MS Therapie

MS Therapie – Behandlungsformen bei Multipler Sklerose

Claudia Barredo
Claudia Barredo

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Die Mitteilung der einschneidenden Diagnose von Multipler Sklerose ist meist ein großer Schock. Betroffene und Angehörige fühlen sich daher häufig gerade am Anfang überfordert, wenn es um die Therapiemöglichkeiten geht. Hinzu kommt, dass die MS Therapie sehr komplex und für jede:n Betroffene:n unterschiedlich ausfällt. Dies kommt daher, dass die Erkrankung bei allen Betroffenen einen anderen Verlauf nehmen kann.

Dieser Artikel dient dazu, Ihnen einen ersten, grundlegenden Überblick über die Multiple Sklerose Therapie zu vermitteln. Die Frage nach den verschiedenen Medikamenten wird ebenso beantwortet wie die Frage: „Ist MS heilbar?“

Aufgrund der Komplexität der Therapie und der Tatsache, dass die aktuelle Forschung zu MS stetig vorangetrieben wird, bietet der Artikel jedoch nur erste Anhaltspunkte. Für genauere Informationen zu Ihrer persönlichen Therapie ist Ihr behandelnder Arzt bzw. Ihre Ärztin die erste Anlaufstelle.

Inhalt

Die MS Therapie im Überblick

Die Therapie der Multiplen Sklerose beinhaltet die Schubtherapie, die verlaufsmodifizierende Therapie und die symptomatische Therapie. Alle diese Behandlungsformen werden im weiteren Verlauf des Artikels genauer erläutert.

Im Überblick beinhaltet die Multiple Sklerose Behandlung Folgendes:

  • Die regelmäßige Einnahme von Medikamenten
  • Die Anfertigung von regelmäßigen Bildgebungen des Gehirns und Rückenmarks zur Kontrolle des Krankheitsverlaufes, ebenso wie Kontrolluntersuchungen bei einem Neurologen oder einer Neurologin
  • Im Falle eines Schubs eine kurzzeitige Cortison-Stoßtherapie, in der Regel im Rahmen eines Krankenhausaufenthaltes oder bei Unwirksamkeit alternative Therapieformen
  • Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Hilfsmittelversorgung
  • Psychotherapie, Selbsthilfegruppen

Diese Auflistung ist nicht vollständig und kann von Ihnen und Ihrem behandelnden Arzt bzw. Ihrer Ärztin ergänzt und verändert werden. Nicht allgemein aufgelistet sind naturheilkundliche Verfahren, die Sie ergänzend für sich selbst ausprobieren können.

Die komplexe MS Behandlung müssen Sie selbstverständlich nicht alleine koordinieren. In der Regel übernimmt Ihr behandelnder Neurologe bzw. Ihre Neurologin, oder Ihre hausärztliche Praxis, die Koordination für die Verordnung sämtlicher Therapien. Sprechen Sie den Arzt bzw. die Ärztin aktiv auf Therapieformen an, an denen Sie Interesse haben.

Für Angehörige von MS-Betroffenen in einem fortgeschrittenen Stadium finden Sie in unserem Ratgeber einen gesonderten Artikel zur Pflege bei MS.

In unserem Übersichtsartikel zur Multiplen Sklerose informieren wir Sie über die Ursachen und Behandlung von MS.

Die Säulen der Multiple Sklerose Behandlung

Die überwiegende Anzahl von MS-Erkrankungen beginnt schubförmig und geht nach einiger Zeit in eine progressive, also kontinuierlich voranschreitende, Form über. Bei einigen Betroffenen beginnt die Erkrankung direkt kontinuierlich. Andere erleiden im Laufe ihres Lebens nur einen einzelnen Krankheitsschub, dessen Symptome sich nahezu vollständig zurückbilden.

Die Behandlung wird individuell auf den bzw. die Betroffene abgestimmt. Bei sämtlichen Varianten der Multiplen Sklerose können Medikamente dabei helfen, die Krankheit einzudämmen.

Während eines Schubs verschlechtern sich die Symptome der MS plötzlich und stark und können bleibende Schäden verursachen. Die Schubtherapie beschreibt die Behandlung dieser Krankheitsschübe und bildet die erste Säule der MS Therapie. Meist erfolgt dies durch die Gabe hoher Dosen an Glucocorticoiden, wie Methylprednisolon, über einige Tage. Ziel ist die möglichst schnelle, vollständige Rückbildung der Symptome.

Die zweite Säule der Therapie bei MS ist die verlaufsmodifizierende Therapie. Diese umfasst Medikamente, die MS-Betroffene dauerhaft einnehmen, unabhängig von Schüben. Ziel der verlaufsmodifizierenden Therapie ist, das Voranschreiten der Krankheit so weit wie möglich zu verlangsamen oder sogar zu verhindern. Zu den verlaufsmodifizierenden Medikamenten gehören zum Beispiel sogenannte Interferone, Fumarsäure und spezielle Antikörper.

Die dritte und letzte Säule bildet die symptomatische Therapie. Sie greift nicht in den Krankheitsverlauf an sich ein. Stattdessen behandelt sie spezifische Symptome der Erkrankung. Zur symptomatischen Therapie gehören zum Beispiel Physiotherapie und Medikamente zur Verringerung von spastischen Muskelverkrampfungen. Weitere symptomatische Therapieformen sind zum Beispiel Logopädie, Psychotherapie und die Versorgung mit Hilfsmitteln wie Gehstützen oder einem Rollstuhl. Eine Verhaltenstherapie kann bei typischen belastenden Symptomen wie einer Blasenstörung sinnvoll sein.

Sie selbst als MS-Patient:in können ebenfalls zu Ihrem Wohlbefinden beitragen. Eine gesunde Ernährung und ausreichender Schlaf unterstützen Ihr Immunsystem und wirken sich positiv aus. Bewegung und leichtes bis moderates Ausdauertraining können gegen die sehr belastende MS-Fatigue (Müdigkeit) helfen. Fragen Sie bei Unsicherheiten Ihre behandelnde Arztpraxis oder Ambulanz um Rat. In vielen Städten gibt es auch spezielle Sportgruppen für MS-Betroffene.

MS Medikamente

Das klassische Medikament in der MS Schubtherapie ist Cortison. Dies wirkt stark entzündungshemmend und wird während eines akuten Schubes in hoher Dosierung für wenige Tage verabreicht. Meist erfolgt die Gabe intravenös als Infusionstherapie im Krankenhaus. Ein häufig verwendeter Wirkstoff ist zum Beispiel Methylprednisolon. Aufgrund von Nebenwirkungen sollte Cortison nur so kurz wie möglich, aber so hoch dosiert und so lange wie nötig, verabreicht werden.

Im Rahmen der verlaufsmodifizierenden Therapie werden sogenannte Immunmodulatoren eingesetzt. Sie beeinflussen Teile des Immunsystems und haben so das Ziel, die chronische Entzündung auf das Nervensystem zu verringern, sodass möglichst lange möglichst wenig bleibende Schäden entstehen. Häufig eingesetzte Mittel sind sogenannte Beta-Interferone, Fumarsäure und Glatirameracetat. Es stehen jedoch noch zahlreiche weitere Medikamente zur Verfügung und die Forschung ist aktiv. Ein neues MS Medikament könnte ständig entdeckt werden.

Im Rahmen der symptomatischen Therapie können ebenfalls einige MS Medikamente eingesetzt werden. Beispielsweise wirkt Baclofen gegen die spastische Muskelverspannung.

Die Behandlungsdauer einer MS Therapie

Multiple Sklerose ist eine chronische, lebenslange Erkrankung. Dementsprechend dauert auch die MS Behandlung in der Regel ein Leben lang. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto früher kann und sollte mit der Therapie begonnen werden, um einen möglichst günstigen Verlauf zu ermöglichen. Wie viel Zeit im Alltag die MS Therapie einnimmt, hängt stark von der individuellen Krankheitsaktivität und dem Stadium ab.

Junge Menschen mit leichten Erstsymptomen, die sich gut zurückgebildet haben, müssen möglicherweise jahrelang nur ein Medikament einnehmen und können davon abgesehen ihrem normalen Alltag nachgehen. Ist die Krankheit jedoch aktiver und/oder bereits weiter vorangeschritten, so nimmt auch die Behandlung mehr Raum ein. Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, mögliche Krankenhausaufenthalte und weiteres kosten viel Zeit und Energie. Selbsthilfegruppen und Psychotherapeut:innen können hier Unterstützung und psychologischen Rückhalt sowohl für Betroffene als auch für Angehörige bieten.

Die Heilungschancen bei MS

Bislang ist die Multiple Sklerose als chronisch-entzündliche Erkrankung leider nicht heilbar. Mit einer guten Therapie kann es jedoch möglich sein, den Verlauf günstig zu beeinflussen. Das bedeutet, dass Schübe möglichst weit auseinander liegen, schubfreie Zeiträume möglichst lang sind und bleibende Einschränkungen möglichst wenig und langsam auftreten. Dies ist jedoch leider nicht bei allen Betroffenen möglich.

Der Verlauf der Erkrankung ist bei jedem und jeder MS-Betroffenen anders und kaum vorhersagbar. Allerdings wird zurzeit aktiv an neuen MS Medikamenten geforscht. Ihr behandelnder Neurologe bzw. Neurologin können Ihnen genauere Informationen zum aktuellen Forschungsstand geben. In größeren Krankenhäusern und Universitätskliniken gibt es zudem häufig MS-Ambulanzen, die MS behandeln, stets auf dem aktuellen Stand sind und Ihnen auf Wunsch hin weiterhelfen können.

Weitere interessante Artikel, in denen Sie sich über die Diagnose Multiple Sklerose informieren können:

Quellen:

AWMF: Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose

Schweizerische Multiple Sklerose Gesellschaft: Über MS

Wissen in der Box: MS Therapie

Die MS Therapie beinhaltet eine meist lebenslange Medikamenteneinnahme. Dazu kommen Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Psychotherapie und regelmäßige Kontrollen.

Die drei Säulen der Behandlung bei Multipler Sklerose bilden die Schubtherapie, die verlaufsmodifizierende Therapie und die symptomatische Therapie.

Zur Schubtherapie kommt in erster Linie Cortison zum Einsatz. Bei der verlaufsmodifizierenden Therapie gibt es viele Wirkstoffe, zum Beispiel Interferone, Fumarsäure und spezielle Antikörper.

Die Behandlung von Multipler Sklerose ist in der Regel eine lebenslange Therapie. Dies muss jedoch von Patient:in zu Patient:in individuell entschieden werden.

Nach aktuellem Stand ist bei MS eine Heilung leider nicht möglich. Mit einer optimalen Therapie kann versucht werden, die Krankheitsaktivität so weit und so lange wie möglich einzudämmen.