Verlauf und Behandlung von FOP (Fibrodysplasia Ossificans Progressiva)

Die ersten typischen Beschwerden treten bei FOP bereits im Kindesalter auf. Mit der Zeit führt die FOP dann zu immer größeren Behinderungen. Eine Behandlung kann die Krankheit nicht stoppen, aber verlangsamen.

Lesen Sie mehr zu:FOP – Ursachen, Symptome, Diagnose & Behandlung

Inhaltsverzeichnis

Welche Veränderungen treten im Verlauf von FOP auf?

Die FOP ist eine fortschreitende Erkrankung. Mit der Zeit verknöchern Bindegewebe und Muskeln immer mehr. Das führt zu starken Behinderungen und wirkt sich auch auf die Lebenserwartung der Erkrankten aus.

In welchem Alter beginnt FOP?

FOP ist eine angeborene Erkrankung – die Krankheit ist also von Geburt an vorhanden. Oft fällt die FOP allerdings erst auf, wenn in den ersten Lebensjahren Schwellungen und Verknöcherungen („Flare-Ups“) auftreten.

Ein erstes Anzeichen der FOP bei Neugeborenen sind Fehlbildungen der Großzehe. Die Großzehen sind dann verkürzt oder krumm. Das kommt allerdings auch bei anderen Erkrankungen vor, nicht nur bei der FOP. Bei ungefähr der Hälfte der FOP-Patienten sind neben den Großzehen auch die Daumen verformt.

Welche Stadien gibt es bei FOP?

Es gibt keine typischen Stadien der FOP. Die Krankheit verläuft bei verschiedenen Menschen unterschiedlich schnell. Man kann aber sagen, dass bei den meisten Betroffenen die ersten Verknöcherungen in den ersten zehn Lebensjahren auftreten. Und es gibt für Betroffene und Angehörige zwei Situationen, die viel im Leben ändern: Wenn FOP-Patienten durch die Behinderungen einen Rollstuhl benötigen, und wenn FOP-Patienten pflegebedürftig werden.

Was ist die Todesursache bei FOP?

Die meisten FOP-Patienten sterben, weil die Atmung nicht mehr richtig funktioniert. Durch die FOP verknöchert und versteift der Brustkorb zunehmend, bis Patienten nicht mehr ausreichend einatmen können. Manche Patienten versterben auch schon vorher durch eine Lungenentzündung. FOP-Patienten sind anfälliger für Lungenentzündungen, weil sich durch den versteiften Brustkorb Krankheitserreger besser in der Lunge festsetzen.

Eine dritte, relativ häufige Todesursache sind Stürze. Durch die Versteifungen in Armen und Beinen können sich Betroffene bei einem Sturz nicht mehr abfangen oder abstützen und fallen häufiger auf den Kopf. So können lebensgefährliche Schädel- oder Hirnverletzungen entstehen.

Ist FOP tödlich?

Ja – wenn der Brustkorb verknöchert, funktioniert die Atmung nicht mehr richtig. Daran versterben viele Betroffene.

Wird FOP im Alter schlimmer?

Ja. Im Laufe des Lebens verknöchert immer mehr Gewebe. Die Gelenke werden dadurch steif und können nicht mehr richtig bewegt werden. Durch eine versteifte Wirbelsäule wird der Rücken krumm. Bis zum Ende der Pubertät sind viele Betroffene auf fremde Hilfe angewiesen, weil große Gelenke wie Knie und Schultern versteift sind.

Bei manchen Patienten verläuft die FOP in Schüben, bei anderen schreitet sie eher gleichmäßig fort.

Mit der Zeit nehmen die Behinderungen zu. FOP-Patienten benötigen einen Rollstuhl, wenn die Beine stark betroffen sind. Im weiteren Krankheitsverlauf werden die Patienten pflegebedürftig,

Wie lässt sich der Krankheitsverlauf verzögern?

Die Verknöcherungen entstehen durch Verletzungen, auch durch kleine. Das Fortschreiten der Erkrankung lässt sich also verzögern, in dem Betroffene Verletzungen vermeiden. Dies erfordert eine große Vorsicht im Alltag. Auch alle behandelnden Ärzte müssen über die Erkrankung informiert sein. So sollen Operationen vermieden werden, wenn diese nicht für das Überleben notwendig sind. Durch die Verletzungen bei einer OP entstehen sonst neue Verknöcherungen. Auch manche Impfungen sollten vermieden werden. Denn jede Spritze in einen Muskel kann Verknöcherungen verursachen. Impfungen sollten deshalb in das Fettgewebe unter der Haut erfolgen.

Lese-Tipp!

Was kann man bei FOP tun, um die Lebensqualität zu verbessern?

-> Lesen Sie mehr dazu in unserem Ratgeber: Leben mit FOP

FOP - Welche Behandlung & therapeutische Mittel helfen?

Eine Heilung der FOP ist nicht möglich. Die Behandlung soll die Lebensqualität und Beweglichkeit verbessern, Symptome lindern und den Krankheitsfortschritt verlangsamen.

Wer behandelt eine FOP?

Die FOP ist extrem selten. Viele Ärzte haben deshalb kein umfassendes Wissen über die FOP. Für Betroffene ist es aber sehr wichtig, dass ein Arzt die Behandlung koordiniert, der Erfahrung mit FOP hat. Dieser FOP-Spezialist sollte mit den behandelnden Ärzten am Wohnort des Patienten in Kontakt stehen. So wird sichergestellt, dass die Ärzte vor Ort keine falschen Behandlungen durchführen. Bei der Suche nach einem FOP-Spezialisten kann der Verein FOP helfen.

Wie wird die FOP behandelt?

Die Erkrankung ist nicht heilbar. Die Verknöcherungen können nicht rückgängig gemacht werden. Die Behandlung hat deshalb das Ziel, die Lebensqualität zu verbessern. Sie besteht aus mehreren Säulen:

  • Behandlung der „Flare-Ups“: „Flare-Ups“ sind die aufflammenden schmerzhaften Schwellungen nach einer Verletzung.
    • Für die Linderung der Schmerzen dienen Schmerzmedikamente wie Diclofenac, entweder als Tablette oder als Gel auf den betroffenen Regionen.
    • Bei „Flare-Up“ an großen Gelenken wie der Hüfte oder am Kopf oder Hals wird mit Glukokortikoiden behandelt. Die Glukokortikoide bekommen Patienten entweder als Tablette oder als Infusion über eine Vene. Die Glukokortikoide hemmen die Entzündung.
  • Vermeiden von Stürzen und Verletzungen: hier helfen verschiedene Maßnahmen:
    • Betroffene sollten riskante Aktivitäten vermeiden.
    • Durch das Tragen eines Helmes lassen sich Verletzungen am Kopf vermeiden.
    • Der Haushalt sollte an die Erkrankung angepasst sein. So erhöhen beispielsweise manche Teppiche die Sturzgefahr und sollten entfernt werden. Stützhilfen- und Greifhilfen an den Wänden helfen, dass Betroffene sich im Haushalt sicher bewegen können.
  • Hilfsmittel: Wegen der Behinderungen ist es für FOP-Betroffene oft schwer, den Alltag zu bewältigen. Hier können Hilfsmittel unterstützen und entlasten. Ein Gehstock oder Rollstuhl erhöht die Mobilität, besondere Matratzen helfen bei Problemen im Liegen. Weitere alltägliche Helfer sind beispielsweise eine Greifzange, ein verlängerter Kamm oder Anziehhilfen.
  • Hygiene: Virale Infektionen sollten vermieden werden, da diese „Flare-Ups“ auslösen können. Dabei helfen die Grundregeln der Händehygiene: regelmäßiges Händewaschen, nicht mit der Hand in Mund, Nase oder Augen greifen, Kontakt mit erkälteten Personen vermeiden.
  • Physiotherapie: Die Physiotherapie oder „Krankengymnastik“ fördert die Beweglichkeit. Wichtig ist, dass FOP-Betroffene die Übungen aktiv ausführen. Körperteile sollten nicht „passiv“ durch den Therapeuten bewegt werden.
  • Psychotherapie: Eine seelische und soziale Unterstützung ist bei einer schweren Erkrankung wie der FOP auch dann sinnvoll, wenn keine psychischen Erkrankungen wie eine Depression vorliegen. Das gilt sowohl für Betroffene als auch für Angehörige.  

Ist FOP heilbar?

Die Erkrankung ist nicht heilbar. Es gibt kein Medikament, das die Genveränderung „repariert“ oder das die Verknöcherung stoppen kann.

Sollen sich FOP-Patienten impfen lassen?

Das hängt von der Impfung ab. FOP-Patienten sollten Impfungen in jedem Fall subkutan (=unter die Haut) und nicht intramuskulär (=in den Muskel) bekommen, weil Impfungen in den Muskel zu Verknöcherungen führen können. Allerdings gibt es nicht jeden Impfstoff als subkutane Impfung.

Welche Impfungen sinnvoll sind, sollte mit einem FOP-Spezialisten besprochen werden. Eine Grippe-Impfung wird empfohlen, da eine Grippe-Erkrankung Flare-Ups auslösen kann.

Kann eine Gentherapie FOP heilen?

Die Idee der Gentherapie ist, dass der verursachende Gendefekt „repariert“ wird. Eine Gentherapie könnte in der Theorie also eine FOP heilen – allerdings nur dann, wenn bereits Neugeborene die Gentherapie bekommen. Bereits bestehende Verknöcherungen könnten dadurch nicht rückgängig gemacht werden.

Bisher ist die Gentherapie bei FOP leider nur eine Idee. Es ist keine Gentherapie in Aussicht, die funktioniert.

Kann FOP rückgängig gemacht werden?

Nein. Es gibt keine Möglichkeit, Verknöcherungen und Versteifungen rückgängig zu machen.

Kann FOP verhindert werden?

Die FOP wird durch einen Gendefekt verursacht. Kinder mit dem Gendefekt werden an FOP erkranken. Es gibt derzeit keine Möglichkeit, die Erkrankung zu verhindern.

Wie kann man Folgen verhindern?

FOP-Betroffene sind durch Stürze stark gefährdet, wenn die Betroffenen sich nicht mehr abfangen können. Um Schäden an Schädel und Gehirn zu verhindern kann ein Tragen eines Helmes sinnvoll sein. Dazu können im Haushalt Haltegriffe eingebaut werden, damit sich Betroffene besser abstützen können.

Ist bei FOP eine Operation möglich?

Operationen sollten unbedingt vermieden werden, da sie zu neuen Verknöcherungen führen. So sollte beispielsweise ein Knochenbruch ohne Operation behandelt werden. Operationen sollten nur dann gemacht werden, wenn sie für das Überleben notwendig sind.

Was ist das neue Medikament für FOP?

In Kanada ist seit 2022 und in den USA seit 2023 ein neues Medikament zugelassen: Palovaroten. Palovaroten soll in den Zellen die Mechanismen hemmen, die zu einer Verknöcherung führen. In der EU ist das Medikament nicht zugelassen, weil die EU-Kommission keine ausreichende Wirksamkeit sieht.

Welche Fortschritte kann die FOP-Forschung berichten?

Bisher ist die FOP nicht heilbar. Aktuell wird an verschiedenen Wirkstoffen erprobt, ob diese die Erkrankung bekämpfen können.

Welche Forschung wird betrieben, um FOP zu heilen?

Es gibt verschiedene Wirkstoffe, die aktuell in klinischen Studien auf ihre Wirksamkeit erforscht werden. Diese Wirkstoffe sollen Proteine oder Bindungsstellen für Botenstoffe (Rezeptoren) blockieren, welche die Verknöcherung auslösen. Eine Liste mit Wirkstoffen, die International erforscht werden, findet sich hier.

Sind wir nah dran, eine FOP zu heilen?

Leider ist nicht absehbar, dass die FOP bald geheilt werden kann. Für eine Heilung müsste man das veränderte Gen in allen Körperzellen „reparieren“ oder die Verknöcherungen verhindern. Beides ist zur Zeit nicht möglich. 

Wissen in der Box: Verlauf und Behandlung von FOP

Nein, FOP (Fibrodysplasia Ossificans Progressiva) ist derzeit nicht heilbar. Die Krankheit führt dazu, dass sich Muskel- und Bindegewebe in Knochen umwandeln, was die Beweglichkeit stark einschränkt. Es gibt zwar keine Heilung, aber bestimmte Maßnahmen und Medikamente können helfen, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und die Symptome zu lindern.

FOP ist eine extrem seltene Erkrankung, die weltweit nur etwa 800 bis 1.000 Menschen betrifft. Schätzungen zufolge kommt sie bei ungefähr 1 von 1,5 bis 2 Millionen Menschen vor. Da die Krankheit so selten ist, kennen viele Ärzte sie nicht, was oft zu Fehldiagnosen führt. In Deutschland leben vermutlich etwa 30 bis 40 Betroffene.

FOP wird durch einen seltenen Gendefekt verursacht, der meist spontan bei der Geburt auftritt, ohne dass die Eltern die Krankheit vererben. In einigen wenigen Fällen kann FOP auch vererbt werden, wenn ein Elternteil ebenfalls betroffen ist. Der Gendefekt führt dazu, dass sich Muskel- und Bindegewebe fälschlicherweise in Knochen umwandeln. Die Krankheit ist angeboren und nicht ansteckend.

FOP entsteht durch eine seltene Genmutation, die das ACVR1-Gen betrifft. Diese Mutation führt dazu, dass der Körper Verletzungen falsch "repariert" und Muskel- sowie Bindegewebe in Knochen umwandelt. Schon kleinste Verletzungen oder Entzündungen können das Knochenwachstum auslösen. Die Krankheit ist angeboren und zeigt sich oft schon im frühen Kindesalter.

FOP hat große Auswirkungen auf das tägliche Leben, da sich Bewegungen durch die fortschreitende Verknöcherung zunehmend einschränken. Einfache Aktivitäten wie Anziehen, Essen oder Gehen können schwierig oder sogar unmöglich werden. Auch kleine Verletzungen oder Stöße können neue Knochenbildung auslösen und die Situation verschlimmern. Betroffene müssen daher sehr vorsichtig sein und ihre Aktivitäten oft an die Krankheit anpassen, um das Risiko von Verletzungen zu minimieren.

Die häufigste Todesursache bei FOP-Patienten sind Atemprobleme, insbesondere durch Komplikationen wie Lungenentzündungen oder Atemwegsverengungen. Da die Verknöcherung auch die Brustwand und die Muskeln um die Atemwege betrifft, wird das Atmen im Verlauf der Krankheit zunehmend erschwert. Diese Atembeschwerden können lebensbedrohlich sein, vor allem wenn Infektionen der Atemwege hinzukommen.

Das Stone-Man-Syndrom, wissenschaftlich bekannt als Fibrodysplasia Ossificans Progressiva (FOP), ist eine sehr seltene genetische Erkrankung. Muskel- und Bindegewebe, wie Sehnen und Bänder, verwandeln sich dabei allmählich in Knochen. Die Folge ist eine fortschreitende Versteifung und Bewegungseinschränkung im gesamten Körper. Bereits sehr kleine Verletzungen oder Operationen können das Knochenwachstum auslösen und die Krankheit verschlimmern. FOP ist derzeit nicht heilbar. Die Behandlung konzentriert sich auf die Linderung der Symptome sowie die Verlangsamung des Krankheitsverlaufs.

https://www.springermedizin.de/fibrodysplasia-ossificans-progressiva/seltene-erkrankungen/empfehlungen-zur-versorgung-von-patient-innen-mit-fop/25948254
https://www.fop-ev.de/was-ist-fop
https://www.ifopa.org/
https://www.orpha.net/de/disease/detail/337
https://next.amboss.com/de/article/LQ0w9f?q=fibrodysplasia%20ossificans%20progressiva#Zafdf64cac78032f2c32fd85d029751a9
https://rarediseases.org/rare-diseases/fibrodysplasia-ossificans-progressiva/