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Pflege und Demenz – Alles, was ich darüber wissen muss

Claudia Barredo
Claudia Barredo

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Der überwiegende Anteil von Demenzkranken wird heutzutage weiterhin zu Hause gepflegt. Die Pflege bei Demenz erfolgt meist von Personen, wie die eigenen Kinder oder Schwiegerkinder des Erkrankten. Aber es ist natürlich auch möglich, dass ein Angehöriger, Freund oder Ehe-/Lebenspartner einen Demenzkranken pflegen.

Bei der Pflegeplanung eines Demenzkranken kommen bei den meisten Menschen viele Fragen auf. Welche Unterstützung des Staates steht mir zu? Wie ist das mit der Pflege bei Demenz? Und ab welchem Punkt sollte ich vielleicht doch über eine professionelle Pflege nachdenken?

Dieser Artikel hat das Ziel, Ihnen diese und noch einige andere Fragen zur Pflege demenzkranker Angehöriger zu beantworten. Falls Sie noch weitere Fragen zu dieser Thematik haben, so sind ein Hausarzt oder Ihre Krankenkasse geeignete Ansprechpartner. Auch Selbsthilfegruppen für Angehörige stehen Ihnen bei Fragen zur Pflege von Demenzkranken zur Seite.

Inhalt

Grundlegende Informationen zu Definition, Ursachen, Symptomen und Behandlung einer Demenz finden Sie in unserem Übersichtsartikel zum Thema Demenz.

Der Pflegegrad bei Demenz

Seit dem Jahr 2017 ist es auch Demenz kranken möglich, einen Pflegegrad zu erhalten. Zuvor war dies für Demenzkranke sehr schwierig, wenn nicht zusätzlich auch körperliche Leiden vorlagen. Mittlerweile gibt es anstelle der früheren drei Pflegestufen fünf Pflegegrade. Das größte Gewicht bei der Beurteilung einer Pflegebedürftigkeit macht die Selbstversorgung aus. Außerdem spielen die Mobilität, geistige und kommunikative Fähigkeiten, der psychische Zustand, der Umgang mit der eigenen Krankheit und die Gestaltung des Alltags sowie sozialer Kontakte eine Rolle. 

Wieviel Pflege bei Demenzerkrankten notwendig ist, kommt auf das Stadium der Demenzerkrankung an. Während Menschen mit beginnender Demenz noch problemlos selbständig ihren Alltag bewältigen können, ist dies in einem fortgeschrittenen Stadium bereits deutlich eingeschränkt. 

Welcher Pflegegrad Ihnen oder Ihrem Angehörigen bei einer Demenz tatsächlich zusteht, entscheidet ein Gutachter des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen.

Pflege und Demenz – Unterstützung von der Pflegeversicherung

Je nach Höhe des Pflegegrades hält die Pflegeversicherung folgende Leistungen für Demenzkranke vor:

  • Pflegegeld für häusliche Pflege: Dies steht Ihnen zu, wenn Sie oder ehrenamtliche Helfer:innen den oder die Demenzkranke:n zu Hause pflegen.
  • Pflegesachleistungen für häusliche Pflege: Mit diesem Geld kann man beispielsweise einen ambulanten Pflegedienst in Anspruch nehmen.
  • Pflegehilfsmittel: Hierunter werden Gegenstände wie Handschuhe oder Betteinlagen verstanden. Notwendige technische Hilfsmittel werden häufig leihweise zur Verfügung gestellt.
  • Verhinderungspflege: Diese Unterstützung kann in Anspruch genommen werden, wenn die eigentlich pflegende Person krank ist oder Urlaub macht. Bis zu sechs Wochen pro Jahr kann ein ambulanter Pflegedienst oder Einzelpflegekräfte den oder die Demenzkranke:n zu Hause versorgen. 
  • Kurzzeitpflege: Dieser Zuschuss ist dafür vorgesehen, einen Demenzkranken für einen Zeitraum von bis zu acht Wochen in einer stationären Einrichtung zu versorgen. Dies kann nötig sein, wenn die pflegende Person krank oder abwesend ist, aber auch nach Krankenhausaufenthalten oder bei persönlichen Krisensituationen.
  • Zusätzliche Leistungen für Pflegebedürftige in ambulant betreuten Wohngruppen: Für einige Demenzkranke ist eine ambulant betreute Wohngemeinschaft eine gute Möglichkeit. Dies wird ebenfalls durch die Pflegeversicherung bezuschusst.
  • Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen: Mithilfe dieses Zuschusses ist es zum Beispiel möglich die Wohnung barrierefrei umzubauen.
  • Teilstationäre Tages-/Nachtpflege: Hierfür wird der Demenzkranke für einige Stunden tagsüber oder nachts außer Haus versorgt.
  • Vollstationäre Pflege: Dieser Zuschuss dient der Unterbringung eines oder einer Demenzkranken in einem Pflegeheim.
  • Entlastungsbetrag: Hierbei handelt es sich um einen pauschalen Betrag, den jeder Mensch mit Pflegegrad erhält. Hier besteht die Möglichkeit sämtliche oben genannte Leistungen mit diesem Betrag anzurechnen oder auch für weitere anerkannte Unterstützungsangebote.

Dies ist eine Menge Information auf einmal.

Falls Sie weitere Fragen zu Leistungen der Pflegeversicherung haben, so ist Ihre Krankenkasse oder das Bürgertelefon zur Pflegeversicherung ein geeigneter Ansprechpartner.

Pflege und Demenz – Was es zu beachten gibt

Eine:n Demenzkranke:n zu pflegen ist in jedem Sinne eine Herausforderung für die pflegende Person. Vor allem sollten Sie daher daran denken, regelmäßig sicherzugehen, dass es Ihnen selbst gutgeht. Meist ist es besser, sich die Pflege mit mindestens einer weiteren Person zu teilen. Übernimmt eine einzelne Person die Pflege, so ist dies eine enorme Kraftanstrengung und wird meist nur eine begrenzte Zeit lang aufrechterhalten.

Die Intensität der Pflege sollte immer an das Stadium der Erkrankung angepasst sein. Zum Beispiel ist ein Mensch nicht automatisch unselbstständig, nur weil er die Diagnose „Demenz“ erhalten hat. Stecken Sie den oder die Erkrankte:n in keine Schublade. Genauso wenig sollte ein bestehender Pflegebedarf jedoch übersehen werden. Auch wenn dies schmerzhaft sein kann: Die Verleugnung des Pflegebedarfs bringt den oder die Demenzkranke:n in Gefahr, da Unfälle häufig vorkommen.

Die Pflege Demenzkranker ist sehr unterschiedlich. Bei einer Demenz im früheren oder mittleren Stadium braucht der oder die Betroffene vielleicht jemanden, der Mahlzeiten zubereitet, auf Medikamenteneinnahmen achtet, die Wohnung sauber und ordentlich hält und der sie oder ihn zu Arztterminen begleitet. Bei einer Demenz im Spätstadium ist die Körperpflege wichtig, ebenso wie gemeinsames Musikhören oder Spaziergänge. 

Richtige Pflege bei Demenz in jedem Stadium

Sie als pflegende Person sollten folgende Punkte bei jedem Stadium berücksichtigen:

  • Behandeln Sie den oder die Demenzkranke:n stets mit Empathie und Respekt. Bevormunden Sie ihn oder sie nicht und sprechen Sie zu ihm oder ihr nicht wie zu einem Kind, sondern wie zu einem Erwachsenen. 
  • Achten Sie auf eine angepasste Sprache. Wählen Sie beispielsweise eher Ja-Nein-Fragen anstatt offener Fragen. Lassen Sie dem oder der Betroffenen ausreichend Zeit zu antworten. Der Ton sollte stets ruhig und freundlich sein.
  • Demenzkranke leben ab einem gewissen Krankheitsstadium überwiegend in ihrer eigenen Welt. Dies kann an manchen Tagen die Vergangenheit sein, an anderen Tagen ein anderer Ort. Auch ist es möglich, dass die Situation anders eingeschätzt wird. Behalten Sie stets im Kopf, dass diese Welt für den Betroffenen die Realität darstellt. Versuchen Sie, sich auf die Welt des oder der Demenzkranken einzulassen und gehen Sie darauf ein. Ungeduld, Anklage, Wut oder der Versuch, den oder die Betroffene:n durch laute Sprache aus dieser Welt herauszuholen, ist zu vermeiden. Dies kann bei dem oder der Erkrankten zu großer Angst führen und ist nicht zielführend. 
  • Spüren Sie bei sich selbst Wut, Frust oder Traurigkeit, so hören Sie auf diese Zeichen und ziehen Sie sich zurück. Versuchen Sie, eigene Gefühle nicht an dem oder der Demenzkranken auszulassen. Ein Spaziergang an der frischen Luft oder ein Gespräch mit einem Freund oder einer Freundin kann helfen.
  • Sorgen Sie in der Umgebung des oder der Demenzkranken für optimale Orientierungsmöglichkeiten. Die Einrichtung ist möglichst schlicht zu halten und dem oder der Erkrankten vertraut sein. Bringen Sie beispielsweise an den Wänden Orientierungsschilder an, bestenfalls mit Bildern anstatt Beschriftung.
  • Fördern Sie die sozialen Kontakte des oder der Demenzkranken. Keinesfalls sollte ein Mensch aufgrund seiner Demenzerkrankung sozial isoliert werden. Regelmäßige Treffen mit alten Freund:innen und Verwandten machen Erkrankten große Freude und helfen dabei, die Stimmung zu verbessern. Auch Enkelkinder und vertraute Haustiere können gerne zu Besuch kommen.
  • Eine schwierige Situation bei der Pflege von Demenz kranken ist die Hinlauftendenz. Die Betroffenen verlassen häufig das Haus ohne Bescheid zu sagen, weil sie etwas erledigen wollen. Dies kann Einkaufen, aber auch der Besuch bereits verstorbener Verwandter oder der Weg zur Schule sein. Problematisch ist, dass nicht selten der Rückweg nicht gefunden wird oder sich die Betroffenen möglicherweise vorher nicht angemessen anziehen. Für pflegende Angehörige ist dies eine äußerst schwierige und schmerzvolle Besonderheit.

Wann Demenzkranke professionell gepflegt werden sollten

Die Entscheidung zu einer professionellen Pflege bei Demenz fällt vielen pflegenden Angehörigen nicht leicht. 

Spätestens, wenn bei der pflegenden Person eine körperliche oder psychische Beeinträchtigung durch die Pflege besteht, ist eine professionelle Pflege zu erwägen. Der Wille der pflegenden Person spielt eine mindestens ebenso große Rolle. Niemand kann oder sollte unter Druck gesetzt werden, die Pflege eines oder einer Angehörigen auf sich zu nehmen, wenn er oder sie das nicht möchte. Die Gründe für eine professionelle Pflege können vielerlei Natur sein.

Dies kann der Wunsch sein, den eigenen Beruf nicht aufzugeben, oder auch, bei entsprechendem Alter, zu studieren oder eine Ausbildung zu machen. Egal, was der Grund ist, er ist stets zu respektieren. Wird dennoch jemand zur Pflege gedrängt, der dies nicht möchte, so leiden sowohl er oder sie als auch der oder die Demenzkranke meist enorm darunter.

Es kann auch durchaus vorkommen, dass Familien sich von vornherein für professionelle Pflege bei Demenz entscheiden. Dies kann zum Beispiel das Ziel haben, die familiären Beziehungen zu entlasten, sodass die gemeinsame Zeit entspannt und ohne existenziellen Druck stattfindet. Auch eine größere räumliche Distanz zwischen den Familienmitgliedern begünstigt meist diese Entscheidung.

Professionelle Pflege ist überdies nicht gleich professionelle Pflege. Es gibt mehrere unterschiedliche Optionen. Diese reichen von einem ambulanten Pflegedienst, der jeden Tag für einige Stunden vorbeikommt, bis hin zu einer vollstationären Pflegeeinrichtung. 

Welche dieser Möglichkeiten für Sie und Ihren oder Ihre Angehörige:n die richtige ist, entscheiden Sie gemeinsam. Lassen Sie sich hierbei nicht von weiteren Personen unter Druck setzen. Keine Option ist automatisch besser oder schlechter als die andere. Wählen Sie gemeinsam die für sich beste Pflegesituation.

Der Alltag der Demenzpatienten in einem Pflegeheim

Optimalerweise wird ein demenzkranker Mensch nicht in einem klassischen Senioren- oder Pflegeheim, sondern in einem Pflegeheim mit speziellem Betreuungsangebot für Demenzpatient:innen untergebracht. Diese haben einige Unterschiede zu normalen Pflegeheimen.

In einem Pflegeheim für Demenzkranke leben die Bewohner meist nicht in Einzelzimmern, sondern in Haus- oder Wohngruppen. Dies wirkt einer Vereinsamung entgegen, die im klassischen Pflegeheim mit Einzelzimmern entstehen könnte. Jede:r Bewohner:in hat feste Aufgaben in der Gruppe und es gibt einen geregelten Tagesablauf. Die Pflegekräfte wechseln bestenfalls nicht täglich, sodass das Umfeld so stabil wie möglich bleibt. Außerdem sind sie meist besonders in der Demenzbetreuung geschult. Zusätzlich gibt es in der Regel Beschäftigungsangebote, wie die Ausübung von Musik oder Kunst. Auch Sport gehört zum Alltag.

Die genauen Angebote sind von Pflegeheim zu Pflegeheim unterschiedlich. Am besten ist es, wenn Sie sich gemeinsam mit dem oder der Betroffenen möglichst frühzeitig Gedanken über ein Pflegeheim machen und auch einige Heime besichtigen. Auch, wenn dies keine guten Neuigkeiten sind: Die meisten Pflegeheime für Demenzpatient:innen, die einen guten Ruf genießen, haben eine Warteliste. Dadurch kann der oder die Demenzkranke selbstständig entscheiden, wo es ihm oder ihr am besten gefällt und sich dort auf die Warteliste setzen lassen. Auch, wenn bis dahin noch viel Zeit vergeht, haben Sie beide die Sicherheit, vorbereitet zu sein. 

Pflege und Demenz – Angehörige tagsüber aus dem Pflegeheim abholen

Auch dies ist von Heim zu Heim unterschiedlich. Bei der teilstationären Tages- oder Nachtpflege ist dies sogar vorgesehen, da das Betreuungsangebot nur für den halben Tag ausgelegt ist.

Bei vollstationären Pflegeheimen ist dies häufig erlaubt. Dennoch sollten Sie ab einem gewissen Stadium der Demenzerkrankung abwägen, ob Sie dem oder der Betroffenen damit einen Gefallen tun. Die Eingewöhnung in ein neues Umfeld fällt den meisten Demenzkranken recht schwer. Daher sollten Sie vor allem in den ersten Wochen darauf verzichten, den oder die Betroffene:n durch abrupte Umgebungswechsel zusätzlich zu verunsichern. 

Hat sich der oder die Demenzkranke eingelebt, so ist dies individuell unterschiedlich. Viele Betroffene begrüßen den Nachmittagskaffee alle paar Wochen für ein paar Stunden bei Ihnen zu Hause. Dies sollte jedoch nicht zu häufig und vor allem nicht spontan erfolgen, damit der oder die Betroffene sich im Alltag des Pflegeheimes ohne Störungen zurechtfindet. Wenn ein Besuch bei Ihnen zu Hause geplant ist, so sollten Sie dies dem bzw. der Demenzkranken mehrere Tage vorher täglich mitteilen. Auch am Morgen des Tages selbst und einige Zeit vor Ihrem Eintreffen sollte der oder die Betroffene durch eine Pflegekraft an den anstehenden Besuch erinnert werden, um sich darauf einzustellen.

Holen Sie den oder die Demenzkranke:n jedoch lieber für eine ruhige, gemütliche Kaffeerunde mit einigen vertrauten Personen zu sich, als für einen lauten, mitunter hektischen Weihnachtsabend in großer Runde mit unbekannten Menschen. Dem oder der Betroffenen wird dies schnell zu viel. Planen Sie einen Festtag mit dem oder der Demenzkranken, so sollten alle Anwesenden Bescheid wissen und für eine entspannte Atmosphäre gesorgt werden. Auch sind wenige, erfüllte Stunden oftmals besser als ein langer Silvesterabend.

Quellen:

Alzheimer Forschung Initiative e.V.: Pflege bei Alzheimer und Demenz

Bundesgesundheitsministerium: Die Pflegestärkungsgesetze – Alle Leistungen zum Nachschlagen

Wissen in der Box: Pflege und Demenz

Der Pflegegrad wird anhand verschiedener Faktoren, wie der Selbstständigkeit und dem Stadium der Demenz bewertet. Ein Gutachter des MDK entscheidet, welcher Pflegegrad beansprucht werden kann.

Es gibt ein breites Angebot für Pflegeleistungen: von Pflegegeld über Kurzzeitpflege bis hin zu vollstationärer Pflege. Krankenkassen und Bürgertelefone können betroffene Angehörige beraten.

Die Pflege sollte auf das Stadium der Erkrankung angepasst werden. Zudem sollten pflegende Personen darauf achten, sich selbst nicht zu überlasten.

Es sind viele Aspekte, wie die angepasste Sprache und Umgebung, das Fördern sozialer Kontakte und das Einlassen auf die Gefühle und Wahrnehmungen der erkrankten Person, zu beachten.

Wenn bei der pflegenden Person körperliche oder psychische Beeinträchtigungen auftreten, ist über eines der vielen Angebote der professionellen Pflege nachzudenken.

Im Idealfall besucht der Patient ein Pflegeheim für Demenzpatienten, in dem er oder sie in Wohngruppen wohnt, feste Aufgaben und einen geregelten Tagesablauf hat.

Je nach Pflegeart variieren die Möglichkeiten, den Patienten abzuholen. Die Häufigkeit der Treffen sollte gerade im weiteren Verlauf der Krankheit besonders beachtet werden.