hüftprothese

Hüftprothese – Was Sie über eine neue Hüfte wissen sollten

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Charlotte Weidenbach

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Das Hüftgelenk ist ein im Laufe des Lebens vielfältig beanspruchtes Gelenk und im höheren Alter häufig von Verschleiß (Arthrose) betroffen. Wenn Sie unter starken Schmerzen in der Hüfte leiden, ist das Einsetzen eines neuen Hüftgelenks, der sogenannten Hüftprothese, notwendig. Es gibt verschiedene OP-Verfahren für das Einsetzen einer Hüftprothese sowie auch unterschiedliche Prothesenarten, die unterschiedliche Vor- und Nachteile haben.

Heutzutage können künstliche Hüftgelenke zehn oder mehr Jahre im Körper verbleiben und die Lebensqualität deutlich verbessern. Wenn Sie oder Ihr Angehöriger eine künstliche Hüfte bekommen, sind einige Dinge zu beachten, um die Haltbarkeit der Hüftprothese zu optimieren. 

Wir informieren Sie über die wichtigsten Operationstechniken und Komplikationen bei der Hüft OP und geben Ihnen Tipps für die Reha-Zeit. Außerdem erklären wir Ihnen, welche Bewegungen Sie oder Ihr Angehöriger in Zukunft ohne Probleme weiter ausführen können und welche Sportarten Sie vermeiden sollten.

Inhalt

Was genau ist eine Hüftprothese? 

Eine Hüftprothese ist ein künstliches Hüftgelenk. Ein Gelenk besteht immer aus Gelenkpfanne und Gelenkkopf. Beim Hüftgelenk bilden die Beckenknochen die Hüftpfanne und der Oberschenkelknochen den Hüftkopf. Die Hüftprothese besteht aus drei bis vier Teilen. Der untere Teil des künstlichen Hüftgelenks, der Prothesenschaft, wird im Knochenmark fest mit dem Oberschenkelknochen verbunden. An seinem oberen Ende ersetzt der künstliche Gelenkkopf den früheren Kopf des Oberschenkelknochens. Zusätzlich wird in der Regel im Rahmen der Hüft-OP auch die Gelenkpfanne im Becken ersetzt. Je nach Modell sind Pfanne und Pfanneneinsatz des künstlichen Gelenks getrennt oder fest verbunden. 

Eine Hüftprothese muss entsprechend stabil mit dem Oberschenkelknochen sowie im Becken mit den Beckenknochen verbunden sein und gleichzeitig eine bestmögliche Bewegungsfreiheit des Beins ermöglichen. 

Welche Arten von künstlichen Hüftgelenken gibt es? 

Die meisten künstlichen Hüftgelenke sind sogenannte Hüft-Totalendoprothesen, kurz Hüft-TEPs. Das bedeutet, dass sowohl der Gelenkkopf als auch die Gelenkpfanne durch eine Prothese ersetzt werden. Bei den seltener eingesetzten Teilprothesen wird nur der Gelenkkopf am Ende des Oberschenkels ersetzt und die Hüftpfanne im Becken belassen. 

Eine Hüft-TEP wird auf verschiedene Arten mit den Knochen verbunden. Die Auswahl erfolgt abhängig vom Alter des Patienten sowie weiteren Faktoren, wie beispielsweise der Knochendichte, den Ansprüchen an das Gelenk und die individuelle Lebenserwartung

Die zementierte Hüftprothese

Insbesondere ältere Personen profitieren in der Regel von einer zementierten Prothese, die mit Knochenzement fest mit dem Knochen verbunden wird und sofort belastbar ist. Die zementierte Prothese ist nicht abhängig von der Knochenqualität, wobei eine stabile Implantation auch bei Osteoporose möglich ist. Allerdings verschleißt auch ein zementiertes künstliches Hüftgelenk im Laufe der Jahre, so dass ein Austausch der Materialien notwendig wird. Das ist bei zementierten Prothesen nicht ohne weiteres möglich, da bei der Entfernung des Zements auch Knochen mit entfernt wird.

Die zementfreie Hüftprothese

Bei Patienten mit einer Lebenserwartung von mehr als zehn Jahren wird deshalb meist eine zementfreie Hüft-TEP eingesetzt. Die Voraussetzung für die zementfreie Einsetzung ist eine gute Knochenqualität, da die zementfreie Hüftprothese durch die nachwachsende Knochensubstanz innerhalb der ersten Wochen nach OP erst stabilisiert wird. Der Nachteil der zementfreien Hüft-TEP ist also, dass frisch Operierte das Gelenk für mehrere Wochen nur langsam steigernd belasten dürfen. Außerdem ist bei Verschleiß und einer nachlassenden Funktion der künstlichen, nicht zementierten Hüfte ein operativer Austausch einfach möglich.

Es gibt weitere speziellere Arten von künstlichen Hüften. Außerdem ist eine Erwägung einer Kombination der Verfahren möglich. Jeder Mensch bringt andere Voraussetzungen mit und hat bestimmte Ansprüche an die Hüftprothese. Als Betroffener oder betreuender Angehöriger sollten Sie immer mit dem behandelnden Arzt sprechen und sich eventuell eine zweite Meinung einholen, bevor Sie sich gemeinsam mit dem Arzt für das individuell am besten geeignete Verfahren entscheiden. 

Bei welchen Symptomen und Erkrankungen ist eine neue Hüfte angezeigt?

Typische Symptome, die auf eine Hüftgelenksarthrose hinweisen, sind Schmerzen in der Hüfte.

Zu Beginn einer Arthrose treten diese beim Laufen oder anderen Belastungen auf, später auch bei kleinsten Bewegungen und in Ruhe. Die Arthrose ist die häufigste Ursache für eine Hüft-OP. 

Weiterhin wird bei den meisten älteren Personen, die nach einem Sturz einen Oberschenkelhalsbruch erlitten haben, eine künstliche Hüfte eingesetzt. Ziel hierbei ist eine schnelle Mobilisierung sowie die Ermöglichung der Entlassung in das gewohnte Umfeld. 

Wenn der Teil des Oberschenkelknochens, der den Hüftkopf bildet, nicht mehr durchblutet wird und abstirbt, kommt es zur sogenannten Hüftkopfnekrose. In diesem Fall wird  ebenfalls ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt. Raucher und Personen mit hohem Alkoholkonsum haben ein erhöhtes Risiko für eine Hüftkopfnekrose. Auch ein Schenkelhalsbruch oder Stoffwechselerkrankungen sowie die Einnahme bestimmter Medikamente führen höchstwahrscheinlich zu einer Hüftkopfnekrose. 

Wie lebt es sich mit einer Hüftprothese?

Die meisten Patienten mit einer künstlichen Hüfte sind nach der Operation langfristig sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Insbesondere für Personen, die unter Hüftarthrose leiden, ermöglicht das künstliche Hüftgelenk eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität

Wenn Sie oder Angehörige eine Hüftprothese haben, sind hierfür einige Dinge zu beachten, um die Haltbarkeit der Prothese zu optimieren und Komplikationen zu vermeiden. Folgendes sollten Sie beachten: 

Die Wahl der richtigen Sportart und Gewichtreduktion

Erlaubt sind moderate und leichte Bewegungsformen, die die Muskelkraft stärken und keine extremen Bewegungsumfänge im Hüftgelenk erfordern. Das sind zum Beispiel Wandern, Laufen, Schwimmen, Golfen oder Radfahren. Sportarten mit starker Belastung des Hüftgelenks wie Fußball, Klettern, Yoga oder Mountainbiking sind aber zu vermeiden. Es kann sinnvoll sein, einem speziell auf Hüftgelenkprothesen spezialisierten Rehasport- oder Seniorensport-Verein beizutreten und dort regelmäßig gezielte Übungen unter Anleitung durchzuführen. 

Außerdem sollten Sie beruflich und privat nach der OP monotone Belastungen, wie langes Sitzen oder Stehen vermeiden und keine schweren Lasten heben

Die Haltbarkeit der Hüftprothese verlängert sich außerdem durch eine Reduktion des Körpergewichts bei Übergewichtigen deutlich. Auch eine gute Blutzucker-Einstellung bei Patienten mit Diabetes kann die Lebensdauer der künstlichen Hüfte verlängern. 

Vermeidung von eitrigen Infektionen am ganzen Körper

Wenn Sie einen Angehörigen mit künstlicher Hüfte pflegen, sind eine gute Körperhygiene und die Kontrolle gefährdeter Stellen von besonderer Bedeutung. Besonders wichtig bei älteren Menschen sind eine gute Fußpflege und die regelmäßige Kontrolle der Unterschenkel. Bei beginnenden Entzündungen sollten Sie sofort einen Arzt konsultieren. Außerdem können Entzündungen im Nasen– und Rachenbereich oder an Zahnwurzeln in die Hüftprothese wandern und zu schweren Komplikationen führen. 

Aufenthalt in einer Reha-Klinik

Direkt nach dem Krankenhausaufenthalt empfehlen Ärzte in der Regel den Aufenthalt in einer RehaKlinik, die auf Hüft-OPs spezialisiert ist. Dort werden Sie zu den wichtigsten Nachsorge-Untersuchungen beraten. Außerdem bekommen Sie in der Klinik Informationsbroschüren über Bewegungen und Tätigkeiten, die Sie langfristig vermeiden sollten. 

Wie läuft eine Hüft-OP ab? 

Die Hüft-OP ist heutzutage eine Routine-OP, die meist nur ein bis zwei Stunden dauert. Sie wird meist in Vollnarkose, seltener mit einer lokalen Betäubung durchgeführt. Vor der Operation wird ein Röntgenbild angefertigt, mit dessen Hilfe der Operateur den Eingriff plant. Je nach Operationstechnik wird entweder ein etwa zehn bis fünfzehn Zentimeter langer Schnitt an der Hüfte oder es werden mehrere, deutlich kleinere Schnitte für einen minimalinvasiven Eingriff gemacht. Weniger als das OP-Verfahren ist jedoch die eingesetzte Prothese für das Ergebnis der Hüft-OP von Bedeutung. 

Für das Einsetzen der neuen Hüfte wird der Oberschenkelknochen freigelegt und der geschädigte Teil entfernt. Anschließend wird der Gelenkknorpel im Beckenknochen entfernt, so dass auch hier der Knochen freiliegt. Im Anschluss wird die neue Gelenkpfanne eingesetzt, was je nach OP-Verfahren etwas unterschiedlich abläuft. Zuletzt wird der Oberschenkelknochen ausgehöhlt und der neue Gelenkschaft befestigt, auf den künstliche Gelenkkopf gesetzt wird. 

Gibt es für Hüftprothesen-OPs eine Altersobergrenze?

Es gibt kein bestimmtes Alter, in dem Operateure eine Hüftprothesen-OP grundsätzlich ausschließen. Die Entscheidung für die Operation hängt von verschiedenen Faktoren ab. Insbesondere spielt die geschätzte Lebenserwartung eine entscheidende Rolle. Außerdem müssen der Operateur sowie der Narkosearzt (Anästhesist) den Patienten als operabel einschätzen. Das heißt, es dürfen für die Narkose oder die OP selbst keine Ausschlusskriterien, wie zum Beispiel extremes Übergewicht vorliegen. 

Wie geht es frisch Operierten und worauf müssen sie achten? 

Direkt nach der Operation ist die Vermeidung einer Thrombose die wichtigste Maßnahme. Im Krankenhaus bekommen Sie deshalb Tabletten oder Spritzen zur Thromboseprophylaxe, die über mehrere Wochen auch bis nach Ende der Reha verabreicht werden. Zusätzlich bewegen Sie in den ersten Tagen nach der Hüft-OP im Liegen die Füße und Zehen gelegentlich. Noch im Krankenhaus werden unter krankengymnastischer Anleitung gezielte Übungen zur Mobilisation und zum Muskelaufbau nach der Hüft-OP gemacht. 

Weitere Medikamente, die der behandelnde Arzt verschreibt, sorgen für Schmerzlinderung und beugen der Verknöcherung des neuen Hüftgelenks vor. Diese sollten Sie unbedingt nach Anweisung des Arztes einnehmen. 

Nach der OP ist es wichtig, das Auskugeln des neuen Gelenks zu vermeiden. Sogenannte Luxationen sind relativ häufige Komplikationen vor allem in den ersten acht Wochen nach einer Hüft-OP und können durch die richtige Haltung vermieden werden. Im Liegen sollten Sie in dieser Zeit das Bein nicht nach außen drehen und immer möglichst gerade nach unten ausstrecken. Beim Umdrehen müssen Sie darauf achten, dass das Bein nicht weiter als bis zur Körpermitte nach innen fällt, am besten legen Sie sich oder Ihrem Angehörigen nach der Hüft-OP ein Kissen zwischen die Beine. Im Sitzen achten Sie darauf, dass der Winkel zwischen Oberkörper und Oberschenkel 90° beträgt und die Beine nicht überschlagen

Auch bei vielen weiteren Tätigkeiten ist es für Menschen nach der Hüft-OP hilfreich, wenn sie Hilfe bekommen, beispielsweise beim Anziehen oder Waschen. Als pflegender Angehöriger können Sie einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung von Luxationen des neuen Hüftgelenks leisten. Zögern Sie nicht, bei Unsicherheiten den behandelnden Arzt oder Physiotherapeut erneut zu fragen. Auch wenn die Maßnahmen am Anfang kompliziert und zahlreich erscheinen, werden Sie sich bald daran gewöhnen und sie in den Alltag integrieren

Wie geht es nach der OP weiter?

Alle Maßnahmen werden im Krankenhaus-Aufenthalt, der etwa eine Woche bis zehn Tage dauert, bereits begonnen. Im Anschluss erfolgt eine Hüft-Reha, die etwa drei bis vier Wochen dauert.

Hier zeigt ein Behandlungsteam aus verschiedenen Berufsgruppen den Betroffenen, wie sie langfristig mit der künstlichen Hüfte umgehen müssen und welche Übungen auch Zuhause durchzuführen. 

Wie lange hält eine Hüftprothese?

Eine Hüftprothese hält heutzutage bei der richtigen Behandlung und abwechslungsreicher, moderater Belastung mehr als zehn Jahre. Nicht-zementierte Prothesen werden bei Bedarf relativ komplikationsarm ausgetauscht, wodurch viele weitere Jahre mit guter Beweglichkeit und Schmerzfreiheit möglich sind. 

 

Quellen:

https://amboss.com/de 

https://www.uniklinikum-dresden.de

Niethardt F, Pfeil J, Biberthaler P. Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag 6. Auflage 2009