Gicht - Ursache, Behandlung und hilfreiche Tipps zum Anwenden
Noch vor Jahrhunderten galt Gicht als eine „Krankheit der Könige“. Heutzutage ist es nunmehr in Deutschland fast schon eine Volkskrankheit. Ein plötzlicher, stechender Schmerz, meist am großen Zeh, und starke Berührungsempfindlichkeit sind typisch. Ungefähr 950.000 Menschen leben deutschlandweit mit Gicht. Der erste Gichtanfall tritt meist erst nach dem 40. Lebensjahr auf. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
Zwar können hoher Fleisch- und bzw. oder Alkoholkonsum einen Gichtanfall auslösen, doch auch andere Faktoren, wie z.B. Stress und genetische Vorbelastung spielen eine Rolle.
Wird bei Ihnen oder einem Angehörigen die Diagnose einer Gicht gestellt, können Sie mit Ernährung- und Lebensstilsanpassungen, akuten oder dann auch prophylaktischen Medikamenten dafür sorgen, dass es nicht zu dauerhaften Schäden an Ihren Gelenken kommt.
Was genau ist Gicht?
Gicht zählt ebenso wie die sehr verbreitete Rheumatoide Arthritis zu den „Erkrankungen des rheumatischen Formenkreis“. Auf separaten Informationsseiten erläutern wir, welche weiteren Erkrankungen sich unter dem Begriff Rheuma verbergen und was man unter einer Arthritis versteht.
Genau betrachtet ist Gicht eine Stoffwechselerkrankung, bei der es zuerst zu einer zu hohen Harnsäurekonzentration im Blut kommt. Entweder wird zu viel Harnsäure produziert oder die Ausscheidungsorgane des Körpers scheiden die Harnsäure nur ungenügend aus. Man spricht von einer Hyperurikämie.
30 Prozent der Männer und 5 Prozent der Frauen in Deutschland haben erhöhte Harnsäurewerte, leiden jedoch nicht zwangsläufig unter Gicht. Manche Patienten und Patientinnen mit Gicht dagegen haben normale Harnsäurewerte. Erst wenn es zum Ausfall der Harnsäuresalze in Form von Uratkristallen kommt, entsteht die eigentliche Gicht bzw. Urikopathie.
Die Uratkristalle lageren sich vor allem in Gelenken, aber auch Sehnen und Schleimhäuten ab und lösen hier lokale Entzündungen aus. Diese führen zu Beschwerden. An den Gelenken also zu den typischen Gelenkbeschwerden. Langfristig können sich ungelöste Uratablagerungen in Form von Gichttophi in Weichteilen oder Knochen bilden. Es kann auch zur Ausbildung von Nierensteinen kommen.
An welchen Symptomen kann man Gicht erkennen?
Man unterscheidet zwischen der akuten Gicht, welche auch als Arthritis urica bezeichnet wird, und der chronischen Gicht. Dabei können akute Gichtanfälle in eine chronische Form übergehen.
Ein akuter Gichtanfall ist in erster Linie eine Entzündungsreaktion, die sich mit folgenden Symptomen bemerkbar macht:
- Das betroffene Gelenk ist gerötet, überwärmt und angeschwollen
- Manchmal ist Fieber ein zusätzliches Symptom
- Charakteristisch für den ausbrechenden Gichtanfall ist, dass dieser sehr plötzlich und ohne Vorwarnung eintritt
- Es besteht eine sehr starke Berührungsempfindlichkeit
- Ist der Zeh betroffen, können Schuhe nur unter starken Schmerzen angezogen werden bzw. ist das Auftreten sehr schmerzhaft.
Zwischen den Anfällen sind Betroffene anfangs beschwerdefrei. Die Abstände zwischen den Gichtanfällen können stark variieren. Manche Betroffene erleben nur sehr wenige bis wenige Gichtanfälle, bei anderen ist das Krankheitsbild ausgeprägter.
Mehren sich die Gichtanfälle bzw. ist der Harnsäurewert dauerhaft über 9 mg/dl erhöht, gilt die Gicht als chronisch:
- Es kommt zusehends zu Gelenkschäden
- Gichttophi, knotige Verdickungen, die aus Harnsäureablagerungen bestehen, können sich in Knorpeln, Knochen und Gelenken entwickeln. Diese sind an sich jedoch nicht schmerzhaft
- Die Niere reagiert längerfristig sensibel auf ein zu hohes Maß an Harnsäure. Nierensteine können entstehen und hier die Ausscheidungsgefäße blockieren und somit Nierenkoliken bewirken
Weiterhin zu bedenken ist auch, dass das Risiko der Arterienverkalkung durch Harnsäureablagerung in kleinen Gefäßen ansteigt und damit letztlich auch das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Pflegen Sie einen Angehörigen, der überwiegend bettlägerig ist und möglicherweise eine Schmerztherapie bekommt, achten Sie bei der Körperpflege unbedingt auf mögliche Rötungen an Gelenken. Diese könnten auf einen akuten Gichtanfall hinweisen, den Ihr pflegebedürftiger Angehöriger gar nicht selbst bemerkt.
Welche Ursachen führen zu Gicht?
Eine familiäre Vorbelastung und somit eine genetische Komponente ist ein entscheidender Faktor bei der Gichtentstehung. Meistens müssen aber noch andere Faktoren dazukommen, damit es tatsächlich zu einem Gichtanfall kommt.
- Harnsäure ist ein Abbauprodukt von Purinen, die in proteinreichem und damit vor allem in fisch- und fleischhaltigen Nahrungsmitteln enthalten sind. Eine fleischreiche Ernährung sowie Alkohol gelten als Triggerfaktoren für das Ausbrechen der Gicht
- Aber auch auf Stress, Infekte und andere Formen der Belastung scheinen eine Rolle zu spielen
- Ebenso eine in ihrer Funktion eingeschränkte Niere begünstigt eine Ansammlung von Harnsäure
- Auch gewisse Erbkrankheiten, Tumore und bestimmte Medikamente haben Auswirkungen auf den Harnsäurespiegel.
Haben Sie oder ein Angehöriger diese Risikofaktoren, sprechen Sie am besten mit dem zuständigen Hausarzt. Dieser kann Ihren Harnsäurewert bestimmen und wird bei einem erhöhten Wert weitere Schritte einleiten.
Welche Gelenke sind besonders häufig betroffen?
Am häufigsten ist das Gelenk des großen Zehs und die Fußgelenke betroffen. Es gibt aber ebenso Gichtanfälle, die die Hand und damit Fingergelenke in Mitleidenschaft ziehen. Etwas seltener kann es zu Gichttophi in Ohrmuschel, Ellbogen und Achillessehne kommen.
Wichtig zu bedenken ist auch, dass ebenso Organe von einer zu hohen Harnsäurekonzentration im Blut beeinflusst werden: Durch Gefäßablagerungen können sich Nierensteine bilden. Auch das Risiko für Arterienverkalkung und damit Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöht sich.
Wie wird Gicht behandelt?
In der Gichtbehandlung sind je nach Ausprägung des Krankheitsbilds verschiedene Aspekte wichtig:
Bei einem akuten Gichtanfall steht die Schmerz- und Entzündungshemmung im Vordergrund. Hier kommen nichtsteroidale Antirheumatika, wie z.B. Ibuprofen zum Einsatz. Eine ein- bis mehrmalige Kortisongabe ist ebenso sehr effektiv. Diese Medikamente finden dabei nur kurzfristig Anwendung und können rasch wieder abgesetzt werden.
Gilt die Gicht als chronisch bedarf es einer längerfristigen Medikamententherapie. Urosurika können hier z.B. die Ausscheidung der Harnsäure begünstigen. Allopurinol dagegen reduziert die Entstehung der Harnsäure.
Generell spielt der Lebensstil eine beeinflussbare Rolle, sowohl für die Therapie als auch zur Vorbeugung von Gichtanfällen. Und hier im Besonderen die Ernährung. Mehr dazu finden Sie im nächsten Abschnitt.
Unsere Tipps: Wie kann ich einer Gicht vorbeugen?
Mit einer abgestimmten Ernährung können Sie sowohl der Gicht vorbeugen. Außerdem ist die Lebensstiländerung ein wichtiger Teil der Therapie. Hier bieten wir Ihnen einen ersten Überblick über mögliche Maßnahmen, die Sie selbst ergreifen und damit Ihre Beschwerden verbessern können.
Ernährungsanpassungen bei Gicht
Ziel ist es eine möglichst purinarme Ernährung anzustreben. Dies beinhaltet vor allem:
- Den Verzicht bzw. das Reduzieren von Fleisch- und Fischgerichten. Aber auch gewisse pflanzliche Nahrungsmittel, wie z.B. Hülsenfrüchte, gelten als zu purinreich.
- Ideal ist eine ovo-lacto-vegetarische Ernährung mit viel Gemüse, Ei- und Milchprodukten.
- Alkohol sollte vermieden werden, da auch dieser den Harnsäuregehalt im Blut erhöht.
- Es hat sich gezeigt, dass auch Fruktose die Harnsäureausscheidung stark beeinträchtigt, sodass fruktosehaltige Lebensmittel reduziert bis vermieden werden. Vorsicht hier, denn Fruktose kommt in vielen Fertigprodukten vor!
- Eine Gewichtsabnahme bei Übergewicht ist ebenso empfohlen. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass diese langsam erfolgt. Eine starke und rasche Gewichtsreduktion ist für den Körper eher belastend. Die Ernährungsumstellung trägt hierzu bereits bei, Bewegung kann ebenso unterstützen.
Im NDR Ratgeber können Sie sich nochmal genauer über die empfohlene Ernährung informieren. Auch zu einer „Verbotsliste“. Wobei „Verbot“ etwas harsch formuliert ist. Gemeint ist vielmehr, dass Lebensmittel aufgeführt werden, die bei Gicht eher schädlich sind und nach Möglichkeit vermieden bzw. reduziert werden sollten.
Im Video der Ernährungsdocs auf NDR erfahren Sie mehr über über die Erkrankung Gicht und wie mit einer Ernährungsumstellung ihre Lebensqualität verbessern.
Hausmittel gegen Gicht
Verschiedene Hausmittel haben sich ebenso gegen die Gicht bewährt. Folgende Heilkräuter gelten hierbei unter anderen als hilfreich:
- Ingwer, Kurkuma und Teufelskralle gelten als entzündungshemmend
- Brennesseltees helfen in der Ausscheidung der Harnsäure
- Kompressen mit Wacholderöl helfen gegen akut schmerzende Gelenke.
Im Detail können Sie sich mit Ihrem Arzt umfassend beratschlagen, was Sie selbst konkret tun können, um Ihre Gelenke bei Gicht zu schützen. Zwar sind Medikamente wichtig und auch hilfreich – nebenwirkungsärmer und langfristig schonender sind jedoch natürlichen Helfer und eine Lebensstilanpasssung. Eine Kombination ist daher häufig die beste Lösung.
Quellen: