Leben mit FOP (Fibrodysplasia Ossificans Progressiva)

FOP führt im Laufe des Lebens zu starken Behinderungen. Für Betroffene und Angehörige ist es daher zentral, sich rechtzeitig darauf einzustellen. Mit Hilfsmitteln können Betroffene länger unabhängig bleiben.

Lesen Sie mehr zu:FOP – Ursachen, Symptome, Diagnose & Behandlung

Inhaltsverzeichnis

Wie ist es mit FOP zu leben?

Das Leben mit FOP ist eine große Herausforderung. Jeder Tag kann anders sein – manchmal sind die Beschwerden stärker, manchmal schwächer, manchmal brauchen Betroffene mehr Hilfe, manchmal weniger. Die Kommunikation der eigenen Bedürfnisse und eine gute Organisation sind wichtig, um im Alltag möglichst gut zurecht zu kommen.

Wie hoch ist die Lebensqualität bei FOP?

Die Lebensqualität von Menschen mit FOP ist stark beeinträchtigt, vor allem durch die eingeschränkte Beweglichkeit und wiederkehrende Schmerzen. Mit fortschreitender Krankheit wird es zunehmend schwierig, alltägliche Aktivitäten auszuführen. Immer stärkere Behinderungen führen dann zu einer Pflegebedürftigkeit. Trotz dieser Schwierigkeiten kann die Lebensqualität durch Hilfsmittel und spezialisierte Betreuung verbessert werden.

Kann man mit FOP normal leben?

Ein „normales“ Leben im traditionellen Sinne ist mit FOP nicht möglich, da die Krankheit mit zunehmender Verknöcherung der Weichteile die Bewegungsfreiheit stark einschränkt. Je stärker die Beeinträchtigungen werden, umso mehr Unterstützung ist bei der Arbeit oder Freizeitaktivitäten nötig.

Manche Betroffene wollen sich aber trotz ihrer Krankheit „nicht in Watte packen“, treiben Sport, gehen arbeiten und fahren in einem an die Erkrankung angepassten Auto.

Kann man mit FOP Sport treiben?

Prinzipiell ja, das hängt davon ab, welche Bewegungseinschränkungen vorliegen. Und medizinisch betrachtet sollten Menschen mit FOP Verletzungen vermeiden. Optimal ist also eine Sportart, bei der kein Verletzungsrisiko besteht. Manche Betroffenen nehmen das Risiko aber bewusst in Kauf und betreiben Kontaktsportarten wie Fußball – Voraussetzung ist dann, dass die Mitspieler Bescheid wissen und sich rücksichtsvoll verhalten. Viel hängt auch davon ab, wie kreativ Betroffene werden und auf welche Hilfsmittel sie zurückgreifen können. So ist sogar Skifahren auch mit fortgeschrittenen Behinderungen noch möglich, weil es zum Beispiel spezielle Dual-Ski gibt.

Kann man mit FOP reisen?

Ja, allerdings wird das Reisen mit zunehmenden Behinderungen komplizierter. Ist der Betroffene schon auf einen Rollstuhl angewiesen, erfordert eine Reise viel Planung. Ist die Bahn barrierefrei, wie kommt man in einem fremden Land über die Straßen? Diese Fragen gilt es zu klären. Wichtig für Betroffene im Ausland ist auch zu wissen, wo sie im Zweifelsfall Hilfe bekommen können. Auch ist eine Reisebegleitung sinnvoll, die bei Bedarf unterstützen kann.

Wird FOP im Alter schlimmer?

Ja, FOP schreitet im Laufe der Zeit fort. Die Krankheit führt im Alter typischerweise zu zunehmenden Bewegungseinschränkungen, da immer mehr Weichteile verknöchern. Wenn die Atemmuskulatur verknöchert, wird auch das Atmen schwierig. Früher oder später tritt eine Pflegebedürftigkeit ein.

Kann man mit FOP Kinder bekommen?

Rein biologisch können Betroffene Kinder bekommen, wenn die Verknöcherung das Fortpflanzungssystem nicht beeinträchtigt. Allerdings entscheiden sich die meisten Betroffenen gegen eigene Kinder. Das liegt zum einen an den zunehmenden körperlichen Einschränkungen, zum andere an der Vererbbarkeit. Kinder von Betroffenen werden auch an FOP erkranken. Eine genetische Beratung ist deshalb bei Kinderwunsch unbedingt ratsam.

Wie fühlt sich FOP an?

Einige FOP-Patienten haben häufig Schmerzen und Entzündungen während der „Flare-Ups“ – also wenn das Weichgewebe beginnt, sich in Knochen umzuwandeln. Diese Schmerzen können sehr stark sein. Manche Patienten nehmen diese „Flare-Ups“ wiederum gar nicht wahr, sondern spüren dann erst später die Bewegungseinschränkungen und eine Steifheit, die durch die Verknöcherung entsteht.

Ist FOP schmerzhaft?

Ja, FOP ist in vielen Fällen schmerzhaft, insbesondere während der „Flare-Ups“, wenn das Weichgewebe verknöchert. Diese Episoden können zu starken Entzündungen und Schmerzen führen. Durch die Verknöcherungen kommt es dann zu Verformungen des Körpers, die ihrerseits Schmerzen verursachen können. Entwickeln Patienten als Reaktion auf die Beschwerden eine Schonhaltung, kann das die Schmerzen längerfristig nochmal verstärken.

Ist FOP tödlich?

FOP an sich ist nicht direkt tödlich. Allerdings können Betroffene irgendwann nicht mehr richtig atmen, wenn die Atemmuskulatur im Brustkorb verknöchert. Die Krankheit führt so indirekt zum Tod, weil Betroffene Lungenentzündungen bekommen oder nicht mehr genug Luft einatmen können.

Beeinflusst FOP das Herz?

Nicht direkt, denn der Herzmuskel verknöchert nicht. Allerdings können sich Bewegungseinschränkungen und Atemschwierigkeiten im Verlauf auf den Blutkreislauf auswirken und dieser wiederum auf das Herz.

Kann FOP das Gehirn beeinflussen?

Nein, das Gehirn ist von der FOP nicht betroffen.

Beeinflusst FOP alle Arten von Muskeln?

FOP betrifft Skelettmuskeln – also die Muskeln, die Knochen miteinander verbinden. Die glatte Muskulatur der Organe (z. B. im Verdauungstrakt) und der Herzmuskel sind nicht betroffen.

In welchem Alter beginnt FOP?

FOP beginnt typischerweise im frühen Kindesalter. Oft sind erste Anzeichen bei der Geburt sichtbar, nämlich eine verformte Großzehe. Später folgen die ersten Schübe, die zur Verknöcherung führen.

Welche Stadien gibt es bei FOP?

Es gibt keine typischen Stadien, die FOP verläuft in Schüben. Bestimmte Bewegungseinschränkungen wie der Verlust der Gehfähigkeit und später die Einschränkung der Atemmuskulatur können aber Zäsuren darstellen, die im Alltag viel ändern.

Was kann man bei FOP tun, um die Lebensqualität zu verbessern?

Ein Medikament gegen FOP gibt es nicht. Betroffene und Angehörige müssen also lernen, mit der Erkrankung zu leben. Um im Alltag zurecht zu kommen, gibt es aber Hilfsmittel und Unterstützungsangebote.

Kann man FOP verhindern oder eindämmen?

Die FOP lässt sich nicht verhindern und auch gegen ihr Fortschreiten lässt sich nicht wirklich etwas tun. Ein „eindämmen“ ist in dem Sinne möglich, dass Verknöcherungen verzögert werden, wenn Verletzungen möglichst vermieden werden. Auch der Einsatz von Kortikosteroiden soll das Fortschreiten etwas verlangsamen, indem es die Entzündungen mildert und die Verknöcherungen so verlangsamt.

Wie kann man die Lebensqualität verbessern?

Verschiedene Ansätze helfen, die Lebensqualität zu verbessern:

  • konsequentes Schmerzmanagement: Durch Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente wie Kortikosteroide lassen sich Schmerzen und Entzündungen lindern.
  • Physiotherapie: Vorsichtige körperliche Übungen helfen, die Beweglichkeit möglichst lange zu erhalten.
  • Traumata vermeiden: Durch das Vermeiden von Verletzungen oder mechanischen Belastungen entstehen weniger Verknöcherungen. Das umfasst
    • Den Verzicht auf Sportarten oder Aktivitäten mit hohem Sturzrisiko oder harten Körperkontakt.
    • den Schutz des Körpers durch z. B. Helme, Polster oder angepasste Kleidung.
  • Hilfsmitteln nutzen: Hilfsmittel wie Anziehhilfen oder Rollstühle unterstützen die Selbstständigkeit von Betroffenen. Mehr lesen: siehe Welche Hilfsmittel gibt es bei FOP?
  • Wohnung anpassen: Ein auf die FOP angepasster Wohnraum erleichtert das alltägliche Leben. Helfen kann z. B. ein möglichst barrierefreies Wohnen: Rampen oder Treppenlift, ausreichend Platz für Rollstühle, Dusche mit Haltehilfen oder eine Badewanne mit leichtem Einstieg. Tritthilfen im Haushalt ermöglichen den Betroffenen, auch Gegenstände von erhöhten Positionen zu greifen.
  • Psychologische Unterstützung: Selbsthilfegruppen, freundschaftliche Beziehungen oder auch eine professionelle psychologische Unterstützung helfen beim Umgang mit der Krankheit.
  • Umfeld aufklären: Gut informierte Freunde, Lehrer, Familienangehörige oder Arbeitgeber können besser unterstützen, wenn sie über die Bedürfnisse des Betroffenen informiert sind.

Welche Hilfsmittel gibt es bei FOP?

Welche Hilfsmittel erleichtern den Alltag bei FOP?

  • Rollstühle und Mobilitätshilfen: Rollstühle oder spezielle Gehhilfen ermöglichen Mobilität auch dann, wenn die Beine nicht mehr richtig mitmachen. Welcher Rollstuhl der richtige ist, hängt oft von der Situation ab. Elektrische Rollstühle sind weniger anstrengend und können auch mit fortschreitender Behinderung noch selbst bedient werden. Sie sind allerdings deutlich schwerer als konventionelle – und somit für Angehörige oder Freunde kaum anzuheben. Das wird relevant, wenn der Weg zu einem Ziel nicht barrierefrei gestaltet ist. Meist haben Betroffene beide Varianten und entscheiden dann in der aktuellen Situation, welcher besser geeignet ist. Um möglichst komfortabel und vor allem druckfrei zu sitzen, lassen sich die Rollstühle zudem extra anpassen, beispielsweise durch individualisierte Sitzflächen.
  • Anziehhilfen: Sockenanzieher, ausziehbare Schuhanzieher, oder allgemeine Anziehhilfen – sie alle erleichtern das Ankleiden auch bei zunehmenden körperlichen Behinderungen.
  • Greifhilfen: Mit Greifhilfen können Betroffene Gegenstände aufheben oder heranziehen, ohne sich bücken zu müssen.
  • Angepasste Kleidung: Speziell angepasste Kleidung erleichtert das Anziehen oder erhöht den Komfort. Rollstuhlshorts sind beispielsweise auf die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern ausgelegt, in dem sie z. B. keine Taschen auf der Sitzfläche haben, Hemden mit Magnetknöpfen erleichtern das Zuknöpfen.
  • Orthopädische Betten und Polster: Spezielle Matratzen oder Stühle mit zusätzlicher Polsterung reduzieren den Druck beim Sitzen oder Liegen.
  • Spezielle Sitzhilfen: Normale Sitzgelegenheiten sind oft zu unbequem oder können durch Behinderungen nicht richtig genutzt werden. Alternative Sitzgelegenheiten wie maßgeschneiderte Stühle oder Sitzkissen schaffen Abhilfe.
  • Haltehilfen und Tritthilfen: Griffe und Haltehilfen in der Wohnung tragen dazu bei, dass Betroffene sich besser abstützen und bewegen können. Durch Tritthilfen können Betroffene Gegenstände von Orten greifen, an die sich sonst nicht herankommen.
  • Sprachgesteuerte Geräte: Geräte, die auf Spracheingaben reagieren, können auch bedient werden, ohne die Arme zu nutzen.
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Wo bekommt man Hilfe und Unterstützung bei FOP?

Menschen mit FOP sind irgendwann unweigerlich auf Hilfe von außen angewiesen. Deswegen sollte man früh überlegen, wie man sich organisieren will, wenn die Erkrankung fortschreitet. Ideen und Tipps gibt es in Selbsthilfegruppen und Vereine.

Welche Vereine gibt es bei FOP?

Vereine und Selbsthilfegruppe fördern den Austausch mit anderen Betroffenen und können häufig auch beraten, was Hilfsmittel, ärztliche Betreuung und rechtliche Fragen angeht. Anlaufstellen sind:

Dazu gibt es das “International clinical council on Fibrodysplasia Ossificans Progressiva”. Hier finden sich u. a. Leitlinien für die Behandlung sowie klinische Informationen für Ärzte und Patienten.

Welche Kliniken sind auf FOP spezialisiert?

Der Verein FOP e.V. empfiehlt zwei Kliniken: das Klinikum Garmisch-Partenkirchen und die Uniklinik Köln. Weil die Erkrankung so selten ist, haben „normale“ Ärzte in der Regel zu wenig Erfahrung, um Erkrankte umfassend zu betreuen.

Grad der Behinderung und Pflegebedürftigkeit bei FOP

FOP ist eine fortschreitende Erkrankung. Der Verlauf der Krankheit variiert zwar, die Erkrankung endet aber eigentlich immer in einer Schwerbehinderung. Betroffene und Angehörige sollten sich rechtzeitig informieren, wann ein Grad der Behinderung oder ein Pflegegrad beantragt werden kann.

Bekommt man mit FOP einen Grad der Behinderung und einen Pflegegrad?

Mit FOP bekommt man nicht automatisch einen Grad der Behinderung. Der Grad der Behinderung hängt konkret vom Ausmaß der Behinderung ab. Betroffene müssen also in einem Antrag an das Versorgungsamt darstellen, wie stark sie in ihrem Alltag eingeschränkt sind. Im Laufe der Krankheit wird der Grad der Behinderung dann entsprechend angepasst. Vom Grad der Behinderung zu unterscheiden ist die Pflegebedürftigkeit. Sie tritt ein, wenn sich der Betroffene nicht mehr selbst versorgen kann und durch eine Pflegkraft oder einen pflegenden Angehörigen Unterstützung benötigt. Der Pflegegrad muss extra bei der Pflegekasse beantragt werden. Wichtig: Das Ausfüllen der Anträge ist gar nicht so einfach. Wer sich von Beratern aus Vereinen wie dem VdK unterstützen lässt, hat bessere Chancen, dass die Anträge bewilligt werden.

Lese-Tipp!

Lesen Sie mehr über den Verlauf und die Behandlung von FOP in unserem Ratgeber: 

-> Verlauf und Behandlung von FOP