Arthrose – Was Sie wissen sollten
Arthrosebedingte Gelenkprobleme sind eine Volkskrankheit: In Deutschland sind 20,3 Prozent der Personen zwischen 18 und 79 Jahren mit dem Krankheitsbild der Arthrose diagnostiziert worden. Das entspricht 12,4 Millionen Erkrankten in Deutschland. Ein signifikanter Anstieg der Symptome erfolgt mit zunehmendem Alter. Jede zweite Frau und jeder dritte Mann im Alter zwischen 70 und 79 Jahren leidet an diesem Krankheitsbild. Stark Betroffene sind häufig nicht mehr imstande ihren Alltag wie gewohnt schmerzfrei und selbstständig zu erledigen.
Wenn Sie selbst oder ein Angehöriger Anzeichen einer Arthrose haben, können Sie hier mehr über die Hintergründe, sowie über Linderungsmöglichkeiten erfahren.
Was genau ist eine Arthrose?
Die Arthrose, auch als Gelenkarthrose bezeichnet, ist geprägt durch die degenerative Zerstörung des Gelenkknorpels. Im Gegensatz zu einem gesunden Gelenk geht bei Arthrose der Gelenkknorpel, der als eine Art Stoßdämpfer im Gelenk dient, zurück. Die Arthrose äußert sich zunächst durch schmerzhafte Bewegungen nach einer Ruhephase. Knochen reibt an Knochen, das Gelenk ist warm, dick und schmerzhaft.
Dabei sind nicht nur der Knorpel, sondern auch umliegende Strukturen wie beispielsweise Muskeln und Bänder in ihrer Funktion eingeschränkt. Grundsätzlich können alle Gelenke von dieser Krankheit betroffen sein. Die am häufigsten betroffenen Gelenke sind:
- Kniearthrose (auch Gonarthrose)
- Schulterarthrose
- Hüftarthrose (auch Coxarthrose)
- Finger- und Handgelenkarthrose
- am Daumen: Rhizarthrose
- sind gleichzeitig Finger-, Daumen- und Handwurzelgelenk betroffen: Polyarthrose der Hand
- Zehen- und Fußgelenkarthrose
- Wirbelsäulenarthrose
Bei älteren Menschen zeigt sich die Gelenkdegeneration häufiger an der Wirbelsäule und in den unteren Gliedmaßen, wodurch die Mobilität stark eingeschränkt wird.
Arthrose sollte nicht mit Arthritis verwechselt werden.
Wie entsteht Arthrose?
Die Entwicklung dieser Krankheit ist schleichend und stumm und zieht sich oft über viele Jahre hinweg. Dabei werden die unterschiedlichen Ausprägungen der Arthrose in vier Stufen kategorisiert:
Stufe 1 – Geringfügig
- Geringer Verschleiß und selten Knochensporne (Verkalkung oder Verknöcherung am Knochenansatz)
- Selten werden Schmerzen oder Unwohlsein empfunden
Stufe 2 – Mild
- Röntgenaufnahmen zeigen vermehrt Knochensporne
- Knorpel und Weichteile behalten eine gesunde Größe
- Die Knorpelmatrix wird abgebaut
- Symptome von Gelenkschmerzen: Steifes und unangenehmes Gefühl bei längerem Sitzen, nach dem Aufstehen oder nach sportlicher Betätigung
Stufe 3 – Mäßig
- Es kommt zur Abnutzung der Knorpeloberfläche
- Der Spalt zwischen den Knochen wird verengt
- Knorpelfragmente gelangen in die Gelenkflüssigkeit
- Die Knochen werden rauer, wodurch an den Gelenken Sporen entstehen
- Es kommt zu Gelenkentzündungen
- Symptome wie häufige Schmerzen beim Gehen, Laufen, Hocken, Strecken oder Knien. Steifes und unangenehmes Gefühl nach längerem Sitzen oder beim Aufwachen, sowie knallende oder schnappende Geräusche beim Gehen
Stadium 4 – Schwere
- Der Gelenkspalt zwischen den Knochen ist erheblich verkleinert, wodurch sich der Knorpel weiter abnutzt und das Gelenk steif wird
- Der Knorpelabbau führt zu einer chronischen Entzündungsreaktion mit verminderter Gelenkflüssigkeit
- Geringere Gelenkflüssigkeit führt zu vermehrter Reibung der Knochen, wodurch größere Schmerzen und Beschwerden beim Gehen oder Bewegen des Gelenks verursacht werden
- Weichgewebe um das betroffene Gelenk herum wird zerstört
- Es entwickeln sich vermehrt Sporen, die starke Schmerzen verursachen
- Bewegungen wie Gehen und Treppensteigen werden zur Herausforderung
Bemerken Sie bei sich oder einem Angehörigen obenstehende Symptome, ist der behandelnde Hausarzt die erste Anlaufstelle.
Welche Einflussfaktoren gibt es für Arthrose?
Einige der Einflussfakoren, die das Risiko erhöhen, an Arthrose zu erkranken, sind nicht beeinflussbar wie beispielsweise das Geschlecht, das Alter sowie genetische Faktoren. Weitere Faktoren können Sie selbst oder Ihre Verwandten beeinflussen, wodurch Sie sowohl einer Arthrose vorbeugen als auch grundsätzlich ein gesünderes Lebensgefühl erhalten. Beispielsweise kann Übergewicht, Rauchen und Alkoholkonsum die Entwicklung von Arthrose maßgeblich vorantreiben, weshalb man durch eine Gewichtsreduktion beziehungsweise einen Verzicht auf obenstehende Genussmittel das Risiko für eine Arthrose verringert.
Tabelle 1: Einflussfaktoren die zu Arthrose führen können.
Was hilft bei Arthrose?
Leider kann man diese Krankheit zum jetzigen Zeitpunkt nicht heilen, da es sich um eine Degeneration des Knorpels im Gelenk handelt. Im Folgenden werden einige Behandlungsmethoden erläutert, die bei Arthrose helfen, die Schmerzen zu lindern oder zu beheben.
Was dem einzelnen Arthrose-Patienten hilft, ist sehr unterschiedlich: Manche schwören auf Nahrungsergänzungsmittel und andere schmieren die Arthrosegelenke mit Pferdesalbe ein. Insbesondere bei freiverkäuflichen Mitteln kann in Absprache mit dem behandelnden Arzt getestet werden, ob sich individuell etwas an den Schmerzen oder der Bewegungseinschränkung durch die Verwendung verschiedener Mittel verbessert.
Nahrungsergänzungsmittel und Nahrung
Es gibt viele Nahrungsergänzungsmittel für Arthrose-Geplagte als Kombinationsprodukt oder Einzeln frei in der Apotheke oder im Drogeriemarkt zu kaufen. Die Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln wie Kollagen-Hydrolysat ist generell umstritten. Genauso scheint es keinen Zusammenhang zwischen Vitamin K Einnahme und Arthrose zu geben. Ein Mangel an Vitamin D scheint allerdings ein Risiko für Gelenkspaltverschmälerungen zu sein und ein ausreichend hoher Vitamin D Spiegel kann in der Folge das Risiko von Arthrose senken.
Eine scheinbar wirksame Therapie besteht außerdem in der kombinierten Einnahme der beiden Nahrungsergänzungsmittel Glucosaminsulfat und Chondroitinsulfat, was den Knorpelverlust in den Gelenken nach 24 Monaten verlangsamt.
Generell sind Nahrungsergänzungsmittel keine Alternative zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Da ein wesentlicher Risikofaktor für Gelenkarthrose in den unteren Gliedmaßen durch Übergewicht erzeugt wird, ist ein Ernährungsplan mit gegebenenfalls angestrebter Gewichtsreduktion sinnvoll. Eine ausgewogene gesunde Ernährung mit viel Gemüse und Obst sowie regelmäßige Bewegung helfen dabei, das Körpergewicht zu kontrollieren.
Achten Sie hierbei vor allem auf einen gemäßigten Verzehr von Fleisch und tierischen Produkten, da diese besonders reich an Arachidonsäure aus der Gruppe der Omega-6-Fettsäuren bestehen. Diese ist entzündungsfördernd und es kommt leichter zu Entzündungen in den durch Arthrose geschädigten Gelenken.
Bewegung zur Bekämpfung von Arthrose im Vorstadium
Selbst bei Patienten über 70 Jahren kann leichtes sportliches Training die Symptome der Arthrose lindern. Insbesondere ein leichtes Krafttraining leistet einen wichtigen Beitrag zur Schmerzlinderung. Auch Ausdauer- und Beweglichkeitstraining tragen zu einer Verbesserung des Wohlbefindens bei. Durch das körperliche Training wird der Gehalt an Proteoglykanen im Knorpel erhöht, wodurch dessen Dämpfqualität steigt.
Zusätzlich können zum Beispiel Bandagen genutzt werden, um das betroffene Gelenk vor Belastungen zu schützen.
Spritze mit Hyaluronsäure
Zur Verringerung der Schmerzen bei Arthrose wird Hyaluronsäure in die betroffenen Gelenke injiziert. Hyaluronsäure wird vom Körper selbst produziert und ist Bestandteil der Gelflüssigkeit. Hyaluronsäure dient auf natürliche Weise als Schmiermittel und Stoßdämpfer. Durch Arthrose wird das Gleichgewicht von Auf- und Abbau der Hyaluronsäure gestört. Daher besteht eine Verbesserung der Beweglichkeit und Linderung der Schmerzen durch die Injektion von synthetischer Hyaluronsäure.
Ultraschall Behandlung bei Arthrose
Neueste Studien weisen darauf hin, dass eine Schmerzlinderung von Arthrose durch das Beschallen des Gelenks mit Ultraschall erfolgen könnte. Dadurch soll die Bildung einer neuen Knorpelschicht erreicht werden. Diese legt sich über den Gelenkknorpel wodurch Schmerzen verringert werden könnten. Diese Methode ist noch nicht vollständig in Deutschland etabliert und wird deshalb nicht von den Krankenkassen bezuschusst.
Operationsmethoden
Der vollständige Ersatz des Kniegelenks durch eine Prothese wird bei starken Schmerzen und bei in Stufe 4 befindlichen Personen angewandt (Knie-Totalendoprothese). Die Knie-Totalendoprothese verbessert nach einer Studie das Wohlbefinden von 70 Prozent der an Arthrose leidenden Menschen.
Über weitere Operationsmethoden wie eine Neuausrichtung des Knochens kann Sie der behandelnde Arzt informieren.
Quellen:
ScienceDirect – Risk factors for onset of osteoarthritis of the knee in older adults: a systematic review and meta-analysis
ScienceDirect – Associations between alcohol, smoking, and cartilage composition and knee joint morphology: Data from the Osteoarthritis Initiative
Ärzteblatt – Arthrose: Was gibt es Neues?
Springer – Effectiveness of low-intensity pulsed ultrasound on osteoarthritis of the temporomandibular joint: A review
ScienceDirect – Satisfaction after total knee replacement for osteoarthritis is usually high, but what are we measuring? A systematic review