MRSA

MRSA Bakterien – Mehr als nur ein harmloser Krankenhausbakterium

Finja Berresheim
Finja Berresheim

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MRSA Bakterien sind vor allem als Krankenhauskeime bekannt. Sie können als harmlose Besiedlungen der Haut und Schleimhäute auftreten aber auch schwere Infektionen auslösen. 

Durch Resistenzen gegen einige Antibiotika ist die Therapie dann erschwert und die Infektion besonders gefährlich. Gefährdet für MRSA-Infektionen sind dabei besonders Menschen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie solche mit schlechtem Gesundheitszustand. 

Sind Sie selbst oder Ihre Angehörigen besonders gefährdet eine MRSA-Infektion zu bekommen, können Sie sich hier über die Ursachen, Beschwerden und Therapie der Infektion sowie Möglichkeiten, wie Sie sich vor MRSA schützen können, informieren.

Inhalt

Was ist MRSA?

MRSA ist die Abkürzung für den Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus

Dabei handelt es sich um ein Bakterium, welches durch die Veränderung eines Bindeproteins eine Resistenz gegen eine bestimmte Gruppe von Antibiotika (Beta-Laktam-Antibiotika) aufgebaut hat. Gelegentlich liegen noch weitere Resistenzen gegen andere Antibiotikaklassen vor. Das bedeutet, dass eine Infektion mit diesem Bakterium nicht mehr mit den üblichen Antibiotika behandelt werden kann. 

Das Bakterium Staphylococcus aureus kommt bei vielen Menschen auf der Haut oder Schleimhaut vor und ist für gesunde Menschen meist ungefährlich. Bei Immunsuppression kann der Erreger bei Eindringen in den Körper jedoch schwere Infektionen verursachen.

Eine Infektion mit dem Bakterium kann durch normale Antibiotika schnell und effektiv behandelt werden. 

Auch der MRSA-Erreger besiedelt bei 0,5 bis 5 Prozent der Bevölkerung die Haut oder Schleimhaut. Für gesunde Menschen stellt dies in der Regel keine Gefahr dar und das Risiko einer Infektion ist gering. 

Bei Menschen mit speziellen Risikofaktoren kann es jedoch zu einer Infektion mit dem Erreger kommen und eine schwere Erkrankung verursachen. Für diese Personen ist ein Schutz vor einer MRSA Übertragung besonders wichtig.

Die MRSA Therapie ist dann durch die Resistenz gegen wichtige Antibiotika deutlich erschwert.

Wie und wo steckt man sich mit dem MRSA-Erreger an?

Der MRSA Erreger wird vor allem über Schmierinfektionen durch die Hände übertragen. Dabei können die Erreger lange auf Oberflächen überleben und dann weitergegeben werden. Eine MRSA Übertragung ist bei entsprechenden Voraussetzungen auch nach Monaten noch möglich.

Die häufigsten Infektionsorte sind Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen. Daher wird der Erreger auch als Krankenhauskeim und die Infektion als Krankenhausinfektion bezeichnet . Dort gelangen durch nicht ausreichende hygienische Händedesinfektion die multiresistenten Erreger von einem auf den anderen Patienten. Meist geschieht dies durch die Hände des medizinischen Personals. Deshalb ist eine gute Krankenhaushygiene eine wichtige Voraussetzung zum Schutz vor multiresistenten Erregern.

Eine MRSA-Infektion kann jedoch auch durch eine Besiedlung von körpereigener Haut und Schleimhäuten ausgelöst werden. Die Erreger können dann durch beispielsweise invasive Zugänge oder chronische Hautwunden in den Körper eindringen.

Tritt eine Infektion oder Besiedlung mit MRSA im Rahmen eines Krankenhausaufenthaltes auf, wird dies als hospital-aquired MRSA-Infektion (haMRSA) bezeichnet. Für diese Infektion gibt es einige Risikofaktoren. Dazu gehören unter anderem: 

  • Lange Krankenhausaufenthalte oder Aufenthalt im Pflegeheim/Seniorenheim
  • Schwere Vorerkrankungen wie eine dialysepflichtige Nierenerkrankung, eine angeboren oder erworbene Immunschwäche oder Diabetes mellitus. Auch eine medikamentöse Immunsuppression, beispielsweise nach einer Organtransplantation, begünstigt eine Infektion.
  • Invasive Zugänge wie Harnwegskatheter oder PEG-Sonden 
  • Chronische Hautverletzungen und Wunden 

Im Verlauf der letzten Jahre zeigten sich die ha-MRSA-Infektionen rückläufig, was auf eine gesteigerte Krankenhaushygiene zurückzuführen ist.

Neben einer Infektion im Krankenhaus oder Pflegeheim kann man sich auch im normalen Lebensumfeld anstecken. Diese Infektionen oder Besiedlungen werden als community aquired MRSA (ca-MRSA) bezeichnet. Die Übertragung von MRSA im sozialen Kontext und außerhalb von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen stellt ebenfalls ein großes gesellschaftliches Problem dar.

Welche Symptome deuten auf eine Infektion hin?

Bei den Beschwerden einer Infektion muss zwischen einer Besiedlung mit dem Erreger und einer Infektion mit MRSA unterschieden werden. 

Eine Besiedlung betrifft häufig die Schleimhäute oder Haut und verursacht keine Beschwerden. Der Betroffene ist jedoch Träger und potentieller Überträger des Erregers bei Kontakt mit anderen Menschen. Bei gesunden Menschen kann die Besiedlung von alleine verschwinden. In einigen Fällen kann aber auch eine lokale MRSA Behandlung sinnvoll sein. Das Risiko einer Infektion mit MRSA ist bei einer Besiedlung mit dem Erreger deutlich erhöht

Eine MRSA Infektion kann hingegen zu verschiedenen Krankheitsbildern und Symptomen führen. Dabei unterscheidet man lokale MRSA-Hautinfektionen von MRSA-Infektionen, welche einzelne Organe betreffen. Die MRSA Symptome sind hier von dem jeweiligen Krankheitsbild abhängig. 

Eine MRSA-Infektion kann auch eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen und den ganzen Körper betreffen. Diese systemische Infektion kann sich beispielsweise durch einen stark verschlechterten Allgemeinzustand mit Fieber, einer erhöhte Herzfrequenz sowie Atemfrequenz und einem erniedrigten Blutdruck zeigen. 

Lokale Infektionen mit MRSA können unter anderem Folgende sein: 

  • Hautentzündungen beispielsweise auch Abszesse
  • Wundinfektionen beispielsweise nach Operationen

MRSA-Symptome einer lokalen Infektion sind neben Schmerzen und Funktionsverlust eine Rötung, Schwellung und Überwärmung der betroffenen Region. Auch Eiteransammlungen können zu sehen sein. 

Mögliche betroffene Organentzündungen und wichtige Symptome bei Infektionen mit dem Krankenhauskeim sind unter anderem: 

  • Harnwegsinfektionen: Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang
  • Mittelohrentzündungen (Otitis media): Ohrenschmerzen, Fieber
  • Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis): Kopfschmerz, Fieber
  • Lungenentzündungen (Pneumonie): Husten, Fieber, Schmerzen beim Atmen
  • Hirnhautentzündungen (Meningitis): Kopfschmerzen, Nackensteife, Fieber

Haben Sie den Verdacht einer Infektion oder MRSA-Besiedlung bei sich oder Ihrem Angehörigen, zögern Sie nicht Ihren behandelnden Arzt darauf anzusprechen. Dieser wird Sie entsprechend beraten und möglicherweise einen Abstrich durchführen. 

Welche Personen müssen besonders vorsichtig sein?

Viele Menschen haben eine MRSA Besiedlung der Haut oder Schleimhäute. Bei gesunden Menschen geht diese Kolonisation meist von alleine weg und es müssen keine Maßnahmen ergriffen werden. 

Relevant ist die Besiedlung mit MRSA vor allem bei Menschen mit Immunsuppression, Hautläsionen oder auch invasiven Zugängen wie einer PEG (perkutane endoskopische Gastrostomie), einer Sonde zur künstlichen Ernährung, oder einem Harnwegskatheter. Dringt hier ein Erreger durch eine Hautforte in den Körper ein, kann eine schwere Infektion mit den oben genannten Symptomen die Folge sein. Besonders gefährdet für schwere Verläufe sind alte Menschen sowie kleine Kinder und Säuglinge

Um eine Infektion mit dem Erreger vorzubeugen ist vor allem eine gründliche und regelmäßige Handhygiene entscheidend. Diese kann die Verschleppung des Erregers von besiedelten Hautstellen auf andere Areale und von Mensch zu Mensch verhindern. 

Auch eine antiseptische Behandlung einer MRSA-Besiedlung kann bei bestimmten Personengruppen sehr sinnvoll sein. Lassen Sie sich hier durch Ihre behandelnde Ärztin beraten. 

Gehören Sie oder Ihre Angehörigen zu Personen mit erhöhtem Risiko für eine MRSA-Infektion achten Sie auf eine regelmäßige und gründliche Hygiene. So können Sie einen Risikofaktor verringern.

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Warum sind die MRSA Bakterien so gefährlich?

MRSA Bakterien sind erst einmal nicht gefährlicher als eine Infektion mit dem „normalen“ Staphylococcus aureus. Der „normale“ Staphylococcus aureus-Erreger ist jedoch mit vielen Antibiotika gut und effektiv behandelbar

Der MRSA-Erreger hingegen bringt eine Resistenz gegen verschiedene Antibiotika mit sich. Die antibiotische Initialbehandlung ist somit häufig zunächst nicht effektiv, sodass bei schweren Infektionen zunächst wertvolle Zeit vergeht. Eine erfolgreiche und effektive Behandlung einer Infektion ist nur mit sogenannten „Reserveantibiotika“ möglich. Diese werden jedoch nicht standardmäßig eingesetzt, sondern erst wenn eine Infektion mit MRSA nachgewiesen wurde oder die normalen Antibiotika keine Besserung mit sich bringen. 

Die Behandlung ist somit durch die geringeren antibiotischen Möglichkeiten deutlich erschwert. Auch die Resistenzen der Erreger gegen Reserveantibiotika nehmen weiter zu, sodass die Therapiemöglichkeiten begrenzter werden.  

Wie wird eine Infektion mit MRSA behandelt?

Bei der Behandlung des Erregers ist die Unterscheidung zwischen einer Besiedlung und einer Infektion entscheidend. 

Die Besiedlung mit dem MRSA Erreger ist bei vielen Menschen nur vorübergehend und kann von alleine wieder verschwinden. Das Risiko einer Infektion mit dem Erreger ist jedoch bis zu 4-mal höher. Für Menschen mit erhöhtem Risiko kann somit eine lokale Behandlung der betroffenen Stellen sinnvoll sein. Meist sind von der MRSA-Besiedlung der Nasenvorhof, Rachen oder Hautwunden betroffen. 

Für die Sanierung werden antiseptische Wirkstoffe und Desinfektionsmittel verwendet. Zusätzlich sollte eine adäquate Reinigung und Desinfektion des Umfeldes erfolgen um eine Rekolonisierung des MRSA Erregers zu vermeiden

Wurde bei Ihnen oder Ihren Angehörigen eine Besiedlung festgestellt, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, ob eine lokale Behandlung der Besiedlung sinnvoll sein könnte. 

Liegt eine Infektion vor ist eine antibiotische Behandlung notwendig. Die MRSA Therapie kann in diesen Fällen je nach Schwere der Infektion oral oder intravenös erfolgen. Dafür werden die sogenannten „Rerserveantibiotika“ genutzt, da der MRSA-Erreger diverse Resistenzen aufweist. Besonders häufig wird dabei das Antibiotikum Vancomycin genutzt. In vielen Regionen nimmt jedoch die Zahl an Vancomycin-resistenten MRSA-Infektionen zu, sodass immer häufiger auf Antibiotikum Linezolid zurückgegriffen werden muss. 

Wie kann ich mich vor MRSA schützen?

Der wichtigste Schutz vor einer Besiedlung und MRSA Infektion ist eine sorgfältige und regelmäßige Handhygiene. Dazu gehört vor allem ein gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife. Auch die Nutzung eigener Hygieneartikel wie eines eigenen Handtuches oder Rasierers kann das Risiko einer MRSA-Besiedlung oder Infektion reduzieren. 

Der enge Körperkontakt zu Menschen mit offenen Hautverletzungen wie einem Dekubitus sollte zudem vermieden werden. Offene Wunden sollten stets unter Hygiene-Regeln versorgt werden, um einer MRSA-Infektion oder Besiedlung der Wunde vorzubeugen. 

Menschen mit einer Besiedlung oder Infektion mit Erregern werden aufgrund einer möglichen Gefährdung anderer Patienten zur Infektionsprävention in Krankenhäusern oder Pflegeheimen in Zimmern mit erhöhten Schutzmaßnahmen isoliert. 

Haben Sie Angehörige auf welche dies zutrifft, achten Sie hier auf die notwendigen zusätzlichen Hygienemaßnahmen. Dazu gehören das Tragen eines zusätzlichen Kittels, von Einmalhandschuhen, einer Kopfhaube und eines Mund-Nasen-Schutzes

Auch die hygienische Händedesinfektion mit Desinfektionsmitteln vor und nach dem Besuch Ihrer Angehörigen ist dann verpflichtend und schützt vor der Verbreitung des Erregers. Eine regelmäßige Reinigung und Desinfektion aller Oberflächen im Zimmer kann das Risiko zudem weiter reduzieren. 

Quellen: 

https://www.amboss.com

 https://edoc.rki.de

https://www.lgl.bayern.de