intimhygiene

Intimhygiene für Männer, Frauen und in der Pflege

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Claudia Barredo

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Die Intimhygiene ist ein sehr persönliches, oft schambesetztes Thema, über das die meisten Menschen kaum miteinander sprechen. Auch beim Arztbesuch ist die richtige Intimhygiene in aller Regel kein Thema, solange keine Beschwerden vorliegen. Allerdings trägt gerade die richtige Intimhygiene maßgeblich zur Gesundheit des Intimbereiches, aber auch des restlichen Körpers, bei. Das Tückische bei der Intimpflege ist, dass nicht nur zu wenig Pflege zu einem Problem werden kann. Viele Menschen, die Beschwerden im Intimbereich bekommen, pflegen ihn eher zu viel. Das große Angebot an Pflegeprodukten verstärkt die Unsicherheiten in diesem Bereich.

Dieser Artikel dient dazu, Ihnen die wichtigsten Fragen zur Intimhygiene bei Frauen, Männern und bei Pflegebedürftigen zu beantworten. Wie oft sollte Intimhygiene durchgeführt werden? Was muss bei Pflegebedürftigen beachtet werden? Welche Unterschiede gibt es speziell bei der Intimhygiene von Männern und Frauen? Und wie genau sollte die Intimhygiene denn nun eigentlich durchgeführt werden?

Bitte zögern Sie bei weiteren Fragen nicht, Ihren Hausarzt, Ihre Hausärztin oder einen anderen Arzt oder eine Ärztin Ihres Vertrauens anzusprechen. Sie helfen Ihnen gerne weiter.

Zum besseren Verständnis wird in diesem Artikel ausschließlich von „Mann“ und „Frau“ gesprochen. Angesprochen sind aber selbstverständlich alle Menschen mit männlichen oder weiblichen Geschlechtsmerkmalen, unabhängig von ihrer sexuellen Identität.

Inhalt

Die Definition von Intimhygiene

Die Intimhygiene beinhaltet alle alltäglichen Maßnahmen, die dazu dienen, den Intimbereich trocken, sauber und gesund zu halten. Dies reicht von der richtigen Reinigung nach dem Toilettengang über Säuberung und Pflege des Intimbereiches bis hin zur Unterwäsche. Auch Hilfestellung beim Toilettengang bei Pflegebedürftigen gehört dazu. Intimhygiene betrifft Männer und Frauen gleichermaßen. Selbstverständlich gibt es Besonderheiten bei der Vorgehensweise aufgrund anatomischer Unterschiede. Die Häufigkeit und Gründlichkeit, mit der Intimhygiene durchgeführt werden sollte, unterscheiden sich bei Mann und Frau jedoch nicht.

Die Notwendigkeit einer gründlichen Intimhygiene

Die richtige Intimhygiene ist notwendig, um Verschmutzungen zu entfernen und Infektionen vorzubeugen. Bei Frauen bilden sich Ablagerungen häufig zwischen den äußeren und inneren Schamlippen. Bei Männern ist der Bereich unter der Vorhaut besonders gefährdet für Ablagerungen und Infektionen.

Intimhygiene sollte bereits vom Säuglingsalter an während des gesamten Lebens durchgeführt werden. Bei Babys und Kleinkindern ist die Intimhygiene beim Windelwechsel in der Regel selbstverständlich. In der Jugend und im mittleren bis ins höhere Alter rückt die Notwendigkeit der Intimhygiene hingegen oft etwas in den Hintergrund. Ein Grund hierfür kann sein, dass die Intimhygiene kein Thema ist, über das häufig gesprochen wird. Auch Kinder- und Hausärzte sprechen die Intimhygiene eher bei Auffälligkeiten und Beschwerden an, weniger jedoch in einer Routineuntersuchung.

Die meisten Menschen führen intuitiv bereits eine ausreichende Intimhygiene durch. Dennoch gibt es gerade bei diesem Thema noch viele Wissenslücken und Mythen und der Intimbereich wird gerne „überpflegt“.

Manchmal können Cremes und Lotionen im Intimbereich gesundheitlich erforderlich sein. Wenden Sie diese jedoch nur nach Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin an und halten Sie sich an die vereinbarte Anwendungsdauer.

So ist die Intimhygiene durchzuführen

Bei der Säuberung des Intimbereiches gibt es einiges zu beachten. Im Nachfolgenden erfahren Sie, wie Sie den Intimbereich reinigen.

Die regelmäßige Säuberung des Intimbereiches

Die optimale Art der Reinigung des Intimbereiches erfolgt täglich unter der Dusche. Bei sichtbaren Verunreinigungen oder während der Menstruationsblutung kann die Reinigung etwas öfter erfolgen. Mit fließendem, lauwarmem Wasser wird der Intimbereich mithilfe der sauberen Hand gereinigt. Dabei sollten keine Seife oder Duschgel verwendet werden. Auch spezielle Reinigungslotionen für den Intimbereich sind nicht notwendig, sofern sie Ihnen von Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin nicht ausdrücklich empfohlen wurden. Bei entsprechender Vorliebe kann ein pH-neutrales, seifen-, alkohol- und parfümfreies Produkt verwendet werden. Prinzipiell sollten Sie bei der Intimhygiene stets von innen nach außen, also von Körperöffnungen weg, reinigen, um Verunreinigungen und Krankheitserreger nicht in den Körper zu transportieren.

Das Reinigen unter der Dusche bei Frauen

Frauen spreizen für die Intimhygiene die äußeren Schamlippen und entfernen mit der sauberen Hand und klarem Wasser alle Verschmutzungen. Auch Seifenrückstände durch das Einseifen des restlichen Körpers sollten gründlich aus dem Intimbereich entfernt werden. Dabei genügen in aller Regel ein vorsichtiges Vorgehen und fließendes Wasser. Während der Regelblutung kann die Reinigung etwas öfter und gründlicher erfolgen. Für die richtige Intimhygiene bei der Frau wird nur der äußere Bereich der Genitalien gereinigt. Im Inneren der Vagina haben Cremes, Lotionen und der Duschstrahl nichts zu suchen. Dies bringt die Vaginalflora aus dem Gleichgewicht, die Frauen im Normalfall vor Infektionen schützt.

Das Reinigen unter der Dusche bei Männern

Bei Männern befinden sich die meisten Verunreinigungen und daraus folgenden Infektionen unter der Vorhaut des Penis. Zur Intimpflege wird diese daher vollständig zurückgezogen, sodass sämtliche Verunreinigungen und Ablagerungen unter der Vorhaut entfernt werden können. Auch hier ist fließendes, lauwarmes Wasser am besten zur Reinigung geeignet. Anschließend reinigen Sie den restlichen Penis und die Hoden. Wenn Sie an einer Vorhautverengung (Phimose) leiden, sodass die Vorhaut nicht zurückgezogen werden kann, sollten Sie sich für eine Beratung bzgl. der richtigen Reinigung an einen Urologen oder eine Urologin wenden. In den meisten Fällen ist keine weitere Behandlung notwendig, sofern Sie keine Beschwerden haben.

Das Reinigen der Analregion

Männer wie Frauen gleichermaßen betrifft außerdem die Analhygiene. Sie kann ebenso unter der Dusche unter fließendem, klarem Wasser mit der Hand durchgeführt werden. Es ist nicht notwendig, den inneren Analkanal zu reinigen. Die Reinigung beschränkt sich auf den äußeren Analbereich. Wenn Sie einen Waschlappen zur Reinigung bevorzugen, achten Sie darauf, dass dieser nicht rau ist, und führen Sie die Reinigung behutsam durch. Dies gilt besonders bei der Analhygiene bei Hämorrhoiden, damit Sie durch zu festes Reiben keine Blutung auslösen.

Nach der Reinigung sollten der Intimbereich und die Beine gründlich abgetrocknet werden, da Krankheitserreger sich in feuchten Bereichen besonders gut vermehren können. Im Intimbereich ist Tupfen mit dem Handtuch hautschonender als Trockenrubbeln. Anschließend kann saubere Unterwäsche angezogen werden. Sogenannte Tangas können den Anal- und Intimbereich reizen, weswegen bei Beschwerden darauf verzichtet werden sollte.

Die richtige Hygiene beim Toilettengang

Nach dem Toilettengang sollte der Intimbereich von vorne nach hinten abgewischt werden. Besonders bei Frauen ist dies sehr wichtig, da ansonsten Darmbakterien und Stuhlreste in die Nähe der Vagina gelangen. In unmittelbarer Nähe der Vagina befindet sich der Ausgang der Harnröhre. Diese ist bei Frauen wesentlich kürzer als bei Männern, sodass durch Verunreinigungen leicht Harnwegsinfekte entstehen können.

Aufgrund der empfindlichen Analschleimhaut wird empfohlen, nach dem Stuhlgang nicht mit Klopapier zu reiben, sondern vorsichtig zu tupfen. Wenn Sie an leicht blutenden Hämorrhoiden leiden, kann es zur Analhygiene angenehmer sein, sich statt mit Klopapier nach dem Stuhlgang unter der Dusche mit etwas fließendem Wasser zu reinigen. Bei Unsicherheiten steht Ihnen Ihr Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin mit Ratschlägen zur Seite.

Gut geeignet für die schonende, aber effiziente und hygienische Intimreinigung nach dem Stuhlgang ist das altbekannte Bidet. Wer es noch in seinem Badezimmer stehen hat, kann sich freuen: Die Reinigung des Afters und der Genitalregion mithilfe des Bidets anstelle von Toilettenpapier ist hygienisch durchaus empfehlenswert. Das Bidet ist in Deutschland, anders als in anderen Ländern, jedoch recht wenig verbreitet.

Wie Sie die Intimhygiene bei einem Pflegebedürftigen durchführen

Die Intimhygiene in der Pflege ist bei vielen Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen sehr schambehaftet. Dies ist nur verständlich: Die Vorstellung, den Eltern oder Schwiegereltern beim Toilettengang oder bei der Intimpflege zu helfen oder sich umgekehrt von den eigenen Kindern helfen lassen zu müssen, ist für alle Beteiligten nicht schön. Allerdings bieten die meisten Krankenkassen Pflegekurse an, in denen auch die Intimhygiene thematisiert wird. Viele pflegende Angehörige fühlen sich sicherer nach einem solchen Kurs. Und auch für Pflegebedürftigen ist die Intimhygiene durch eine andere Person oftmals leichter, wenn eine gewisse Normalität herrscht und das erforderliche Wissen vorhanden ist.

Es gibt einige Hinweise und Regeln, an die Sie sich bei der Intimhygiene eines bzw. einer Pflegebedürftigen halten können bzw. sollten:

  • Informieren Sie den bzw. die Pflegebedürftige:n und holen Sie sich, wenn gesundheitlich möglich, deren Einverständnis für die bevorstehende Intimpflege ein.
  • Sorgen Sie vor der Intimhygiene für eine ruhige, entspannte Atmosphäre. Sorgen Sie dafür, dass Sie sich alleine oder, wenn nötig, zu zweit mit der zu pflegenden Person im Raum befinden und nicht gestört werden. Ziehen Sie die Vorhänge zu und schließen Sie die Tür, damit niemand hereinsehen kann.
  • Verwenden Sie sauberes, lauwarmes Wasser mit einer angenehmen Wassertemperatur und weiche, saubere Waschlappen. Wenn für stärkere Verunreinigungen Seife benutzt werden muss, kann eine geeignete Seife verwendet werden, deren Duft der oder die Pflegebedürftige mag.
  • Lassen Sie den bzw. die Pflegebedürftige:n soweit wie möglich zugedeckt bzw. bekleidet. Dies beugt Unterkühlung, aber auch Schamgefühlen vor.
  • Achten Sie auf eingewachsene Haare im Intimbereich
  • Wenn Sie beide dies möchten, unterhalten Sie sich während der Intimpflege über andere Dinge. So kann die Atmosphäre entspannt werden.
  • Gehen Sie respektvoll mit der Situation um und äußern Sie sich keinesfalls herablassend oder angewidert. Der zu pflegenden Person ist die Tatsache, dass die Intimpflege nicht mehr selbstständig durchgeführt werden kann, meist wesentlich unangenehmer als Ihnen. Ekel ist jedoch eine gewöhnliche menschliche Regung. Wenn Sie sie nicht unterdrücken können, treten Sie einen Moment ans offene Fenster oder verwenden Sie etwas Raumspray. Machen Sie jedoch nicht unnötig Aufhebens um die Situation.

Achten Sie besonders bei der Intimhygiene auf Ihre eigenen sowie auf die Grenzen der zu pflegenden Person. Wenn einer von Ihnen sich mit der Situation gar nicht wohlfühlt, kann auch ein ambulanter Pflegedienst beauftragt werden, diese regelmäßige Aufgabe zu übernehmen. Auch Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige können Unterstützung und Verständnis bieten, um schwierige Situationen bestmöglich zu verarbeiten. Wenn das beidseitige Schamgefühl und Ihre Beziehung untereinander dies zulässt, kann es auch helfen, unangenehme Gefühle direkt mit der pflegebedürftigen Person zu besprechen.

Wann die Intimhygiene zu viel ist

Bezüglich der Intimhygiene kursieren sehr viele falsche Annahmen, Mythen und Vermutungen. Dies führt bei vielen Menschen zu einer übertriebenen Intimhygiene, die gesundheitliche Folgen haben kann.

Trotz der großen Menge an Pflegeprodukten für die Intimregion sind die meisten Hautärzte und -ärztinnen der Ansicht, dass die Intimreinigung bei gesunden Menschen optimalerweise mit klarem, sauberem Wasser und der eigenen Hand erfolgen sollte. Alternativ kann ein sauberer, nicht zu rauer Waschlappen verwendet werden, der jedoch nicht mit Partnern oder Familienmitgliedern geteilt werden darf. Er sollte ausschließlich für die Intimhygiene genutzt und alle paar Tage heiß gewaschen werden. Die gründliche Reinigung reicht prinzipiell einmal täglich unter der Dusche. Während der Menstruation oder bei anderweitigen vaginalen oder analen Blutungen, kann die Reinigung mehrmals am Tag erforderlich sein. Auch hier reicht jedoch lauwarmes, klares Wasser.

Die große Menge verfügbarer Hygieneprodukte verunsichert viele Menschen weiterhin. Die Anwendung von pH-neutralen, unparfümierten Reinigungsprodukten verursacht zwar, äußerlich angewandt, meist keine Schäden. In den meisten Fällen bieten die Produkte aber auch keinen Vorteil gegenüber klarem Wasser. Vor allem der Kontakt mit der Vagina oder unterhalb der Vorhaut auf der Peniseichel kann die Schleimhäute reizen und den körpereigenen Schutz mindern. Dadurch kann sich die Haut unangenehm trocken anfühlen, jucken, entzünden oder infizieren. Falls Sie aus persönlicher Vorliebe nicht auf ein Reinigungsprodukt für den Intimbereich verzichten möchten, lassen Sie sich vorher in einer dermatologischen, gynäkologischen oder urologischen Praxis zu geeigneten Produkten beraten. Verwenden Sie außerdem nur pH-neutrale, unparfümierte, seifen- und alkoholfreie Produkte. So ersparen Sie sich unangenehme, teils langwierige Infektionen durch ungeeignete Pflegemittel.

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Quellen:

Mini Med Studium: Intimpflege beim Mann

Mini Med Studium: Intimpflege bei der Frau

Wissen in der Box: Intimhygiene

Die Intimhygiene beschreibt die regelmäßige Säuberung und Pflege des Intimbereiches. Dieser schließt die äußeren Genitalien sowie den Damm- und Analbereich ein.

Die Intimhygiene kann vernachlässigt, aber auch durch unnötige Produkte zu gründlich durchgeführt werden. Dies begünstigt Schmerzen, Trockenheit, Juckreiz aber auch Infektionen im Intimbereich.

Der Intimbereich wird in der Regel einmal täglich unter fließendem, klarem, lauwarmem Wasser mit der eigenen sauberen Hand vorsichtig, aber gründlich gereinigt.

Die Autonomie der Pflegebedürftigen steht an erster Stelle. Die Intimhygiene sollte fachgerecht, gründlich und mit angemessenem Respekt durchgeführt werden.

Eine zu häufige Intimhygiene oder falsche Pflegeprodukte können die natürliche Haut- und Bakterienbarriere im Intimbereich zerstören. Dadurch kann es zu Infektionen kommen.