Demenzformen

Demenzformen – Welche verschiedenen Arten von Demenz gibt es?

Uta Leyke
Uta Leyke

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Vermutlich kennen nahezu alle Erwachsenen heutzutage eine:n Verwandte:n oder Bekannte:n, der bzw. die an einer der Demenzformen leidet oder selbst eine:n Angehörige:n mit Demenz hat. Demenz ist eine Krankheit, die häufig in der Gesellschaft vorkommt und überwiegend ältere Menschen betrifft. Aufgrund der höheren Lebenserwartung von Frauen überwiegt bei den Demenzpatient:innen der Anteil der Frauen.

Sowohl für die betroffenen Patient:innen als auch für die Angehörigen und Freunde stellt eine Demenzdiagnose oft einen großen Einschnitt in den gewohnten Alltag und den Umgang miteinander dar. Auch deshalb, weil Demenz nicht heilbar ist. Obwohl es nach der Diagnose dem Betroffenen freisteht, seine Erkrankung für sich zu behalten, empfehlen wir, zumindest die Familie oder andere nahestehende Personen schon frühzeitig einzuweihen, damit sie sich ebenso auf die kommenden Veränderungen einstellen können.

Inhalt

Die Demenzformen im Überblick

Als Demenz wird der Verlust von geistiger (kognitiver), emotionaler und sozialer Leistungsfähigkeit bezeichnet, die durch eine Gedächtnisstörung ausgelöst wird. Das Gehirn kann Informationen nicht mehr wie bei Gesunden verarbeiten.

Es gibt bis zu 50 verschiedene Formen von Demenz, wobei es zwei Formen gibt, die zusammen den Großteil der Demenzerkrankungen ausmachen. Die Alzheimer-Demenz macht ca. 60 – 65 Prozent aller Demenzerkrankungen und die vaskuläre Demenz ca. 20 – 30 Prozent aller Demenzerkrankungen aus. Sie zählen beide zu den sogenannten primären Demenzformen, bei der die Krankheit direkt im Gehirn auftritt und nicht wie bei der sekundären Demenzform durch andere Grunderkrankungen ausgelöst wird.

Zu den weiteren primären Demenzformen gehören die Lewy-Körper-Demenz und die frontotemporale Demenz (Morbus Pick). Vor allem bei älteren Patient:innen kommt es häufig zu Überschneidungen der einzelnen Demenzformen, sodass gleichzeitig eine Alzheimer und eine vaskuläre Demenz vorliegen kann.

Im Folgenden werden die beiden häufigsten Demenzerkrankungen vorgestellt: Der Alzheimer Demenz und der vaskulären Demenz. Nähere Informationen zu den einzelnen Demenzformen finden Sie auf den Unterseiten unserer Demenzreihe.

Die Alzheimer-Krankheit

Die Alzheimer-Krankheit beginnt schleichend und wirkt sich bei jedem Betroffenen anders aus, weshalb sie bei beginnender Demenz nicht immer so einfach zu erkennen ist. Im frühen Stadium von Alzheimer macht sich oft das Nachlassen des Kurzzeitgedächtnisses bemerkbar. Auch ungewohnte Stimmungsschwankungen treten als Demenz Symptom auf. Konzentrations- und Wortfindungsprobleme, eine abnehmende Reaktionsfähigkeit sowie Sprachschwierigkeiten sind weitere Symptome, die den Betroffenen zu Beginn der Alzheimer-Demenz oft selbst negativ auffallen. Das kann zu ausgeprägter Wut, Angst oder depressiver Stimmung der Betroffenen führen.

Wenn die Demenz Symptome schlimmer werden und die Gedächtnisleistung stärker eingeschränkt ist, verlieren die Alzheimer-Patienten nach und nach ihre Selbstständigkeit: Sie können keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgehen und benötigen für viele alltägliche Tätigkeiten wie Einkaufen, Haushalt, persönliche Pflege oder auch die Nahrungsaufnahme immer mehr Unterstützung von Außenstehenden.

Im späten Stadium der Alzheimer-Erkrankung werden selbst Familienmitglieder nicht mehr erkannt und die Patienten sind vollständig auf Pflege und Betreuung angewiesen. Sie können nicht mehr sprechen und weitere körperliche Symptome, wie der Verlust der Blasen- oder Darmkontrolle, Schluckprobleme oder starke motorische Einschränkungen treten auf.

Durch die fortgeschrittene Zerstörung des Gehirns kommt es im Endstadium von Alzheimer zu einer Einschränkung der lebensnotwendigen Körperfunktionen, die Reflexe lassen nach, Muskeln werden starr, der Körper und das Immunsystems schalten komplett zurück. Nicht selten sterben Alzheimer-Patienten und -patientinnen am Ende an einer normalerweise nicht lebensgefährlichen Infektion z.B. der Lunge.

Die vaskuläre Demenz

Bei der vaskulären (gefäßbedingten) Demenz wird das Gehirn durch eine Störung der Durchblutung aufgrund von kleinen Hirninfarkten (Schlaganfall) geschädigt. Beim Betroffenen zeigen sich bei dieser Demenzform oft sehr plötzliche Verhaltensänderungen oder auch neurologische Auffälligkeiten wie eine Gangstörung oder halbseitige Lähmung. Anders als bei anderen Demenzformen kommt es bei der vaskulären Demenz zu einem stufenweisen Verlauf. Teile des Gehirns sterben durch eine Durchblutungsstörung durch ein verstopftes Gefäß ab, was sich durch Demenzsymptome bei dem Patienten oder der Patientin bemerkbar macht. Bis ein solcher Vorfall erneut auftritt, bleiben die Symptome allerdings relativ konstant oder können sich manchmal auch leicht verbessern. Erst mit einem weiteren Gefäßverschluss und in der Folge absterbenden Gehirnarealen zeigt sich eine Verschlechterung des Gesundheitszustands des Patienten oder der Patientin.

Zu den typischen Symptomen der vaskulären Demenz zählen ungewöhnliche Stimmungsschwankungen mit teilweise sehr aggressivem Verhalten, Konzentrations- und Sprachproblemen, einer Verlangsamung des Denkens oder fehlender Antrieb und Depressionen.

Grundlegende Informationen zu Definition, Ursachen, Symptomen und Behandlung einer Demenz finden Sie in unserem Übersichtsartikel zum Thema Demenz.

Demenzformen – Ursachen

Die Ursachen von den verschiedenen Demenzformen sind bis heute nicht vollständig geklärt. Neben genetischen Faktoren wird vermutet, dass auch Umwelteinflüsse und der Lebensstil am Entstehen der Erkrankung beteiligt sind.

Man weiß, dass bei der Alzheimer-Krankheit insbesondere zwei fehlerhafte (fehlgefaltete) Proteine bei der Entstehung eine Rolle spielen, welche zum fortschreitenden Abbau der Großhirnrinde führt. Zunächst bilden sich Ablagerungen (Plaques) von Amyloid-Proteinen, die sich außen an den Nervenzellen des Gehirns anreichern. Anschließend kommt es innerhalb der Nervenzellen zur Verbreitung von sogenannten Tau-Proteinen. Beide Proteine stören den normalen Stoffwechsel und die normale Kommunikation der Nervenzellen, so dass es zum Absterben von Nervenzellen kommt. Dadurch zeigen sich die typischen Symptome einer Demenzerkrankung.

Als Risikofaktoren für die Entwicklung einer Alzheimer-Krankheit steht an erster Stelle das Alter: Ab 65 Jahren steigt das Risiko stark an. Auch genetische Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen, da es bei Familienmitgliedern ersten Grades eine erhöhte Häufigkeit an Erkrankungen gibt.

Die Ursache der vaskulären Demenz beruht auf der Schädigung und dem teilweisen Absterben von Gehirnzellen durch Blutgerinnsel oder auch Hirnblutungen. Anders als bei der Alzheimerkrankheit treten die Einschränkungen der geistigen Funktion daher manchmal sehr plötzlich auf.

Das Risiko, an vaskulärer Demenz zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Zu den weiteren Risikofaktoren gehören hauptsächlich Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sowie ungesunde Lebensstilfaktoren:

Durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten hin zu einem gesunden Lebensstil lässt sich das Risiko für eine vaskuläre Demenz senken.

Grundsätzlich kann man sagen, dass man das Risiko, im Alter an Demenz zu erkranken am besten senken kann, indem man einen gesunden und aktiven Lebensstil auch im höheren Alter pflegt. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung, soziale Interaktion und eine Stimulierung der mentalen Fähigkeiten sind dabei besonders wichtig.

Wie man testen kann, ob jemand an einer der Demenzformen erkrankt ist

Stellen Sie bei sich oder einem Angehörigen bzw. einer Angehörigen Auffälligkeiten der kognitiven Fähigkeiten fest, wie Störungen der gewohnten Gedächtnisleistung, Probleme bei der Informations Verarbeitung, Orientierungsprobleme, Schwierigkeiten Aktivitäten zu planen oder Sonstiges, das früher einfach zu erledigen war und nun Schwierigkeiten bereitet, liegt der Wunsch nahe, einen Demenztest durchzuführen.

Um eine Person auf eine mögliche Demenzerkrankung zu testen, gibt es verschiedene sogenannte psychometrische Tests. Einer der weitverbreitetsten Tests ist der sogenannte Mini-Mental-Status-Test (MMST). Dabei wird durch einen standardisierten Fragebogen die geistigen Funktion in Bezug auf das Erinnerungsvermögen, die Aufmerksamkeit, die Orientierungsfähigkeit aber auch Lesen, Rechnen und andere Fähigkeiten abgeprüft. In einem anschließenden Gespräch mit dem Betroffenen, bei dem auch Angehörige willkommen sind, werden mögliche Veränderungen der Persönlichkeit, der Stimmung und des Verhaltens besprochen. Wichtig ist auch die Abklärung möglicher Antriebsstörungen oder Depressionen.

Weitere von Ärzt:innen durchgeführte Demenztests sind der Uhrentest, der Syndrom-Kurztest, der Demenz-Detektions-Test (DemTect) oder auch der Test zur Früherkennung von Demenzen mit Depressionsabgrenzung.

Neben den obengenannten Tests werden weitere Untersuchungen durchgeführt, um die Form der Demenz und das Ausmaß der Erkrankung besser bestimmen zu können. Dazu gehören:

  • Neurologische Untersuchungen
  • Bildgebende Verfahren wie MRT oder CT
  • Untersuchungen des Herz-Kreislauf-Systems
  • Blutuntersuchungen
  • Liquoruntersuchungen
  • Gentests

Wenn Sie bei sich oder einem Verwandten Auffälligkeiten feststellen, die Sie aber nicht direkt von einem Arzt abklären lassen möchten, gibt es von zu Hause eine Möglichkeit, einen einfachen Test auf Demenz durchzuführen.

Im Internet findet man unter dem Stichwort „Demenz Selbsttest“ eine Reihe von interaktiven Fragebögen, die man zu Hause ausfüllen kann. Man erhält sofort eine Auswertung, die als erste Einschätzung über eine mögliche Abweichung der Gehirnleistung von der „Norm“ zu bewerten ist. Der Demenz Selbsttest ersetzt natürlich keinen fachmännischen Demenztest von einem Arzt oder einer Ärztin und sollte deshalb nicht als Selbstdiagnose einer Demenzerkrankung überbewertet werden. Es gibt so viele verschiedene Demenzformen, dass Sie bei Verdacht auf eine das Gehirn betreffende Krankheit immer mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin Rücksprache halten sollten.

Die Lebenserwartung bei einer Demenz

Für jede:n Demenzkranke:n ist eine frühe Diagnose der Erkrankung hilfreich. Bei manchen Demenzformen, wie der Alzheimer-Erkrankung, gibt es für das frühe Stadium zwar keine medikamentöse Therapie. Aber dafür können sich Betroffene in der Phase meistens noch gut mit der Krankheit auseinandersetzen. Sie können selbst Entscheidungen über ihr zukünftiges Leben treffen und auch bestimmen, welche Angehörigen über die Krankheit informiert werden und wie bei fortschreitender Krankheit die Pflege organisiert und finanziert wird.

Es ist wichtig für alle Beteiligten zu verstehen, dass die Krankheit zwar aufgehalten werden kann, es derzeit aber noch kein Heilmittel gibt und es trotz der Herauszögerung der Krankheit am Ende zu einem Versterben des Betroffenen kommen wird. Laut einer Studie des Archives of Gerontology and Geriatrics liegt bei Alzheimer-Erkrankung die mittlere Lebenserwartung des Demenz-Patienten bei 7-10 Jahre. Alzheimer-Patient:innen können aber durchaus auch länger leben.

Bei vaskulärer Demenz wird die Lebenserwartung stark von den meist auftretenden Begleiterkrankungen aus dem Herz-Kreislauf-Bereich beeinflusst. Weil diese oft bereits stark ausgeprägt sind, ist von einer deutlich verkürzten Lebenserwartung von Patient:innen mit diagnostizierter vaskulärer Demenz auszugehen.

Quellen:

AWMF / DGN – Vaskuläre Demenzen

Stiftung Gesundheitswissen – Vaskuläre Demenz

Stiftung Gesundheitswissen – Alzheimer-Demenz

ScienceDirect – Life Expectancy in Alzheimer’s Disease (AD)

Wissen in der Box: Demenzformen

Die am meisten verbreiteten Demenzformen sind die Alzheimer- und die vaskuläre Demenz. Hierbei entwickelt sich Alzheimer schleichend, während die vaskuläre Demenz stufenweise verläuft. 

Demenz entwickelt sich hauptsächlich als Folge von Vorerkrankungen oder eines ungesunden Lebensstils. Es bilden sich Proteinablagerungen im Gehirn, wodurch dieses langsam abbaut. 

Es gibt eine Auswahl an Test, die von Ärzten oder auch allein zuhause durchgeführt werden können. 

Die Lebenserwartung unterscheidet sich je nach Demenzform, und liegt ungefähr zwischen 7-10 Jahren. Bei jedem bzw. jeder Patient:in kann es jedoch abweichen.