Überlaufinkontinenz - Ursachen, Symptome und Behandlung

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Charlotte Weidenbach

Ärztin und Medizinjournalistin

Inhaltsverzeichnis

Die Überlaufinkontinenz ist eine eher seltene Form von Inkontinenz. Sie betrifft überwiegend Männer und entsteht meist aufgrund einer starken Vergrößerung der Prostata. Bei längerem Bestehen der zugrundeliegenden Erkrankung kommt es zu dem typischen tröpfchenweisen Harnverlust, der oft auch als Harnträufeln bezeichnet wird.

Die Behandlung der Überlaufinkontinenz muss in erster Linie die Ursachen beheben und besteht meist in einer Verkleinerung der Prostata. Es ist besonders wichtig, die Entstehung einer Überlaufinkontinenz frühzeitig zu erkennen, um Komplikationen vorzubeugen.

Im folgenden Artikel können Sie wichtige Informationen zur Überlaufinkontinenz nachlesen.

Die Definition der Überlaufinkontinenz

Bei der Überlaufinkontinenz muss ein Abflusshindernis der Blase irgendwo zwischen Blase, Harnröhre und Harnröhrenöffnung bestehen. Durch dieses Hindernis verbleibt stets etwas Restharn in der Blase. Wenn die Blase zu voll wird, kann es zu unwillkürlichem Abgang von Urin kommen und man spricht von Überlaufinkontinenz. Oft wird die stark gefüllte, inkontinente Blase auch als Überlaufblase bezeichnet.

Die Symptome bei Überlaufinkontinenz

Die Begriffe Inkontinenz oder auch Blasenschwäche bezeichnen einen unwillkürlichen Urinabgang. Bei der Überlaufinkontinenz verbleibt bei Betroffenen das Gefühl, dass auch nach dem Wasserlassen die Blase nicht richtig entleert ist. Sie können den in der Blase verbleibenden Restharn häufig spüren. Zwischen den Toilettengängen kommt es bei einer sehr vollen Blase zu Harnträufeln und tröpfchenweise Harnverlust, der nicht kontrolliert werden kann.

Treten bei Ihnen solche Symptome auf, suchen Sie am besten Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin auf. Diese:r wird Sie gegebenenfalls an einen Facharzt oder an eine Fachärztin überweisen.

Die Ursachen einer Überlaufblase

Die Überlaufblase betrifft deutlich häufiger Männer als Frauen. Das liegt daran, dass sie in den meisten Fällen aufgrund einer gutartigen Prostatavergrößerung entsteht. Diese betrifft sehr viele Männer im höheren Lebensalter und kann bei längerem Bestehen die Ursache für Überlaufinkontinenz sein. Das Risiko für eine Überlaufinkontinenz steigt bei Männern daher mit zunehmendem Alter.

Bei Frauen kann eine Gebärmutter- oder Scheidensenkung zur Überlaufblase führen. Diese bilden somit ein Hindernis, wenn die Strukturen auf die Harnröhre drücken und so Restharn in der Blase verbleibt.

Bei beiden Geschlechtern kommt es durch den entstehenden Restharn in der Blase zu einem dauerhaft erhöhten Druck auf den Blasenschließmuskel, der dadurch immer weiter gedehnt wird. Mit zunehmender Erkrankungsdauer kann der Schließmuskel ab einer bestimmten Füllmenge der Blase dem Druck nicht mehr entgegenstehen und es kommt zum Harnträufeln, bis der Druck absinkt.

Weitere Abflusshindernisse der Blase, die die Ursache für Überlaufinkontinenz sein können, sind Tumoren der Beckenorgane oder der Blase.

Auch eine Schwäche der Muskulatur, die die Harnblase zusammenzieht und für die restlose Entleerung zuständig ist, kann zu Überlaufinkontinenz führen. Meist liegen dieser Ursache neurologische Erkrankungen oder die Einnahme von bestimmten Medikamenten (z.B. Amitriptylin bei Depressionen) zugrunde. Deshalb sollten Sie bei Inkontinenz dem Arzt oder der Ärztin auch immer eine Medikamentenliste zeigen, um diese Ursache auszuschließen.

Die Diagnose einer Überlaufinkontinenz

Dies erfolgt anhand einer ausführlichen Anamnese, die meist schon eindeutige Hinweise liefert. Insbesondere bei Männern mit langsam fortschreitender Inkontinenz und einer bekannten Prostatavergrößerung ist die Diagnose Überlaufinkontinenz sehr wahrscheinlich. Zusätzlich zeigt sich bei der körperlichen Untersuchung meist ein angeschwollener, praller Unterbauch aufgrund der vollen, großen Harnblase. Im Ultraschall wird die Diagnose gesichert.

Die Maßnahmen bei Überlaufinkontinenz

Die wichtigste Maßnahme bei einer akut vollen Überlaufblase ist unabhängig von der Ursache zunächst die Ableitung des Harns. Die Blase ist aufgrund der langen Krankheitsdauer oft stark vergrößert und enthält bis zu mehrere Liter Urin. Mit einem suprapubischen Blasenkatheter kann dieser kontrolliert abgelassen werden, um einen Rückstau in die Nieren zu verhindern.

Die langfristige Therapie bei Überlaufinkontinenz besteht insbesondere in der Behandlung der Auslöser. Das bedeutet, dass die Vergrößerung der Prostata urologisch abgeklärt und behandelt werden muss. Bei Frauen kann die Therapie der Beckenbodensenkung (meist operativ) die Symptome der Überlaufinkontinenz verbessern. Auch ursächliche Tumoren müssen operativ entfernt werden, um die Überlaufinkontinenz zu heilen.

Bei einer Schwäche des Blasenmuskels, die zu einer unvollständigen Entleerung der Blase führt, kann die Muskulatur auf unterschiedlichen Wegen aktiviert werden. Für die vollständige Entleerung des Restharns können Betroffene sich regelmäßig selbst katheterisieren. Der Einsatz von Medikamenten oder Elektrostimulation des Blasenmuskels kann die Blasenfunktion verbessern und die Bildung von Restharn verhindern. Seltener erfolgt eine operative Behandlung.

Weiterhin sind alle Hilfsmittel für Inkontinenz auch für Betroffene mit Überlaufinkontinenz geeignet und können die Lebensqualität und den Umgang mit der Inkontinenz verbessern.

Hausmittel gegen eine Überlaufblase

Die fortgeschrittene Überlaufblase muss unbedingt von einem Arzt oder einer Ärztin gesehen und behandelt werden. Männer, die in einem frühen Erkrankungsstadium der Prostatavergrößerung sind, können jedoch mit einigen Hausmitteln ergänzend zur medikamentösen Therapie das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten und so die Entstehung einer Überlaufblase möglicherweise verhindern.

Die bekanntesten pflanzlichen Mittel bei Prostatavergrößerung sind Extrakte aus den Kernen des Arzneikürbis und der Sägepalmenfrucht.

Alle anderen Ursachen der Überlaufblase sind jedoch unbedingt ärztlich abzuklären, da schwere Erkrankungen wie Tumoren dahinterstecken können.

Komplikationen, die bei einer Überlaufinkontinenz auftreten können

Der chronische Restharn bei Überlaufinkontinenz kann zu einem Harnstau führen. Dadurch wird der Urin aus den Nieren nicht abgeleitet, was zu einem akuten Nierenversagen mit Dialysepflichtigkeit führen kann. Außerdem können Bakterien aus der Harnblase über die Harnleiter in die Niere aufsteigen und zu einer Nierenbeckenentzündung und im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung führen.

Bei einer frühzeitigen Behandlung der Überlaufinkontinenz kann das Risiko für Komplikationen minimiert werden. Auch wenn das Thema Inkontinenz und Harnträufeln für Sie sehr belastend und unangenehm ist, sollten Sie bei Beschwerden deshalb unbedingt einem Arzt oder einer Ärztin davon berichten. So können die weitere Diagnostik und Therapie der Inkontinenz erfolgen. Mit den geeigneten Hilfsmitteln und einer guten Therapie kann die Lebensqualität auch bei Inkontinenz unbeeinträchtigt sein.

Weitere hilfreiche Artikel zum Thema Inkontinenz:

Quellen:

Amboss: Harninkontinenz

AWMF Leitlinie: Harninkontinenz bei geriatrischen Patienten

Doccheck: Überlaufinkontinenz

Prostata Hilfe Deutschland: Gutartige Prostatavergrößerung – Das sollte Mann wissen!

Wissen in der Box: Überlaufinkontinenz

Bei der Überlaufinkontinenz besteht zwischen Blase und Harnröhrenöffnung ein Hindernis, wodurch stets Restharn in der Blase bleibt. Bei zu voller Blase kommt es dann zu ungewolltem Urinverlust.

Die betroffene Person hat nach dem Wasserlassen stets das Gefühl, Restharn in der Blase zu haben. Bei voller Blase kommt es dann zu unkontrolliertem Harnträufeln.

Bei Männern steigt das Risiko durch eine größer werdende Prostata. Bei Frauen trägt die Gebärmuttersenkung dazu bei. In beiden Fällen steigt der Druck auf die Blase.

Mithilfe eines Blasenkatheters kann die Ableitung des Harns gefördert werden. Außerdem können durch Operationen die Auslöser (z.B. große Prostata) beseitigt werden.

Extrakte aus den Kernen des Arzneikürbis und der Sägepalmenfrucht können die Erkrankung aufhalten. Die Überlaufinkontinenz sollte jedoch unbedingt ärztlich beaufsichtigt werden.

Durch Restharn kann ein Harnstau auftreten. So wird der Urin nicht abgeleitet und es kann zu Nierenversagen kommen. Bakterien in der Harnblase können zu Nierenbeckenentzündungen führen.