Altersarmut – Wenn im Alter Rente und Erspartes nicht reichen

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Elisabeth Vatareck

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Altersarmut ist ein wachsendes Problem in Deutschland. Schon jetzt können viele Rentner und Rentnerinnen und Senior:innen nur mithilfe von staatlicher Unterstützung ihren Lebensunterhalt bestreiten. Prognosen zufolge wird die Zahl der armutsgefährdeten Rentner in Deutschland in den nächsten Jahren immer weiter zunehmen. Das liegt vor allen Dingen am demographischen Wandel, wodurch immer weniger Erwerbstätige immer mehr Rentner finanzieren müssen.

Viele Wohlfahrtsverbände bieten armutsgefährdeten Menschen Beratungen, Unterstützung und Gesellschaft an. Sie helfen dadurch mit, den Senioren einen angenehmen Lebensabend ohne Existenzängsten zu ermöglichen.

Inhalt

Definition von Altersarmut

Im Allgemeinen spricht man von Altersarmut, wenn ein Rentner oder eine Rentnerin den Lebensunterhalt nicht mehr eigenständig finanzieren kann. Das heißt, dass die Einnahmen und Einkünfte nicht ausreichen, um den Lebensstandard zu halten. Natürlich ist der Geldbedarf jedes Menschen sehr individuell. Das macht es sehr schwierig, einen objektiven Maßstab zur Bewertung von Altersarmut zu definieren.

Die EU zum Beispiel orientiert sich zur Definition von Altersarmut am nationalen Medianeinkommen. Das liegt in Deutschland für einen Singlehaushalt bei 1.400 Euro im Monat. Als armutsgefährdet gelten demnach Menschen, deren Einkommen bei maximal 60 Prozent davon liegt, was 840 Euro entspricht. Als arm wird eingestuft, wer im Monat maximal 40 Prozent des Medianeinkommens, also etwa 560 Euro, zur Verfügung hat. In den Medien und in der Politik wird häufig dann von Armut gesprochen, wenn Betroffene ein Einkommen von unter 900 Euro monatlich haben.

Eine eindeutige Definition der Armutsgrenze ist also schwierig. Prinzipiell kann man aber von Altersarmut sprechen, sobald bei Rentnern und Rentnerinnen die monatlichen Kosten nicht mehr durch das Einkommen in Form von gesetzlichen und privaten Vorsorgeaufwendungen gedeckt werden können.

Ursachen der Altersarmut

Die Ursachen der Altersarmut sind sehr vielfältig und komplex. Sie unterscheiden sich auch individuell in jedem Fall, da viele verschiedene Umstände zur Armut im Alter führen können. Dazu gehören niedrige Löhne, Minijobs und steigende Preise für Mieten, Lebensmittel und Kleidung.

Auch gesundheitliche Probleme und damit verbundene Arbeitsunfähigkeit können viele Menschen in die Altersarmut führen. Altersarmut bedroht Frauen dabei besonders oft, da sie während des Erwerbslebens häufig weniger Geld verdienen als Männer und aufgrund von Schwangerschaft und Kindererziehung Auszeiten und Teilzeitjobs in Kauf genommen haben.

Betrachtet man die gesellschaftlichen Strukturen in Deutschland, gibt es weitere Faktoren die Altersarmut fördern. Sie können insbesondere in der Zukunft zu einer Verschärfung des Problems führen. Einer der größten Faktoren ist dabei der demographische Wandel. Er führt dazu, dass immer weniger Erwerbstätige immer mehr Rentner:innen finanzieren müssen. Im Jahr 2015 zum Beispiel kamen nur etwa 2 Erwerbstätige auf einen Rentner, und diese Zahl sinkt immer weiter.

Durch den demographischen Wandel sinkt weiterhin das Rentenniveau. Aktuell müssen Arbeitnehmer:innen durchschnittlich 45 Jahre in die Rentenkasse einzahlen, um später circa die Hälfte ihres Nettogehaltes als Rente zu beziehen. Laut Prognosen wird das Niveau in den nächsten Jahren immer weiter sinken.

Ein weiteres Problem betrifft insbesondere die private Altersvorsorge: Der Niedrigzins. Dadurch lohnen sich Sparkonten kaum und es fällt besonders schwer, Geld für später zur Seite zu legen.

Häufigkeit der Altersarmut in Deutschland

Es ist sehr kompliziert zu berechnen, wie viele Menschen in Deutschland tatsächlich von Altersarmut in der Rente betroffen sind. Aus diesem Grund begegnen Ihnen in den Medien häufig sehr unterschiedliche Zahlen über Senioren, die in Armut leben.

Betrachtet man nur die gesetzliche Rente, liegen neun Millionen unter der Einkommensgrenze von 900 Euro monatlich. Das beinhaltet jedoch keine private Vorsorge, Betriebsrente oder Einkommen des Partners oder der Partnerin. Die tatsächlichen Einkommen der meisten vermeintlich von Altersarmut Betroffenen liegen also höher. Außerdem liegen auch häufig private Vermögen vor, die in diese Rechnung nicht miteinbezogen werden.

Ein etwas genaueres Bild ergibt sich, wenn man die Zahl der Menschen betrachtet, die Grundsicherung im Alter erhalten. Grundsicherung kann nur bezogen werden, wenn alle Vermögen und Einkünfte offengelegt werden und das monatliche Einkommen unter 830 Euro liegt. Aktuell beziehen 500.000 Menschen in Deutschland Grundsicherung und sind daher von Altersarmut betroffen. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Dunkelziffer höher liegt. Schätzungen zufolge leiden demnach bis zu 1,5 Millionen Menschen unter Altersarmut.

Was Betroffene machen können

Das beste Mittel gegen Altersarmut ist eine frühzeitig beginnende private Altersvorsorge. Das kann zum Beispiel eine Lebensversicherung, eine Riester-Rente, ein Aktienfonds-Sparplan oder eine betrieblicher Altersvorsorge sein. Was können Sie aber gegen Altersarmut tun, wenn diese Möglichkeiten für Sie nicht mehr bestehen?

In Deutschland gibt es für Menschen im Rentenalter die Grundsicherung. Sie soll helfen, wenn eine eigenständige Finanzierung des Lebensunterhaltes nicht mehr möglich ist. Liegt bei Ihnen also der Fall vor, dass Ihr finanzieller Bedarf im Monat höher ist als Ihr Einkommen, greift die Grundsicherung. Sie zahlt Ihnen genau diese Differenz, die Sie für Ihren Lebensunterhalt benötigen. Die Rentenarmut wird dadurch bekämpft.

Außerdem gibt es in Deutschland viele Wohlfahrts- und Seniorenverbände, die Beratungen anbieten. Darüber hinaus bieten Viele davon auch aktive Hilfe an, wie zum Beispiel Einkaufsgutscheine, wenn es gar nicht mehr anders geht. Auch Tafeln unterstützen viele Senioren in ganz Deutschland, beispielsweise in barrierefreien Senioren-Cafés und Tafel-Räumlichkeiten. Sie bieten für mobilitätseingeschränkte Menschen sogar Lieferdienste an.

Wer möglichst lange in seinen vertraueten vier Wänden wohnen möchte, anstatt hohe Heimkosten zu bezahlen, sollte möglichst früh für ein barrierefreies Haus oder Wohnung sorgen. Es existieren Fördermöglichkeiten für den barrierefreien Ausbau. Eine Immobilie kann prinzipiell an jeden Lebenszyklus angepasst werden. Dafür kann man Mittel von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder Mittel der Pflegekasse beantragen. Die Pflegekasse zahlt einen Zuschuss für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen in Höhe von bis zu 4.000 Euro.

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Hilfreiche Beratungsinstitutionen bei Altersarmut

Wenn Sie selbst das Gefühl haben, von Altersarmut bedroht oder sogar betroffen zu sein, können Sie sich an verschiedene Beratungsstellen wenden. Diese beraten Sie beispielsweise zur Beantragung der Grundsicherung oder beantworten Ihnen andere Fragen zum Leben im Alter. Folgende Stellen können Sie dazu kontaktieren:

  • Allgemeine Sozialberatung der Caritas
    Die Fachleute der Caritas unterstützen Sie bei sozialen Problemen im Alter und geben Ihnen Rat. Dazu können Sie eine Beratungsstelle vor Ort aufsuchen oder eine anonyme kostenlose Online-Beratung in Anspruch nehmen.
  • Sozialverband VdK
    Auch der Sozialverband VdK bietet eine persönliche Sozialberatung vor Ort an. In der Beratungsstellen-Suche können Sie anhand Ihrer Adresse eine Liste der für sie zuständigen Beratungsstellen finden.
  • AWO Pflege- und Seniorenberatung
    Die Arbeiter-Wohlfahrt (AWO) bietet sowohl online als auch telefonisch Beratung für Senioren an. Auch per E-Mail können Sie sich bei der AWO zu Leistungsansprüchen im Alter und weiteren Themen der Lebensgestaltung beraten lassen.

Wann Kinder ihre Eltern finanziell unterstützen

In der Regel wird es den Kindern frei überlassen, inwieweit sie ihre Eltern finanziell unterstützen möchten. Es besteht dazu generell keine Pflicht des Gesetzgebers. Selbst wenn die Eltern auf Sozialhilfe angewiesen sind, ergibt sich aus der Altersarmut zunächst keine Unterhaltspflicht gegenüber den Eltern.

Erst wenn eines der Kinder über mehr als 100.000 Euro Bruttojahreseinkommen verfügt, müssen sie sich laut Angehörigen-Entlastungsgesetz (§ 94 Abs. 1a SGB XII) an den Pflegekosten für die Eltern beteiligen. Bei dieser Grenze wird das Einkommen von Schwiegersohn oder -tochter nicht berücksichtigt, sodass sie nicht für ihre Schwiegereltern aufkommen müssen.

Prinzipiell geht das Sozialamt immer davon aus, dass das Einkommen des Kindes unter der Grenze von 100.000 Euro liegt. Die Einkommensverhältnisse werden erst dann überprüft, wenn Anhaltspunkte für höhere Einkommen bestehen.

Quellen:

Wirtschaftswoche: Altersarmut leicht gemacht

Zeit online: Die Rente muss gerechter verteilt werden

Bundeszentrale für politische Bildung: Altersarmut

Wissen in der Box: Altersarmut

Man spricht von Altersarmut, wenn ein Rentner oder eine Rentnerin den Lebensunterhalt nicht mehr eigenständig finanzieren kann.

Niedrige Löhne, steigende Preise für Mieten, Lebensmittel und Kleidung können eine Altersarmut verursachen. Zudem können gesundheitsliche Probleme oder auch der demographische Wandel zu Altersarmut führen.

Aktuell beziehen 500.000 Menschen in Deutschland Grundsicherung und sind somit von Altersarmut betroffen.

Das beste Mittel ist eine frühzeitig beginnende private Altersvorsorge. Außerdem gibt es die Möglichkeit der Grundsicherung sowie viele Seniorenverbände, die Beratungen anbieten.

Allgemeine Sozialberatung der Caritas, der Sozialverband VdK oder die AWO Pflege- und Seniorenberatung.

Erst wenn ein Kind über mehr als 100.000 Euro Bruttojahreseinkommen verfügt, muss es sich an den Pflegekosten beteiligen.