutet jedoch, dass auch in der privaten Pflegeversicherung nicht immer alle entstehenden Kosten übernommen werden. Übrigens sind zur Pflegeversicherung Beamte und Beamtenanwärter:innen gleichermaßen verpflichtet. Sind sie privat versichert, müssen sie sich auch privat pflegeversichern.

Die private Pflegeversicherung ist nicht mit einer Zusatzpflegeversicherung zu verwechseln. Dabei handelt es sich um eine private, freiwillige Zusatzversicherung, die die finanzielle Lücke zwischen den Leistungen der Pflegepflichtversicherung und dem tatsächlichen finanziellen Aufwand im Pflegefall schließen kann.

Eine private Pflegeversicherung ist für Privatversicherte verpflichtend

Viele Menschen sind in jungen Jahren gesund und haben kaum schwere Erkrankungen. Sie gehören vielleicht auch zu ihnen und fragen sich daher sicherlich, ob eine private Pflegeversicherung sinnvoll ist. Tatsächlich sprechen die Zahlen dafür: Die Quote pflegebedürftiger Menschen liegt bei über 75-Jährigen bei 11 Prozent und steigt bei über 90-Jährigen auf rund 71 Prozent an.

Daher ist eine Pflegeversicherung nicht nur sinnvoll, sondern auch für jedermann verpflichtend. Im Fall der Pflegebedürftigkeit sichert sie finanziell ab und ermöglicht Ihnen eine pflegerische Grundversorgung. Damit können Sie Ihren Alltag auch im höheren Alter so lange wie möglich in gewohnter häuslicher Umgebung und ohne finanzielle Not bestreiten.

Wer in Rente geht, muss weiterhin die Beiträge zur Pflegeversicherung zahlen. Tatsächlich müssen Rentner:innen für ihre Beiträge in voller Höhe selbst aufkommen. Das gilt auch dann, wenn man als Rentner:in bereits pflegebedürftig ist. Bei Angestellten dagegen übernimmt der Arbeitgeber die Hälfte der Beiträge zur Pflegeversicherung. Auch endet die Pflegeversicherung für pensionierte Beamte nicht. Die Beitragspflicht fällt weiterhin an.

Private Pflegeversicherungen – Kosten

Es ist für die private Pflegeversicherung ein Beitrag fällig, dessen Höhe sich nach Ihrer persönlichen Situation richtet. Um diesen Beitrag nachzuvollziehen ist es für Sie wichtig zu wissen, wie das System der privaten Pflegepflichtversicherung funktioniert.

Das Prinzip ist hier, dass Sie in jungen Jahren ein finanzielles Polster für später aufbauen, das als Altersrückstellung bezeichnet wird. Es sorgt somit jede Generation der Privatversicherten selbst für ihre Pflegebedürftigkeit vor. Das ist anders als im gesetzlichen System, da hier keine Rücklagen gebildet werden und Ausgaben aus den laufenden Einnahmen finanziert werden.

Die Kosten der privaten Pflegeversicherung setzen sich aufgrund des Systems aus mehreren Faktoren zusammen: Ihre Gesundheit, Ihr Alter und Ihre Lebenserwartung, bzw. Ihr Risiko pflegebedürftig zu werden sowie die aktuellen Pflegekosten werden dabei berücksichtigt. Die Beiträge können von den Versicherern jedoch nicht beliebig festgelegt und erhöht werden. Der Gesetzgeber schreibt für Bestandskund:innen einen Höchstbetrag vor. Aktuell liegt dieser bei 147,54 Euro pro Monat. Ein Pflegeversicherung Vergleich hilft Ihnen für einen Überblick der Kosten bei den verschiedenen Anbietern.

Privat versicherte Arbeitnehmer:innen haben, wie auch gesetzlich Versicherte, Anspruch auf einen Beitragszuschuss des Arbeitgebers. Dabei übernimmt der Arbeitgeber bis zur Hälfte der Kosten. Der Zuschuss zur Pflegeversicherung beläuft sich im Jahr 2022 entweder auf 3,05 Prozent oder auf 3,4 Prozent bei Kinderlosen über 23 Jahre.

Für 2022 gibt es eine Sonderregelung: Privatversicherte zahlen einen Corona-Zuschlag auf ihren Pflegeversicherungsbeitrag, der für Arbeitnehmer:innen bei 3,40 Euro liegt. Dadurch erhöht sich für 2022 auch der Höchstbetrag zur privaten Pflegeversicherung und liegt somit bei 150,94 Euro, statt wie bisher bei 147,54 Euro. Hierbei handelt es sich um einen befristeten Zuschlag der vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2022 gilt.

Private Pflegeversicherung – Leistungen

Die private Pflegepflichtversicherung und die soziale Pflegeversicherung umfassen im Pflegefall jeweils die gleichen Leistungen. Natürlich benötigt jede und jeder entsprechend der Schwere der Pflegebedürftigkeit unterschiedliche und individuelle pflegerische Unterstützung im Alltag. Das wird auch bei der privaten Pflegeversicherung berücksichtigt.

Prinzipiell erfolgt eine Unterstützung in Abhängigkeit der Einstufung in die verschiedenen Pflegegrade. Je höher der Pflegebedarf, umso höher ist auch der Pflegegrad in die die pflegebedürftige Person eingestuft wird. Die Leistungen der Pflegeversicherung sind dem angepasst.

Detaillierte Informationen zu den verschiedenen Pflegeleistungen und genauen geldwerten Beträgen finden Sie in unserem Übersichtsartikel zu den Leistungen der Pflegekasse.

Der Umfang dieser Leistungen ist also begrenzt. In vielen Fällen decken diese Leistungen im Pflegefall nur einen Teil der tatsächlich anfallenden Kosten. Auch auf Personen, die privat pflegeversichert sind, kommt daher häufig ein erheblicher Eigenanteil zu. Wer für diese Kosten vorsorgen möchte, kann eine private Pflegezusatzversicherung abschließen.

Private Pflegeversicherung – Anbieter

Für private Pflegeversicherungen gibt es viele verschiedene Anbieter. Dabei handelt es sich um die gleichen Anbieter, die auch private Krankenversicherungen anbieten. Falls Sie bereits seit längerem privat krankenversichert sind, sind Sie wahrscheinlich beim selben Anbieter auch privat pflegeversichert. In diesem Fall ist ein Wechsel der Versicherung nicht ratsam. Sie würden dann Ihre persönlich angesparte Altersrückstellung verlieren.

Falls Sie jedoch aktuell auf der Suche nach privater Kranken- und Pflegeversicherung sind, lohnt ein Vergleich der verschiedenen Anbieter. Zwar unterscheiden sich die Leistungen im Falle der Pflegeversicherung nicht, dafür aber die Beiträge. Im Folgenden sind einige beliebte private Versicherer aufgelistet:

Möchten Sie sich gerne persönlich beraten lassen, empfehlen wir Ihnen, einen unabhängigen Versicherungsberater zu kontaktieren und sich verschiedene Tarife von unterschiedlichen Anbietern ausrechnen zu lassen.

Quellen:

Statista: Anzahl der Pflegebedürftigen in Deutschland in den Jahren 1999 bis 2019

Versicherungsvergleich: Benötige ich als Beamter eine Pflegepflichtversicherung?

R+V: Pflegeversicherung

Versicherungsmagazin: Private Pflegeversicherung

Transparent Beraten: Der Arbeitgeberzuschuss in der privaten Krankenversicherung (2022)

Wissen in der Box: Private Pflegeversicherung

Die private Pflegeversicherung ist gesetzliche Pflicht für privat Krankenversicherte. Sie soll das finanzielle Risiko im Pflegefall absichern.

Ja, der Abschluss einer privaten Pflegeversicherung ist notwendig und verpflichtend, wenn Sie nicht über die soziale Pflegeversicherung abgesichert sind.

Eine private Pflegepflichtversicherung kostet je nach Ihrem Risiko pflegebedürftig zu werden unterschiedlich viel. Für Bestandskunden ist der Beitrag auf maximal 147,54 Euro monatlich gedeckelt.

Die private Pflegeversicherung bietet die gleichen Leistungen wie die gesetzliche. Sie orientieren sich an der Schwere der Pflegebedürftigkeit aber decken häufig nur einen Teil der Kosten.

Die Anbieter privater Pflegeversicherungen kennen Sie meist schon als private Krankenversicherer. Dazu gehören zum Beispiel Allianz, DKV, ERGO, HUK oder AXA.